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bie zwar gut protestantisch, aber rationalistisch zugleich empfanden Kunden, daß vor wenigen Minuten auf ganz unerklärliche Weise und auf den gefunden Menschenverstand schworen, der natürlich eine werthvolle Statue herabgefallen sei und in mindestens 50 Stücke ihrer eigenen Erkenntniß glich. Darum zeterte man wider Jbsen, zerbrochen wäre. Dabei wies er auf einen Haufen Trümmer in drohte unfläthig mit Stockprügel, ja man that das Böseste, was einer Ecke. In Mr. Miser's Augen leuchtete es auf. Was wollen man thun tonnte: Man nannte ihn einen heimlichen Katholiken. Sie für die Scherben haben?" fragte er haftig. Der Händler fab Nicht besser wurde es, als das Reimspiel„ Die Komödie der ihn erstaunt an. Nun, als Statue war das Ding 150 Lstrl.( 3000 M.) Liebe" erschien( 1862). Es wagten sich die skeptisch- ironischen Klänge werth, jetzt natürlich wäre ich froh, wenn ich die Stücke, die sich schließhervor, die später mit so manchem konventionell heiligen Gut, mit so lich wohl noch zusammensetzen ließen, für 30 Shilling los würde," meinte mancher zärtlich gehegten Lebenslüge aufräumen sollte. Du wagst er dann zögernd." Gut, Sie sollen die Summe haben," rief der es, unfere sentimentale Liebe zu besudeln, riefen gerade jene Kreise Käufer und zahlte das Geld sofort auf den Tisch. Dann bezeichnete am lautesten, denen die Ehe bis auf den heutigen Tag ein flott er die Adresse, an die die zerbrochene Statue mit seiner Visitenkarte betriebener Schacher ist. geschickt werden follte, und ging heimlich vor sich hinlachend mit leichterem Herzen als er gekommen war seiner Wege. Sein Freund dachte er bei sich würde selbstverständlich überzeugt sein, daß die prachtvolle Figur, deren Kunstwerth sich an den zerbrochenen Stücken noch sehr gut erfennen ließ, beim Transport entzweigegangen sei. Wie groß war jedoch Mr. Mifer's Ueberraschung und Berdruß, als er nach zwei Tagen ein kurzes, aber an Deutlichkeit nichts zit wünschen übrig laffendes Briefchen erhielt, in dem es hieß:" Lieber m. ich bestätige hiermit den Empfang Deines kostbaren Geschenkes und sage Dir meinen besten Dank. Weshalb haft Du Dir aber nur die Mühe gegeben, jedes Stück der herrlichen Statue besonders einzuwickeln?
Schläge wecken den Gegenschlag; und als politische Umwälzungen dazu kamen, reiste die Erkenntniß Jbsens; sein Horizont wurde größer; er selbst wurde weitsichtiger; er entfernte fich aus der heimathlichen Enge; er mochte sie dadurch objektiver zu fassen, und weltbürgerliche Fragen begannen ihn zu beschäftigen. Die Wege zu solcher Reise sind mit bitteren Enttäuschungen gepflastert.
Auf 1864 reicht wohl die starke Lebenswendung zurück. Es zerrannen im deutsch - dänischen Krieg die nationalistischen Träume Ibsens . Er rief nach Staldenart die Männer Norwegens an, den standinavischen Brüdern beizustehen; aber sie gingen ihrem Profitchen nach und überließen Dänemark den preußisch- teutonischen Schaaren, die Jbsen, der Schwärmer für individuelle Kraftbethätigung, aus seiner Anschauung heraus unmöglich schüßen konnte.
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Literarisches.
Die Gesammtfumme der von der Schiller Stiftung im Jahre 1897 gewährten Verwilligungen erreichte im ganzen den Betrag von 45 250 M. Davon entfielen auf lebenslängliche Pensionen 13 600 M., auf vorübergebende( auf ein oder mehrere Jahre bewilligte) Pensionen 23 825 M., einmalige
Dieser teutonischen Schaaren und der preußischen Vernichtung des freien Individuums, wie er es nennt, gedenkt Jbsen in seinen Gedichten öfter. Selbst als Gast des Khedive in Egypten erinnert er sich des Gewimmels der namenlofen Haufen, die den Göttern auf Königsthronen schwitzend die Pyramiden aufthürmen mußten. Und Berwilligungen 7025 M.er meint, das war im Dezember 1870:
dised
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Wieder müh'n sich alle Schichten
Pyramiden aufzurichten;
Ströme Blutes mit Tedeum; Thränenfluthen, Seufzer, Wimmern Sagen, wie die Menschen zimmern Des Gotttönigs Mausoleum."
Das Erwachen aus einem Traum, sein bisheriger Lebensirrthum, das Aufleben seines eminent sozial- fritischen Geistes, die Höhe männlicher Schaffenskraft, die um das vierzigste Lebensjahr herum erreicht zu werden pflegt, diese Momente trajen zusammen, um die beiden dramatischen Dichtungen entstehen zu lassen, die im poetisch künstlerischen Sinn das Tiefste sind, was Ibsen au erreichen möglich war. Es ist das" Brand " und" Peer Gynt ". Sie sind für die skandinavischen Lande der thenerste Besitz aus der Gegenwart. Sie sind Voltsbücher und Kulturelement in des Wortes umfassendem Sinne geworden. In ihren geflügelten Worten und Sinnsprüchen denkt man, wie wir in den Worten unserer Klassiker denken. Das sozial fritische Genie Ibsens beobachtet darin den nationalen Charakter, die nationalen Zustände und dennoch ist das dichterische Gestaltungsvermögen so start, daß die Typen in in ihrem Menschlichen und Alzumenschlichen von aller Welt. bes griffen werden können, sowie in dem spanischen Ritter Don Quixote eine Seite aller Menschlichkeit eingeschlossen ist. Das ist Beer Gynt besonders, der Typus des Norwegerthums, das unserem Dichter so viel Enttäuschungen bereitet hat. Stets ist Beer Gyut sich selber genug, nie er selber. Kaum einer, der sich besser belügen tann, wie er, und sich an seinen eigenen Phantasien berauscht. Man möchte meinen, er tönnte es mit sieben bösen Geistern auf einmal aufnehmen, aber allen widrigen Kämpfen weicht er aus. Er geht um das Haus herum, austatt es gerade zu durchschreiten, sagt Heurit Jäger sehr bezeichnend. Er kann sentimental sein bis zur Thränenseligkeit und ist dennoch ein flacher Selbstling. Wer von uns allen fennt unter seinen Bekannten mit deutschem Namen, mit blondem Haar und blauen Augen nicht Menschen, auf die Peer Gynt' s Portraitstizze überraschend paẞte? ( Schluß folgt.)
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Kleines Feuilleton.
Theater.
Die Gäste vom Londoner Lyceum Theater haben Shakespeare' s" Macbeth " als Abschiedsvorstellung gewählt; deutlicher noch, als an den vorhergehenden Abenden, konnte man erkennen, worin die Stärke der englischen Schauspieler besteht. Nicht das Genie des Einzelnen macht es, sondern ausdauernde Kunstarbeit und der große Werth, der der äußeren Szenerie als be deutendem Kunstmittel beigelegt wird. Hier waltet sicherlich Runsigeschmack, mit feinem Tatt gepaart. Was das auf der Bühne zu fagen hat, wird ein Beispiel sofort flar machen. Macbeth kommt. Die drei Heren stehen da an einen Felsen gelehnt. In ihren grauschimmernden Gewändern, in ihrer starren Unbeweglichkeit sehen fie aus, als wären sie mit dem verwitternden Gestein verwachsen, als wären sie selber phantastische Felsgebilde, ein Stück jener unheim lichen Natur, in die Macbeth eintritt. Das giebt Stimmungen, die wir allerdings auf unserem Theater nur äußerst selten erreicht Das englische Theater besitzt sehen; und der Grund ist auch flar. nur eine und die andere Bühne, die ernst zu nehmen ist. Alles übrige ist dem Spektakel verfallen. Die wirkliche Bühnenkunft braucht darum nicht der tödtlichen Konkurrenzjagd zu verfallen, in die wir gerathen sind. Wenn das Lyceum- Theater ein ShakespeareDrama inszenirt, so weiß es: Dieser Neu- Aufführung ist in der Regel eine lange Reihe von Wiederholungen gesichert. widersinnig lächerliche Novitätenhezze in unserem Sinne giebt es nicht. Man tann also seine Kräfte konzentriren. Geniale Schaus spieler lassen sich nicht aus der Erde stampfen; aber mit feiner, aufmerksamer Kunstarbeit erreicht man am Ende auch viel. Es wird da unermüdlich geprobt. Aufs minutiöseste werden Dekorationen, Ausstattung, Requisiten beschafft. Hier geht keine Lüderlichkeit durch. Stellungen, Gruppen werden immer aufs neue angeordnet, bis die befriedigende bildliche Wirkung erreicht wird. In der Arbeit also liegt das Verdienst unserer englischen Gäste, nicht an dem Genie des Herrn Robertson oder der Frau Campbell; bei aller Hochachtung vor der ergreifenden Studie der Frau Campbell als nachtwandelnde Lady Macbeth.- -ff.
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Theater Erinnerungen von 1848 werden in der „ Nat. 3tg." veröffentlicht. Ende Februar 1848 erließ der General intendant der königlichen Schauspiele in Berlin , von Küftner, eine Theaterverordnung, daß in der Gegenwart gekrönter Häupter auf der Bühne stets der Hut abgenommen werden müsse. Er hatte Das noble Geschenk eines Geizhalfes. Von einem in nämlich von Friedrich Wilhelm IV . einen Verweis erhalten, der in der Londoner City wohlbekannten Großkausmann, dessen Knauferei der Aufführung des Trauerspiels von Karl Werder Columbus" in bezug auf Geschenke, die er zu machen gezwungen ist, schon häufig mißfällig bemerkt hatte, daß einige Choristen in Gegenwart des bespöttelt wurde, erzählt man sich neuerdings ein nettes Geschichtchen. Königs von Spanien den Hut auf dem Kopfe behalten Besagter Herr befand sich vor kurzem wieder einmal in der für ihn hatten. Aber in den den königlichen Schauspielern hatten die recht unbehaglichen Lage, einem intimen Bekannten eine Aufmert- Ereignisse in Paris auch schon ein Echo geweckt. In der samkeit zu erweisen. Bei einem Geschäftsfreunde, der ihm eben erst Vorstellung des Don Carlos" nahm Wauer als Graf Lerma einen großen Dienst geleistet hatte, sollte ein wichtiges Familien vor König Philipp trotzdem den Hut nicht ab und sagte ereigniß gefeiert werden, und Mr. Miser fühlte die moralische Ver- Herrn von Küftner auf seine Mahnung, er habe unter Iffland und pflichtung, diesmal wirklich etwas tiefer in die Tasche zu greifen dem Grafen Brühl nie: den Hut abgenommen und brauche dies auch und ein anständiges Geschenk zu beschaffen. Als ihm die Sache nicht in der Rolle des Obersten der königlichen Leibwache. Im schon viel Kopfzerbrechen verursacht hatte, tam er endlich durch Anfang März wurde der Besuch der königlichen Theater täglich einen Zufall darauf, wie er ein überaus nobles Präsent schwächer. Am 15. März hörte man im Schauspielhause von der machen fönne, ohne seinem Herzen einen allzu empfinds Brüderstraße her Schüsse fallen, und alsbald verließ die Hälfte der lichen Stoß versetzen zu müssen. In der Absicht, fich etwas an Anwesenden das Theater. Am 17. März traf von dem Polizeizusehen, was er eventuell taufen könnte, betrat er eines Vormittags präsidium der Befehl ein, sämmtliche Waffen der königlichen Theater das Geschäft eines Kunsthändlers in Regentstreet. Der Mann fortzufchaffen. Am 19. März las man an den Thüren des Schauschien eben großen Aerger gehabt zu haben, und es dauerte auch Spielhauses die Kreide Inschrift: Heute wird nicht gespielt"; am nicht lange, da erzählte er seinem ziemlich unschlüssig umherblickenden 20. März riß man die Theaterzettel ab, und am 21. März gab