Anterhaltungsblatt des Vorwärts
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Dienstag, den 26. April.
( Nachdruck verboten.)
Der Schiffsjunge.
Eine Seegeschichte von Peter Egge . Einzig autorisirte Uebersetzung von E. Brause wetter. Sie standen auf. Benn zuerst. Divind schnell darauf, als wollte er ihn gern noch weiter unterweisen. Während er so schwagte, blickte Benn immer achterwärts weit hinaus. Die Schiffe und Boote sah er in weiter Ferne wie weiße und braune Papierfeßen auf dem Wasser.-
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Benn putzte sich im Geheimen ein wenig' heraus, ehe er zum Steuer ging. Sie setzte sich vielleicht achter. Als es zwei Uhr schlug, ging er flopfenden Herzens dorthin. Vor was hatte er sich eigentlich zu fürchten? Auf sie brauchte er in jedem Fall keine Rücksicht zu nehmen. So hochmüthig, wie sie war!..
Wilde Gedanken durchzuckten seinen Ropf: Er wollte frech sein, ungeheuer frech, wenn jemand auf ihn schalt, während sie zuhörte. Er wollte sich ganz pöbelhaft gebärden, alle zusammen. fluchen.
Im Mittelschiff kam er am Kapitän vorbei, der auf und ab ging. Als er auf das Halbverdeck hinauffam, sah er sie auf einem kleinen Klappstuhl siken, mit dem Rücken an die Kajütenwand gelehnt. Sie laß in einem Buche. Ein großer, breitkrempiger Hut aus weißem Stroh beschattete ihr Gesicht und ihr Buch. Sie blickte auf, als er an ihr vorbeiging, und er grüßte elegant. Sie dankte freundlich.
Benn fah, daß der am Steuer Befindliche, Anton, ein fleiner, rothhaariger Arendaler, lachte, und er begriff sogleich, daß er hernach schleunigft in die Roof gehen und den Kameraden zeigen würde, wie der Lord" grüßte.
Die Brise war matt und die See ruhig.
Er mußte sich doch wohl mit dem Steuer zurecht finden fönnen, jest wie souft! Mit erkünftelter Keckheit ergriff er das Steuerrad und drehte. es. Er sah eine ganze Weile nicht auf und verwendete viel Anfmerksamkeit auf den Kompaß. Dennoch folgte er ihr die ganze Zeit in Gedanken. Er hörte, wenn sie ein Blatt in dem Buche umwendete, und wenn sie abwechselnd ein Bein über das andere legte, so daß der Klapps stuhl frachte.
1898.
Kajütendach hinlegte und einen Augenblick saß, als wartete sie und wollte sehen, ob ihre Hilfe am Steuer uothwendig wäre. Endlich erhob sie sich und kam zu ihm hin. Der Junge arbeitete wie ein Rasender und murmelte ganz leise einen Fluch, den er aber nicht herausbrachte.
Nur ruhig!" sagte sie, wie es Benn schien, sehr laut, und stand neben ihm.„ Nur ruhig, desto früher kommt es wieder auf den Strich."
Der Junge sah nicht auf, drehte aber das Rad etwas weniger wild, jedoch noch mit derselben Kraft. Da erfaßte sie mit ihrer weißen, drallen Hand einen Griff und hielt das Rad einige Augenblicke still.
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Da tommt es ganz von selbst." dat
Der Junge jah noch immer nicht auf. Seine Augen irrten verstört umher. Ein wasserklarer Stein an einem ihrer Fingerringe funkelte.
Dann drehte sie das Rad weiter, ohne mehr als die eine Hand zu gebrauchen, und sagte:
" So, da haben wir ihn wieder! Nur Ruhe!"
Der Junge griff mit beiden Händen ins Rad, dankbar, beschämt und verwirrt. Sie sah ihm ins Gesicht und lächelte. Das fühlte er und seine Verwirrung wurde noch größer. Aber sie wandte ihre Augen nicht von ihm. Er wagte flüchtig aufzublicken und sah erstaunt, daß sie ihn ernst, fast forschend an blickte; da wurde er blutroth. Dann drehte sie sich herum und ging ruhig über's Deck hin.de
Er wußte nicht mehr, warum sie gelächelt, und begriff nicht, warum sie ihn so ernst angeftarrt hatte. Ihm wurde abwechselnd warm und kalt, froh und ängstlich, und seine Ges danken verwirrten sich. So hatte noch keine Dame ihn angesehen.
Ein Weilchen später kam sie wieder zu ihm hin, blieb stehen und drehte hier und da am Rade, wie um ihm zu helfen.
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Es fällt Ihnen wohl schwer, zu steuern?" th " Es ist nicht so ganz leicht, Frau Kapitän." Ach, Sie werden sehen, Sie lernen es bald." Seine Hand hielt einige Male neben der ihrigen den Griff, den sie erfaßt hatte, und er mußte unwillkürlich seine und ihre Hände vergleichen. Sie stachen so sehr von einander ab. Es war ihm peinlich, daß sie seine Hände so grob und Benn meinte schließlich, es ginge besser mit dem Steuern, so schmutzig sehen sollte, wie sie jetzt waren. Er meinte, daß als er erwartet hatte. Seine Angst ging allmälig vorüber, müsse ihn in ihren Augen herabsetzen. und er begann, hie und da nach ihr hinauszuschielen. Sie Zufälliger Weise blickte er nach vorn und gewahrte Jokum fah garnicht auf, und das machte ihn dreifter. Sein Blick und Anton auf der Back. Sie steckten die Köpfe zusammen wurde immer länger und forschender. Der breitkrempige Hut und schienen sich über die Beiden am Steuer zu amüsiren. verbarg den größten Theil ihres Gesichtes. Nur wenn die Auch sie mußte auf die Matrosen aufmerksam geworden sein; Schute ein vereinzeltes Mal so start stampfte, daß ihr Kopf denn sie ließ das Rad los, ging nach Luvwart hinüber und unwillkürlich seine Stellung änderte, bekam er einen Schimmer starrte hinaus. Der Steuermann zeigte sich auf der Treppe von ihren großen, nußbraunen Augen zu sehen, die eifrig den zum Halbverdeck. Zeilen des Buches folgten. Ihr schwarzes Haar war schlecht aufgesteckt und bedeckte mit seinen Löckchen fajt die ganze Stirn bis zu den Augenbrauen. Das Gesicht war leicht gebräunt, die Wangen roth. Ihr kleines, feines Unterkinn ließ das Antlig kindlich und voll erscheinen. Ihre Figur war untersett, fest von einem abgenügten schwarzen Kleide umschlossen, das hier und da mit geträufelten Schleifen verziert war. Der Fuß, der über den andern gelegt war, ftach hervor; er steckte in einem hoch rothen Pantoffel. Ihr ganzer Anzug, wie überhaupt ihre Erscheinung, hatten etwas Fremdes, etwas Vornehmes und zugleich Nachlässiges, fast Schlampiges.
Der Junge sab schließlich ebenso viel nach ihr, wie nach dem Kompaß. Alles an ihr gefiel ihm, reizte seine Neugier. Selbst das schlechte Kleid stand ihr gut. Es erschien ihm ganz vertenfelt pikant, daß sie, die wohlhabende Schiffstapitäns- und Schiffsrheder Frau, so nachlässig angezogen ging, und doch in einer Weise, daß ihr Reichthum und Geschmack erkennbar blieben.
Der Junge tummelte sich plöglich mit seinem Steuerrade. Er drehte es mit voller Kraft hin und her, krümmte sich zu fammen und hängte sich an die Griffe, um es schnell genug herumzubekommen. Gleichzeitig starrte er auf den Kompaß, ohne es zu wagen, einen Blick dorthin zu werfen, wo sie faß. Es faufte ihm vor Schreck und Scham in den Ohren. Er fühlte, daß sie ihn ansah und dann in die Höhe guckte, um zu untersuchen, wohin er steuerte, daß sie das Buch auf das
Sieben Uhr, Benn!" in Jdour thod sig smion hig Der Junge schlug an die Glocke und wurde ein Weilchen später abgelöst. Als er ging, grüßte er stumm die Kapitänsfrau. Aber sie sah es nicht oder that vielmehr nur so, als ivenn sie es nicht fah.
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Er ging in die Roof. Die Kameraden saßen und tranken ihren Nachmittagstaffee. Als sie Benn gewahr wurden, lachten fie und riefen durcheinander: dan didak
„ Na, was sagte die Schiffersfrau denn Schönes? Bekamst Du' nen Ruß? Bot sie Dir Bortivein an?" sor
Still, still, Jungen," rief Tom und sagte darauf, zu Benn gewandt: Riecht she nich nach Bohrtwein, what?" Nein," sagte Benu.so sidory „ Oder nach Whisky?"
" Heh, er has teenen Geruch."
,, doch, sogar sehr scharfen," sagte Benn überlegen und abwehrend. Diese Fragen gefielen ihm nicht.
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" Sie trinkt doch nicht immer, meine ich," sagte Anton. She?" rief der Engländer ärgerlich, daß jemand seine Worte in Zweifel zog. God - dam, drinkt she not wie ein Pferd?" Benn durchrieselte es talt. Hatte sie ihn darum so seltsam und lange angesehen? Ach, Unsinn! Ich glaube nicht, daß sie trintt," wagte Benn gleichgiltig hinzuwerfen?
What?" rief Tom erbittert. Es war schwierig für ihn,