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bestete sie damit an den Knieen feft; gleich den Hebräern bing man auch wohl Glöcklein an die Schnabel . Gar arg muß hinsichtlich der Länge der Schuhe der Unfug geworden sein. Briefter wurden nicht müde, dagegen zu eifern, und wie Pilze im Walde entstanden Ber der Rath von Straßburg um 1870 den Schuhmachern bei einer Strafe ordnungen gegen diesen Auswuchs der Mode; so untersagte z. B. von 30 Schillingen , Schuhe mit längeren Schnäbeln anzufertigen als von der Länge eines Fingers. In Frankreich wurden im 14. Jahrhundert Gesetze erlaffen, in denen genau angegeben war, wie lang die verschie denen Stände die Schuhe tragen durften; 21/2 Fuß Länge war für die Schnabel an den Schuhen der Prinzen geftattet, eine Schnabel­länge von 2 Fuß für die Damen und großen Barone, eine solche halben Fuß für die gewöhnlichen Bürgerlsente. Somit war denn von 1 Fuß für die vornehmen Leute, und nur eine von einemt durch die Länge der Schnabel ein Kennzeichen dafür gegeben, welchen Ranges und Standes der Träger des Schuhes war. Eine Erinnerung an dieses Gesetz hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten in der sprichwörtlichen Redensart auf einem großen Fuße

liedern eingeschlummert, aber nach einiger Zeit wieder auf­gemacht und lag ohne Schlaf. Richard batte fest versprochen, bald nach Mitternacht zu kommen, und gestern und heute war er gegen seine Frau von solcher Güte und Liebe gewesen, daß ihr weiches Herz von einer überströmenden Dankbarkeit erfüllt wurde. Schien es denn nicht, als ob feit der Geburt des Kindes seine alte Zärtlichkeit neu erwacht sei, die immer mehr verschwunden war? Niemand war so dankbar für jede Liebes­bezeigung und jedes freundliche Wort, als dieses arme, seit der frühen Jugend verschüchterte Wesen. Die Mutter und die Geschwister hatten sich von ihr losgesagt, und sie hatte ja gar niemand auf der weiten Welt als ihren Mann. So waren dessen Laune, Stimmung und Zuneigung ihr Glücksthermometer, und wenn er sich recht bewußt gewesen wäre, wie angstvoll sie nachts bei feiner Heimkehr und früh beim Aufstehen in seinem Gesicht nach Freundlichkeit oder gar Herzlichkeit suchte, sein gut müthiges Herz hätte doch wohl öfter die trüben Launen überleben". wunden und hätte sich doch wohl bisweilen mehr bezwungen, um der hinfälligen, verblaßten Frau einige Liebesworte zu geben. Solche Worte sind ja so billig wie gar nichts anderes, und man glaubt nicht, wie goldschwer fie wiegen, wenn sie einem einsamen armen Dinge bisweilen gesagt werden.

( Fortsetzung folgt.)

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Die Farbe der Schuhe war ebenfalls der Mode unterworfen. Im Jahre 1444 trug man in Erfurt Schnabelschuhe von rothem 1858) berichtet: Es was auch in den selbin gezitin ganz loufftig, Hirschleder. Eine Erfurter Chronik( herausgegeben von L. F. Desse das die jungen manne, vrawen unde jungfrawen, ouch dienstknechte zu festin, bochzeiten unde ouch gemeinlich alle heilige tag rote schu von loeschfellin trugen unde etliche spizige snebelle daaane." Bald wurde es sogar Sitte, zweifarbige Schuhe und auch zweifarbige Hosen zu tragen; der linke Fuß stimmte stets mit dem rechten Bein überein und ebenso umgekehrt das linke Bein mit dem rechten Fuß. Prangte das rechte Hosenbein in rother und der rechte Schnabelschuh in grüner Farbe, so schillerte der linke Schuh in Purpurfarbe, während das linke Hofenbein hoffnungsvolles Grün aufwies.

Die Geschichte des Schuhes." Das Schuhwerk war bei den germanischen Bölkern in der Regel fehr einfach. Auf der sogenannten Statue der Thusnelda in Florenz , welche noch aus römischer Zeit stammt, bemerken wir eine Art Bundschuh, aus einem Stück Fell oder Leder verfertigt; der Schuh zu den Schnabelschuhen gesellten sich in der ersten Hälfte des ist hinter der Ferfe und oberhalb der Zehen mit Riemen verknüpft, 15. Jahrhunderts bei beiden Geschlechtern besondere Unterschuhe sodaß das größte Stück des Oberfußes von demselben unbedeckt oder Trippen, die man mit einem ledernen Bügel über dem Spann blieb. Die Schuhe an einer männlichen Leiche, welche aus einem oder mit Durchsteckriemen befestigte. Es waren dies schmale, nach Torfmoore in der ostfriesischen Gemeinde Ezel gehoben wurde, hatte der Form des Fußes zugeschnittene und vorn gespitzte Holzsohlen, auf dem Spann einen Ausschnitt; die eine Langfante der Deff- häufig unter der Ferfe und weiter vorn unter dem Ballen mit nung war in einige Lafchen mit Schlitzlöchern zertheilt, die andere Abfäßen unterlegt. Auf diese Weise sollte der Schnabel unterstützt mit Reihen von hübschen Stern- und sonstigen Musteru durchbrochen werden. und mit Riemen besezt, die durch die gegenübersißenden Laschen ge- Die Wetterwendigkeit der Mode änderte indessen jahraus jahrein zogen und über dem Spanne mit vielfachen Verschlingungen an der Fußbekleidung, und so folgten denn im vorletzten Jahrzehnt zusammengeknüpft waren. des 15. Jahrhunderts auf die langen Schnabel Schuhe mit den lieblichen Kosenamen breiten Borderkappen, welchen man Entenschnäbel" gab; die Epißenlänge betrng bei ihnen nur vier bis fünf Zentimeter. Aus den Entenschnäbeln gingen im Anfange des 16. Jahrhunderts die Bärenklauen" oder die Kuh- oder Ochsenmäuler" hervor. Diese bildeten zu den Schnabelschuhen einen totalen Gegensatz, da sie vorn an den Zehen ihre größte Breite hatten. Da die Zehen erklärlicherweise den vordern Theil eines solchen Schuhes nicht auszufüllen vermochten, mußte der geplagte Modemann zu lauter ausstopfenden Gegenständen seine Zuflucht nehmen. Eins war vielleicht an den Bärenklauen zu loben, nämlich, daß man in denselben keine Hühnerangen bekam.

Angefertigt wurden die Schuhe aus Dchfenhäuten, Schafsfellen, aus Seehundsfellen, oder gar aus Haifischfellen. Das Fell benutzte man theils mit den Haaren darauf, theils ohne diese.

Der sandalenartige Bundschuh der alten Germanen machte im neunten und zehnten Jahrhundert nach Chrifti dem wirklichen Schuh mit Oberleder Platz. Es sind dies die zuweilen in der nordischen Literatur erwähnten hohen Schuhe; sie bedeckten den ganzen Fuß und reichten bis zum Knöchel hinauf. Diese Schuhe hatten eine augenfällige Spize, und man trug sie ebenso oft roth und blau als schwarz gefärbt. So soll Karl der Große Halbstiefeln von rothem Leder getragen haben, in denen jede Behe ihren besonders ausgearbeiteten Raum hatte. Auch wird eine Art Schuhe genannt, welche vermuthlich den heute gebräuch lichen Stiefeln gleichen. Das Oberleder ging bei dem Frauenschuh bis auf die halbe Spanne hinauf, und Zierrathen jeder Art, wie 3. B. Rosetten von Goldtreffen oder schwerem farbigem Stoffband, Stickereien mit Goldflittern, Besatz mit edlen Steinen auf den Borten und dergleichen, bildeten den Schluß dieses vielfach aus Seide oder Sammet angefertigten Schuhes.

Schon bald mußte das Kuhmaul seine Herrschaft an die zer­hackten oder zerschnittenen Schuhe abtreten. Mit breiten Sohlen, an der Seite und hinten kaum einen Finger breit hoch, bestanden sie vorn aus einem mehrmals geschlitten und untergepufften Sack. Der bereits erwähnte Erfurter Chronist berichtet: Anno domini 1580, do vergingen die langen snebele an den schuen, darnach komen dy breyten scho, als dy fuenmuler mit überflegen". Diese neue Art Schuhe stimmte mit der damaligen geschlitten Tracht überein. Gegen Ende des elften Jahrhunderts soll ein Graf Fulko von Es waren nämlich gepuffte Wämser und Beinkleider modern ge­Anjou oder Angers einen nenen Schuh eingeführt haben. Weil worden, bei denen anfangs der Futterstoff nur in zahlreichen, er mißgeftaltete Füße hatte, ließ er sich lange und vorn ganz aber fleinen Schligen hervorquoll; später jedoch ließ Spike Schuhe machen, um jene so zu verdecken; die Spitze, welche diese Bauschen über alle Grenzen hinaus anschwellen, so daß gleich Storpionenfchwänzchen aufwärts gekrümmt war, nannte das Futter einige Modegecken sollen davon bis zu 130 Ellen man Pigafchen. Dem Beispiele, welches der Herr und Gebieter verbraucht haben an Hosen und Aermeln wie flatternde Säde gegeben, folgten die Höflinge Fulko's in stlavischer Kriecherei bald, hervortrat.

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mochten auch ihre Füße in ganz tadellofem Zustande sein, und so Stiefel wurden bis zu dieser Zeit fast nur von Fuhrleuten, wurde die ungewöhnliche Sitte der Schnabelschuhe im ganzen weft- Bauern oder Jägern getragen. Da der Schaft derfelben aus lichen Europa hochmodern. In Deutschland jedoch scheint die weichem Elen- oder Hirschleder und nur der Vorfuß aus festerem felbe merkwürdigerweise! während des zwölften Jahrhunderts oder härterem Leder gemacht wurde, so waren dies eigentlich Leder­wenig Eingang gefunden zu haben; wenigstens sind dergleichen strümpfe mit angenähtem Schuh; sie hatten verschiedene Höhen, Schuhe auf den Abbildungen aus dieser Zeit nicht zu bemerken, indem sie bald bis in die Mitte der Oberschenkel, bald bis gegen auch erwähnen die Dichter sie nicht. Später allerdings führte man die Hüften hinaufreichten, und wurden entweder verschnürt oder sie auch hier ein, und jetzt hielt jeder elegante Edelmannn es für verschnallt. Später erweiterte man diese Lederstrümpfe an der feine unumgängliche Pflicht, solche zu tragen. Stelle, wo sie unter dem Knie gebunden wurden, mit einer über das Knie emporsteigenden Stulpe, und dies war der Anfang der berühmten Kanonenstiefel oder Kanonen", auch Wallensteiner" oder Schwedische Stiefel" benannt, welche namentlich im dreißig­jährigen Kriege ihre Glanzrolle spielten. Bei den schweren, ge spornten, den kriegerischen Geiste der Zeit entsprechenden Stulpen­stiefeln wurde die schlappe Krempe vielfach mit feinen Spigen ausgefüllt, häufig auch mit Taschen, in denen sich alle Arten von fleineren Gegenständen, namentlich Papiere, verwahren ließen. Bald wurden hohe Abfäße hinzugefügt, die von jest an, wenn auch nicht in der ursprünglichen Höhe, sich bis in die Neuzeit erhalten haben. S

Ursprünglich war die Spitze der Schnabelschuhe ziemlich mäßig; allmälig aber suchten die reicheren Leute ihren Reichthum durch die verschiedene Größe der Schnäbel zu befunden. Ein Modenarr an dem Hofe des englischen Königs Wilhelm des Rothen, namens Rod­ bertus , hatte zuerst den Gedanken, die langen Schnäbel mit Werg auszustopfen und wie ein Widderhorn zu frümmen, weshalb er denn auch den Beinamen der Gehörnte" erhielt. Jetzt nahm auch die Länge der Schnabel immer mehr zu, und um in diefen überlangen Schuhen gehen zu können, befestigte man silberne oder goldene Kettchen an der äußersten Schnabelspitze, zog diefe daran in die Höhe und

*) Aus der Kölnischen Volkszeitung".

Das letzte ungeheure Produkt der Mode entstand am Hose