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Ein botanisches Räthsel stellt ein kleiner Cactus
Indien noch immer nicht als von etwas Vergangenem sprechen, jedoch holz wenig Unterschied macht. Unerläßliche Bedingung aber ist der erste Ansturm der fürchterlichen Krankheit jedenfalls über- ist, daß sich fischreiche Gewässer, Seen, Teiche oder Flüsse wunden, die Bevölkerung erholt sich und die Aerzte veröffentlichen mit flachen Ufern in der Nähe befinden. Im allgemeinen niftet auch ihre Berichte. Der interessanteste von allen diesen, die bis jetzt er der Schwarzftorch einzeln; Mojsifovics berichtet aus eigener An schienen sind, ist derjenige des Brigade - Generalarztes Weir in Bombay schauung, daß er nie in dicht gedrängten Kolonien brütet, wie etwa vom September dieses Jahres. Wir erfahren daraus, daß dem Aus der Reiher. Nach beendeter Brutzeit zieht er oft in großen Schaaren bruch der Pest in dieser Stadt und ihrer Umgebung eine außer in die Riede ein. Tagsüber sieht man ihn häufig ohne Flügelschlag ordentliche Ueberschwemmung vorausging, welche die Abzugswasser hoch in den Lüften freisen, zur Nahrungssuche streift er weit weg aufitaute und zu Verunreinigungen von Brunnen, Vernichtung von von dem auch nach der Horstzeit oft noch als Nachtquartier benutzten Getreidelagern und zum Abfaulen zahlreicher Baumbestände führte. Horste. In den letzten Tagen des April findet man gewöhnlich in Die Pest begann bekanntlich zu Anfang des Monats September 1895, feinem Neste vier lichtbläulichweiße Eier, die etwas kleiner als die zunächst hielt man die Erkrankungen für Diphteritis, wogegen des Hausstorches sind. Der Schwarzftorch ist überwiegend Fisch. Dr. Weir den ersten von ihm untersuchten Fall als Beulenpest freffer und steht in diesem Punkte den Reihern nahe.. erkannte. Anfangs war die Sterblichkeit eine enorm hohe, es Aus dem Pflanzenleben. muß aber in Anschlag gebracht werden, daß die Sterblichkeit auch in anderen indischen Bezirken zu gleicher Zeit eine Zunahme aufwies, wo die Pest garnicht auftrat. Eine wunderbare Erscheinung echinopsis multiplex bar, welcher im botanischen Garten zu bei Pestkranken ist in den ersten Stadien der Ansteckung der Berlin in einer festversiegelten alten Flasche seit sieben Jahren weiter Wunsch, zu fliehen oder zwecklos in die Ferne zu gehen. Im Zu- wächst. Ein Gelehrter in Hannover hatte durch den engen Hals einer ftande halber Bewußtlosigkeit besteigt der Erkrankte einen Zug, alten Arzneiflasche ein schmächtiges Pflänzchen jenes Cactus geschoben, miethet einen Wagen oder geht nach irgend einer Richtung, ohne zu nachdem er einen Theil der Flasche mit Erde angefüllt hatte. Das wissen, warum oder nach welchem Ziele. So wurde auch der erste geschah vor sieben Jahren; fünf Jahre später brachte Prof. Schumann von der Pest befallene Europäer von diesem Wandertriebe er diese mit einem Korte wohl verfchloffene Flasche nach Berlin , wo sie griffen und lief von Bombay bis nach Poona . im Botanischen Garten sorgfältig beobachtet wird, und wo in ders Einige räthselhafte Erscheinungen wurden bezüglich der Einschleppung felben der Staktus munter weiterwächst. Auf den ersten Blick erscheint dies auch gar nicht so wunderbar; denn die Erde in der Flasche von Pestkranken über See verzeichnet. Als die Pest in Bombay eben erst im Erscheinen war, wurde von einem aus Suez bietet ihm ja auch Nahrung, und durch den porösen Kork tritt Luft ein, tommenden Dampfer ein Kellner gelandet, der an leichtem Fieber so daß die Pflanze wie in einem kleinen Gewächshause untergebracht litt, aber bald nachher alle Anzeichen der Beulenpest entwickelte. erscheint. Allein die Flasche ist versiegelt; von einem Luftgutritt Auch ein anderer Europäer bekam auf der Fahrt von Suez nach fanu also keine Rede sein. Und doch braucht die Pflanze Luft zum Bombay Fieber und Schwellungen der Halsdrüsen und wurde in Athmen und Kohlensäure, aus der sie sich aufbaut. Letztere entstand Bombay als pestkrant erkannt. Auf welche Weise diese beiden Leute ihr allerdings dadurch, daß die humusreiche Erde in der Flasche sich mit der Pest anstecken konnten, da die Krankheit weder in Suez viele Algensporen enthielt, aus welchen Algen sich entwickelten, die herrschte, noch die Schiffe irgendwo unterwegs gelandet waren, ist ebenso wie der Humus, bei der Verweſung Kohlensäure bildeten. vollkommen unerklärt geblieben. Wie schnell eine Pestkrankheit zu Hinsichtlich des Sauerstoffes aber nimmt man an, daß bei jener weilen verläuft, dafür giebt der Bericht ein Beispiel: Ein Rutscher, Verweſung wohl auch wieder Sauerstoff frei geworden ist, ebenso bei der Bersetzung der Kohlensäure durch die Algen. Auch der der im Dienste der Verwaltung stand, befand sich um 2 Uhr nachmittags eines Tages anscheinend ganz wohl und Cactus selbst dürfte ein wenig Sauerstoff hervorgebracht haben, und verrichtete feine schließlich steht es auch noch nicht unumstößlich fest, ob die ArzneiArbeit wvie fonft. Dann flagte er plötzlich über Schmerzen im Kopf und im ganzen Körper, legte sich flasche denn auch in der That völlig luftdicht ist. So versucht man nieder, bekam Fieber und war drei Stunden darauf todt. Eine jenes kleine botanische Räthsel zu lösen. Ansteckung der Menschen durch Ratten hat sich auch bei dieser Epidemie als sicher herausgestellt und es wurde nachgewiesen, daß die Ratten früher von der Best befallen werden als die Menschen. Razen starben in großer Zahl, jedoch ist die Beulenpest als Ursache davon durch bakteriologische Untersuchung nicht ermittelt, obwohl bei manchen Drüsenanschwellungen gefunden wurden. Im allgemeinen besteht der Glaube, daß eine einmalige Erkrankung an der Pest den betreffenden Menschen, wenn er mit dem Leben davon kommt, vor späteren Erkrankungen schüßt. Dieser Glaube hat sich als Aberglaube erwiesen. In drei Fällen wurden Leute, die bereits früher die Pest gehabt hatten, von neuem von der Krankheit ergriffen. Die fanitären Verhältnisse in Bombay schildert der Generalarzt als fürchterliche. Sehr intereffant find die Angaben über die Erfolge der Serum behandlung. Das Hafftine'sche Serum, welches nur zur Schutz impfung verwandt wurde, soll günstige Ergebnisse erzielt haben, während das Serum von Dr. Yersin in seiner Anwendung bei bereits Erkrankten den Erwartungen nicht entsprochen hatte. Dr. Yersin selbst, der gerade jetzt einen Bericht über seinen fürzlichen Besuch in Bombay veröffentlicht hat, ist zwar auch der Ansicht, daß die Anwendung seines Serums teinen vollen Erfolg aufzuweisen gehabt habe, daß eine günstige Wirkung trotzdem zu verzeichnen sei. Das verwandte Serum wurde mittels todter Bazillen hergestellt und war außerdem nicht in genügender Menge vorhanden, da unglücklicher weise der Leiter des Verfin'schen Laboratoriums inzwischen starb. Das Serum, welches durch Einspritzung lebender Batterien in die Adern von Pferden gewonnen wird, ist nach Yersin viel wirksamer, die Pferde gehen aber bei diesem Verfahren drauf, und das war der indischen Regierung zu fostspielig(!). Immerhin konnte Yersin bei der Behandlung mit seinem Serum eine Verminderung der Sterblichkeit um 35 pCt. erzielen. Zur Schuhimpfung eignet es sich nach seiner Ueberzeugung vorzüglich, da die geringe Menge von 10 Rubitzentimetern eine gesunde Person 10 bis 15 Tage lang vor der Pestkrankheit schüße, worauf eine zweite Impfung die Immunität um eine gleiche Beits dauer verlängere. Dr. Yersin drückt die Ueberzeugung aus, daß die medizinischen und hygienischen Mittel gegenüber der Pest bereits bedeutend genug sind, um eine etwaige Epidemie in einem euro päischen Gebiete, wo alle Bedingungen zur Anwendung dieser Mittel gegeben sind, schnell zu ersticken.
Aus dem Thierreiche.
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Humoristisches.
Unverfroren. Ein Wanderer läßt sich, nach Vereinbarung eines Lohnes von 10 Pfennig, über den Strom feßen. Durch Ungeschick des Fährmannes tentert das Boot. Beide retten sich jedoch ans Ufer. Der Wanderer überhäuft den Fährmann mit Bors würfen; dieser verlangt jedoch taltblütig 60 Pfennig. Woher denn? Sie unverschämter Mensch!" Ueberfahren 10 Pfennig, baden 50 Pfennig!"
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Aus dem Album des Studiosus Bummel. Gerichtsvollzieher sind wie kleine Kinder: sie wollen alles haben, was sie sehen."
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Fatal.„ Erinnern Sie sich noch, gnädigste Frau, an Ihre einstige Schulfreundin Grete Hauslinger?" " Ja! Was ist denn aus dem garstigen vorlauten Frag ge= worden?" Hm, meine Frau!"-
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Vermischtes vom Tage.
In Wulkow ( Pommern ) ist ein junges Mädchen durch einen schlechten Scherz wahnsinnig geworden. Mehrere Mädchen tamen des Abends aus der Spinnstube und waren in fröhlichster Laune. Als sie am Kirchhof vorüber famen, stürzten hinter einem Grabe zwei weiße Gestalten hervor. Eines der Mädchen wurde derart vom Schreck erfaßt, daß sich bei ihm am nächsten Tage Wahns finn zeigte, und die Unterbringung in eine Jrrenanstalt nothwendig wurde. Zwei Burschen des Dorfes hatten sich weiße Bettlaken umgehangen und den Scherz ausgeführt.
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In Goldmannsdorf( Schlesien ) wurde ein Ritterguts befizer von einer umfallenden Lokomobile erschlagen. Der Wiener Komponist Hugo Wolf , der vor einigen Monaten in eine Heilanstalt gebracht wurde, dürfte diese in furzer Beit gefund verlassen fönnen.
Die Weihnachtstage brachten einem Theile Krains wieder heftige Erderschütterungen. Diesmal suchte das Beben, das von einem orfanartigen Getöse begleitet war, besonders den Ge= richtsbezirk Egg heim.-
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In der Nähe von Tarnopol ( Galizien ) wurde eine Bäuerin nebst ihrer neunjährigen Tochter von einem Rudel Wölfe überfallen und zerrissen.-
- Der Schwarz storch tommt in Europa hauptsächlich im Seit etwa 14 Tagen ist das neue französische Gesez, Diten und Südosten vor. In Deutschland wird er nirgends häufig das die Frauen als Zeugen bei dem Standesamte angetroffen; wenn Flöricke recht unterrichtet ist, bewohnt er jedoch zuläßt, in kraft, dürfte sich aber nirgends so rasch eingebürgert die großen Waldungen Brandenburgs , Schlesiens und Ostpreußens haben wie in Marseille . Dort fungirten bei drei Trauungen, die noch ziemlich zahlreich und läßt sich auch in den übrigen Theilen der der Maire am 27. d. vorzunehmen hatte, durchweg Frauen und norddeutschen Ebene nicht allzu selten fehen. Als sehr ängstlicher Mädchen als Zeugen.- und furchtsamer Bogel flieht er die Nähe des Menschen durchaus Ju den Vereinigten Staaten , besonders in Kaliund siedelt sich ausschließlich in einsamen ausgedehnten Hoch- fornien tritt jetzt vielfach an steile des Weizenbaues der waldungen an, indem er zwischen Laubs und Nadel- Bau von Zuckerrüben.
Berantwortlicher Redakteur: Ananft Jacobey in Berlin . Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin .