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Kleines Feuilleton.

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hingehaucht. Nur was für den Charakter bezeichnend schien, ist| Simmel steht, find für diese Technik zur Darstellung am besten ges ausgeführt. Das Leben des bleichen Gefichts von Edmond de Gon- eignet. Hans v. Volkmann sieht in den Landschaften vor allen court fonzentrirt sich in den dunklen Augen, die aus dem Bilde Dingen große Linien. Bergabhänge und weite Hügellandschaften herausleuchten, und in dem festgeschloffenen Mund. Eine kraftvolle sind mit wenigen festen Strichen start herausgearbeitet. Ramp= Charakterstudie ist das Bild des größten lebenden französischen   Bild- mann wählt ähnliche Motive; aber es fehlt ihnen die zeichnerische hauers Rodin  . Es liegt eine zügellofe Wildheit und Kraft in diesem Kraft, der Künstler hat mehr auf die Tonwirkung hin gearbeitet. startfuochigen, markant häßlichen Geficht mit den träftigen Wöl- Neben diesen sind eine große Zahl von tüchtigen Künstlern thätig, bungen, das ein mächtiger Bart einrahmt, in den forschenden, faft Carlos Grethe  , Kampf, Otto, Heyne, Weiß, Lange geschloffenen Augen und in dem herben Mund. und andere, auf die hier nur hingewiesen werden kann. Wie weit die technischen Möglichkeiten des Farbendrucks gehen, find dies die Mitglieder des jetzt neubegründeten Künstler­zeigen die Versuche, die pointillistische Technik für den Steindruck an bundes". Der Führer dieser Sezession, Graf Kaldreuth, zuwenden. Die Blätter v011 Signac und Luce muthen ist mit drei fleinen Blättern vertreten, die zwar seine Art, wie Landschaften von Monet   oder Pissarro   an. Es find feine aber nicht seine ganze Größe erkennen lassen. Eine Bäuerin, die Lichtstudien; die Lust ist durchsichtig und bewegt.- In der gegen auf einem Felde arbeitet, ist mit derben, runden Strichen gezeichnet. über liegenden Abtheilung erregen die drei Lithographien von Sie steht mit ganzer Figur gegen den Himmel. Neben ihr sizt ihr Zoulouse- Lautrec das höchste Interesse. Ein Engländer" Kind. Ein Krähenfchwarm fliegt auf. Im Hintergrund liegt das Ostar Kühl. fitt mit jungen Französinnen zusammen; eine Wäscherin" gebt Dorf.  ­über die Straße; ein alter Herr und ein junges Weib fizzen in der Loge". Das ist alles. Und doch sind alle drei Blätter von sprühen­dem Leben erfüllt. Mit haftigen, nervösen Strichen sind sie hin geschrieben; aber jeder Strich sigt". Die flüchtigste Bewegung ist u. Schulwandtafeln aus Linoleum. Von dem für un scharf erfaßt. Die Farbe ist von einer außerordentlichen Lebendig veränderlich gehaltenen Inventar der Schule schwindet in der pietät feit. Das ist echter" Plakatftil". Erzeugnisse für den Augenblick, losen Gegenwart Stück für Stück: die Schiefertafeln und Griffel vom Augenblick geboren. Darüber hängen zwei Zithographieen von sind oder werden allmälig durch Gegenstände aus foliderem Material Rivière, die in einem feltsamen Kontraft dazu stehen. ersetzt, und jetzt soll auch an die Stelle der altehrwürdigen hölzernen Sie find sehr ruhig, träftig gezeichnet, aber in den Wandtafel eine solche aus Linoleum treten. Während es sich auf Farben etwas matt, die eine fast langweilig. Unter den übrigen Blättern sind noch viele ausgezeichnete Arbeiten. Hohe diefen grün gefärbten Tafeln ebenso leicht mit Kreide schreibt, wie Kultur des Geschmacks und Sicherheit in der Technik zeigen die auf Holz, haben sie den großen Vorzug, daß sie völlig stumpf find, das Lesen des an die Tafel Geschriebenen also nicht durch die franzöfifchen Arbeiten in der Regel. Sie haben alle etwas im beften Blendung der blanken Tafel beeinträchtigt wird. Selbstverständlich Sinne des Wortes Gefälliges, eine unnachahmliche Grazie und eine lassen sich auch die Kreideftriche vom Linoleum völlig glatt ab reizvolle prickelnde Lebendigkeit. Von den Engländern sind nur wenige Schwarz- Weiß- wischen, ohne Riffe im Material zu hinterlassen. Daß bei den neuen Tafeln ein Nachpoliren, Abschleifen oder Nachstreichen unnöthig ist, Blätter ausgestellt. Von Whistler   außer ein paar feinen Att dürfte die Schuljugend weniger intereffiren, als die geplagten Schul­zeichnungen ein Nocturno". Die Silhouette einer Stadt mit ihren lehrer, oder in größeren Schulanstalten die Bedelle. Giebeln und Schornsteinen steht jenseits des Sees gegen den Horizont. Dichter Nebel liegt über dem Wasser. Ein paar Lichter blinken herüber. Das ist in ganz wenigen zarten grauen Tönen ge­geben. In der Art der Behandlung sehr ähnlich sind die Arbeiten von Benell und Hartley. Die Blätter Shannons, eines Symbolisten, die auf rauhem Grunde in Kreidemanier gezeichnet sind, gefallen durch ihre reizvolle Be­handlung der Tonwirkungen, durch die weiche Modellirung der Körper und die feine Komposition.

Storm van Gravesande mit seinen Hafenbildern, die ganz in der großen, breiten Manier der Holländer gehalten find, und der Porträtist Fan Beth sind die einzigen Vertreter der Holländer. Die Bildnisse des letteren haben eine sorgfältige und fräftige Technik. Die Charakteristik ist etwas gleichförmig, nament: lich wenn man sehr viele von den Bildern hintereinander sieht. Unter ihnen fällt ein gutes Porträt Bebel's auf.

des

Theater.

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Im Berliner   Theater wurde am Mittwoch " Alarich  " von Verdy du Vernois zum ersten Male aufs geführt. Solche Alariche werden zu Duzenden geschrieben, aber man muß ein früberer Kriegsminister sein, um ein Wert dieser Art auch auf die Bühne zu bringen. Exzellenz du Vernois war wieder jung geworden; wie ein Kind fich an seinem Bilderbogen ergößt, so erfreute er sich kindlichen Sinnes an den fünf theatralischen denen viel von Germanentreu und Guckfaften Szenen, in tiefem Gemüth 311 hören war. Dies Ver germanisch gnügen alten Herrn machte Publikum wieder eine findliche Freude, und so applaudirte man Herrn du Vernois, wie's ihm im Reichstage nie vorgekommen war; und er durfte sich oft und oft in seiner Loge erheben und sich dankend verneigen. Eine Auch in Deutschland   haben in den letzten Jahren viele dichtende Exzellenz hat nämlich einen Vorzug vor dem gemeinen Maler mit dem Steindruck gearbeitet, und es ist manches gute Re- Dichter, der vor die Rampe treten muß, wenn das souveräne fultat in der Ausstellung zu sehen. Die Berliner   Lithographien Publikum seiner begehrt. Der Alarich  " ist das verfrühte Genie. Bei Verdy du Vernois  find allgemein bekannt, die von Menzel haben schon eine große tommt er eigentlich um dreizehn oder vierzehn Jahrhunderte zu früh historische Bedeutung. Liebermann, Starbina, Hanns Fechner   mit seinen etwas glatten Portraits, unter denen das des auf die Welt. Auf den Trümmern des falschen Römerthums will alten Stabe auffällt, sind vertreten. Die jüngst besprochenen Litho: Aber die Zeit ist eben seinen Ideen nicht reif; theils daran, theils der Gothenfürst das gewaltige germanische Einheitsreich aufrichten. graphieen und Algraphieen von Cornelia Paczka Wagner  find aus der Künstlerinnen- Ausstellung übernommen. Von den an einem Dämon scheitert er. Die Römerin Severa ist ein dämo­Münchnern zeichnet Friß Burger Damenbildnisse in einer nisches Weib. Sie behauptet es wenigstens. Sie will die blonde etwas vergröberten pariferischen Manier. Die Landschaften von Amaluntha von dem treuen Gatten Alarich   trennen und an der Haus von Haider sind von einer föstlichen Bartheit und Rein- Seite dieses Großen ihn und die Welt beherrschen. Aber Alarich   hält fest zu Amalunthen, und Severa, die Ver heit der Zeichnung und in zwei oder drei Tönen gehalten. In Süd Italien  Birken im Frühling. Im Hintergrunde liegen die noch schnee. Schmähte, entbrennt in dämonischem Haß. bedeckten Berge im Abendglanz. Märchenstimmung liegt über einem verscheidet Alarich   und der Sterbende hinterläßt das Vermächtniß anderen Blatt, auf dem ein Ritter sein Roß am Zügel führt. Die an die Germaniastämme: Seid einig, einig, einig! Eines war sehr löblich an dem Drama: die foldatische Kürze Dresdener sind nicht genügend vertreten. Lührig hat eine im Ausdruck. In zwei Stunden waren fünf historische Akte zu größere Anzahl von Borträttöpfen und Landschaften da. Hans Unger   Ende gespielt. Der muskelkräftige Herr Pottschau, der Riese hat den bei ihm schon genügend bekannten Mädchenkopf auch litho unter den deutschen Schauspielern, wußte so tapfer auf Wams und graphirt. Größeres Interesse verdienen die Lithographien von Han 3 Roller zu schlagen, daß es nur so dröhnte. Er gab den Alarich, und Thoma in Frankfurt  , der Düsseldorfer und vor allem Frau Pospis chill( Severa) ist im Berliner   Theater berufen für der Karlsruher  . Thoma's ausgezeichnetes Selbstbildniß zeigt die dämonischen Weiber. uns den gutmüthigen und kraftvollen Alten. Seine Blätter haben etwas von der treuberzigen Manier alter Holzschnitte; sie scheinen bis weilen derb unbeholfen in der Zeichnung, aber es liegt in ihnen auch dieselbe poetische Stimmung. Mächtige Baumstudien und schlichte Landschaften und Bilder fleiner alter Städte, einfache Szenen aus dem Leben und phantastische Kompofitionen wechseln mit einander ab. Unter den Düsseldorfern stehen Jernberg mit seinen kraftvoll naturalistischen Herbstbildern und Kallmorgen oben an. Letzterer stellt gern Straßen an regnerischen Abenden dar. Trübgelbes Licht von den Laternen und Schaufenstern fämpft gegen die Dunkelheit an und spiegelt sich in zitternden Linien auf den naffen Pflastersteinen. Mit dem Winde kämpfend eilen die unter ihrem Schirm fröftelnden Leute über die Straße. In Karls ruhe ist der Druck auf getöntes Papier am höchsten entwickelt. Mit oft nur zwei Tönen, wirken die Blätter. sehr fein malerisch. Weiche, träumerische Abendstimmungen, bei denen eine weite dunkle Ebene in einem schönen Kontraft zu dem leuchtend rothen

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-r. Schiller- heater. Grillparzer und Eduard Jacobson   sind beide Theaterdichter, nur mit dem einen Unter­schiede, daß Herr Johannes Hagel und Familie sich über des Einen Ahnfrau" lustig machen, während die hochzuverehrenden Herr schaften an dem Possenklimbim des Anderen ihre wahre, innige Freude haben. Der gemachte Mann" war von vornherein des jubelnden Beifalls sicher, der ihm bei seiner vorgeftrigen Auf­Und man führung im alten Wallnertheater zu theil wurde. kann noch von Glück sagen, daß der Geschmack naiver Leute fich an Jacobson, dem harmlosen Vertreter feiner vergangenen Zeit, genügen läßt, daß von einer Direktion, die sich zwar mit manchem Mißerfolg, aber doch mit ehrlichem Willen bestrebt, ihr Publikum zu erziehen, nicht verlangt wird, sie solle die Adolph Ernst- Poffe und ähnliches Zeug mit frischem Flitterstaat aufpuzen. Die Posse Ein gemachter Mann" soll just das hundertste Fabrikat des Herrn Jacobson sein. Ihr Hauptheld ist ein ehemaliger Schlächtermeister, der die Rolle des Parvenu mit der in folchen Stücken üblichen