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Ein Hauptstück, wie im Vorjahre der Liebermann Saal| schiedenen Widerspruch reizen. Bei ihm geht es stets harmlos zu, war, fehlt diesmal; und so wird der Eindruck des überwiegenden es ist alles eitel Freude; und in diesen Bildern, in denen sein Humor Mittelmaßes trotz der 1500 zurückgewiesenen Gemälde noch sich ausdrücken fann, wirkt er noch am besten. Wo er aber ernste eintöniger. Stoffe behandelt, tritt der Ernst des Lebens nicht schroff, eher Ein Gewinn gegen das Vorjahr ist dagegen die Kollektiv Aus- fentimental, thränenselig hervor. Nach Vautier sind andere ges stellung der Münchener. Man fann gegen die geistreich, manchmal fommen, die im Bauernleben nicht Stoffe zu friedlichen Jdyllen, gesucht geistreiche Manier Habermann's, gegen die Portraitfunft fondern Bilder von schwerer Arbeit und düsterem Gruft fanden.- Samberger's und gegen andere mehr so manches auf dem Herzen haben, im allgemeinen zeigt sich die Münchener Kunst doch ungleich individueller, stärker, als die Berlinifche auf der Ausstellung. Die Münchener bringen mehrere Stücke, die schon in ihrer Heimath zu fehen waren; für Berlin ist indessen das Meifte neu, und von der Münchener Sammel- Ausstellung werden die Besucher entschieden noch am ehesten angeregt werden. Franz Lenbach ist auch mit einem Frauenbildniß gekommen.
Düsseldorf ist eine fonfervative Kunststadt geworden. Man bleibt dort bescheiden, ruhig und anspruchslos. Es wird nicht viel von den Düffeldorfern zu sprechen sein. Berlin nimmt natürlich den Hauptraum für sich in Anspruch und demgemäß kommt es auch am stärksten mit fogenannter Markt waare. Das wird bei beschränkt nationalen Kunstausstellungen nie anders fein. Denn noch immer ist die diesjährige Ausstellung massenhaft genug, und wo follten denn Jahr für Jahr die mäch tigeren Neußerungen herkommen? Es ist eben der alte Jammer der Massenüberproduktion. Von Ausländern sind ein paar Spanier und Italiener gekommen. Ein Spanier flellt ein Stoloffalgemälde, eine„ Prozession" aus. Von Engländern ist ein intereffanter Brangwyn da.
Alles in allem, die Kunstphilifter werden sich nicht ärgern. An Erregungen, an Reckheiten ist die Schau arm. Der Hang zur Märchenfymbolit, der in den letzten Jahren in unferer Literatur als Rückschlag gegen den Naturalismus so deutlich wurde, tritt bei unseren Malern nicht entfernt so start auf. Der Münchener Julius Exter buldigt ihm in einem großen Triptychon, dem verzauberten Wald.
Die Hiftorienmalerei scheint fast völlig ausgestorben. Selbst das Gemälde, Ave Maria der Tiroler nach der Schlacht auf dem Jselberg" von Egger- Lienz in München ist im Grunde ein um fassendes Genrestück und in seinem Wesen doch idyllisch gehalten. Der Neigung zur weichmüthigen Joylle, zur kampfmüden Stimmung, die auch unser literarisches Leben der jüngsten Periode fennzeichnet, begegnet man dafür auf Schritt und Tritt, im Genre, wie in der ftart vertretenen religiösen Malerei. Sie hat, selbst wo sie Betrübniß schildert, gern einen Stich ins Süßliche. Ganz vereinzelt in dem zahlreichen Genre für die gut- bürgerliche Stube" taucht ein und das andere Gemälde mit fozialem Hintergrund auf, so ein Bild„ Ju der Wärmehalle".
Von Gemälden, die der reinen Sensationsgier dienen könnten, scheint die Ausstellung ziemlich frei zu sein. Selbstverständlich fehlt aber der Dieffenbacher nicht mit seiner gemalten Schlierseer Bauern tragödie; diesmal ist es ein erschossener Schwärzer, den er bringt. Ins Senfationelle greift auch eine Darstellung hinüber, die„ Im Herenwahn" betitelt ist. Vor den Richtern ist ein junges Weib ge= foliert worden.
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Volkskunde.
Der
Der Wachtelschlag im Voltshumor. trauliche Dreischlag der Wachteln, der aus den stillen Weizenfeldern herüberschallt und immer freudige Gefühle in der Menschenbrust weckt, hat die verschiedensten Deutungen gefunden. In der„ Köln . 3tg." werden einige zufammengestellt. Im Regen ruft die Wachtel: Werd' ich naß!" Auf Sandboden: Hartes Bett! Hartes Bett!" Rommt der Jäger, vor dem sie sich in Frieden weiß, sagt sie: " Behe mir, tritt mi nit!" Bom Stoppelfeld, über das nun der Wind frei Fürcht' mi nit! Fürcht' mi nit!" Naben die Schnitter, fleht fie: weht, flingt ihr wehmüthiges Jft mir leid! Jst mir leid!" Beim Nahen des Herbstes flagt sie: Harte Beit! Harte Zeit!" Der charakteristische Wachtelschlag hat auch im Rinderlied seine Nachahmung gefunden, 3. B. in dem bekannten" Pickdewid, mein Mann ist Schneider" 2c., oder Käs und Brot schmeckt mer nett, schmeckt mer nett!" In der Mark heißt es, die Wachtel rufe:" Pack Tabat! Pack Tabak!" Die Bauern in der Ernte aber sagen, sie rufe:„ Bück den Rück! Bück den Rück!" In Frankreich prägt sie zur selben Zeit, da der Segen des Aehrenfeldes den Scheunen im schwerbeladenen, schwankenden Erntewagen zugeführt wird, dem Bauern den Spruch ein: ,, Paie tes dettes! Paie tes dettes!"( Bezahl deine Schulden!) Die deutschen Präceptores des Mittelalters, die Alles nur mit lateinischen Augen ausahen, erklärten ihren Discipulis auch den fröhlichen Wachtelschlag mit Dic, cur hic?"( Sprich, warum hier? Hier und da heißt die Wachtel deshalb auch der Dickricks. vogel. Im Egerlande fagt man, um den jähen Glückswechsel zu charakterisiren: Acht mal acht hat d' Wachtel g'fagt; Neun mal neun ins Vogelhäus'I' nein!- Humoristisches.
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Leiser Wint. Herr: Ihr Herr Papa ist ein recht freundlicher Mann, mit dem plaudere ich sehr gern." Fräulein: Mit meiner Mama läßt sich auch sehr gut
sprechen!"
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Gut gemeint. A.:„ Verzeihen Sie, es war mir nicht möglich, der Beerdigung ihrer Frau Schwiegermama beizuwohnen." B.:" Bitte, das thut nichts. Vielleicht ein ander Mal!"
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Aus der Schule. Lehrer: Weshalb hielten die Athener den Diogenes für einen Sonderling?" Schüler:„ Er ging immer mit der Laterne ohne das Fahrrad („ Luft. Bl.") durch die Straßen."-
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Vermischtes vom Tage.
Diefem lästigen Umstand hätte So schnell macht es aber der
All diese Bemerkungen drängten sich bei einem flüchtigen Besuch In der Rominter Haide sorgt man für die Ver. in den weiten, noch ungeordneten Sälen des Ausstellungspalastes mehrung der Störche. Man tritt dadurch dein Neberhands auf. Sie könnten darum in der Folge noch manche Berichtigung nehmen der Kreuzottern entgegen. erfahren. So viel ist wohl gewiß, zu weit ausgreifender KunstIn Halle a. S. war eine Fuge unter einer Thür des betrachtung wird die diesjährige Schau in Moabit feinen rechten städtischen Sigungsfaales undicht. Anlaß geben. Es fehlen Kampf, Leidenschaft und Schwung. Was bald abgeholfen werden können. will dagegen die mittlere Solidität oder selbst Pifanterie und geist- Bureaukratismus nicht. Vielmehr wurde erst eine Meldung volle Auffassung im einzelnen befagen? aufgenommen, diese Meldung wanderte instanzenmäßig von Hand zu Hand, bedeckte sich mit einer Reihe von Gutachten und gelangte nach vollen fünf Wochen an den Hausmann er solle namens des Raths eine Matte vor die Thürlegen.
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In Klüden ( bei Gardelegen ) schlich sich die junge Frau eines Arbeiters mit einem scharfen Beil an das Bett ihres Mannes und schlug dem Gatten den Kopf ein. Am Abend vorher war zwischen den Eheleuten ein Streit gewesen.
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Die Verfteigerung des Nachlasses der Schauspielerin Wolter in Wien hat im ganzen 113 000 fl. ergeben.
Der am Montag in Düsseldorf verstorbene Maler Benjamin Vautier war neben Ludwig Knaus der bekannteste Vertreter der Genremalerei in Deutschland . Er flammte aus der französischen Schweiz , erhielt aber feine fünfilerische Ausbildung hauptsächlich in Düsseldorf . Knaus hat auf seine Entwickelung großen Einfluß genommen; wie dieser holte er feine Stoffe hauptsächlich aus dem Leben der Bauern, Bilder wie die Tanzstunde"," Am Krankenbett"- Die Eröffnung der ersten deutschen Handels. aus der Berliner Nationalgallerie, die, Tanzpause" und viele andere hochschule Deutschlands in Leipzig hat am Montag von ihm sind weithin bekannt. Geschichtlich haben diese einfachen stattgefunden. Bilder ihre Bedenting. Sie fenften zuerst wieder den Blick auf In Teplit( Böhmen ) hat sich eine Greisin wenige Tage die Reize des alltäglichen Lebens und bereiteten so die moderne vor ihrem hundertsten Geburtstage ertränft. Sie hatte vorher Malerei mit Dor, die dann freilich in Der getreuen wiederholt geäußert, fie ertrage ein so langes Leben nicht, sie wolle Wirklichkeitsschilderung fehr viel energischer vorging. Man hat sich nicht hundert Jahre alt werden. heute von diefer gemüthlichen Art, Geschichtchen, Wize, Anekdoten in Bildern zu erzählen, abgewandt. Man will nicht mehr eine Fülle von fleinen Zügen in der Darstellung häufen, aus denen der Ueber Pétrinja( bei Agram) ging vor einigen Tagen Beschauer sich das Geschichtchen zufammenfabuliren können. Es ist ein stundenlanger As cheuregen nieder, der aus mikroskopisch den modernen Künstlern vielmehr um die reine Kunst zu thun; mit kleiner Pflanzenasche bestand. ihren eigentlichen Mitteln, durch Farbe und Zeichnung, wollen sie- Der Redatteur des Journal de Lausanne" Rochat ift wirken, nicht durch den Wih der Erfindung. Freilich ist nicht zu bei einer Bootsfahrt auf dem Genfer See ertrunten. verkennen, daß die Genrefunft sich der größeren Beliebtheit im Ein neuer Standalprozeß steht in Brüssel in Ausbreiten Publikum erfreut. Ebenso wie die Kunst in ihren geschicht sicht. Die Polizei hat einen der feinen" Zigarrenläden geschlossen, lichen Anfängen von der fast ausschließlichen Werthschäßung des in denen von den Juhaberu, meist zweifelhaften Mädchen und Inhalts der Kunstwerte ausging, so ist auch jetzt noch der Frauen, unsaubere Geschäfte verhandelt werden. Die Untersuchung Inhalt eines Bildes das erfte, was einem naiven Betrachter an ihm hat bereits arge Enthüllungen gebracht. auffällt. Vautier's Bilder rufen daher immer noch große Freude hervor. Seine Auffassung des Bauernlebens müßte dabei zum entVerantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin . Druck und Berlag von Mag Bading in Berlin .
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Bei einem Einbruch wurden einem Brüsseler Bilder händler 300 000 Franks in Attien gestohlen.
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