Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 226. Did
Mittwoch, den 17. November.
( Nachdruck verboten.)
1897.
Der Roman einer Verschwörung. denkenden Herzen mit Abscheu erfüllen muß! Und welchen
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Von A. Ranc.
Bündniß zwischen den Anhängern des Königthums und denen, die es beseitigt haben, eine Koalition, die alle rechtlich Moment wählen diese Elenden zu ihrer Verschwörung zu einem tödtlichen Stich in den Busen des Vaterlandes Ins Deutsche übertragen von Marie Kunert . den Augenblick, da alle Kräfte des Auslandes sich vereinigen, Frage: Wo tommt die Gesellschaft zusammen? um einen großen Mann zu stürzen, den sie aber nicht einmal Autwort: Ich weiß nicht. Ein Herr fam zu mir und erschüttern werden, den Augenblick, da barbarische Horden den sagte mir, wohin ich gehen sollte. Einmal sagte er zu mir, heiligen Boden Frankreichs bedrohen und überfallen würden, ich follte am nächsten Tage eine Stunde lang im Garten wenn nicht der größte Heerführer aller Zeiten da wäre, um des Palais Royal spazieren gehen. Ich bin dorthin ge- ihnen die unüberschreitbare Schranke feines Genies entgegen gangen. Da ist er mit einem anderen großen Herrn zusetzen. vor mir her gegangen. Sie haben mich angesehen und Ew. Exzellenz mögen mir dieser Erguß aufrichtiger dann gelacht. Der große Herr sagte mit sonderbarer patriotischer Entrüstung, den ich nicht zurückzuhalten verBetonung: Gut, treu auf dem Posten!" Darnach tam ein mochte, gnädigst verzeihen. Ich fomme auf das Verhör des dritter, und sie sagten:" Centurio , Sie können Ihre Leute Géraud zurück. Es wird Ihrem Scharfsinn nicht entgangen nach Hause gehen lassen." Ich erinnere mich sehr gut daran. sein, daß dieser Mensch, für den ich im Falle der Noth die Frage: Können Sie diese Personen wiederfinden? Nachsicht der kaiserlichen Regierung erbitte, denn er ist mehr Antwort: Den großen, den mit dem fremdländischen mitgeschleppt worden, als selbst schuldig, daß dieser Mensch Akzent nicht, auch Herrn Centurio nicht; ader den andern; ich erklärt hat, im stande zu sein, einen der Führer der Gesell weiß, wohin er des abends geht. schaft, deffen Gewohnheiten er fennt, wieder zu finden. Durch diesen könnte man zweifellos zu den anderen gelangen. Ich erwarte Ihre Befehle, Herr Minister, um Géraud eventuell nach Baris zu schicken.
Frage: Sie haben nichts weiter zu sagen über die Gesells schaft?
Antwort: Mein Herr, ich schwöre Ihnen, daß man mir nichts weiter gesagt hat.
Frage: Mag sein; wann haben Sie Paris verlassen? Hat man Ihnen anvertraut, um was es sich handelte? Antwort: Nein, ich sollte in Saint- Benoît warten, bis man mich abholte.
Frage: Wann kam man?
Antwort: Gestern Morgen; es waren die Vier, die mit mir verhaftet worden sind. Sie ließen mich in einen Wagen fteigen. Der Führer, den ich schon in Paris gesehen, hat drei oder vier mal wiederholt, daß es Zeit wäre, los zu gehen. Ich habe gefragt, wohin wir gingen. Er antwortete, daß ich es erfahren würde, wenn wir angekommen wären. Da habe ich gefragt, was wir thun sollten. Er antwortete, daß ich es zur rechten Zeit sehen würde und daß ich ihn langweilte und ein Unschuldsengel wäre. Da habe ich nichts weiter gesagt. Ich hatte Furcht.
Frage: Ist der Name Rochereuil in ihrer Gegenwart von diesen Leuten ausgesprochen worden.
Antwort: Nein.
Frage: Man hat ein paar Pistolen und einen Dolch bei Ihnen gefunden. Woher hatten Sie diese Waffen?
Antwort: Man gab sie mir in Paris . Alle Mitglieder der Gesellschaft haben solche.
Frage: Sind diese Pistolen englisches Fabrikat? Antwort: Ich weiß nicht.
Die Antwort lautete beharrlich: Nein. Vorstehendes Verhör mit seinen Fragen und Antworten wurde verlesen. Der Angeschuldigte beharrte dabei, daß sie die Wahrheit enthielten, und unterzeichnete mit dem oben genannten Gerichtsschreiber zugleich, dem die erwähnten Dolche und Pistolen anvertraut sind, damit er sie in der Kanzlei des genannten Gerichtshofes deponire.
Gezeichnet: Drault, Ginot, Géraud. Dies, Herr Minister, ist das Verhör, dem der pp. Géraud unterzogen wurde, in seinem genauen Wortlaut. Dieser Bursche ift offenbar von sehr geringer Intelligenz, unfähig, sich zu verstellen, und es ist wahrscheinlich, daß er alles gesagt hat, was er weiß. Vielleicht kennt er die Namen eines oder mehrerer seiner Gefährten. In der instinktiven Redlichkeit, welche die Angeklagten beim Beginn einer Untersuchung zeigen, thut er, als ob er hierüber nichts weiß, um sie nicht zu kompromittiren. Aber wer einmal den Weg der Geständnisse betreten hat, geht ihn auch bis zu Ende. Ich werde Géraud morgen zum zweiten Male verhören und ihn gewiß zwingen, seine Enthüllungen zu vervollständigen.
So unbestimmt auch die Ergebnisse dieses ersten Verhörs find, so werden Ew. Exzellenz doch bemerken, daß infolge dieser naiven Geständnisse die Existenz der Gesellschaft von nun an für die Untersuchung feststeht. Es geht auch daraus hervor, daß in dieser infamen, gegen die Autorität Sr. Majestät des Kaisers gerichteten Verschwörung die Royalisten wiederum mit den Jakobinern unter einer Decke stecken, ein monströses
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Was seine vier Gefährten betrifft, so halte ich sie für entschlossene Leute, und sobald man nicht ihre Identität fest gestellt hat, ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, irgend etwas aus ihnen heraus zu holen. Gegewärtig habe ich sie in der Heimsuchung" untergebracht und wohlverstanden- jeden Verkehr zwischen ihnen und den übrigen Gefangenen, wie Rochereuil und Abbé Georget untersagt.
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Kann ich hoffen, Herr Minister, daß Ew. Exzellenz ge. ruhen werden, mein Verhalten in dieser Angelegenheit zu billigen? Meine Fähigkeiten sind vielleicht nur schwach, aber mein Eifer ist ohne Grenzen.
Wenn Ew. Exzellenz die große Güte haben würden, meine Ergebenheit und Berehrung zu den Füßen Sr. Majestät würden Sie die heißesten Wünsche eines niederzulegen, Beamten erfüllen, der bereit ist, sich für das Wohl des kaiser lichen Thrones zu opfern, und der sich nennt den ergebenften und treuesten Ihrer Diener Drault, Untersuchungsrichter.
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Telegraphische Depesche des Generalpolizei- Ministers.
Herrn Drault, Richter in Poitiers :
Instruktionen abwarten, die mit nächstem Rourier kommen. Rochereuil und Konsorten streng abgeschlossen halten. Kaiserliches Generalpolizei- Ministerium.
An Herrn Drault, Untersuchungsrichter.
Paris , im Oktober 1813. Se. Exzellenz der Herzog von Rovigo übermitteln Herrn Drault seine Komplimente und benachrichtigen ihn, daß sein Vertrauen mißbraucht und sein Eifer irre geleitet wurde. Es hat niemals einen Bosamentierwaaren- Verkäufer Namens Géraud gegeben, der in der Passage Saumon wohnte. Es hat niemals einen ehemaligen Hoflieferanten Namens Loiseau gegeben. Schließlich waren alle Auskünfte, die der angebliche Géraud über die Gesellschaft der blauen Brüder gab, an höherer Stelle längst bekannt. Herr Degrange, der durch dringende Geschäfte zurückgehalten wird, kann erst in einigen Tagen in Poitiers eintreffen. Bis dahin müssen die Ber dächtigen in strengster Abgeschlossenheit gehalten werden. Se. Exzellenz legt Werth darauf, daß Rochereuil vom Tage der Verhaftung ab isolirt worden ist und daß man niemand zu ihm gelaffen hat, der ihn hätte benachrichtigen fönnen. Er würde sehr unwillig sein, wenn der Herr Untersuchungsrichter diese Vorsicht unterlassen hätte. Bis zur Ankunft des Herrn Degrange möchte Herr Drault nichts unternehmen. Im Auftrage des Ministers: Der Kabinetschef Casancra.
XIX.
Juliette faß auf einem niedrigen Sessel zu Rochereuil's Füßen. Es war etwa 10 Uhr abends. Sie hielt eine Hand Pierre's in der ihrigen und sagte zu ihm: