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flackernben, dürftigen Schein der wenigen Gaslaternen, die den Weg! nach der Stadt weisen, scheinen zu zittern vor Furcht, daß die großen Häuser sie erdrücken.
Auf dem holperigen Straßenpflaster kommen zwei trübe Lichter angewackelt. Eine Droschte rottert heran. Der Kutscher steigt ab, schiebt das schadhafte Thor des zerbrochenen Baumes auf, und das fteisbeinige, zottige Pferd folgt ihm ohne einen Zuruf auf den Hof. Er schließt das Thor. Alles liegt einsam und todt. Die niedrigen Häuschen scheinen sich wieder angstvoll zu ducken. Da leuchtet hinter einzelnen Fenstern Licht auf. Schatten laufen über die Borhänge. Nicht lange dauert es, und hier und da huscht eine Frau in schleppenden Pantoffeln, über die ungekämmten Haare ein Zuch geworfen, mit schläfrigem Geficht an den Häusern hin. Bald darauf treten Männer heraus. In den Händen halten sie Kleine Päckchen und einzelne schlenkern auch Blechkannen im Takt des Schreitens: das ist ihre Mahlzeit für den ganzen Tag. Wenn es dunkel ist, kommen sie heim, und wenn noch nichts vom jungen Tag mit seinem frischausstrahlenden Sonnenauge zu sehen ist, gehen fie fort.
Literarisches.
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-1- Georg Freiherr von Ompteda: Der Bere monien meister". Berlin 1898. F. Fontane u. Ko. Ompteda ist unter den jungen Berliner Literaten einer der fleißigsten. Jedes Jahr bringt ein oder zwei Novitäten aus seiner Feder, die sich zu gleich mit ihrem Erscheinen auch die Gunst des Publikums erobern. Der Zeremonienmeister" ist eine etwas zu breit angelegte, jedoch flott geschriebene Erzählung, die uns in die intimen Kreise der feinsten" Dresdener Gesellschaft einführt. Es sind bunte Szenen voll von hohlen, lächerlichen Menschen, die jedoch einen wahren und ungefünftelten Eindruck machen. Ompteda tennt diese Gesellschaftsfreise, in denen er selbst früher gelebt und die er uns unvergleichlich in" Unser Regiment" geschildert hat. Wenn auch das Buch kein Meisterwert zu nennen ist, so dürfte es doch entschieden zu deu besseren unserer modernen Literaturerzeugnisse zählen.
Theater.
- Paul Schlenther ist zum Diretter des Wiener Burgtheaters ernannt worden und tritt am 1. Februar fein neues Amt an. Musik.
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Langfam lüftet die Dämmerung die nächtliche Decke von der Erde. Die ersten Lichtstrahlen umzittern die Häuser, die dazwischen liegenden Bauplätze und verwahrlosten Felder. Durch die schwarzen Konzerte und Theater. Das sechste phil. Zweige der blattlosen Akazien dringen sie und malen deren Schatten über den Unrath, der auf die wüsten Plätze geworfen ist. Da harmonische Konzert brachte als Hauptwerk des Abends die liegt ein alter Schuh zwischen verregnetem Papier, weiterhin ragt H- moll-( Pathetique)-Symphonie von Tschaikowski , deren Mannig faltigkeit des musikalischen Ausdrucks, deren scharfe Rontrafte und der zerbrochene Hals einer Weinflasche aus einem Aschenhaufen. geradezu dramatisch pulfirendes Leben wieder das lebendigste Interesse Der Solist des Abends war d'Albert , eine bervorriefen. fertige abgeschlossene Künstlererscheinung. Er spielte Beethoven's G- dur- Klavierkonzert mit der poetischen und Sorgfalt
Auf dem Hof, in den die Droschke eingefahren ist, fräht ein Hahn. Pferdebufe trappen, Retten flirren. Die Thür wird aufgezogen. Ein Müllwagen rasselt heraus und nach der Stadt, die im Morgendunft wie ein Gebirge aufragt. Die einzelnen neuen Häufer liegen wie mächtige Findlinge als Ankündiger des Gebirges
vor ihm zerstreut.
Auf dem Platz gegenüber dem Fuhrhofe sammeln sich mehrere Männer. Sie ziehen trotz der feuchten Kälte ihren Ueberrock aus und fangen an, in den wüsten, dürren Boden Löcher zu graben. Es ist noch nicht einmal hell. Bald wird auch hier ein neuer Hausriese aus der Erde wachsen.
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tönenden Werkes würdig sind. Größe, welche dieses, die Anmuth felbft aus.
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Den Anfang bildete die durch Gedanken und rythmischen Schwung gleich erfreuende Ouverture zu Schumann's todter Oper Genofeva", den Schluß Liszt's „ Todtenfang", ein Paradeſtück raffinirter, falter Virtuofität ohne jede Spur In weihevoller Stimmung für den cantus firmus , Dies irae". einem Konzert, welches nur Vorträge für zwei Klaviere brachte, führte Herr Risler seinen Pariser Kollegen Cortot sehr vort. Wie lange wirst Du leben? Ueber die Frage, wovon theilhaft hier ein. Besonders in den Variationen von Wilhelm die Lebensdauer des Menschen speziell abhängt und ob man dieselbe Berger, einem Werte, das aus einem einfachen Thema bei einem gefunden Menschen annähernd vorausfagen fann, hat die überraschendsten und geistvollsten Wendungen holt, holt, und A. Hägler in Basel neulich ein interessantes Büchlein veröffentlicht. in drei kleinen pikanten und harmonisch- wißigen Walzern Zunächst kommen für die Bestimmung der Lebensdauer beim einzelnen von Chabrier famen neben Risler die Vorzüge Cortot's Menschen in betracht die angeborenen Eigenschaften, die durch die zum Vorschein, die er in einem eigenen Konzerte als effektVererbung bestimmt werden, ferner die des Lebensalters, des kundiger und doch nicht künftelnder Chopinspieler noch flarer aufGeschlechtes und des allgemeinen Körperbefindens, andererseits leuchten ließ. Herr Vianna da Motta ist eine schmächtige
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find aber sehr wichtige auch die täglich zu überwindenden Erscheinung, der man kaum die monumentale Art ihres KlavierWiderstände wie die Einflüsse der Arbeit, der Ernährung und Lebens- spiels zutraute. Die an Umfang der Technik und Kraft des Anweise, des Wohnfißes, die gesellschaftlichen und Vermögensverhältnisse, fchlags die höchsten Anforderungen stellende Es- dur- Fuge sammt sowie feelische Zustände. Für den gefunden Menschen beträgt die Präludium von Seb. Bach in der Bearbeitung von Busoni spielte durchschnittlich mögliche Lebensdauer etwa 80 bis 84 Jahre, aber er mit glücklichem Bewußtsein eines seltenen Könnens und gehobenem diefe Bahl schwankt nach Klima, Woblstand und Wohnort bedeutend. Ausdruck. Ein neues Streichquartett unter Führung des Prof. Ju Europa z. B. hat man in Norwegen und England die aldemar Meyer, das mit den billigsten Eintrittspreisen in meiste Aussicht auf ein so hohes Alter. In Deutschland dankenswürdiger Weise Kammermusit popularifiren will, führte und der Schweiz weniger, aber noch immerhin mehr sich günstig ein. Mozart, Bach, Beethoven bildeten das als in Desterreich. Bon den Jahreszeiten ist der Winter erste Programm, das in gut mufitatischer Weise erledigt dem Greifenalter am gefährlichsten, der Sommer dem wurde. Die Herren spielen blos an Sonntagen von 3-5 Uhr, Kindesalter, auf der Höhe des Lebens gleichen sich die Einflüsse der kaum die richtige Beit für die Erfüllung der löblichen Absicht. Jahreszeiten aus. Die Frauen haben im allgemeinen eine längere Für ein historisch italienisches Konzert des Herrn Emilio Pente Lebensdauer als die Männer, nach der preußischen Sterblichkeits-( Violine) und Olga Vandero( Sopran) brachte der Geschmack tabelle sind von 1000 gleichzeitig geborenen Knaben nach 50 Jahren unseres modern nervösen Publikums nicht genügende Antheilnahme noch 403 am Leben, von 1000 Mädchen dagegen 444. Die männ auf. Tartini , Marcello, Scarlatti , Stradella, Cefti- es hängt an zität, für deren Geist uns die Nerven fehlen. Herr Pente ist ein feinnüancirender Violinist, dem man die Bewältigung bedeutenderer Aufgaben zutraut, Frl. Bandero's Sopran dagegen ist verblüht und hat nichts behalten als etwas Schule. Gute Freunde sollen Herrn Dr. Friz Prelinger gerathen haben, feine stimmlichen Werthe für den Konzertsaal, sogar für die Bühne ausbilden zu lassen. Diese guten, eifervollen und so schlecht berathenen Freunde! Der Gegen ftand ihrer Sympathien und Hoffnungen besitzt eine flache, heifer umschleierte Halbtenorftimme von einer geradezu peinlichen Empfindungsleere. Lieder von Schubert, Brahms und Jensen verloren in solchem Munde jeden poetischen Gehalt und verbreiteten die Langeweile einer unerbittlichen Klang und Gefühlsmonotonie. Als ein vollendeter Gesangstünstler und glänzender Stimmtrösus wurde der Londoner Baritonist D. Ffrangcon- Davies mit außer ordentlichem Beifalle ausgezeichnet. Er sang Sachsen's Monolog aus Wagner's„ Meistersingern ", eine Arie aus Sullivan's Ivanhoe" und Wotan's Abschied und Feuerzauber aus der Waltüre" mit gesunder Naturursprünglichkeit und dabei echt künstlerischer Naturgeftaltung.
sonders in den ersten Jahren nach der Geburt. Der Erblichkeit ist eine hohe Bedeutung für die Prophezeiung des Lebensalters beizumeffen; wenn beide Eltern alt geworden sind, so darf man auch dem Kinde ein hohes Alter voraussagen. Auch das Alter der Eltern bei der Geburt des Kindes ist von hoher Wichtigkeit; am gesündesten find die Kinder, wenn der Vater bei der Geburt zwischen 25 und 45 und die Mutter bis zu 35 Jahre alt war. Nach Brehmer nimmt selbst bei gefunden Eltern vom sechsten Kinde an die Veranlagung zur Schwindfucht bedeutend zu. Die äußere Erscheinung und das Körpergewicht, ebenso das Aussehen und die Farbe des Gefichts find wichtig zur Voraussage der Lebensdauer. Die Bedeutung von Haut und Hautfarbe sind noch nicht genau bekannt, aber wir wissen doch, daß Albinos und rothhaarige Menschen weniger lange leben als andere. Die Unterschiede von Wohnsitz und Klima sind sehr bedeut sam, man braucht nur zu vergleichen, daß in England in den Städten durchschnittlich von 51 Einwohnern 1 stirbt, in Bombay dagegen jeder zwanzigste. Beschäftigung und Beruf find ebenfalls von hoher Bedeutung. Wohlstand läßt eine längere Lebensdauer ver muthen; für Berlin ist es eine Thatsache, daß von den Reichen die Hälfte das fünfzigste Jahr überlebt, von den Armen die Hälfte nur das dreißigste. Vorhandensein oder Fehlen von Alkohol- und Tabak mißbrauch wird sich natürlich ebenfalls in der Länge des Lebens er fennbar machen. Auch das Intereffe, das der einzelne Mensch am Leben nimmt, wirkt verlängernd oder verkürzend auf dasselbe, große Pläne und Lebensaufgaben sind mächtige Spannfräfte für die Länge des Lebens; es ist bekannt, daß der Mensch, der sich von seiner gewohnten Beschäftigung zur Ruhe setzt, nicht mehr lange zu leben pflegt. Stirbt von zwei alten Eheleuten einer, so folgt der andere auch bald nach.-
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Im Thalia beater hat Herr Bötel aus Hamburg wieder einmal den Manrico, den Fra Diavolo und Postillon so falsch, so geistlos und baar jedes künstlerischen Anstandes gesungen, wie nur je zuvor. Nicht der talentloseste Konservatorist würde fo Rezitative fingen, Prosa sprechen und so jedes Intonationsgebot höhnisch mißachten, wie es dem Hamburger star" beliebt.- ilor Erziehung und Unterricht.
- Lesen des Fahrplanes. Die Ludwigsburger Bezirks Schulversammlung des Jahres 1897 hat in dem