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tönnen Se mir so in' ne jute halbe Stunde abholen, Augufie; dann jehn wir noch ein bischen in die Luft. Aber soviel sage ich Ihnen, is se doch. Welches Mächen fauft sich denn ein Brautkleid, wenn sie nich mal' nen Mann hat?"

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Recht sich zu freuen, wenn er etwas richtig vorausgesehen und ers rathen" hat. Auf dieser Berechnung beruhen viele Theatererfolge. Die zweite Verlobung betrifft ein bürgerliches Fräulein und einen adligen Herrn. Die Bürgerliche ist mit Moneten beladen, der ist arm, in Wahrheit ein Edelmann, aber be= und arbeitstüchtig. Der eigentliche Mann mit dem

Dann wird's wieder still auf der Hintertreppe. Die graue Adelige Eintönigkeit schläft weiter. Die Fliegen summen zäh und ein- gabt dringlich wie vordem. Nach einer halben Stunde hört man blauen Blut ist der Onkel des zweiten Brautpaares, ein oben Thüren auf und zu schlagen, dann eine Frauen Ravalier aus alter Zeit, mit altväterlichen Vorstellungen vom Adel, ftimme laut freischen. Auguste läuft hochroth und athemlos die mit einem Wort einer der schnurrigen alten Herren, wie sie Friedrich Treppe herunter. Ein Arzt kommt, ein Schuhmann. Haase mit Vorliebe zu spielen pflegt.

Minna, die eben dabei ist, sich umzuziehen, stürzt mit noch seife­glänzendem Gesicht aus der Thür.

Es war hübsch von Herrn Patry, der diesen Tomischen Rauz mit Würde spielte, daß er uns dabei nicht mit Mätchen à la Haafe Was ist denn los, Auguste?!" tam. Die Herrschaften, die sonst nichts zu thun hatten, als sich zu ff. " Selma hat sich aufjehängt- an' ne Waschleine ins Braut verloben, gefielen dem Publikum ebenfalls recht gut.- fleid, mit' n Kranz uf!"

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Kleines Feuilleton.

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Kunst.

Die letzten Vorbereitungen für die diesjährige Große Berliner Kunstausstellung sind im Gange. Schon jetzt wird von der Thätigkeit der Jury eine Thatsache bekannt, die ent­schiedenen Widerspruch herausfordert. Es sollen gegen 1500 Bilder zurückgewiesen sein. Dagegen wäre au sich gewiß nichts ein­zuwenden. Eins der schlimmsten Uebel der Berliner   Ausstellungen war bisher immer die Ueberfülle. Aber die Art der Zusammensetzung der Jury verbürgt nicht eine vorurtheilsfreie Auswahl. Es sind wieder die alten Herren von der Zunft, sei denen die Entscheidung liegt. Unter den zurückgewiesenen Bildern befinden sich Arbeiten von Walter Leistikow  , dem ausgezeichneten Landschafter! und wie viel Kitsch" wird die Ausstellung dafür wieder ents halten? Glücklicherweise haben die Eezessionsgruppen der Münchener, Karlsruher  , Dresdener eigene Jury, die Herren konnten also nicht

alles verderben.

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Das Feft der Ehelente. Vor einem Jahrhundert, am 10. Floreal des Jahres VI der Republik  , das ist am 29. April 1798, wurde in Köln   auf Veranlassung der Munizipalverwaltung ein Fest der Eheleute veranstaltet, zu welcher republikanischen Feier der Präsident der Munizipalität I B. Fuchs die Demoiselles de Cologne mittels folgenden Zirkulars einlud:" Die Munizipal­verwaltung ladet ein, an dem schönen Feste der Berehelichten am 10. Floreal theilzunehmen. Sie ersucht Sie, nach Ihrem an­erkannten Geschmack gekleidet, in der Farbe der Unschuld durch die Ihnen von der Natur mitgetheilten Reize und aus diesen hervor gehende eigene Anmuth den Zug des Festes zu verherrlichen. Es ist teine Selbstschmeichelei, tein eitler Stolz der Verwaltung, sondern Jm Kunstsalon von Schulte ist eine außerordentlich nur echtes Gefühl für die erhabene, jedem empfindenden Wesen so intereffante Feierlichkeit; es ist feine drohende Forderung interessante Ausstellung von Originalen der Münchener als gesetzmäßige Macht, sondern ein billiges Begehren, bei Wochenschrift Jugend" zu sehen. Alle bekannteren Mit­dieser Gelegenheit den Wunsch erfüllt zu sehen, daß die Vernunft- arbeiter dieser illustrirten Beitschrift sind mit gut ausgewählten Beis freiheit auf den heitern Stirnen der Kölnischen Schönen der trägen vertreten. Die Originale haben bei der Ausführung in eingebildeten Etiquette nothwendig den Abschied gebe. Junge Bürger größerem Format Feinheiten im Strich und befonders, wo sie ver­von edlem Anstande und guter Erziehung werden Sie begleiten; be- wendet wird, in der Farbe, die der Reproduktion auch bei der scheiden werden sie Sie begleiten; bescheiden werden sie sich bestreben, forgfältigsten Ausführung entgehen. Bei den ausgestellten Blättern durch eine dem Gegenstande angemessene Unterhaltung Ihnen jeden zeigt sich überall der Durchbruch der dekorativen Ideen, die Augenblick in ihrer Gesellschaft angenehm zu machen. Ausbleiben, bei der Ausstellung des Verbandes der Illustratoren so sehr zu ver­Entschuldigung oder sonstiges Ausweichen betrachtet die Verwaltung missen waren. Sie geben daher eine werthvolle Ergänzung für das als Geringschäßung der Einladung, als Verachtung der bürgerlichen Gesammtbild des deutschen Illustrationswefens der Gegenwart. Feste; sie sieht es an als eine nur der architektonischen Schönheit eigene Gefühllosigkeit, die bloß in dem physischen Bilde der Schöpfung erscheint; sie wird dagegen jeder Bürgerin den Dank des Vater­landes zollen, deren Seele frei von Vorurtheilen, geschmückt mit Au­muth und Würde, ihrem Geschlechte Ehre macht; die durch zwang­lofe Begleitung die Gefühle der jungen Bürger zur Erreichung des schönsten Zweckes der Natur und der menschlichen Gesellschaft höher stimmt und sie zu schönen Thaten aufmuntert. Die Munizipal- Ver­waltung wird Sie durch einen Deputirten um 2 Uhr nach dem Mittag abholen laffen."

Medizinisches.

k. Der Alkohol ein Feind der Immunisirung. Daß der Alkohol die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen die Infektion herabsetzt, ist längst bekannt, daß er aber auch die Immunis firung aufhebt, oder geradezu unmöglich macht, hat jetzt Deléarde, vom Institut Pasteur  , festgestellt. Bahlreiche Experimente haben ergeben, daß die gegen Starrtramps immunisirten Thiere durch Alkohol ihre Immunität verlieren und, wenn sie alkoholisirt sind, sich nur sehr schwer immunisiren lassen. Bei Hundswuth verloren die Versuchsthiere, wenn sie vorher immunifirt waren, ihre Immunität durch Alkohol nicht, lettere aber trat überhaupt nicht ein, wenn während der Immunisirung Alkohol gegeben wurde. Ebenso war es unmöglich, alkoholisirte Kaninchen gegen Milzbrand unempfänglich zu machen.

Aus dem Thierleben.

e. Ueber den Schwalbenmord an den Gestaden des adriatischen Meeres erhält die" Tribuna" von einem ihrer Leser folgende Mittheilung: Von der Spize des Gargano  - Vorgebirges bis zum Monteconero und nach Ancona   hin hat jetzt wieder der große Vernichtungskampf gegen die Vögel aller Art, besonders aber gegen die zierlichen Schwalben, begonnen. Am frühen Morgen. ziehen die sogenannten cacciaroli" hinaus und spannen auf dem dg. Bom Zahlengedächtniß der Thiere. Brehm Strandsande ihre Nege aus, die zwischen zwei Stöcken ruhen. Zu berichtet von einer Katze, die neben ihren beiden eigenen Jungen Taufenden kommen die Schwalben und fliegen zwitschernd in engem, ein fremdes aufgezogen hatte Eines Tages lief fie in die Scheuer geschloffenem Zuge faum einen Meter vom Boden entfernt auf und und fing Mäuse. Die erste Maus gab sie dem einen, die zweite ab; sie sind müde, weil sie einen weiten Weg gemacht haben, und dem andern Jungen, die dritte erhielt das Pflegekind. Die vierte doch sind sie voll Frende, denn das Ziel ist nahe. Die Jäger Maus bekam wieder das Junge, welches die erste erhalten hatte, nehmen die Gelegenheit wahr und ziehen das Netz an, welches, sich die fünfte bekam das andere und die sechste das Pflegekind. halbkreisartig zusammenziehend, in einem Nu 300 bis 500 Schwalben Ebenso faunte eine Maus genau die Zahl ihrer Jungen. fängt. Die Vögel, die dem ersten Netze entgehen, finden in einer Man hatte ihr Neft unter einem Holzstoß hervorgeholt und Entfernung von 100 Metern andere Jäger und andere Netze u. s. w. in eine Mühe gethan. Ohne Furcht vor den Umstehenden sprang So groß ist der Vogelmord, daß gegenwärtig in den Landbezirken sie dann empor und trug, als man es ihr hingab, das eine Junge und besonders in den Villen der vornehmen Leute die kleinen Vögel schnell unter den Holzstoß zurück. Kaum war es geborgen, erschien tagaus, tagein auf den Tisch kommen, obwohl sie als" Tafelwild" sie wieder und forderte die anderen, die sie der Reihe nach fort­nicht den besten Ruf haben.- schleppte. Nach dem neunten und letzten tam sie nicht mehr zum Borschein. Lichtenberg hatte eine Nachtigall, die bis drei zählte. Er fütterte fie täglich zweimal mit drei Mehlwürmern, hatte sie das dritte erhalten, so tam sie nicht mehr an die Thür. Eine Eule, die in einer Felsenhöhle ihr Nest hatte, wußte ganz genau, wann drei Freunde, die die Höhle öfter besuchten, diefelbe wieder verlassen hatten. Erst wenn der dritte wieder heraustam, kehrte sie in ihren Bau zurück in deffen Nähe sie sich bis dahin aufgehalten hatte. Auch die Elster hat ein gutes Zahlengedächtniß. Stehen fünf Menschen auf dem Anstand, sie zu schießen, und fehlen sie, so kehrt der Bogel nicht eher heim, als bis alle fort sind. Nur wenn über sechs Schüßen dastehen, wird er verwirrt, wie Leroy das mehrere Male beobachtet hat. Aus dem Pflanzenleben.

Theater.

am Sonnabend das

Im Schiller Theater wurde Kompagnie Luftspiel Blaues Blut" von Moser und Schaper gegeben. Ob Moser und Schaper, ob Moser und Trotha oder wie die Kompagnons insgesammt heißen mögen, es bleibt doch immer dasselbe; und eine Kritit, die sich nicht zur Liebedienerei gegen Theater direktoren und Geschäftsstribenten herabwürdigt, hat mit den faden Sächelchen eigentlich nichts au schaffen.

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Biele Romanleserinnen haben die Gewohnheit, erst den Schluß der Geschichte durchzublättern; sie sind eben zu neugierig. Also fei denn auch bei der Moser'schen Komödie für die Wißbegierigen mit dem Ende begonnen. Die Geschichte schließt mit zwei Berlobungen: Ein adliges Fräulein verlobt sich mit einem bürgerlichen Marine­-f. Eine rationelle Ausnutzung von Sumpfs Offizier, trotzdem sie im Anfang gelobt hatte, niemals einem See­mann die Hand zu reichen. Das Publikum freute sich diebisch, da es ländereien haben die Staaten Michigan   und Indiana   ein­Die fumpfigen Ländereien haben sich nämlich als un­zu Beginn merkte, dem Mädchen sei es mit seiner Abneigung gegen geführt. die Marine durchaus nicht ernst, und der dümmste Kert hat ein l erwartet fruchtbar für die Kultivation der Pfefferminz­