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Aber Angela!" fagte Jutie, ich bin nicht kompetent an der Gabe und Gespenende mar ber Antoß Gefening

"

Erde zur Erkennung genug, zu beurtheilen, ob Deine Beweise richtig sind und der Erdrotation gegeben. Von der Kugelgestalt der Erde hatten die der bloße Gedanke an diese- fürchterlichen... Protokolle... darauf aufmerksam gemacht, daß bei jeder Verfinfterung des Mondes eine sehr deutliche Vorstellung; die Babylonier hatten zuerst Dh, ich kann mich nicht fassen. der Schatten der Erde in Kreisform erscheine. Das war nur möge " Das ist schlimm, Julchen!" sagte Angela strenge." Mag lich, wenn die Gestalt der Erde kugelförmig war, und diese Er­ der   Gedanke noch so unangenehm sein, man muß sich an ihn fenntniß war bei den griechischen Denkern ganz allgemein geworden. gewöhnen, man muß für alle Fälle vorbereitet sein. Vor Bei den Pythagoräern bildete sich daher allmählich die Anschauung allem verbrenne alle Bapiere!" aus, daß die Erde und Gegenerde nur die beiden Hälften einer Kugel seien, in deren Inneren das ewige heilige Feuer glühe; es waren ja auch eine Reihe von Beweisen dafür beizubringen, daß thatsächlich im Inneren der Erde eine fiarte Gluth herrschte. Bewegte sich nun die Erde um das heilige Feuer in ihrem Innern, so war es klar, daß man dann die Bewegung des Himmels gewölbes ersparen konnte; dann konnte das Himmelsgewölbe ja völlig in Ruhe bleiben, und doch mußte der täuschende Schein seiner täglichen Umdrehung entstehen. Niketas und Heraklit   wiesen im 4. Jahrhundert v. Chr. auf diesen Sachverhalt hin, und diese Lehre wurde bis zu Plato   flar entwickelt; auch Plato   hatte eine deutliche Borstellung von der täglichen Drehung der Erde.

" Ich habe keine. Uebrigens der Sicherheit wegen werde ich nochmals alle Schubladen und Schränke durchsuchen." Jch auch. Und zweitens muß man alles genau über­legen. Darüber werden wir noch sprechen, wenn mein Mann fortgeht. Aber Du mußt Dich beruhigen!"

Weißt Du was," sagte Julie, ich gehe jetzt für einen Augenblick fort, und wenn Dein Mann ausgeht, tomme ich wieder."

Sie rüstete sich eben zum Weggehen, als die Thüre des Nebenzimmers sich öffnete und der Hauptmann hereintrat. Auch er war nach seinem Gespräch mit Angela noch nicht ganz zu sich gekommen. Sie erschien ihm immer unverständlicher, immer räthselhafter. Ihre blühende, fast jungfräuliche Gestalt und ihre Nervenanfälle stimmten in seinem Kopfe nicht so recht zusammen. In ihren Briefen hatte Angela von diesen An­fällen nie ein Wort erwähnt, sie klagte nie, im Gegentheil, fie versicherte ihn immer, daß sie vollkommen gesund sei und fich felber über ihre blühende Gestalt wundere. jub zsid

( Fortseyung folgt.)

Ptolemäus   und Kopernikus  .

War aber denn das ewige, heilige Feuer im Grunde nicht doch in Bewegung? Der einzig rubende Punkt des Zentralfeuers war mathematische Zentrum der Erdkugel, dann doch nur das mathematische Zentrum während das Feuer selbst sich um dieses Zentrum beständig herum drehte. So hatte man sich von dem Ausgangspunkt, dem heiligen Feuer als rubendem Zentrum der Welt, doch wieder entfernt. Und fonnte überhaupt das Innere der Erde mit Fug und Recht als das heilige Feuer in Anspruch genommen werden, da deffen wärmende Kraft schon auf der Oberfläche nicht mehr gespürt wurde? War nicht vielmehr die Sonne die eigentliche Leuchte der Welt? Im Verfolg dieser Gedanken kam der geniale Aristarch von Samos, der nm 250 v. Chr. in Athen   lebte und lehrte, zu der kühnen Auf­faffung, die Sonne als ruhend in den Mittelpunkt der Welt zu ver­setzen und die Erde eine Bahn um sie beschreiben zu lassen.

( Nach einem von Prof. Dr. Förster in der Urania   gehaltenen Sicherlich ist es nicht nur philosophische Ueberlegung, sondern

Vortrage.)

In den weitesten Kreisen ist die Anschauung verbreitet, daß die moderne, an Kopernikus   anschließende Astronomie von denen der Alten in jeder Beziehung so grundverschieden sei, daß ein Zusammen. hang zwischen ihnen garnicht besteht. Vielfach ist man der Meinung, daß die Astronomie der Alten, die in Ptolemäus  ' großem Werte niedergelegt ist, ausgehend von der im Mittelpunkte der Welt ruhenden Erde, sich von der rationellen Erforschung allmälig immer weiter entfernen mußte, bis Ropernitus durch seine geniale wissenschaftliche That die Erde in Bewegung setzte und der Forschung freie Bahn schuf.

Nichts ist irriger, als eine solche Auffassung; in der Geschichte der Astronomie ist vielmehr ein stetiger und allmäliger Fortschritt zu erkennen, durch den die Denter schrittweise zur Erkenntniß der Bewegung der Erde geführt wurden. Die alten Forscher, Ariftoteles, Aristarch und besonders die alexandrinische Schule, deren Höhe punkt mit dem Namen des Ptolemäus verknüpft ist, verfuhren in durchaus wissenschaftlicher Weise, indem sie nicht eine Hypothese erträumten, sondern die fich ihnen darbietenden Erscheinungen möglichst vollkommen darstellten und beschrieben und dann zusahen, was diese Erscheinungen lehrten. Das ist der einzige Weg zur Erforschung der Wahrheit, ihn find die griechischen Denter gegangen, und ihre Verdienste um die Erkennung des Wellsystems sind durchaus nicht gering anzuschlagen und werden heute bei weitem nicht genügend gewürdigt.

Den täglichen mit voller Gleichmäßigkeit und Regelmäßigkeit fich vollziehenden Umschwung des Himmelsgewölbes durch eine ebenso gleichmäßige und regelmäßige Drehung der Erde zu erklären, war ein Gedanke, dec zunächst dem Denken ganz ferne liegen mußte. Die Erde galt dem Himmelsgewölbe gegenüber als das Unter­geordnete, auf dem verwirrte und krause, unregelmäßige Bewegung herrsche, während der Firflernhimmel das göttliche Organ der Zeit

war. So ist die Erde noch bei Ptolemäus   das Gebiet der Natur; über das das Gebiet des Mathematischen   sich ausdehnt, und jenseits desselben tam noch eine dritte Sphäre, das Göttliche, welches die bewegende Kraft für den Fixsternhimmel bildete. do 200

auch flare, astronomische Beobachtung gewesen, die Aristarch, diesen ersten Kopernikus, zur Aufstellung seines Systems führte. Der Merkur und die Venus  , die beiden der Sonne am nächsten stehenden Planeten, erscheinen stets in ihrer Nähe; besonders die Venus   ist uns als Morgen- und Abendstern bekannt und vertraut. Bald be= findet sie sich vor der Sonne, als Morgenstern, bald hinter ihr, als Abendstern. Bereits die alten Aegypter hatten erkannt, daß in dieser Bewegung des Merkur und der Venus   feine regellose Willkür herrsche, sondern daß alles mit größter Regelmäßigkeit vor fich gehe, wenn man für Merkur und Venus   eine Kreis. bahn um die Sonne annehme. So wurde der sogenannte deren eine Kreisbahu, Epicyllus gefunden, Zentrum, die Sonne, sich seibst wieder in einem Kreise, nämlich um die Erde, be­wegte. Aristarch erkannte, daß auch Mars  , Jupiter   und Saturn freisförmig um je ein Zentrum regelmäßig herumgingen, wie Merkur und Venus   um die Sonne; beim Jupiter   ist diese Kreisbahn kleiner als beim Mars  , beim Saturn noch fleiner als beim Jupiter, und die Zentren dieser Kreisbahnen bewegten sich ebenfalls um die Erde, wie es die Sonne that. Aristarch erkannte, daß diese verwickelten Bewegungen sich am einfachsten erklären, wenn man die Kreise des Mars, Jupiter  , Saturn nur als Abbilder eines und desselben Kreises umfasse Kreises nämlich, den die Erde um die Sonne im Laufe eines Jabres beschreibe. Freilich wurde dem Aristarch entgegen gehalten, wenn das richtig sei, wenn die Erde sich um die Sonne bewege, so müßte ein Abbild ihrer Bahn nicht nur in den scheinbaren Planetenbahnen erscheinen, sondern auch jeder Fixstern" müßte eine jährliche Kreisbahn am Himmel beschreiben. Vollkommen richtig und flar erwiderte Ariftarch auf diesen Einwand, daß das Abbild der Erdbahu um so fleiner werden müsse, je weiter der be treffende Weltförper von der Erde entfernt sei, wie es ja beim Saturn erheblich fleiner ist als beim Mars  ; die Figfterne seien wahr. entfernt, daß der Durchmesser der jährlichen scheinlich so which Erdbahn von ihnen aus unter einem unmeßbar fleinen Winkel er­scheine. Mit den vollkommeneren Instrumenten unseres Jahr hunderts ist es gelungen, bei einigen Dutzend von Fixsternen diesen Winkel zu bestimmen; bei diesen hat sich also ein fleines Abbild der Erdbahn gezeigt.

Der erste Gedanke von einer Bewegung der Erde ging durchaus nicht von Erwägungen astronomischer Natur aus, um etwa die Be- Aristarch's Schriften find uns leider nicht erhalten geblieben; wegungen am Himmel leichter zu verstehen, sondern philosophische doch ist nicht, anzunehmen, daß er eine völlig durchgebildete Theorie Erwägungen waren es, die in der Pythagoräischen Schule schon geschaffen hat. Er bewegte sich sicherlich an an der Grenze im 6. und 7. Jahrhundert v. Chr. dazu führten. Dort war eine zwifchen aftronomischer und philosophischer Begründung und er­Lehre der Harmonie, des Zusammenftinmens der Zahlen erfonnen faßte in genialer Weise die Möglichkeit, die verwickelten Be­und ausgebildet worden, in deren Verfolg die Erde aus dem wegungen der Gestirne durch die der Erde in einfacher Weise Mittelpunkte der Welt herausgerückt wurde. Die Erde galt ja zu erklären; aber die kritische Durchbildung des Systems fehlte, und als das Unklare, das Unvollkommene gegenüber dem Mathematischen, deshalb wurde in Alexandria  , wo die Astronomie herrlich empor­das durch den Fixsternhimmel dargestellt wurde. Und diese unter- blühte, nur geringe Notiz von seinen Arbeiten genommen. Es erging geordnete Erde sollte der Mittelpunkt des Aus sein? Das erschien diesem ersten Kopernikus hier ähnlich, wie später dem zweiten; auch undenkbar, und im Verfolg dieser Gedanken kamen die Pythagoräer später verhielt sich der berufenste und bedeutendste Nachfolger, der dazu, ale ewig und vollkommen rühendes Zentrum der Welt ein Däne Tycho, der Bewegung der Erde gegenüber durchaus ablehnend, heiliges Feuer zu setzen, um das sich die Erde in gleicher Weise, weil sie der fritischen Betrachtung aller Erscheinungen zunächst nicht wie das Himmelsgewölbe herumbewegt. So war zu den bekannten genügend stand zu halten schien. Die glänzendsten Namen der acht Weltförpern: Erde, Sonne, Mond, Merkur, Venus  , Mars  , Alexandrinischen Epoche waren Eratosthenes  ( um 280 v. Chr.), Hipparch Jupiter, Saturn, noch ein neunter, das Zentralfeuer getreten, und( um 140 v. Chr.) und Ptolemäus  ( um 140 1. Chr.) In Alexandria  um die heilige Behnzahl voll zu machen, erfannen die Pythagoraer wurden die Bewegungen der Gestirne mit Hilfe der Epicykeln als zehnten Körper die Gegenerde, die stets auf der anderen Seite des dargestellt, und die Darstellung war so vorzüglich, daß die Voraus heiligen Feuers sich befinden sollte. fage der Erscheinungen, speziell der Finsternisse, in vortrefflicher Weise