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Aus dem Thierreiche.

Technisches.

Tölpelhaftigkeit spielt. Doch der Ansatz zur Satire schwindet bald; je weiter die Handlung vorschreitet, desto mehr fühlt sich jede Person des Stückes einzig als harmlose Hanswurfifigur. Eine Thiergattung innerhalb fünfund Man muß der Künstlerschaft des Schiller- Theaters nachrühmen, daß zwanzig Jahren auszurotten, dieses Kunststück" hat fie mit Gewandtheit und innigem Behagen im seichten Gewässerman, was wenig bekannt sein dürfte, in den Jahren 1742 bis 1768 plätscherte. Grete Gallus in eine luftige Soubrette, der es selbst Schiffbruch erlitten, entdeckten auf der Behringsinsel, sowie auf fertig gebracht. Russische   Naturforscher, die in der Behringstraße an der gebührenden Portion Uebermuth nicht fehlt, und was Herrn einigen anderen, nahe gelegenen Inseln ein dem Walfisch verwandtes Alfred Sch masow betrifft, so weiß ein jeder, der ihn kennt, daß Thier, dem die Naturgeschichte den Namen Borkenthier gab. es eine Wonne für ihn ist, wenn er von derber Komik übersprudeln Es war bis zu 5000 kilogramm schwer, sieben bis acht Meter lang, überaus plump und dick und mit einer Haut bedeckt, die lebhaft an Mufit. die Rinde alter Bäume erinnerte. Da die Augen liderlos waren, -er-. Ronzerte. Das Programm des zehnten und zugleich die Ohren fehlten, Bruft- und Schwanzflossen sich höchst unbeholfen letzten diesjährigen philharmonischen Konzertes zeichnete bewegten, soll das Thier abschreckend häßlich ausgesehen haben. Der sich durch jene liebenswürdige Stillofigkeit aus, welche den Eigen- Wohlgeschmack des Fleisches wurde die Ursache zum Untergang des thümlichkeiten eines mannigfaltigen Kunstgeschmackes Rechnung seltenen Geschöpfes. Bald begann eine so systematische Verfolgung, tragen will. Man begann mit einem klassisch symphonischen Gipfel- daß feit 1768 fein einziges Borkenthier mehr gesehen worden ist. punkte, mit Schubert's unvollendeter h- moll- Symphonie, und fein Selbst in den Museen befinden sich nur oberflächliche Beschreibungen Tonftück bätte gewählt werden können, um den Abstand blühender und von ihm. tiefer Musikwahrheit von den faselnden, brillanten und närrischen Orchesterwizen unserer geistreichen" Instrumentalmoderne deutlicher hör und fühlbar zu machen. Der Gesangssolist des Abends war Frau Lilli Lehmann  , die weniger mit dem ftilisirten Pathos einer Arie aus Gluck's Armida", als mit dem plastischen und groß zügigen Vortrag der Dzeanarie" aus Weber's Oberon" be­deutenden Eindruck machte. Die Stimme dieser wirklichen Künstlerin hat einer langjährigen Bühnenthätigkeit einigen Tribut an Frische und Schlagkraft darbringen müssen, aber Größe und Tiefe der Empfindung sowie abgeklärte Gesangs­kunst werden ihr immer das wärmste Interesse einer funft gebildeten Zuhörerschaft sichern. Der zweite Solift war der Konzert­meister des philharmonischen Orchesters, Herr Anton Witek  , der mit sicherer Ruhe, reinem und schattirtem Tone und ohne Ueber­treibung der Gegenfäße Brahm's Violinkonzert spielte. Er zeigte die wesentlichen Eigenschaften, welche ihn als würdigen Nebenbuhler der Ersten seines Instrumentes erscheinen lassen. Den Schluß des Abends nahm Wagner mit dem Venusberg- Bacchanale" und der Duverture zum Fliegenden Holländer  " ein. Die ganze Freiheit feiner Dirigentenvirtuosität, den fortreißenden Schwung und die beherrschende Energie feiner Persönlichkeit ließ Kapellmeister Nitisch in diesen beiden Touwerken nochmals als Abschiedsgruß aufleuchten.

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Eine neue Trajansbrüde. Aus Temesvar   wird der N. fr. Pr." berichtet: Durch einen soeben zum Abschlusse gelangten rumänisch- serbischen Vertrag wurde der Wiederaufbau der histori­schen Trajansbrücke zwischen Turn- Severin und Kladova vereinbart. Rumänien   übernimmt die Kosten des Brückenbaues, Serbien   muß dagegen die Timot- Thalbahn, welche Kladova mit Nisch   verbindet, gänzlich ausbauen, wodurch die neue Brücke mit den europäischen  Hauptlinien in direkte Verbindung gefegt wird. Die Brücke soll auf derselben Stelle, wo die Römerbrücke gestanden, errichtet werden; die rumänischen Ingenieure haben gefunden, daß die aus Trajan's Beit erhaltenen Brückenpfeiler den erhaltenen Brückenpfeiler den neuen Brückenbau tragen können.

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einer Notiz des Elektrotechnischen Anzeiger" nach einem Verfahren t. Die künstliche Herstellung des Graphits ist nach von H. Wing in Buffalo gelungen, was für die Zukunft mit Rück­sicht auf die Bleistiftfabrikation von Wichtigkeit werden könnte. Gin elektrischer Ofen wird zu dem Zwecke dauernd mit kohlenstoffhaltigem Material gefüllt, welches infolge des Widerstandes gegen den Durch gang des elektrischen Stromes genügend start erhitzt wird, um einen fühlung des Ofens von dem übriggebliebenen Stoffe getrennt Theil des Kohlenstoffs in Graphit zu verwandeln, der nach Ab­werden kann. Borläufig wird das Verfahren wohl noch recht fost­spielig sein.- Humoristisches.

Der 8. Symphonie- Abend der Königlichen Rapelle brachte die Heimkehr des halbverlorengegangenen Kapellmeisters Weingartner. Der laue, verhaltene Empfang schien in dank­barer Erinnerung Herrn Dr. Muck, der Weingartner mehr als Ein Schnelldrama. Junger eifersüchtiger Ehemann intelligenter Musiker denn als ausgeprägte Künstlerindividualität( in das Zimmer feiner Frau tretend):" Ha, was verbirgst Du vor vertreten hatte, nicht beleidigen zu wollen. Das Programm enthielt mir? Ein Liebesbrief!( Entreißt ihr das Papier.) Ah, die Rech­Weber's Ouverture zu Guryanthe", Mendelssohn's a- moll und nung der Schneiderin! Hier, nimm sie zurück! Ich will nichts ge Beethoven's   8. Symphonie, sowie deffen Egmont"-Vorspiel. Be- fehen haben!( Schnell ab.) sonders Mendelssohn's   Meisterwerk, in dem es feine bizarren

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Nicht verlegen. Herr( zu einem Jungen, der gerade Ideen und rhapsodischen Formlosigkeiten, wohl aber tonfequente die Angel auswirst):" Was, Du unterstehst Dich, am Sonntag zu Aeußerungen eines reichen, selbständigen Künstlervermögens giebt, fischen? ,, schien der Phantasie und dem Gefühle des Dirigenten nahe zu stehen. Junge:" Ich fische ja gar nicht, Herr! Ich will ja nur den Seine Bravour verlor sich da nicht in Verirrungen und brachte den Wurm schwimmen lehren." ernsthaften Theil der Zuhörerschaft nicht durch die Berücksichtigung Das genügt. Wer ist Ihr Lieblingsautor?" Ver­der Kouliffenforderungen moderner Konzertbesucher in peinliche Berzeihung, mein Herr! Ich bin selbst Schriftsteller!" Legenheit. Herr Weingartner wird seine Berliner   Thätigkeit uur auf die Leitung der Symphonie- Konzerte beschränken; schade, daß dieser schöpferische Kunstverstand, dessen dramatische Mittel einen Stich ins raffinirt Theatralische haben, fich der Bühne entziehen

muß.

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Vermischtes vom Tage.

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( Jugend".)

Jm Sauerlande liegt der Schnee meterhoch. Frau Hamann Martinsen zeigte an ihrem Liederabend Einzeln stehende Gehöfte find von der Außenwelt vollständig ab­in der Singakademie als bestechenden Vorzug ihres Mezzosoprans geschnitten. ein weiches, befeeltes und tragfähiges Piano. Sie sang Schubert, y. Auf dem Bahnhofe Rothenfeng bei Flensburg Cornelius und Brahms   mit einem Vortrage, der technisch an explodirte beim Ausladen ein Postpacket. Drei Beamte Der mangelhaften Ausbildung der hohen Lage und geistig wurden verlegt. an der fonventionellen Charakterisirung der einzelnen Lieder In Queidersbach   bei Kaiserslautern   erschoß ein litt. ist ein Gesang, der weder 811 bedeutenden Maurer aus Rache einen Acferer und verwundete einen Landwirth Ausstellungen Veranlassung giebt, noch über eine gewöhnliche schwer. Rorrektheit hinausgeht. Der Londoner   Violinist Louis Wolff spielte in der Singakademie das Brahms  'sche Violinkonzert wie ein eleganter Virtuose, der es mit seiner Hände Arbeit technisch weit gebracht. Um den Inhalt deffen, was die Aufgabe seiner Re­produktion ist, kümmert er sich nicht viel; ob Drama oder Märchen, Romance oder Salongeplander, er hat für alle Großen und Kleinen den gleich süßen Ton, die gleiche Geschmeidigkeit der Bogenführung, diefelbe Gleichgiltigkeit der poetischen Intuition.-

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Geschichtliches.

- In der vom 11. Juni 1781 datirten Berordnung für Bensurwesen in Wien   findet sich folgende Stelle: Kritiken, wenn es nur feine Schmähschriften find, sie mögen nun treffen, wen sie wollen, vom Landesfürsten an bis zum Untersten, sollen, besonders wenn der Verfasser seinen Name u Dazu drucken läßt, und sich also dadurch für die Wahrheit der Sache als Bürge darstellt, nicht verboten werden, da es jedem Wahrheits­liebenden eine Freude seyn muß, wenn ihm selbe auch in diesem Wege zufömmt."-

In Augsburg   kam der zweijährige Sohn eines Bäcker­meisters über eine Schachtel, die Greofotpillen enthielt, und verzehrte über ein Dutzend dieser Dinger. Das Kind starb am nächsten Tage unter gräßlichen Schmerzen.-

Die Waldungen bei Magulisca( Ungarn  ) stehen seit zwei Tagen in Flammen.

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Jm Siebenbürger   Komitat hat am Donnerstag ein Ortan ungeheuren Schaden angerichtet.

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Die Influenza Epidemie macht in Italien   be sonders in Neapel   täglich Fortschritte.

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Der Orkan, der in den letzten Tagen über Oberitalien  dahin ging, hat großen Schaben angerichtet. In Salizzole tödtete eine einstürzende Ringmauer zwei Perfonen. In Verona  wurde am Mittwoch eine kurze Erderschütterung be merkt.

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c. e.   Jn Amerika fabrizirt man jetzt aus dem Rogen des Katzen- Hai's echt russischen Raviar".

tag, Berantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin  .

Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint Sonn­den 13. März.

Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin  .