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Ur. 195. 16. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Dienstag, 22. Auguft 1899.

Stimmungsberichte von der, Affaire". belamute Schäze haßerfünter Schlechtigkeit und Gemeinheit auch Fälschung Schneider haben, und der Krieg wird nicht daraus ent

Ueber die

Freitag- Sikung

und den Eindruck des Zeugen Picquart schreibt uns unser Berichte erstatter aus Rennes unterm 18. August:

Der Kommandant Cuignet hat uns gezeigt, daß es noch un entstand daraus nicht. Wir werden morgen die Bestätigung der unter den Offizieren von geringerem Range als Armeechefs giebt. stehen. Die Pflicht der Regierung ist deutlich gegeben: sie hat Auf den Zeugenstand gerufen, führt Kommandant Cuignet eine lediglich die Fälscher zu bestrafen. elende Komödie auf; er hofft, einige Tressen zu ernten, wenn der Tag des Triumphes für die ungerechtigkeit und Unbilligkeit anhebt, worauf er mit Sicherheit rechnet.

Ich fündigte gestern bereits mit einigen Worten eine neue Es genügt, das Geficht dieses Offiziers zu sehen, um seinen Fälschung des Generalstabs an. Es schien, als ob die Thatsache erst moralischen Wert zu erkennen. Wie in dem des Generals Mercier in einigen Tagen bekannt sein würde, weshalb auch Geheimhaltung spiegelt sich darin Heuchelei, Gemeinheit, Bösartigkeit. von mir verlangt war. Aber die in Paris durch den Man mußte es sehen, wie er erst schwor, die Wahrheit zu sagen, " Figaro" veröffentlichte Nachricht hat sich hier mit der und dann Winkelzüge machte, und wie er in seiner ganzen Aus­Schnelligkeit des Blizes verbreitet und eine starke Erregung fage von Anfang an versuchte, den Generalen den Hof zu machen, hervorgerufen. Man spricht von nichts als dem Schriftstüd die in großer Anzahl hinter ihm an dem für die Zeugen reservierten Schneider, das vom General Mercier vor das Kriegsgericht gebracht Blaz saßen. wurde. Und wirklich fragt man sich, wie man nicht sofort sehen mußte, daß dieses Schriftstück, das die Ueberzeugung des Generals Roget bedingte, wenigstens erklärte er das in seiner Aussage, und das die Ueberzeugung des Generals Mercier bestärkte, eine Fälschung war.

Ich habe sofort mit dem Genossen Jaurès darüber gesprochen. Dieser glaubt, daß es dasselbe Schriftstück ist, das dem General Bellieur gezeigt wurde, als er im Jahre 1897 seine Untersuchung in Betreff des Kommandanten Esterhazy führte, um ihn von der Schuld des Dreyfus zu überzeugen. Wohl gemerkt, es wurde dem General durch den Oberst Henry geliefert. Jaurès stützt diese Meinung auf das Datum des Briefes Schneider , welches der 30. November 1897 ist. lebrigens fragt sich Jaurès , warum ein östreichischer Militär­Attaché in einem Bericht an seine Regierung französisch schreiben sollte; denn der Text des Briefes ist französisch. Warum sollte auch ein Vertreter des Dreibundes in Paris die Meinung der Attachés Schwarzkoppen und Panizzardi über diesen Punkt nur durch Dritte und durch Salongespräche kennen! Denn der Brief Schneiders Tautet im Grunde:" Ich habe sagen hören, daß Schwarzkoppen und Panizzardi in den Salons die Unschuld des Dreyfus behaupten. Ich dagegen halte an der Ueberzeugung fest, daß er der Ver­räter ist."

Es ist undenkbar, daß der östreichische Militär- Attaché die Meinung der Vertreter der beiden verbündeten Nationen über diesen Bunft nur durch bage Gerüchte kennt. Falls teine freundschaftlichen Beziehungen zwischen diesen Herren bestehen, so haben sie offizielle Beziehungen, und es ist ganz undenkbar, daß sie zu dritten Personen ihre Zuflucht nehmen müssen, um ihre gegenseitige Meinung über den Untergrund der Affaire Dreyfus zu erfahren.

Das ist die Ansicht Jaurès', der die Fälschungen, die er beim Generalstab gefunden hat, gar nicht mehr zählt. Die Nationalisten find übrigens feineswegs zuversichtlich. Sie rechneten vor dem Prozeß start auf die Aussage des Generals Mercier, und dieser hat nichts gesagt; er hat nur ein einziges jammervolles Schriftstück vorgebracht, das heute bereits als Fälschung erkannt ist, das aber, wenn es echt wäre, auch absolut nichts beweisen könnte. Die Nationalisten fragen sich, wo dieser von den Revisionisten be­wirkte Vormarsch, der auf jeder Etappe durch eine Enthüllung eines vom Generalstab begangenen Verbrechens bezeichnet ist, enden wird.

Der Oberst Picquart fette feine Aussage fort; mit flarer Stimme fuhr er fort, die Lügen der Generale zu richten. Alles in diesem Proceß war dunkel, geheimnisvoll, verhüllt und boll Lügen. Man glaubte sich mit den Generalen in eine tiefe Höhle bersegt, in die das Licht nicht eindringen konnte und aus der die Wahrheit verbannt war und wo nur die Ungerechtigkeit und das Ver­brechen zugegen sein durften. Aber Picquart hat den Deckel des Sellers gehoben. Es war, wie wenn plötzlich in diesem großen Festsaal des Lyceums alle Thüren und Fenster weit geöffnet würden; man hatte eine Empfindung des Lichtes, der Luft, der Wahrheit.

Arme, arme Sonne der Armee, von der der Kriegsminister General Billot sagte, daß kein Fleden auf ihr sei! Sie ist total verdunkelt:

Der Oberst Picquart ließ alle Manöver, welche die Generalstabs­offiziere anstellten, um den Verräter Esterhazy zu retten, bei uns vorbeiziehen. Er zeigte uns, wie er die Unschuld Dreyfus ' entdeckte und wie er ihn retten wollte. Er zeigte uns, wie er seine Vor­gefeßten anging, selbst die Initiative zur Revision zu ergreifen, indem er ihnen die Gefahr zeigte, die es für die Armee hätte, wenn man anderen diese Initiative überließ. Er enthüllte uns die ver­brecherischen Worte des Generals Gonse, der auf die Ankündigung dieser Gefahr seitens Picquarts antwortete: Wenn Sie nichts sagen, wird niemand es wissen."

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Der Oberst, der vom Generalstab geopfert wurde, weil er ein ehrliches und gerades Gewissen besaß, zeigte uns endlich, wie seine Vorgesetzten, denen er geantwortet hatte, daß er das Geheimnis von Dreyfus' Unschuld nicht mit ins Grab nehmen würde, sich seiner zu entlebigen versuchten, wie sie ihn mit einer geringen Begleitung an die Grenze von Tripolis schidten, wo, wie sie hofften, eine gut gerichtete Kugel fie für immer von diesem Zeugen ihrer Verbrechen und Unwürdigkeit befreien würde.

Ich denke, die Offiziere, welche auf den Stühlen des Kriegs­gerichts saßen, find jetzt wohl über die Moral ihrer Vorgesetzten aufgeklärt.

Und wahrlich, wir andern, die wir als Socialisten diesen gräß lichen Militarismus bekämpfen, wir andern, die wir dem öffentlichen Inwillen die Verbrechen der militärischen Oligarchie enthüllt haben, deren Frechheit und Banditentum uns erschreckt, wir fühlen uns bei so viel Verbrechen unserer Landsleute im Namen Frankreichs tief er­niedrigt.

Der Kommandant Cuignet sagte nichts, als lediglich die ihm von den Offizieren des Generalstabes eingepautte Lection. Als er vom Zeugenstand abtrat, ein Meineidiger vor seinem Gewissen, beeilte sich der General Roget denn auch, ihm die Hand zu schütteln. Außer der heuchlerischen Hofierung der früheren Kriegsminister enthielt feine Aussage, die in einer Stunde abrollte, nur das vor ihm gesagte und wieder gesagte, und nach ihm noch wiederholte nun­mehr allbekannte Geträtsch und Geschwäg.

Auch er glaubt an die Schuld des Dreyfus und stützt diesen Glauben, wie die andern, auf die Geständnisse, das Borderau und das geheime Dossier.

Wenn er spricht, so hat man die Empfindung, daß er seine Galle ausspeit, und in einem Augenblick hat er die Stirn, eine angebliche Indiskretion Dreyfus ' zu erzählen; dieser hätte ihn im Jahre 1894 im Ministerium, wo sie zusammen waren, um Nachrichten über die Eisenbahnen gebeten. An feiner ganzen Aussage merkt man den falschen Zeugen, und Demange, der ihm einige Fragen stellt, fällt es nicht schwer, ihn in flagranti ber Lüge zu überführen und darauf festzunageln.

Ich halte mich nicht bei der Erklärung auf, die er über die Beziehungen von Schwarzkoppen und Panizzardi liefert, eine Erklärung, die natürlich die Schuld des Dreyfus be­weisen soll. Ich übergehe auch die Analyse, die er vom System des Narren Bertillon giebt. Es scheint, daß der Kommandant Guignet die vorzüglichen Arbeiten des verrückten Sachverständigen ver­standen hat.

Was die Erklärungen anlangt, dia er dem Kassationshof gegeben hat, so kennt sie der Kommandant Cuignet nicht. Er erinnert sich nicht mehr, vorm Oberst du Paty de Clam angegeben zu haben, daß er der Urheber aller Umtriebe des Generalstabes sei, daß er sogar der Mitschuldige Henrys bei der Ausführung seiner Fälschung war. und Demange muß, um ihm diefe Thatsachen ins Gedächtnis zurüd­zurufen, die Verlesung der Aussage des Kommandanten Cuignet vor dem Kassationshof beantragen.

Diese Verlesung setzt das Werkzeug der Generale fichtlich in Verlegenheit. Aber er will bis ans Ende gehen, und nun ereignet fich ein schwer wiegender Zwischenfall, der gefährliche diplomatische Berwickelungen herbeiführen könnte.

Man hatte dem General Mercier in den nationalistischen Blättern gesagt: Sprechen Sie, sagen Sie alles, sollte auch ein Krieg daraus entstehen."

Mercier hat alles gesagt, und das war wenig. Doch hat er vor dem Kriegsgericht das gefälschte Schriftstück Schneider nieder­gelegt. Seit länger als einer Stunde warteten wir, daß der Kommandant Cuignet von dieser Fälschung sprechen sollte. Endlich hat er davon gesprochen. Indem er auf das Dementi, das von der östreichisch- ungarischen Botschaft tam, sagte der Kommandant Cuignet:

Man wundert sich hier mit Recht und wird sich noch weiter wundern, daß das geheime Dossier aus seinem Geheimmis nach den Bedürfnissen der Anklage heraustritt. Picquart konnte vom Oberst Schwartzkoppen nur unter der Bezeichnung A sprechen. Mercier be zeichnete ihn mit Namen und der Präsident des Kriegsgerichts hatte nichts dagegen. Die Zeugen der Verteidigung haben kein Stück des geheimen Dossiers bezeichnen und der öffentlichen Kritik übergeben Sürfen; der General Mercier dagegen durfte mehrere Stücke aus feiner Aftenmappe ziehen, sie verlesen und in die Verhandlungen bringen.

Mit welchem Recht, muß man fragen, liefert der General Mercier Stücke aus, die bis jetzt geheim gehalten wurden? Mit welchem Rechte hat er Kopien davon bei sich, und benutzt sie, wenn er glaubt, daß sie seiner Sache und seinen Absichten dienen? All dies wird bald beendigt sein, und es ist zu hoffen, daß der General Mercier vom Gesetz getroffen wird, das er seit vier Jahren mit solch außergewöhnlicher Frechheit verletzt.

Nach dem Kommandanten Cuignet tritt der General Boisdeffre, der frühere Chef des Generalstabes, an den 8eugenstand und ruft im Saale lebhafte Aufmerksamkeit hervor. Das ist also der Mann, zu welchem der Hauptmann Dreyfus so viel Vertrauen hatte! Das ist der Mann, auf den er dort unten auf der Teufels. insel hoffte, wenn er an seine so lange erhoffte Rehabilitation dachte! Armer Dreyfus! Auch er ist ein Feind, und nicht einer von den geringsten, auch er wird sich sofort mit den andern Helmbusch­gezierten solidarisch erklären und sagen:" Ich glaube an die Schuld des Dreyfus."

Oh! Beweise! Er bringt teine! Aber was thut das? Er ist General , und das genügt. Er erklärt sich mit seiner krächzenden Stimme, und erinnert zuweilen, wenn er seine alten Thaten erzählt, an einen alten Gendarmen auf dem Rückzug.

Er sucht durch gehässige Verdächtigungen das Zeugnis des Oberst Picquart zu entkräften. Doch wozu darauf eingehen, da es ja immer das alte Lied ist. Wozu weiter auf das Zeugnis des Generals Conse eingehen und auf die Dazwischenkunft des Generals Billot, der sofort auftreten wird.

Alle diese uniformierten, mit Helmbusch und Sternen gezierten Menschen haben mir den einen Wunsch, Dreyfus zu verderben, um sich selbst zu retten. Sie benugen immer dasselbe Mittel und dieselben Argumente.

Ich zweifle, daß es Ihnen gelingen wird, die Wahrheit zu unterdrücken. Uebrigens wird Labori in der nächsten Woche er fcheinen, und es wird ein schönes Ballspiel werden, das er mit den Köpfen der Generale spielen wird!

Partei- Nachrichten.

Die Parteigenossen des Saalkreises beschlossen am Sonntag auf ihrem Kreisparteitage, sich überall, wo es möglich ist, selbständig an den Gemeindewahlen zu beteiligen.

abzielen, die 1897 geschaffene Gliederung der Parteiorganisation Dem öftreichischen Parteitage liegen Anträge vor, die darauf nach nationalen Gruppen zum Teil wieder aufzuheben, da es sich herausgestellt hat, daß diese nationale Gliederung bei allgemeinen politischen Aktionen das gemeinsame Handeln erschwert.

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Polizeiliches, Gerichtliches usw.

Das letzte Dokument ist dieser Bericht von großer Bedeutung. Ein deutliches Dementi ist ihm soeben in Betreff desselben erlassen. Wegen Teilnahme an einer öffentlichen politischen Ich weiß nicht, was an diesem Dementi wahr ist. Wir wissen Versammlung wurde von der anhaltischen Kreisdirektion Ballen­in Frankreich, daß die Depeschen aus Ems nicht stedt gegen einen Minderjährigen eine Strafe von 15 M. oder immer echt sind. Wenn das Dementi sich bestätigt, so bemerke 10 Tagen Haft verhängt. Unser anhaltisches Parteiblatt macht ich, daß das Schriftstück sich in einem Teil des geheimen Dossiers darauf aufmerksam, daß nach dem anhaltischen Vereinsgesetze Minder befindet, dessen Echtheit nicht in Zweifel gezogen ist und das jährigen die Teilnahme an öffentlichen Versammlungen gar nicht offiziell von dem Kriegsminister mitgeteilt ist. verboten ist.

Dieses Dementi richtet sich also gegen die französische Regierung. Ob dies Dementi aufrecht er­halten werden wird, weiß ich nicht; wir sind in der Lage, die Echtheit des Schriftstückes festzustellen.

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Von der Strafkammer in Erfurt als Berufungsinstanz wurden zwei Genossen wegen Veranstaltung eines verbotenen Um­zuges( es handelte sich um einen zwanglosen Spaziergang) zu je

Der Verfasser des Berichts befindet sich in schlechter Lage, um 6 M. Geldstrafe verurteilt. sich zu verteidigen. Wir haben andere zahlreiche Dokumente von ihm. Wir haben einen Brief seiner Regierung, in welcher sie von ihm Nachrichten über ein französisches Schiff verlangt. Wir haben die Ausdrücke des Toastes, den er bei der Abreise seines Freundes A. ausgebracht hat.

Der Verfasser des hier beigebrachten Berichts dementtert eifrig; aber wir haben Schriftstücke von ihm, die ihn in Ver­legenheit setzen können. Ich citiere die Wendung des Toastes, von dem ich sprach. Nachdem er Herrn A. gepriesen hat, fügt er hinzu: Noch lange wird man in allen Armeen der Welt von Herrn A. sprechen.. und man wird ihm sagen: Er war ein Typus."

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Gewerkschaftliches.

Berlin und Umgegend.

Zur Lohnbewegung der Bautischler. Seit dem letzten Bericht ist insofern eine Veränderung eingetreten, als im Laufe des heutigen Tages zu der bereits gemeldeten Zahl der Bewillungen noch 7 Werkstellen mit 89 Kollegen hinzugekommen sind, und zwei größere Werkstellen, welche bisher keine Forderungen gestellt hatten, solche ihren Meistern unterbreitet haben.

In Charlottenburg hat Stiebig u. Köpke bewilligt. Offensichtlich sind die Worte nach vorhergegangener Verständigung der Generale mit dem Kommandanten Cuignet gesprochen. In der vorgestrigen Nummer des Vorwärts" befindet sich eine So gewöhnt fie auch an die Strenge und Notwendigkeit der Um sich zu retten, schrecken die Fälscher var feinem Mittel zurück, Erwiderung der Arbeiter des Tischlermeisters Sauer auf unsere Mit­Disciplin sein mögen, so voreingenommen sie auch gegen die Ver- und fie versuchen sogar, schwere diplomatische Verwicklungen zu teilung in Nr. 189 des V." betreffs der dortigen Arbeitsverhältnisse. teidiger der Gerechtigkeit und des Rechtes find, von der verschaffen, um sich von dem Weg zum Zuchthaus, auf den ihre Ver- Wir halten an unserer damals gemachten Notiz fest, bloß festzustellen brecherischen Gemeinheit ihrer Vorgesetzten müssen sie betroffen sein. brechen fie geführt haben, zurückzuziehen. ist, daß die weiterarbeitenden Kollegen von der Streifleitung der Der General Roget warf sich zum Verteidiger des General - An die französische Regierung richtet sich Berliner Bautischler irrtümlich als unorganisierte bezeichnet wurden, stabes auf die Estrade, um mit großsprecherischer Miene noch einige diefes Dementi." leider haben sich auch hier einzelne Verbandsmitglieder Aufklärungen zu verlangen. Auch der erbärmliche Mercier, abs Nach ihrem Sinne soll also die französische Regierung den Be- uns gegenüber gestellt und zwar aus dem einfachen Grunde, weil stoßender und verbrecherischer aussehend als je, trat in seinem langen weis des Gegenteils führen, soll Erklärungen, Entschuldigungen fie teilweise feine Forderungen gestellt und dann am Montag die schwarzen Mantel ebenfalls noch einmal vor, um Erklärungen über fordern und sich erheben. Und um so schlimmer, wenn der Krieg Werkstatt nicht verließen, wie es überall geschehen. die Zeit seiner Ministerschaft zu geben. Doch wurde der Eindruck aus all dem entsteht. Der General Mercier wird vom Zuchthaus Im übrigen können wir bekunden, daß Herr Sommer auch heute der Aussage Picquarts in feiner Weise abgeschwächt. gerettet sein, feine Mitschuldigen ebenfalls, und an der Spize noch nicht den von den Berliner Kollegen aufgestellten Tarif bezahlt der französischen Armeen werden wir die Ritter bom hat, also von einer Bewilligung nicht die Rede sein kann. Rasiermesser und der Fälschung haben, die uns zur Schande irgend Die Lohntommission für Charlottenburg . eines neuen Sedan führen werden. Achtung, Metalldrücker! Die Drücker der Berliner Metall­Aber nein! Die Regierung oder vielmehr Frankreich wird und warenfabrik vormals Luckhardt haben wegen Lohndifferenzen sämt tann sich nicht mit allen diesen Verbrechern solidarisch erklären. Was lich die Arbeit eingestellt. Zuzug ist fernzuhalten. Die Ortsverwaltung. das gesunde, ehrliche und loyale Land fordert, ist nur, von diesen Welche Erleicherung, wenn alle diese Leute, diese Verräter, Menschen befreit zu werden, die uns ins Verderben führen würden, Lügner, Meineidigen und Fälscher endgültig entlarvt und abgethan nachdem sie uns entehrt haben. sein werden. Auch hofft man, daß das Manöver Guignet Mercier noch nicht Wiehr und mehr drängt sich im Prozeß von Rennes , der den zu Ende ist. Was auch der meineidige Kommandant ſagen möge, Schluß des entfeßlichsten Dramas bildet, das je aufgeführt worden es ist nicht glaubhaft, daß das Schriftstück Schneider nicht eine Fäl iſt, mehr und mehr drängt sich uns hier die Ueberzeugung auf, daß schung sei. Es ist nicht glaubhaft, wie ich schon gestern sagte, daß die verschieden gestalteten Verbrechen des Generalstabes den Beginn der östreichische Militär- Attaché an seine Regierung einen Bericht in franzöficher Sprache schreibt; es ist nicht glaubhaft, daß derselbe Aber wir denken auch, daß die Einrichtung, welche diese an- Militär- Attaché in diesem Bericht Gerüchte über die Meinung schwellende Flut von Verbrechen ermöglicht hat, daß der Militaris- Schwarztoppens und Panizzardis über die Affaire Dreyfus zu­mus hier seine eigene Berurteilung finden wird, cin Urteil, deffen sammenträgt, da er aus erster Hand die Meinungen des italieni­Bollstredung uns vorbehalten bleibt. schen und deutschen Attachés haben mußte, zumal ja, wie Cuignet behauptet, der Oberst Schneider mit dem Oberst Schwarzkoppen sehr befreundet war.

der Strafe hier finden werden.

Ueber die

Sonnabend: Sihung, fpeziell die Aussage Cuignets, schreibt unser Berichterstatter unterm 19. August:

Bird man heute von der Fälschung Schneider sprechen? Dieser Gedanke beherrscht uns alle, als wir in den Sizungsfaal treten, in welchem die Berufspflicht uns täglich sechs Stunden zurückhält. Aber die Sigung beginnt und eine gute Stunde lang sprechen Sisälicher, obwohl sie das Wort haben, nicht von der letzten Baljchung.

Bis jetzt hatte ich gedacht, daß die Generale das Monopol für 23cc und Böswilligkeit haben; einen so starken Gebrauch haben sie abet gemacht. Doch dem ist nicht so.

g

Das Schriftstüd ist also eine Fälschung. Jezt muß die Re­gierung es in seinem ganzen Wortlaut den öffentlichen Verhand­lungen zugänglich machen. Denn wenn es im geheimen Dossier sich befindet, und wenn es dort den Augen der Kriegsrichter vorgeführt ist, so haben wir nicht den ganzen Wortlaut besprechen können. Wir haben nur von dem Auszug Kenntnis, der vom General Mercier ge­liefert wurde. Um die Wahrheit zu enthüllen, brauchen wir das ganze Schriftstück, und die Untersuchung, die sich auf seine Herkunft und Echtheit erstrecken muß. wird ergeben, daß wir weiter nichts haben als ein neues Verbrechen seitens der Fälscher.

Wir haben schon die Fälschung Henry gehabt, worin die Namen des italienischen und deutschen Attachés citiert waren. Der Krieg

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Deutsches Reich.

In der Buchdruckerei von Otto Enke in Kottbus steht sämtliches Personal( brei verheiratete und vier ledige Kollegen) mit Ausnahme der Hilfsarbeiter in Kündigung. Grund: Arbeitszeit Reducierung von 91/3 auf 74 Stunden und Lohn Als am Sonnabend Abzug für die weniger geleistete Arbeitszeit. sämtliche Kollegen vollen Lohn verlangten, wurde allen gekündigt. entlassen mit dem Bemerken, daß ihm 14 Tage Lohn ausgezahlt Am Montag wurde außerdem der bisherige Geschäftsführer sofort würden, er sich aber täglich im Comptoir zu melden hätte.- Bor Konditionsannahme wird gebeten, Erkundigungen beim Vertrauens­mann, Kollegen Otto Beeste, Rottbus, Mühlenstr. 20, einzuziehen.

Die Maurer in Sorau haben gestern die Arbeit niedergelegt. Buzug ist fernzuhalten.

Die erste Generalversammlung des neugegründeten elsak­lothringischen Textilarbeiter- Verbandes, die fürzlich in Mil­hausen tagte, war von 22 Delegierten aus 13 Orten besucht. Reichstags- Abgeordneter Bue b- Mülhausen wohnte als Gast den Verhandlungen bei. In seinem Referat über die wirtschaftlichen Vers hältnisse des Textilarbeiters und den Zweck des neuen Verbandes betonte er besonders die Notwendigkeit, bei der Auswahl der mit der Leitung und Führung der Organisation zu betrauenden Personen äußerste Vorsicht walten zu lassen. Er warnte vor allzu leicht­fertigen Streitunternehmungen( sofern von solchen in den nächsten