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Es hat den Anschein, als ob der Verein der Künstlerinnen es

Austoben seines Zornes hat, so fehlt ihm auf einmal hat, zeigt, daß auf diesem Wege eine Schulung des Gechmacks wohl eine der angenehmsten Dafeinsgewohnheiten. Er fängt dann zu erreichen ist. gewöhnlich an, auf Gleichgestellte loszupaffen, bekommt aber gottlob derartige Prügel, daß er nach einiger Zeit ganz zahm und verschüchtert wird. Möchte dieser segensreiche Fall öfter

eintreten.

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Säle

Ein

sich zur besonderen Aufgabe gemacht hat, das Niveau der Malerinnen gerade in dieser Richtung zu heben und in seinen Mitgliedern eine ernste Auffassung von ihrem Beruf zu wecken. Unter den Ausstellerinnen befindet sich eine ganze Anzahl von solchen, die auch in den all­Als Klara später mit ihrem Manne und Frau Ohnesorge gemeinen Kunstausstellungen durch bedeutende Werke längst bekannt wieder vorbeikam, schaute die Geheimräthin sich verstohlen nach geworden sind. Sehr erfreulich ist es, daß man dieses Mal ihr um, und Ehre wem Ehre gebührt! sie war durch auch Werth darauf gelegt hat, die Räume mit großer Sorgfalt zu Klara's Aussehen einigermaßen ergriffen. So blaß, so dekoriren. Die Künstlerinnen haben sich die Anregungen, die be= müde. Die Ohnesorge, eine für die Geheimräthin auf den fonders von der Dresdener Kunstausstellung des vorigen Jahres ersten Blick sogleich unangenehme Person, legte Klara ihren ausgingen, wohl zu nuge gemacht und den höchst ungünstigen Sälen dicken wollenen gemeinen Shawl um, denn die junge Frau ein angenehmeres Aussehen verliehen. Blumen und Blattgewächse begrüßen den Eintretenden im Treppenflur. Die schien zu frösteln. Dann verloren sich die drei im Gewühl find in einem einfachen graublauen Ton gehalten. und waren wohl nach Hause gegangen. besonders schönes kleines Kabinet hat Marie Kirschner ein­gerichtet. Die Wände sind mit einem freundlichen goldgelben Stoff bekleidet; nur unten zieht sich ein mattgrüner Fries entlang, auf dem in dunkleren Tönen Lilien aufgemalt sind, während die großen weißen Blüthen bereits auf der gelben Fläche aufgestickt sind. Unter der Decke zieht sich ein schmaler plastischer Fries entlang, und die In dieser Ausstattung wirkt das fleine Zimmer so licht und helle Decke selbst ist mit matt grünem Bandwerk geschmückt. freundlich, daß man den düsteren wieder Raum taum erfennt. Bielleicht weist dies darauf hin, daß gerade das Gebiet der dekorativen Kunst für die künstlerische Bethätigung der Frauen besonders geeignet ist. Die Entwürfe für Tapeten von Maria v. Brocken sind freilich keine Bestätigung dafür, denn diese machen einen geradezu hilflofen Eindruck. Sie find zwar einfach in den Farben, aber die Stilisirung der Blattornamente ist äußerst willkürlich, und von einer eigentlichen Komposition ist überhaupt nichts zu erkennen. Hier stößt ein Blatt fast gegen ein anderes, dort bleibt die Fläche für die Empfindung leer. Eine Tapete mit diesen Mustern würde an der Wand einen verwirrenden Eindruck machen.

An diesem Abend erwog die Geheimräthin, ob sie nicht doch einmal Klara aufsuchen oder sie zu sich einladen solle. Als sie aber in ihrem warmen gemüthlichen Zimmer saß, trat die gute Absicht wieder in den Hintergrund, und der Umstand, daß diese Majorin in Klara's Mann sofort den Kellner er fannt hatte, raubte ihr stundenlang den Schlaf. Nein, die Kellnerfamilie existirte für sie nicht, und es giebt Dinge, über die man nicht hinweg kommt." Dieser Spruch hielt sie in ihrem Widerstande gegen sentimentale Anwandlungen aufrecht. ( Fortsetzung folgt.)

Die Ausstellung der Künstlerinnen.

In den Räumen der Akademie Unter den Linden ist der Böcklin Ausstellung eine Ausstellung des Vereins der Künstlerinnen gefolgt. Sie trägt diesmal ein wesentlich anderes Gepräge, als Die vorige Ausstellung deffelben Vereins, die vor zwei Jahren veranstaltet wurde. Die Zahl der Künstlerinnen, die 1110- Schon bei einem flüchtigen Rundgange fällt es auf, wie sehr dernen Tendenzen huldigen, hat beträchtlich zugenommen. fast alle modernen Malerinnen nach berühmten Mustern gearbeitet Freilich nehmen die allbekannten, ständig wiederholten Lieblinge des haben. In den letzten zwei Jahren sind die Künstlerinnen sehr viel­Publikums: die finnenden Mädchen und die ehrwürdigen Herren mit seitig geworden. Es giebt kaum eine neue Richtung in der Malerei, den langen Bärten, die herzigen Buben nud Mädel, die reizenden die nicht auch bei ihnen eine Bertreterin gefunden hätte. Das geht Kätzchen und Hündchen, und vor allem die schönen Blumen noch aber so weit, daß manche der Künstlerinnen auch den durchaus immer viel zu viel Platz fort. Aber sie sind wenigstens in die eigenartigen, sofort zu erkennenden Stil eines Malers ein hinteren Säle zurückgedrängt, und man könnte sehr schnell an fach übernommen haben. Man sieht zum Beispiel eine ihnen vorbeikommen, wenn die Sache nicht auch eine sehr ernste Winterlandschaft in einem stark blauen Ton gemalt. Man denkt fo fort an Paul Baum aus Dresden . Es ist aber, wie der Katalog ausweist, Bertha Schrader aus Dresden , die das Bild gemalt hat. In einer Hinsicht ist diese Abhängigkeit von den gegenwärtigen Strömungen der Malerei befonders bemerkenswerth. Nachdem die naturalistische Malerei sich in ihrer ersten Zeit nicht genug thun konnte, grelles Sonnenlicht zu malen, ist man heute der allzustarken Wirkungen müde geworden. Man zieht die Naturstimmungen vor, die in zarten, weichen Farben ausklingen. Das ist auch das charakteristische Merk­mal dieser Ausstellung der Künstlerinnen. Gerade die Tüchtigsten haben eine solche oft übergroße Bartheit der Farben. Der auf­gehende Mond" und die untergehende Sonne" kehren in den Land­schaften fortwährend wieder.

Seite hätte.

Auch dadurch hat sich der Verein der Künstlerinnen ein großes Berdienst erworben, daß er einige hervorragende ausländische Walerinnen zur Betheiligung eingeladen hat. Ihre Bilder bes weifen, daß im Ausland auch die Malerinnen in der Technik wie in der Kultur des Geschmacks noch immer weit höher als die deutschen Malerinnen stehen.

Die Zahl der malenden Frauen ist verhältnißmäßig sehr groß und sie wächst noch mit jedem Tage. Im allgemeinen ist aber ihre Wirksamkeit für die Entwickelung der Kunst sehr gefährlich. Sie liefern die gangbarste Verkaufswaare. Gerade bei ihnen findet sich am öftesten jene Kunstanschauung, die in dem Worte füß" ihren prägnanten Ausdruck gefunden hat. Der Begriff des" Schönen" den sie kultiviren, umfaßt das Leichtverständliche, das auf den ersten Blick wohlgefällt und keinerlei geistige Aufpannung erfordert. Es ist die Kunst für den wohlhabenden Bürger, der, oft in bester Absicht, die Verpflichtung fühlt, als Mäcen etwas für die Kunft zu thun. Er ist von den Berufsdingen zu sehr erfüllt, als daß er sich wirklich in ernste Kunst hineinleben könnte, und er nimmt, was feinem Geschmack am besten liegt. So schließt sich ein verhängnißvoller Birkel. Weil diefe Walerinnen meist aus bürger­lichen Verhältnissen heraus zur Malerei gekommen find fie sehen in ihr die auständigste Form des Broterwerbs bringen fie die Neigung für diefe Art Kunst schon mit und Ternen nur fie ausüben. Ihre niedlichen Sachen befriedigen dann, da sie am besten angepakt sind, das Kunst­Eine Erinnerung an Marie Bashkirtseff , die bekannte bedürfniß der breiten Schicht der Käufer vollständig und führen ihm Schülerin von Bastien- Levage, bietet ein Bild von ihr aus dem neue Nahrung zu. Das Auge dieser Känser ist nicht genügend Jahre 1883. Ein derbes kleines Mädchen, das fröstelnd in seinem geschult, um die oft ungeheuerliche Unwahrheit derartiger Bilder großen schwarzen Tuche unter einem mächtigen schwarzen Regenschirm und die Unvollkommenheit ihrer Technik zu sehen. So wird der sieht. Es ist etwas hart in der Farbe, aber fräftig gemalt. ringenden Kunst der Markt verfchloffen. Und da sie einem solchen In bellstem" Freilicht" strahlen zwei Landschaften von Juliette Begriff der Schönheit nichts zu bieten vermag, wird ihr Ab- 2ytsmanu( Brüssel ). Im Vordergrunde flehen hohe üppige trünnigkeit von den Idealen" der Kunst vorgeworfen, und Blumen, dahinter sieht man ein Feld, das von Weiden umfäumt das Schicksal der Künstler, die um einer folchen Runft wird. Auf dem anderen Bilde treffen legte Sonnenstrahlen in einen willen leiden, als ein verdientes empfunden. Natürlich giebt stillen Gartenwinkel, der von einer Hauswand, von Sträuchern und es auch Maler genug, die dem Geschmack der Masse Blumen eingeschlossen ist. Die graugrünen Töne der Blätter gehen der Käufer entgegenkommen; aber ihnen gegenüber haben die mit den rothgranen Blumen zu einer feinen Harmonie zusammen. Malerinnen einen traurigen Vorzug, durch den sie ihre männlichen Weich und außerordentlich lebendig legt sich die flimmernde Luft über die Dinge. Ronkurrenten schlagen: sie sind bedeutend billiger. Aehnlich, aber nicht von gleicher künstlerischer Man sett in letzter Zeit große Hoffnungen auf eine Wandlung Kraft sind die Bilder von Marie de Bièvre( Brüssel ). in den Liebhabereien der Dilettanten. Nachdem die Malerei unter Die Landschaften der Holländerinnen haben ein ähnliches Aus­allen heutigen Künften bisher die glänzendste Entwickelung fehen wie die ihrer männlichen Landsleute. Sie haben diefelbe genommen, ſteht fie jetzt auch im Begriff, die Mufit typische braune Farbengebung. Auf dem Bilde der Sientje in ihrer Rolle als Liebhaberkunft abzulösen. Heute lernt Mesday van Houten sinkt eben der Sonnenball unter den die höhere Tochter auch malen. Wenn man aber davon Horizont. In tiefem, braunen Schatten liegt bereits die weite Haide; eine Besserung des Geschmacks der Käufer erivartet, so nur um die hohen braunen Hütten vorn spielt noch das letzte giebt man sich wohl einer Illusion hin. Die höheren Töchter, die Sonnengold, und die Wölfchen am Himmel flammen gelbroth Aus Eine feierlich stille Natur. einer später vielleicht einmal Käuferinnen sind, werden sich wahrscheinlich auf. großen ebenso im Kreise jener süßen" Bildchen bewegen wie die über- blauen Truhe, einem gelblichen Rissen und einen schweren Vorhang wiegende Masse der Malerinnen es sei denn, daß sie eine gute in Grauroth baut dieselbe Malerin auf einem anderen Bilde ein Anleitung von erfahrenen Kunstkennern genießen. Das Beispiel eines prachtvolles Stilleben in dem trüben, aber tiefen holländischen Dilettantenvereins in Hamburg , der unter der Leitung des Direktors Farben. Der Kunsthalle ", Alfred Lichtwart, äußerst günstige Resultate erzielt Bon einer wundervollen Zonschönheit sind die Landschaften der

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