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Lente und brauchen nicht mehr jeder seinen eigenen Weg unter dem Einflusse künstlicher Wärme höchft verschiedenartig vers mühsam zu suchen. Nun kann ich dich glücklich machen halten. Eine Pflanze wächst, warm gestellt, gleichsam über Nacht und laffe dich nie mehr von mir." Die ganze vergessene und gelangt rasch zu herrlichem Flor, während eine andere nicht

von

Liebe war wach geworden, und bei all' dem vielen Gelde der Stelle geht oder gar abstirbt. So unterscheidet man dachte er nur an Richard und Aennchen. Er hätte deutlicher bei Hyazinthen, Tulpen, Azaleen und anderen früh, spät und gar nicht treibbare Sorten, unter den Rosen giebt es auch nur schreiben sollen, aber gerade auf die Ueberraschung hatte er sich wenige, die sich als Treibsorten eines guten Rufes erfreuen, und so sehr gefreut. viele Pflanzen sind überhaupt erst nach sehr umständlicher Vorkultur treibbar. Manche Pflanze muß schon im Hochsommer durch ent­sprechende Behandlung vorzeitig zur Ruhe gebracht werden, damit fie sich im Winter dem zweifellos barbarischen Verfahren des Treibens unterziehen läßt.

Zu dem armen, gefangenen" Vater fam Richard also nicht. Noch gestern hätte der Alte ihm das nicht im geringsten verübelt, denn schließlich hatte der Junge zu thun und keine Zeit übrig. Heute aber war dieses Nichtkommen der erfte Wermuthstropfen in den Becher des Glücks. Vielleicht macht der Reichthum sentimental, und in dem Augenblicke, wo wir anfangen, Wohlthäter spielen zu können, verlangen wir, daß die künftigen Empfänger unserer Gaben uns gerührt und höflich begegnen. Geben, sagt das Wort, ist seliger als Nehmen. Ganz recht. Denn der Geber spielt eine angenehme und große Rolle, die bis ins Herz hinein warm macht und eine außer ordentliche Hochachtung vor uns selbst in uns erweckt. Das Nehmen hingegen ist nicht immer eine erfreuliche Sache und thut oft sogar bitter weh. Man könnte darüber ein langes Kapitel schreiben, aber die Quintessenz dieser Weisheit ist bereits in dem anderen Worte zusammengefaßt, demzufolge die linte Hand nicht wissen soll, was die rechte thut.

( Fortsetzung folgt.)

Beitlose Blumen.")

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Frühlingsblumen im Winter sind uns seit Jahren alltägliche Erscheinungen, an welchen wir uns zwar immer und immer wieder erfreuen, die wir aber nicht mehr als Absonderlichkeiten anstaunen. Bom Oktober bis zum Mai gehören die lieblichen Maiglöckchen zu den häufigsten Blüthen des Blumenmarktes, vom Sommer bis zum Herbste fehlten sie aber bisher, und es erregte deshalb nicht geringes Erstaunen, als sie zu diesen Jahreszeiten in den Groß­städten plöglich auftauchten. So führte im August vorigen Jahres auf der großen Hamburger Gartenbau Ausstellung ein Handels­gärtner hunderte in vollem Flor stehende Maiblumen vor, die uns getheilte Bewunderung erregten. Die Erzielung dieser Blüthen zir o ungewöhnlicher Jahreszeit wird durch ein Verfahren erreicht, das im direkten Gegensatz zur Blumentreiberei steht, durch die künstliche Zurückhaltung. Die Treibkeime der Maiblumen bleiben bis furz vor Beginn der Frühlingsvegetation im Freien, dann aber werden sie in Eisfeller gebracht, wo fie fich gleichsam über den Stand der Jahreszeit hinwegtäuschen und bis zum Juli und August in völliger Rube zurückhalten laffen. Holt man zu dieser Jahreszeit schließlich die Maiblumen hervor und bringt sie unter Glas, so gelangt das lange zurückgehaltene Wachsthum mit voller Macht zum Durchbruch, und in überaus kurzer Zeit stehen die Pflanzen bereits im üppigsten Flor. Zu Berlin und Hamburg , wo Treibmaiblumen zu vielen Millionen feldmäßig an­gebaut werden, wird das Verfahren der künstlichen Zurückhaltung bereits im Großen ausgeübt, und die zurückgehaltenen Maiblumen bilden als Eisteime" einen wichtigen Handelsartikel. Die künstliche zurückhaltung der Pflanzen durch Eislagerung, deren erste Versuche schon vor Jahren ausgeübt wurden, hat sich eine Hamburger Firma patentiren lassen. Neuerdings hat diese Firma einen Hamburger Maiblumenzüchter, der gleichfalls Eisteime" anbot, wegen Nicht­beachtung der patentgesetzlichen Bestimmungen verklagt und anderen Gärtnern Warnungen mit Klageandrohung zukommen laffen. Im ersten Termin ist die tlägerische Firma fostenpflichtig abgewiesen worden; ein zweiter Termin findet am 22. d. Mis. statt. Die Gemeindevorstände der Vierlande bei Hamburg haben sich jetzt der Sache angenommen und bei den

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An dem bedeutenden Aufschwung, welchen alle Gebiete des Gartenbaues in den letzten drei Jahrzehnten genommen haben, ist die Blumenzucht nicht an letzter Stelle betheiligt. Das Gesammt gebiet der Gärtnerei ist schon lange in einem Geschäftsbetrieb gar nicht mehr zu bewältigen. Die früher überall vorhandenen viel­feitigen Gartenbau- Etablissements sind deshalb mehr und mehr verschwunden und an ihrer Stelle Spezialgärtnereien zu hoher Blüthe gelangt. Die intelligentesten Gärtner haben sich vorzugs weise der schönen Gartenkunft, d. h. der Landschaftsgärtnerei, dann auch den Blumenkulturen und dem Baumschulenbetrieb 3 gewendet, und auf diesen Gebieten hat sich der deutsche Gartenbau mächtig entwickelt, während dem Gemüse und namentlich dem Obst­bau eine beffere Entwickelung zu wünschen wäre. Speziell Blumen­zucht und Blumentreiberei sind in kurzer Zeit zu einer Bedeutung gelangt, die jedem, der sich nur flüchtig mit ihrem Entwickelungs- Gemeindevertretungen Anträge auf Bewilligung von einem Fünftel gang befchäftigt, Bewunderung abringen muß.

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der Roſten zu einem juristischen Gutachten behufe Nichtigkeits­erklärung des Patentes auf die Konfervirung der Maiblumenkeime durch Eislagerung gestellt. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Nichtigkeitserklärung des Patentes ausgesprochen wird und ein Kulturverfahren, das für den Gartenbau von hohem Nutzen werden kann, nicht einer einzelnen Firma vorbehalten bleibt, der doch be taunt sein mußte, daß dies Verfahren versuchsweise schon seit Jahren von den verschiedensten Firmen des In- und Auslandes ausgeübt

Auf dem Gebiete der Blumentreiberei haben die Gärtner die größten Hindernisse zu überwinden gehabt, sie hatten mit der Ungunft des deutschen Winters und mit der Konkurrenz gegen die von einem ewig sonnigen Himmel begünstigten Blumenzüchter der Riviera und Oberitaliens zu kämpfen. Ohne das fünftliche Mittel eines Schutzzolles hat deutsche Intelligenz die scheinbar gewaltige Konkurrenz des Südens fast völlig besiegt. In diesem Winter haben die Imporiblumen zum ersten Mal alle Bedeutung verloren, sie werden in den Großstädten wurde. nur hier und da noch von Straßenhändlern angeboten, in den Neben den Maiblumen ist die künstliche Zurückhaltung bis jetzt feinen Blumengeschäften gelangen aber fast ausschließlich nur noch mit größtem Erfolg auch bei verschiedenen japanischen Lilienarten deutsche Schnittblumen zur Verarbeitung, die sich durch Frische und durchgeführt worden. Die Zentralstellen für diese Art der Lilien­Vollendung vortheilhaft von den Importblumen unterscheiden. kultur, durch welche die Blüthezeit der edlen Blume in den Späts Jede Hausfrau, die Salon und Tafel mit frischen Blüthen zu herbst und Winter verlegt wird, sind Frankfurt a. M., Gießen und schmücken pflegt, vermag die deutsche Blume von der Importblume Berlin . Es erregte nicht geringes Aufsehen, als im verflossenen fofort zu unterscheiden. Die Ende Januar in Liegnitz abgehaltene zweite Winter- Spätherbst plötzlich große Massen von Lilienblüthen, die man bisher Gartenbau- Ausstellung hat den Tausenden, die sie besuchten, nur im Frühling und Sommer zu seben gewohnt war, auf dem Blumenmarkt auftauchten. In Süddeutschland waren es die wieder einmal in treffender Weise gezeigt, wie artenreich Blüthen der prächtigen Lilie( Lilium speciosum) und die Pflanzen sind, die selbst der Gärtner in der Provinz mitten im ihrer Abarten, in Norddeutschland diejenigen der großen Winter zu voller Florentfaltung bringen kann. Blüthen, die wir früher nur zu ganz bestimmten Zeiten sahen, die oft Symbole einzelner Monate waren, wie Märzveilchen und Maiglöckchen, find jetzt Alltagsblumen geworden, der Flieder entfaltet während des ganzen Winters tausende von Blüthen in den Glashäusern und die Rose, die Königin der Blüthen und des Gartens", läßt sich an jedem Tag des Jahres mit Leichtigkeit frisch geschnitten be­fchaffen.

Goldbandlilie( Lilium auratum), die bis in den Januar hinein den Blumenmarkt beherrschten. Die Zwiebeln der erstgenannten Art kommen im Herbst aus Holland , diejenigen der lettgenannten werden direkt aus Japan importirt. Die Zwiebeln werden nicht fofort gepflanzt, sondern bis zum Frühling in fühlen Kellern ge= lagert, dann in Eiskeller gebracht, wo sie bis zum Junt verbleiben, worauf man sie einpflanzt, die bepflanzten. Töpfe bis zum Eintritt In neuester Zeit nimmt die Blumentreiberei nach einer be- frostiger Witterung im Freien läßt und dann in heizbaren Treib­stimmten Richtung hin einen großen Aufschwung, deffen zukünftige werden gegen 30.000 Lilienzwiebeln auf den Kühlröhren einer Kälte­häusern dicht unter Glas aufstellt. In einer Gärtnerei in Gießen Bedeutung sich gegenwärtig noch gar nicht abschätzen läßt. Früher Erzeugungs Anlage zurückgehalten theils an andere Gärtner, find all die großen Erfolge in der Winterkultur von Frühlings: vorzugsweise nach Frankfurt , verkauft, theils selbst zum Blühen ge­und Sommerblumen in der Hauptsache durch Einwirkung hoher Wärme erzielt worden. Im Laufe der Jahre hat man durch Pro- bracht. Als ich anfangs Dezember v. J. diese Gärtnerei besuchte, biren genau festgestellt, welche Pflanzen sich durch Einwirkung standen große Treibhäuser, gefüllt mit blühenden Lilien, deren mehr oder weniger hoher Wärmegrade um ihren Winterschlaf be- ganzer Ertrag von einer Export- Blumenhandlung in Frankfurt über­trügen laffen. Diese Versuche waren feineswegs so einfacher Natur, In den nächsten Jahren werden zweifellos in der Zurückhaltung

wie es auf den ersten Blick scheinen könnte, da sich nicht nur die Bertreter einer einzelnen Pflanzengruppe, sondern auch die von ein und derselben Art abstammenden, oft sehr zahlreichen Sorten

Aus der Frankfurter 3eitung".

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nommen wurde.

schönblühender Pflanzen noch weitere, ausgedehntere Versuche au­gestellt, die zu den beften Erfolgen führen dürften. Wir können es ja vielfach. vorzugsweise im Gebirge, beobachten, wie der Eintritt des Flores durch Temperaturunterschiede hinausgeschoben wird. Der Frühling, der sich bei uns im Thale schon früh im März, in