»ckiwer, weil sie nach solchen Geheimniffen suchen. Daran hat derKünstler nicht gedacht. Seine Motive sind vielmehr einfache That-fachen der Empfindungswelt, allerdings aus einem Seelenlebenvon furchtbarer Impulsivität. Die Eifersucht z. B. stellt er dar nurdurch den Ausdruck in dem Gesicht eines Mannes, der mit einge-»ogenen Schultern, wie fröstelnd, dasteht. Alles andere, das Weibund ein anderer Man», ist nur angedeutet. Aber man wird den«uSdruck des Entsetzens in diesem Gesicht nicht wieder vergessenkönnen. In«inigen Slimmungslandschaften tritt der Mensch alsTräger der Naturstimmniig auf. Den Kops in die Hände stützend,sitzt in einem düsteren Strandbild««in Mann in tiefem Sinnen;die Zeichnung ist nur so weit ausgeführt, daß diecharakteristische Stellung klar herauskommt. Auf einem schönenvierfarbigen Holzschnitt„Abenddämmerung" steht ganz vorne ei»Weib. Ein tiefer melancholischer Ernst liegt ans ihren seltsamschönen Gesichtszügen. Die letzten genialten Bilder Munch's zeigen«inen großen Fortschritt gegenüber den früheren. Sie sind mitreicheren Mitteln sehr weich und malerisch gegeben. Besonders fälltdies im Bild«„Dst« ä Töte" ans. Die wilde Leidenschaftlichkeit ist»u einer ergreisenden stillen Melancholie gedämpft in einemstimmungstiefen Bilde„Mondschein". Ein Mann sitzt in einemdunkelen Zimmer träumend am Feiister. Um seine Silhouette spieltdas bleiche Licht des Mondes, hell fällt es inS Zimmer und maltdas Fensterkreuz auf die Diele». Weit draußen, ans dem im Mond-schein hellgrün schimmerndeii Meere, glitzern die Lichter vorüber-fahrender Schiffe.—Aus dem Thierlebe«.---Schildkröten alsUngeziefervertilger empfiehlt„Reclani's Universum". Es handelt sich um die neuerdings ausAmerika häufig zu uns gebrachte Dosenschildkröte(Terrapene cari-nata), das Uebergangsglied zwischen Land- und Sumpsschildkröte.Die Dosenschildkröte legt in ein selbstgegrabenes Erdloch fünf bisacht Eier, aus denen die Jungen nach etwa lOV Tagen ausschlüpfe».Die Nahrung der ziemlich phlegmatischen Thiere besteht in allerleiInsekten, Kriechthieren, Beeren und rohem Fleisch. Man kann dieDosenschildkröte in der Gefangenschaft leicht hallen, muß jedoch fürfrisches Trinkwasser sorgen und sie vor der Einwirkung der Kälteschütze». Wie alle Landschildkröten, zeigt sie nur sehr geringe geistigeFähigkeiten, erfreut aber durch ihr hübsches Aeußere und wird baldso zahm, daß sie Leckerbisse» aus der Hand ihres�flegers entgegen-niuimt. In abgeschlossenen Gärten kann man sie während derwarmen Jahreszeit zur Beseitigung des Ungeziefers benutzen. Mansieht sie dann während der Dämmerung und im Mondschein eifrigumherivandern und jeden ans ihrem Wege liegenden Gegenstandberiechen.—Aus dem Pflauzenlebe».— Naturalisation f r e ni d« r Holzarten inDeutschland. Inden preußischen Slaatsforsten sind seit IS8lumfangreiche Untersuchungen über die Naturalisation fremder Holz«arte» im gange. Dieselben erstreckten sich zu Anfang aus ein»größere Anzahl nordamerikanischer Holzarten, im Jahre lS8S begannman auch einige Arten der japanischen Flora heranzuziehen. Nachzehnjährigen Versuchen fand man, daß die Douglas-Tanne, eineFichlenart(picea sitcbensis), ein Lebensbaum(Thuja gigantea),ei» Nußbaum(Juglans nigra) und zwei Hickory-Arten(Carya albaund C. arnara) gutes Gedeihe» versprechen und sich mit Rücksicht ausdie Menge und Güte des von ihnen erzeugten Holzes zum Anbauin größerem Maßstabe eignen. Die Versuche haben serner dieAnbauwürdigkeit der nachstehenden japanische» und amerika-Nischen Hölzer ergeben: Clarnaecyparis obtusa und pisifera,Fraxinus arnericana, Larix ieptolepis, Pinus Banksiana undPrunus serotina. Die preußische Staats-Forstverwaltung beabsichtigt»icht. große reine Bestände von ausländische» Holzarten anzulegen;dieselben sollen vielmehr in Einzelmischung, sowie gruppen- undhorstweise mit einheimischen Hölzern gemischt Verwendung finden.Im Jahre 1830 umsnßte» die Bersuchskulturen mit diesen Holzartenbereits rund 600 ha.—Astronomisches.-- Interessante Ausschlüsse über die Beschaffenheit de? Orion-Nebels ergeben die photographische» Aufnahmen dieses Himmels-gebildes, die in dem soeben ausgegebenen elften Bande des astro-"h�fikalischen Observatoriums zu Potsdam veröffentlicht werden.Von dieser größten Nebelmelt besttze» wir bereits eine stattlicheZahl ausgezeichneter bildlicher Darstellungen, die gleichsam eineGeschichte der Leistungsfähigkeit der astronomischen Fernrohre dar-bieten. Die große unterm Gürtel Orions sich ausbreitendeNebelwolke ist durch ihre Größe und ihren Glanz bereits demfreien Auge erkennbar, die erste ausführliche Beschreibung dermerkwürdigen Form und Struktur der Nebelmasse hat aber derSolländer Huygens 1659 in einer besonderen Schrift:„Systemeatnrnium" geliefert. Später habe» besonders die beiden Herschelmit ihren Riesenteleskopen, der Amerikaner Bond, ferner LordRosse u. a. zahlreiche Sterne im Nebel gemessen und auchbildliche Darstellungen der ganzen Nebelwelt geliefert, unterdenen die Lord Rosse'sche besonders hervorragt, während Bondzuerst die merkwürdige spiralige Struktur verschiedener Partiendes Nebels serkairnte und das flockige, nahezu fiernartigeZusammenballen der N-delualerie in der Mitte und darunterhervorhob. Eine ganz eigenthümliche Erscheinung zeigtendie Nebelmassen um das bekannte Trapez im Orion; sie traten umdiesen mehrfachen Stern bei der Betrachtung mit allen Fernrohrenüberraschend zurück, so daß das Trapez von der Nebelmaterie ganzfrei blieb und so die Form dieses Theiles des Nebels einem geöffnete»Thierrachen glich. Die Größe des Nebels konnte auf sechs Quadrat-grade verfolgt werden. Ein ganz verändertes Bild zeigte diese Nebel-weit aber aus der photograpyischen Platte. Schon Barnard konnteauf der Lick-Sternwarte mit einer einfachen Porträtlinse den Nebelüber ein Areal von 30 Graden verfolgen, so daß die bisherige»Darstellungen nur den hellsten Theil des Orionnebels betreffen.Ferner hat der Engländer Roberls aus seinen prächtigen Aus-nahmen des Gebildes bereits gefunden, daß auch die Partie umdas Trapez in dichten Nebelmaffen steht, die nur bei der direktenBeobachtung durch eine Blendung des Auges durch die hellenSterne verschwindet. Endlich erkennt man auf der Roberts'schenPhotographie, daß der Nebel ein riesiger Ringnebel ist, dessenzentrale Partie allein dem Auge als der Orionnebel erscheint.Die Potsdamer Ausnahmen von Professor Scheiner sind nun mitExpositionszeiten von 2 Minuten bis R/, Stunden gewonnen.Dabei hat sich ergeben, daß bei 2—5 Minute» Exposition dieNebelparlhie um das Trapez noch nicht auf der Platte erschien;selbst bei 15—30 Minuten Belichtung treten die helleren Nebelknotennoch merklich über die matte Nebelmaterie um das Trapez hervor.Bei Belichtung über«ine Stunde kommen die matteren äußerenNebelpartien zu besserer Geltung, während die zentralen bereitsüberexponirt erscheinen. AuS diesen Potsdamer Aufnahmen,welche eine große Menge von Sternen und anderen Details imNebel kennen gelehrt haben, ergiebt sich mit Zuversichtlichkeit, daßdas Trapez des Orion mit dem Nebel in einem physischen Zu-sammenhang steht, indem ein direkter Uebergang des Nebels zu de»Sternen sichtbar gemacht ist. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieseSterne aus der umgebenden Nebelmaterie gebildet sind, und daßdadurch die umgebenden Nebelpartien an ihrer Leuchtkraft etwaseingebüßt haben. Dieselbe Erscheinung ist bei mehreren anderenSternen im Orionnebel erkennbar, so daß wir hier wohl dieBildung von Sternen ans ungeheuren glühenden, leuchtenden Gas-massen vor Augen haben. Die Entfernung des Orionnebels istdaher nicht größer, als die der Orionsterne selbst.—(„Voss. Ztg.«)Humoristisches.— DieErschaffung desMenfchen. In einer Schulebei Straubing sollte ein Junge die Erschaffung des Mensche», wieer sie in der Neligionsstunde gehört, nacherzählen. In der Genesisheißt es: Gott bildete aus Erde einen Leib und hauchte ihm eineSeele ei». So wurde der erste Mensch. Der Junge aber erzählte:Gott nahm ein Stück Erde, bildete daraus einen menschlichen Leib,haute ihm ein« Schelle(Ohrfeige) nein; so wurde der ersteMensch.—— Aus der Schule. Lehrer:„Was weißt Tu mir vomRohr zu sagen, Franz?«— Franz:„Das Rohr ist eine Pflanze,welche, wenn man nicht artig ist, spürt man sie."—— Anzeige.„Der fremde Herr, welcher gestern im Hau?«flur, Breitestr. II, ein Dienstmädchen geküßt hat, und dem sie ver-sehentlich eine große Wurst zusteckte, wird ersucht, da Jrrlhum vor»liegt, dieselbe beim Portier wieder abzugeben!"—«ermischtes vom Tage.— Ein Supplementband zu Nansen's„In Nachtund Eis" wird dieser Tage bei Brockhaus in Leipzig erscheinen.Er enthält Berichte Nordahl's und Hjalmar Johansen's, zweierTheilnehmer an der Expedition Nansen's. Zahlreiche Illustrationensind dem Buche beigegeben.—— Richard Strauß, der bisher in München als Kapell-meister thätig war, ist vom nächsten Herbste an von der O p e r mBerlin mit einem Gehalt von 20 000 M.«ngagirt worden.—y. Ein Kanalarbeiter in B r a u u s ch w e> g hat seine Frau,von der er getrennt lebte, aus der Straße erschossen und dann sichselbst durch einen Schuß schwer verletzt.—— Das Segelschiff„Helene", das Tis von Schweden nachEmden führte, ist in der Nordsee untergegangen.—— In Hildesheim deging die 33jährige SchauipielerinElsa D i t t m a r ans Berlin Selbstmord aus Liebeskummer.—— In L a i b a ch wurde am Sonntag nachts ein starkes, zweiSekunden dauerndes Erdbeben verspürt.—— Der berühmte Sanskritforscher Bühl er, Professor an derWiener Universität, ist auf einer Kahnfahrt aus dem Bodense» er-trunken. Der Leichnanl ist noch nicht gesunden.—— Ein«nächtiges Schadenfeuer zerstörte eine großeK a m ni g a r n- S p> n n e r e i in C a t e a u.—c. e. Die Zahl der P a r l a m e n t ls- K a n d i d a t e N inFrankreich beträgt jetzt schon 2225.—— Neue Telegraph« nli nie» sollen in Russisch-Asien angelegt werden. Namentlich sür Sibirien und Turkestansind große Linien geplant, während ander« sür die Hauplverkehrs-orte ergänzt werden sollen. Noch dieses Jahr soll eine neu«Telcgraphenlini« von Nowokiewsl nach Wladiwostok fertig gestelltwerden.—Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin.