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er es gewiß gerne thun. Aber seine eigene Arbeit ist für die meisten wider Börsenjobber, Streber und Stellenjäger werden gehalten, aber es Mitmenschen im Volk der Denker und Dichter ohne Ausnahme sind lauter rhetorische Sturzbäche und sie verdichten sich nicht zu der Partei Firlefanz, überflüssiger Tand, Lirum- Larum- Dichterei fünstlerischer Anschaulichkeit. Sie bleiben Worte, Worte. Und das und, wenn sie unbequem wird, tückische Gemeinheit. Es flingt ethische Problem in seiner Verallgemeinerung ist doch wieder nichts sehr gebildet und ist darum so wohl angebracht, wenn man kräftig anderes, als die brave Ethik unseres deutschen Frauenromans: Der und dröhnend bei jeder Gelegenheit, die sich nur bietet, ausruft: Mann strebt in die Weite, seinem Ehrgeiz nach; das Weib ist eitel Unsere Presse hoch! Hoch das moderne Kampf- und Kulturmittel! Liebe und Selbstaufopferung. Wer wird nicht lächeln, wenn diese Und andererseits giebt es dem Sprecher, der selbst sich von etlichen Dinge in solcher Allgemeinheit aufgestellt werden? Zeitungsphrasen nährt, fein größeres Ansehen und feine größere Ueberlegenheit, als wenn er die Preßbengel, diese Subjekte mit einem einzigen Ausruf von Efel und Verachtung abthut.
Das sollten die vom Literatenstamm bedenken und nicht gleich winseln, wenn einem von ihnen auf die Hühneraugen getreten wurde. Denn erstlich, wie will Einer für Alle in seinem Korps einstehen, und dann, wie will man zugleich eine rauhe Schule der Abhärtung durchmachen und doch bei jedem Scheer Dich weg, Literatenpack!" die getränkte Leberwurst darstellen?
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Die Herrin ihrer Hand ist ein Fräulein von Steinberg. Sie hat einen armen Schulgelehrten kennen gelernt, der für eine wissenschaftliche Entdeckung glüht. Leider ist er ein armer Teufel. Wo er anklopft, wird der unpraktische Phantast ausgelacht. Das edle Fräulein v. Steinberg aber glaubt an ihn und will ihm helfen. Da fie nicht selbständig über ihr Familienvermögen verfügen darf, so lange sie unvermählt ist, entschließt sie sich, dem armen Gelehrten die Hand zu reichen und Hohn und Spott ihrer Familie und ihrer bisherigen Gesellschaftskreise auf sich zu laden. Aber die Idealistin Das Literatenvolt hat durch Bedientenhaftigkeit nach oben, erlebt Enttäuschung um Enttäuschung, die härteste, als ihr Verwie nach unten" gewiß vielfach gesündigt und Schläge verdient. mögen durch einen Bantbruch verloren geht. Sie erkennt, wie ihr Darum allein sollte es nicht allzu empfindsam werden. Die eigen- Verlobter mehr an seiner Entdeckung, an seinem Ehrgeiz hange, willigen Literaten aber könnten bedenken: Es giebt einen starken als an ihr selber und ihrer Liebe. Er zweifelt und ver Gegenreiz, und es schlägt sich besser, wenn man selbst gefnufft wird, zweifelt fast; und so löst sie sich zum Schluß von ihm los sei's von oben, sei's von unten, und es giebt kein kräftigenderes und eilt in die Arme eines zweiten, harrenden Bräutigams, eines Behagen, als gegenüber der verachtenden Ueberhebung aufrecht da- Mannes, der die Vorsehung in allen Dingen spielt. Dank seinem zustehen und ihr gelaffen mit kaltem Hohu zu begegnen. Einfluß ist nämlich eine fremde wissenschaftliche Akademie auf den jungen Gelehrten aufmerksam geworden und hat die Mittel zu dessen Forschungsreise bewilligt. So ist allen Schmerzen ein friedsames Ende bereitet.
Kleines Feuilleton.
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Alpha.
Die überflüssige Vorführung war vom Bellealliance- Theater sehr wichtig genommen worden, und die Schauspieler, in erster Reihe Frl. Nilasson, standen in tapferer Anstrengung auf verlorener Schanze.
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ff.
Ueber die Wirthshäuser in früherer Zeit plaudert ein Mitarbeiter des Leip. T.": Das Entstehen der Wirthshäuser reicht bis in die älteste Zeit der Feudalherrschaft hinauf. Bereits unter Karl dem Großen wurden die Schänken oder Reiswirthschaften ein- r. Jm 3entral Theater war am Freitag Abschiedsgerichtet. Damals gehörte der Weinfchant in Deutschland der Herr vorstellung der Direktion Schulz. Zur Feier des Tages schaft, wie noch jetzt der Brauntweinschant in Rußland . Als aber gab es ein Ragout aus den Zugftücken der letzten Jahre; von den die Städte größer und mächtiger wurden, und ihre Einwohner Ausstattungspoffen: 0, diese Berliner", Berliner Fahrten", wegen der von außen kommenden Gefahr und der inneren Tugendfalle" und" Tolle Nacht", wurde je ein Aft fervirt. Zum Interessen halber sich mehr und mehr zu einem festen Orga- Echluß großes Ballet und dann ein Epilog, verfaßt vom Regisseur nismus vereinigten, als mithin zu dem adeligen und geistlichen Julius Freund und gesprochen vom Direktor Richard Schulz. Bei Stande das Bürgerthum als ein dritter Stand hinzutrat, da so einem Abschied geht es natürlich nicht ohne die direkt aus wurde auch der Weinschank zu einem bürgerlichen Gewerbe bewegtem Herzen hergeleitete Sentimentalität ab; immerhin war gemacht und der sogenannte Weinbann aufgehoben. Die Bürger Herr Schulz vernünftig genug, sich ausdrücklich dagegen zu vers faßen im Wirthshaus und überlegten bei einem Maß Wein ernst wahren, daß er irgendwie sein Publikum habe höheren Zielen auund reiflich der gemeinen Stadt Nußen und Geschäfte, rathschlagten führen wollen. Das Publikum würde ihm ein solches Vergehen auch über das Wohl und Wehe der Familien, der Gewerbe, der Ge- übel angerechnet haben. Nachdem das übervolle Haus stürmisches meinde oder gar des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Entzücken fundgegeben hatte, wühlte Herr Emil Thomas Die Patrizier fchickten selbst ihre Söhne in die Trinkstuben, um sie sich aus einem einem Berg von Lorbeerfränzen heraus, unt von anderen Lastern abzuhalten. Im Laufe der Zeit wurden die seinen Direktor und fich felbft ein wenig zu preisen. Wirthshäuser unter die Aufsicht der Polizei gestellt, welche den Preis mit begreiflichem Sarkasmus ftreifte er die Zeit seiner eigenen der Speisen und Getränke festsetzte und die Polizeistunde einführte, Direktionsführung.„ Schwamm drüber!" meinte der Komiker. Be eine Stunde, die den alten Deutschen niemals geschlagen hatte. In zeichnend genug. Er, der große Farenmacher, konnte mit der alten den Reichsstädten hatte jede Zunft ihr eigenes Tanzlokal und Zunft- Berliner Posse nichts erzielen, während Herr Schulz mit dem Uebers haus, in welchem die Handwerker fast täglich zufammentamen und Ge- trumpfen der Adolf Ernst - Posse vorzügliche Geschäfte machte, die vatter Schneider und Handschuhmacher einen Klatsch über ihre Nachbaren ihm geftatten, sein Handwerk auf noch breiterer Basis im Lindenmachten, dessen sich eine Versammlung von Kaffeefchwestern nicht zu Theater fortzusetzen. Wird er dort nächsten Herbst mehr Glück haben, fchämen gebraucht hätte. Durch Gewohnheit bildete sich in diesen als die früheren Kunstverderber? Häusern ein förmliches Trinkrecht aus, ursprünglich aus der harmlofen Sitte entstanden, einen Gast durch Darreichung eines Bechers zu ehren. Trinklieder, Trinksprüche, Trintivite, alles hatte seine Gesetze, auf welche mit Strenge gehalten ward. Dazu gefellte sich das Zu und Vortrinken, das Gesundheit und Wetttrinken. Das Bechen ward zu einer Kunst, in der es zahllose Birtuosen gab. Der berühmte Humanist Erasmus von Rotterdam ( 1466-1536) zeichnete in seinen„ colloquia" mit drastischen Farben das Bild eines deutschen Gasthauses in des 16. Jahrhunderts erster eines deutschen Gasthauses jener Schrift lautet: Hälfte. Eine Stelle
besser trinken, find den Wirthen angenehmer, obgleich fie um nichts mehr zahlen als jene, die sehr wenig trinken; denn es find nicht selten welche, die mehr als das doppelte im Wein verzehren, was sie für das Gastmahl zahlen. Es ist zum Verwundern, welches Lärmen und Schreien sich erhebt, wenn die Köpfe vom Trinken warm werden. Reiner hört und versteht den anderen. Häufig mischen sich Poffenreißer und Schalksnarren in diefen Zumult; und es ist kaum glaublich, welche Freude die Deutschen an solchen Leuten finden, die durch ihren Gesang, ihr Geschwät und Geschrei, ihre Sprünge und Prügeleien solch ein Getöse machen, daß die Stube dem Einsturze nahe ist. Und doch glauben sie so recht angenehm zu leben, und man ist gezwungen, mit ihnen bis in die tiefe Nacht hinein sißen zu bleiben."-
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Musik.
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-er-. Ronzerte. Mit Cherubini's Anatreon"-Duverture. einer in Formen und Gedanken lebendigen und zu fein- heiterer, poetischer Wirkung sich steigernden Arbeit, begann das zehnte und letzte dieswinterliche Symphoniekonzert der föniglichen Kapelle. Das Orchester schien bei diesem Stücke keineswegs bei kräftigem Humor zu sein und tauschte bei der nächsten Nummer, Schubert's unvollendeter h- mollSymphonie, diesen Mangel geradezu in lederne Stimmungslosigkeit " Die um. Vom melodischen Schwung und der bewunderungswürdigen thematischen Plastit der beiden Schubert'schen Säge blieb nichts übrig als die üble Erinnerung an Notenfolgen voll Rauhheit und Leere. Das künstlerische Mißgeschick des Abends erreichte seinen Höhepunkt im Finalsaße der 9. Symphonie Beethoven's , wo der männliche Halbtheil des Soloquartetts, die Herren Domfänger Rolle und Dr. Willner, ob seiner unzureichenden Mittel und gefangstechnischen Uns reife empfindlich verlegte. Die beiden Opernfängerinnen Dietrich und Roth aufer, sowie der Operuchor, der durch seine Aufstellung hinter dem Orchester eindringlicher Klangkraft beraubt wurde, fämpften sich durch ihre ungewohnten Aufgaben mit achtungswerthem Eifer durch. In den drei ersten Instrumentalfäßen gab es arge Sünden bei den Bläser- und Schlagwerkgruppen und im ganzen eine berablaffende Gleich and now birds giltigkeit, welcher am Schluffe einer Saison selbst die„ Symphonie der Symphonien" keine dynamische Delikatesse, keine huldigende Ein Jugenddrama Wildenbruch's, Die Herrin Schwunghaftigkeit, feine hochaufwallende interpretirende Phantasie ihrer Hand", wurde am Freitag im Bellealliance- zu entringen vermochte. Man schied heuer von den SymphonieTheater zum ersten Male aufgeführt. Das Stück ist vordem nur konzerten ohne anregende künstlerische Gedanken, ohne musikin Breslau und in Frankfurt a. D. gegeben worden und in Buch poetischen Nachhall. Der Liederabend des Herrn Eugen form im Jahre 1885 erschienen. Das Bellealliance Theater trat Robert- Weiß in der Singakademie ließ 11113 einen also gegenüber den großen Bühnen für Wildenbruch's Farben in allerlei Kleinem Virtuosentram machenden Baritonisten ein. Die großen Theater wurden aber nicht ins Unrecht versetzt. hören ber aus dem melodiösen und geistigen Material Ein hyperpathetisches, idealisirendes Schauspiel, trägt das einer Romposition zumeist nur einen ganz schalen Süßholzertrakt Wildenbruch'sche Drama zu viel jugendlich Ungereiftes in sich, als herausdeftillirt. In Liedern von Schubert und Schumann hörten wir daß es den ernsten Sinn feffeln könnte. Förmliche Standpauten technisch ausgeflügelte Pianoabtönungen und tempozerstörende Gefühls
Theater.