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bei Nacht wie bei Tage gleich auf dem Posten," sagte der unabhängig von einander arbeiten. Wären sie, wie einst Humboldt Stenermann. sich ausdrückte, Sicherheitsventile, so müßten wenigsten die einander Benn lächelte nur; er fürchtete, die Andern würden lachen, benachbarten gleichzeitig abblasen, wenn die unterirdische Spannung wenn er eine Antwort vorbrächte. ihr gewohntes Maß überschreitet. Dies ist aber feineswegs der Fall, vielmehr fümmert sich in seinen Eruptionen kein Bultan um feinen

" Er findet die Schifferfrau sehr fein, fagte er," erzählte Michel.

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Nein, das habe ich nicht gesagt!"

Er will morgen aufs Achterdeck und sie begrüßen!" Benn versicherte eifrig, das hätte er durchaus nicht ge­fagt. Die anderen lachten leise und mußten ihn zu leiserent Sprechen ermahnen. Benn würde ärgerlich, daß er sich so sollte zum Narren halten laffen.

Es ist am besten, Benn bekommt nun das Steuer. Dann stehst Du, Michel, daneben und weist ibn an!"

Die beiden Steuermänner wechselten den Plaz. Einige Augenblicke später hörte Benn seinen Kameraden bem Steuermann zuflüstern:

Da haben wir sie ja!"

Benn wagte nicht vom Kompaß aufzusehen. Ach, wenn er nun so falsch steuerte, daß sie es merfte! Nervös drehte er das Rad hin und her, hielt die Zunge mitten im Munde und kniff das eine Auge zu, als wollte er von der Nadel nach der Scheibe hinüber zielen.

Ob sie dem Kompaß ansah, wenn die Nadel über den Strich hinaus war! Sie konnte ja steuern, wie man erzählte! Der Stenermann wandte sich um und ging ihr entgegen. Wie glauben Sie, daß es zur Nacht wird, Steuermann?" fragte sie mit flingend hoher Stimme und sah über das Meer hinaus und zu den Wolken empor.

"

Es sieht nach allem Möglichen aus, finde ich." ( Fortsetzung folgt.)

Weber das Wesen der vulkanischen

Kraft).

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Nachbarn.

Bei der Emporhebung der Lava aus der Tiefe zur Oberfläche und bis zu den Krateröffnungen der Vulkane spielt, wie man schon lange annimmt, der Wasserdampf eine gewisse Rolle; aber es ist doch zweifelhaft, ob feine Mitwirkung nicht eine nebensächliche ist. Die Thatsache, daß Vulkane häufig an den Rändern großer Senkungsgebiete auftreten, hat andererseits zu der wohl etwas schematischen oder grobsinnlichen Vorstellung geführt, die hebung der Lava durch eine Art Empordrücken oder Emporquetschen derselben zu erklären. Mit solchen und ähnlichen Anschauungen wird sich der tiefer Blickende nicht befreunden fönnen. Weitaus befriedigender und den wirklichen Vorgängen entsprechender stellt sich dagegen die Ansicht dar, welche Alfons Stübel vertritt und zu begründen unters nimmt, nämlich, daß die gluthflüssige Masse selbst die Trägerin der vulkanischen Kraft ist. Er weist darauf hin, daß es in fleinem Maße Vulkane giebt, bei denen die Verbindung mit einem in die Tiefe reichenden Schacht, wo der Sitz der Kraft sei, völlig aus geschlossen bleibt. Jeder Lavastrom, sagt er, den wir über einen Boden fließen sehen, auf dem wir vielleicht noch furz zuvor ge­standen haben, ist ein solcher Herd. Die Boccas, die sich auf manchen Lavaströmen, besonders an solchen Stellen bilden, wo Anhäufungen des Materials in großer Mächtigkeit stattfinden können, find nichts anderes als fleine Vulkanberge. Als eines der gewichtigsten Beis spiele dafür, daß innerhalb erkaltender Lavamassen Vorgänge statt. finden, die sich in ausbruchartigen Erscheinungen auf ihrer Oberfläche außern, fieht Stübel den mächtigen Lavaerguß an, der 1579 in Merito stattfand und mit der Bildung des Jornllo abschloß. Während diefer mit seinen Nebenkegeln den Austrittspunkt der Lava fenn­zeichnet, die sich zu einem mit fteilem Rande ringsum abfallenden mächtigen Plateau von 3 Kilometern Durchmesser anitaute, legen viele Hunderte von kleinen Eruptionstegeln, die Hornitos, die sich über die Oberfläche des Plateaus( des Malpais) vertheilen, Zeugniß für die Borgänge ab, welche sich innerhalb der Lavamasse selbst voll­zogen haben. Nach Stübel sind die Reservoire, aus denen die Lava­massen unserer Bulkane stammen, ziemlich oberflächlich gelegene, lokalisirte Herde, die mit feurigflüssigem Magma gefüllt sind, das bei dem Herabsinken von seiner hohen Temperatur eine Vergrößerung feines Volumens erfährt und infolge dieser Schwellung nach oben Daß dabei auch hin ausbricht, sobald es ihm an Raum mangelt. der Gasgehalt des Magmas eine erhebliche Rolle spielt, ist selbst­Die vulkanische Kraft," sagt Stübel, ist somit allem verständlich. Anfcheine nach eine Erfaltungserscheinung der fenerflüssigen Materie, deren Vorhandensein für gewisse Tiefen unter der Erdoberfläche nicht in Abrede gestellt werden kann. Und in der unter hohem Druck erfaltenden und sich ausdehnenden Materie sehen wir alle reicht, um schwere Schmelzmassen aus großen Tiefen emporzuheben und ihnen den verworrenen Weg durch alte, längst verlassene Auss bruchskanäle neu zu bahnen, jedes Widerstandes Herr zu werden, ja selbst jüngere, mächtige Gesteinsablagerungen zu durchbrechen". Diese Borstellung giebt gleichzeitig eine Erklärung für alle verschiedenen Grade der Bodenerschütterung von der geringsten, kaum noch fühl­baren bis zu der heftigsten, die größten wie die fleinsten Erschüttes Die Arbeitsleistung, die als rungsfreife gleichzeitig umfassend. eigentliche Ursache der Eruptionen anzusehen ist, liegt also nach Stübel in der Materie selbst und ist als eine Volumvermehrung bei der Erkaltung zu betrachten. Daß unter diesen Umständen that fächlich eine Volumvermehrung stattfindet, ist nicht allein durch die Beobachtung des Schwimmens fester Lava auf flüssiger erwiesen, sondern auch durch Wahrnehmungen an künstlichen Schmelzmassen, worüber Stübel eingehende Mittheilungen macht.

Die vulkanischen Erscheinungen spielen in der wissenschaftlichen Forschung eine bedeutende Rolle, obgleich fie gegenwärtig fich nur noch als matte Nachtlänge früherer, weit großartigerer Vorgänge darstellen. Denn daß der Vulkanismus in den vergangenen geologischen Epochen in die Gestaltung der Erdoberfläche weit ge­waltiger eingegriffen haben muß, fann für denjenigen feinem Zweifel unterliegen, der 3. B. mit den Forschungen über die ungeheuren Lavafelder Nordamerika's oder über die tertiären Basaltergüsse auf dem Hochlande von Dekkan in Ostindien bekannt ist. Aber auch die heutigen Vultane bieten, wenn sie in Thätigkeit sind, durch das Er­zittern des Erdbodens, die Auswürfe von Dampf- und Aschenmassen, Bedingungen für eine Kraftentfaltung erfüllt, welche sicherlich aus­die den Tag in Nacht verwandeln, den Ausfluß glühend flüssiger Lava und brüllenden Donner den großartig furchtbarnen Anblick, der uns in der Natur entgegentritt. Die Probleme, die der Bultanismus der Forschung aufgiebt, find überaus schwierig; schon weil die Vorgänge, die sich in der Tiefe der vulkanischen Herde ab­spielen, uns unzugänglich bleiben, dann aber auch, weil Vulkane während ihrer Ausbrüche unnahbar sind, und selbst die Vorgänge während der beginnenden Erkaltung der weißglühenden Lavamassen nicht unmittelbar untersucht werden können. So ist man denn über das Wesen und die Quelle der vulkanischen Kraft auf Bermuthungen und Hypothesen angewiesen, von denen freilich manche einander diametral entgegenstehen. Natürlich hat im allgemeinen eine solche Hypothese umsomehr Werth, je größer der Bereich der Erfahrungen ist, auf die ihr Urheber sich stützt, und je mehr Thatsachen der Beobachtung dadurch erklärt werden. In dieser Beziehung ist nun eine Reihe von Betrachtungen über das Wesen der vulkanischen Erscheinungen hochbedeutsam, die in jüngster Zeit Alfons Stübel, der Erforscher der Vulkanberge von Etuador, veröffentlicht hat. Die Schlußfolgerungen, zu denen er gelangt, stüßen sich auf die That fachen der Beobachtung vulkanischer Erscheinungen der Gegenwart und Bergangenheit, sowie auf Erfaltungsvorgänge, die an Schmelz­massen geringen Umfangs wahrgenommen wurden, während die Weltbildungstheorie von Laplace, an deren Richtigkeit im großen und ganzen heute wohl nicht mehr zu zweifeln ist, den allgemeinen Ausgangspunkt bildet.

Aus welcher Tiefe die glühende Lava zur Erdoberfläche empor fleigt, ist zunächst völlig unbefannt. Die Thatsache indeffen, daß selbst nahe benachbarte Bultane so gut wie niemals gleichzeitige Ausbrüche haben, deutet darauf hin, daß das unterirdische Reservoir jedes Bulkans ein ziemlich begrenztes ist oder daß wenigstens die Ursache des Ausbruchs eine örtliche bleibt. Die früher allgemein angenommene Hypothese, welche die ausbrechenden Lavamassen un mittelbar aus dem tiefen, gluthflüssigen Erdinnern hervorquellen läßt, tommt dieser Thatsache gegenüber sehr ins Gedränge. Wäre die Erde ein einziger Gluthball, den nur an der Oberfläche eine verhältniß­mäßig dünne erstarrte Kruste umhüllt, und ständen die Vulkane gleich sam wie Ramine über diesem Gluthball, so würden beim Aufruhr der unterirdischen Gewalten die zahlreichen Schlote nicht immer

Aus der Kölnischen Zeitung ."

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Aber wo ist die Quelle der Wärme zu suchen, die uns in der weißglühenden Lava entgegentritt? Wer diese anzugeben weiß, hat den Schlüssel zum gesammten vulkanischen Problem in der Hand. Die Schule der früheren Vulkanisten, Humboldt und Buch an der Spike, hat es sich in dieser Beziehung etwas leicht gemacht. Man nahm an, daß die Lava unmittelbar dem glühend flüssigen Erd­innern entstammte, einem gewaltigen Gluthballe, der nur von einer Der verhältnißmüßig dünnen erkalteten Kruste umhüllt werde. Bedenken gegen diese Annahme sind aber mit der Zeit so viele und gewichtige erhoben worden, daß man sie nicht mehr aufrecht erhalten kann. Als eines der wichtigsten, worauf wir oben schon hindeuteten, führt Stübel die Häufung der Vulfanberge an ge wissen Dertlichkeiten, wie Ecuador , Bolivien , Chile , Mexiko , auf den Aleuten und den Inselgruppen des Atlantischen Ozeans , an, denn es sei einleuchtend, daß der in unermeßliche Tiefe hinabgerückte zentrale Herd seine überschüssigen Eruptivmaffen nicht durch viele enge Kanäle heraufgeschafft, sondern sich gewiß an jeder dieser Dertlichkeiten eines einzigen Förderschachtes bedient und diesen für die ganze Zeitdauer einer Eruptionsperiode offen gehalten haben würde. Die Bildung so vieler Einzelberge, fagt er, die alle nur eine ephemere Thätigkeit bekunden, würde in hohem Grade unwahr scheinlich sein, wenn ihr Herd in eine Tiefe von vielen hundert Kilometern verlegt werden müßte, vielmehr gewinne man aus der Art der Gruppirung der Vulkanberge den Eindruck, daß dieselben nur mit einem in geringer Tiefe gelegenen, lokalisirten und daher