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Das ist Dein ganzes Geheimniß?"
Ein Geheimniß, das ich Dir anvertrauen will."
Er ergriff einige lose Blätter und begann vorzulesen:
Der Agent trant sein Bier aus, zündete sich eine Bigarre an und machte sich wieder auf den Weg. Er war durch diese Erzählung etwas deprimirt. Die wesentlichste Ursache seines Nichterscheinens bei der Hochzeit waren die sechshundert Mart In der„ Kreuz- Zeitung " lese ich( ich bin nämlich selbst der Held des gewesen, die er Jettchen oder vielmehr deren Bräutigam von Nizza her schuldete, aber so sagte er fich mit recht war das wirklich ein stichhaltiger Grund? Ließ sich aus dieser Bekanntschaft, die schließlich doch nur er vermittelt hatte, nicht zehnmal, oder wenigstens fünfmal mehr herausschlagen als diese elenden sechshundert Mart? Er war traurig und schalt fich einen Narren.
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Ueberhaupt dieses ganze Leben! Lohnt es sich, das durch zuwanderu?
Er war vor drei Tagen zweinnddreißig Jahre alt ge worden. Die alte Elastizität ließ doch merklich nach, und diese Agenturen in Butter und Käse waren ein petuniär unergiebiges und langweiliges Geschäft.
Er schlenderte nach dem Norden der Stadt, um das Butterfaß für Aennchen Kreiser zu bestellen, und als er am Genua - Hotel vorbeikam, benutte er die Gelegenheit, um vorzusprechen und vielleicht auch hier ein Geschäft zu machen. Aber Herr Baum war entrüstet über die miserable Butter lieferung, die der Agent ihm bei der Kreiser'schen Hochzeit aufgeschwazt hatte, und verbat sich jede weitere Offerte in alle Ewigkeit.
Der also Abgefertigte ging die Treppe wieder hinunter, ärgerte sich über die wundervollen Schüsseln, die im Speises faal servirt wurden, und traf unten seinen Freund Richard. Er nickte ihm zu und wollte hinaus, aber der winkte ihm hereinzukommen in sein Komptoir.
" Dent' Dir, wir haben einen Jungen, einen Prachtbengel, vorige Nacht."
Gratulire," sagte der Agent. Nichts in der ganzen Welt war ihm gleichgiltiger; Herrn Baum's Kaltherzigkeit nagte noch zu sehr an seinem Herzen, als daß irgend etwas ihn momentan in bessere Stimmung hätte bringen können, am wenigsten jedenfalls eine Mittheilung dieser Art.
Aber der glückliche Vater merkte das nicht und schwatzte darauf los. Der Junge sollte Richard heißen, und der Agent müßte versprechen, als Taufpathe zu kommen. Natürlich ließ sich das nicht ablehnen, obwohl das Bathengeschent sogleich dunkle Schatten voraus zu werfen begann.
" In hohen Kreisen.( Das ist nämlich der Titel des Romans.) Romans) folgendes Inserat:" Theologe oder Philologe zu zwei sinaben als Hauslehrer gewünscht. Freie Station, fein Gehalt, aber ideale Behandlung. Musit erwünscht. Stenntnisse in Viehzucht ers forderlich." Ich melde mich, werde sofort angenommen. Die Mutter der Knaben ist Baronin, Wittwe, neunzehn Jahre alt."
( Ist das nicht zu jung für die beiden Knaben?" wandte ich ein. es in so vornehmen Kreisen zugeht. Ich fahre fort.") Sei doch still, mein Lieber, Du haft ja gar feine Ahnung, wie
,, Wie ich im Schloß anlange, ist gerade großes Reinemachen. Sämmtliche alte Ritterrüstungen werden mit Metallpußpomade blant gerieben. Die Baronin entschuldigt sich, geht mit mir fpazieren. Es ist Abend, Vollmond. Wir gelangen in eine romantische Gegend, treten in eine Ruine ein. Sie gesteht mir, daß sie mich liebt."
( ,, So schnell?"
Unterbrich mich doch nicht immer. Baroninnen sind doch ganz andere Rerls wie Deine Bürgermädchen.")
" Ich verhalte mich ablehnend. Sie liebt mich immer toller. Bes greift garnicht, wie ein einfacher Bürgerlicher sich so adelig benehmen kann. Ich bin selbst darüber erstaunt. Am andern Tage empfängt sie mich in ihrem Boudoir.( Du weißt, wir standen neulich in der Friedrichstraße vor einem Möbel- Schaufenster, in wel= chem ein Boudoir dargestellt ist. Ich habe mir Notizen gemacht.) Ihre Gesellschafterin, die mich übrigens ebenfalls liebt, sitzt am Telephon und nimmt im Auftrage der Baronin die Liebeserklärungen nachdem die Gesellschafterin sich entfernt hat, macht mir die Baronin in Empfang, die dieser von allen Seiten zutelephonirt werden. wieder eine Liebeserklärung. Ich gebe endlich nach. Poetische Liebesszene.( Hier werde ich meine Erfahrungen mit Julchen Schulze idealisirt wiedergeben.) Die Baronin bietet mir ihre Hand, ich will gerade sagen:„ Schreiben Sie an meinen Vater", da tritt Gräfin Eva von Apfelsblüth ein, Freundin der Baronin, siebzehn Jahre alt, übernatürliche Schönheit.( Ich lasse sie sich ungefähr so benehmen und so sprechen, wie die Gräfin Terzfy im Wallenstein ", denn schließlich: Gräfin ist Gräfin .) Nun lasse ich die Baronin wieder schmachten. Sie ist höchst unglücklich und begreift nicht, wie sie sich in einen Bürgerlichen so verlieben fann. Die Gräfin ist an fangs zurückhaltend, weil sie Bürgerliche nicht leiden kann. Ich bin noch fälter. Eine rührende Szene nähert uns einander. Sie steht auf der Wiese und liebkost ein junges Ochfenmädchen.
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( Halt! Ich würde doch statt Ochsenmädchen" lieber„ Kuhmagd" sagen." Das ist vornehme Terminologie." Was fällt Dir ein? Unter, Ochsenmädchen" verstehe ich ein Ralb.
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Also, fie liebtost ein Kalb. Weiter!")
Und dann noch eines, alter Freund," sagte Herr Kreiser, einen großen Gefallen kannst Du mir erweisen. Die Kosten Die Kosten vergüte ich Dir." Das ließ sich hören, und der Agent begann aufzu " Ich trete ihr gegenüber und liebfose ein anderes Kalb. Sie ist horchen. gerührt und gesteht mir, daß sie mich liebt. Gerade wollen wir uns Ich bekomme da vor zwei Stunden," fuhr der andere in die Arme sinken, da tritt der Gutsnachbar Graf von Himmelberg fort, einen merkwürdigen Brief von meinem Vater, dazwischen. An seiner Nafe sieht man ihm sofort das alte blaue der bekanntlich wegen politischer Vergehen politischer Vergehen eine Strafe Blut an. Er thut, als ob er nichts gesehen hätte und fängt an, in Blößensee absitzt. Er schreibt allerlei verwirrtes Zeug von über Sportangelegenheiten zu reden. Ich rede mit. Er wundert einem Geschäft, einem Glücksfall, er müsse das sofort mündlich sich, daß ein Bürgerlicher so gut in Sportangelegenheiten Bescheid mit mir besprechen und so weiter. Ich kann nun absolut blatt gemacht.) Der Graf liebt Gräfin Eva ebenfalls, sieht aber zu weiß.( Zu dieser Szene habe ich mir schon Auszüge aus dem Sportnicht daran denken, vor Sonnabend mich über Tag frei zu feinem Aerger, daß ich bevorzugt bin. Ge fordert mich auf krumme machen, deshalb könntest Du die Sache für mich in die Hand Säbel. Der Graf wird genau an der Stelle verwundet, welche ich nehmen. Hier sind drei Mark, fahr hin, besprich alles mit den Sekundanten vorher bezeichnete. Letztere wundern sich, daß ein ihm und bring mir dann Bescheid." Bürgerlicher sich so tapfer schlagen kann.
Bon," sagte der Agent. Er warf den Thaler in die Hosentasche und war erstaunt, wie seine Baarmittel sich heute vergrößerten. Denn die eine Mark fünfzig Pfennig feiner guten Mutter hatte er sich beim Abschiede schließlich auch noch aufdrängen lassen.
( Fortsetzung folgt.)
„ Ich versöhne mich mit dem Grafen und gewinne durch eine höchst edelmüthige Handlung sein Vertrauen. Ich unterstütze nämlich feinen armen Schneider, indem ich bei ihm zwei nene Anzüge bestelle, natürlich auf Kredit, da ich ja tein Gehalt beziehe und nichts bes zahlen kann. Ich treffe nun mit Gräfin Eva an einer einsamen Stelle des Partes zusammen.( Hier werde ich eine längere Beschreibung englischer Bartanlagen einflechten, ich habe mir schon Auszüge aus dem Konversationslegiton gemacht.) Wir schwören ( Nachdruck verboten.) uns Liebe und Treue. Plötzlich erflingt Trompetengefchmetter. Die regierende fürstliche Familie fährt nach Monaco und benutzt das Schloß der Baronin als Absteigequartier. Beim Diner wird über Regierungsangelegenheiten gesprochen, ich spreche mit. Der Fürst ist erstaunt, daß ein Bürgerlicher ſo vernünftige fonservative Ansichten hat. Ich nehme meinen ganzen Muth zusammen und bekenne mich zu einigen kleineren demokratischen Grundsägen, weise sogar von drei mir an gebotenen Orden einen zurück. Er will mich zum wirklich geheimen Ministerialdirektor ernennen, ich will mir das überlegen. Sage in einem Monolog, daß ich nicht Fürstendiener sein tann. Tochter des Fürsten , Prinzessin Sophronia, sehr erfreut über meine edle Ge finnung. Ich verliebe mich in die Prinzessin, obwohl ich meine schwachen Aussichten begreife. Ich will verzichten. Da findet ein großer Ball statt. Die Prinzessin befiehlt mich zum ersten Walzer, , Sprich mir doch davon nicht, das wird die längste Beit gezur ziveiten Polta, zum Contre und zum Galopp. Zuletzt befiehlt dauert haben. Bald wird die etle Prosa des Lebens hinter mir fie mich zur Liebeserklärung. Ich erkläre ihr meine Liebe, liegen. Uebrigens ist der Roman noch nicht geschrieben, sondern werde aber von der Oberhofmeisterin gestört, die mich bei aur der Entwurf. Und den wollte ich Dir vorlesen." Seite nimmt und mir mit der Ungnade des Fürsten droht.
In hohen Kreisen. Wiederholt hatte mich mein ehemaliger Schulkamerad Fridolin Lämmchen schriftlich und mündlich gebeten, ihn zu besuchen, er hätte mir etwas Wichtiges mitzutheilen. Den Versuchen, ihn außerhalb feines Heims zum Sprechen zu bringen, wich er mit geheimnißvoller Miene aus, und so stieg ich denn eines Tages die vier Treppen zu feiner Klause empor. Ich fand ihn in das Studium des Gothaer" vertieft.
Meine Kundenliste!" sagte er einfach.. Ich starrte ihn verständnißlos an. " Es sind die Käufer meines Romans."
" Wie? Du haft einen Roman geschrieben? Wohl, für das Brauerei- Fachblatt, das Du redigirsti