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artig grau geworden. Ein schwüler Hauch kräufelte die Die Feier des 1. Mai im Norden Meeresfläche und schlug die Segel gegen die Raaen, so daß die Schoten rafselten.

Benn rauf, mach' den Großtopp fest! Jokum kann den Bortopp nehmen!"

Wie er an den Wanten hinauffletterte, bebte er vor Angst. Es war ihm einmal paffirt, daß er bei starkem Winde das Segel nicht festbekommen hatte, sodaß ein anderer nach und ihm helfen mußte. Er guckte einen Augenblick achterwärts und wurde gewahr, daß die Frau aufstand und in die Kajüte hinabging. So würde sie also nicht sehen, wie ungeschickt er war, und wie schrecklich die Kameraden ihn höhnten, wenn es ihm droben schief ging.

vor 300 Jahren.

Der Valborgs- Tag, oder der 1. Mai, ist im Norden schon in uralten Zeiten ein Festtag zu Ehren des Frühlings gewesen.

Das Valborgs- Fest wurde dadurch eingeleitet, daß am Abend vorher Feuer auf den Höhen angezündet wurden. Dieser Brauch ist noch heute in vielen Gegenden des Nordens allgemein üblich. Die Hauptzüge des Festes waren in Dänemark und Schweden fol gende: Vom frühen Morgen an waren Alle, sowohl in der Stadt, wie im Dorfe, auf den Beinen. Die ganze waffenführende Mannschaft versammelte sich an einer verabredeten Stelle. Der, dem die Mittel es erlaubten, erschien zu Pferde, die anderen zu Fuß. Sicherlich war es nur eine Ausnahme, wenn es in betreff der Der Schweiß rann ihm über das Gesicht herab, ehe er Frühlingsfeier im Jahre 1549 in Malmö hieß: Alle sollen fich noch den Topp erreichte. Die Temperatur war in den letzten zu Pferde einfinden, und zu Wagen alle diejenigen, welche nicht Minuten noch schwüler und drückender geworden. Er legte sich über die dünne Raa, schloß die Augen und fühlte die erscheinen. Im Jahre 1560 liest man hierüber: Alle sollten bewaffnet, wohl gerüstet," an dem bestimmten Orte Der grüne Mai Schweißperlen auf seine Hande herabtröpfeln, während er ward von 230 Personen unter vollem Gewehr eingeleitet, von welchen fieberhaft schnell das Segel aufrollte. Ein Weilchen später 31 Rüftungen irugen, 52 mit Büchsen, 85 mit Hellebarden und öffnete er die Augen und maß mit einem Blick die schreckliche Spießen bewaffnet waren." Auch die Armen konnten sich auf dem Tiefe. Wenn er fiel, würde er unten auf der Pumpe zer- Sammelplage einfinden. Das arme Volf," heißt es, welches sich schmettert werden! fein Rüstzeug halten fann, fann doch mit Spaten, Aerten und Beilen am Feſte theilnehmen." Auf dem Lande war der Sammelplatz einer der Bauernhöfe, den man dazu bestimmt hatte; in den Städten trafen sich die Theil­

Er sah dasselbe Bild vor Augen, wie das erste Mal, er hier oben war: eine blutige Masse auf dem Deck. grausend schloß er wieder die Augen.

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reiten fönnen."

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nehmer meist vor dem Haufe eines angesehenen Bürgers.

Und Er schwang sich auf die Backbordseite hinüber und Alle St. Knutsbrüder treffen sich vor der Thür des Alter­guckte einen Augenblick achterwärts: vielleicht war sie wieder mannes", heißt es in Malmö 1549. Wenn die Schaar fich ver­auf Deck gekommen! Im selben Augenblick schlug ein Wind- sammelt hatte, ordnete sie sich zum Zuge. Das Ziel war der nächste stoß die Besan zur Seite, und er sah sie durch das offene Wald. Nachdem man dort angelangt war, mußte man erst einen Oberlichtfenster zu ihm hinaufstarren. Sie entschwand ebenso Maigrafen wählen. Gewöhnlich wurde derjenige für der geeignetste schnell, wie er den Blick auffing, aber er empfand doch eine gehalten, der das meiste und beste Bier in seinem Keller hatte. unendliche Freude. Daß sie ihn im Auge behielt, sich um Sogar in Lund , wo man, wie es scheint, die strenge Gerechtigkeit walten ließ, die Maigrafen nur nach den Jahren, in ihn sorgte, eröffnete seinem Blick eine ganz neue Perspektive. welchen fte in den St. Knutsverband eingetreten waren, Er stieg die Wanten herab und streckte seine Glieder im zu wählen, ließ man doch einem Ehrenmann mit gutem Gefühl eines berauschenden Glückes. Nun durfte er flüstern: Bier ein Pförtchen offen, indem man hinzufügte: soweit Sie hat mich gern, gewiß sie hat mich gern; das sieht man nicht derjenige, an welchem die Reihe ist, der Ehre halber doch!... Sie stand auf einem Stuhl, um bis ins Oberlicht einem Adelsmanne, oder einer anderen geachteten Person, die Mai fenster hinauf zu reichen.... Vielleicht mußte sie noch einen grafenwürde anbieten will." Schemel auf den Stuhl setzen.... Ha, ha, ha.... Die Oberlichtfenster und Luckfenster vorn und achter schlugen plötzlich mit klirrendem Laut, wie Glas zu. Die Leute sprangen von einem Segel zum andern und hißten sie auf, aber ohne sie festzumachen, denn die Wolken wuchsen ständig. Oben in Nord- Nord- Osten thürmten sie sich zu einer schwarzen Wand auf. Schwere Regentropfen fielen vereinzelt mit turzem Platschen auf das Deck und das Kajütendach und mit leisem Plumpsen ringsum in das Meer. Dann kamen die Tropfen dichter und schneller: ein Sausen fuhr über das Meer hin, nahm zu und wurde zum Sieden und Brausen. Der Regen glich schwarzen, fingerdicken Stöcken, die pfeilschnell durch die Luft herabsausten, als würden sie aus den Wolken oben herausgestoßen. Sie wimmelten hernieder und sprigten vom Deck und Dach, von der Reeling und den Raaen wieder empor. Jeder Gegenstand, den der Regen traf, sprigte Wasser von sich.

Die Schute begann ein wenig zu laufen, sich hin und her zu wiegen und kleine dunkelgrüne Wellen plätscherten gierig an den Seiten empor.

Die ganze Mannschaft stand in Delkleidern unter dem Dach des Roofganges und wartete darauf, daß der Regen vorübergehen sollte. Der Steuermann hielt sich im Kajüten­gange auf, machte aber mitten im Regen hie und da ein paar Schritte in Luvwart hinauf und in Lee hinab, um nach den Wolken zu sehen. Der am Steuer war der einzige Mann an Bord, der unter freiem Himmel stand. Den Kameraden vorn erschien er wie ein gelber Gegenstand von unbestimmbarer Form. Das Licht brach sich durch die dicke Wasserwand, sodaß die Linien verwischt wurden.

Benu saß ganz hinten im Roofgang, völlig von seinem Glück erfüllt. Schlechtes Wetter hatte sonst immer seine gute Laune verdorben, seit er auf der See war. Aber jetzt achtete er nicht auf die Kameraden, die einig darüber waren, daß nun aus dem Unwetter nichts würde, da Regen gekommen war. Er wußte nicht, daß er ein solches Wetter bisher noch niemals gesehen hatte. Er dachte nur daran, welchen Tag er wieder würde in der Kajüte Messing puzen müssen, und rechnete aus, wann sein Steuerdienst wie heute auf die Nach­mittagswache treffen würde. Er rechnete mehrmals nach, um ganz sicher zu sein.

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( Fortseßung folgt.).

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Das Bier, welches so von den betreffenden zum besten gegeben wurde, war allmälig der für die Maigrafenwahl bestimmende Punkt geworden. Nicht umsonst wurde derfelbe am Vormittage der erste Mann auf dem Festplate- dafür sollte er am Abend traktiven. An mehreren Orten gab es auch eine bestimmte Zage, wieviel gespendet werden mußte, z. B.: B. Eine halbe Wagenladung guten, deutschen Bieres, Bezahlung für Becher und Spielleute, sowie und für sämmtlichen Maistaat für den Festzug zur Aus­So fonnte unter Umständen die Mai­schmückung des Hauses." Viele suchten sich grafenwürde theuer genug zu stehen kommen. auch derselben zu entziehen, indem sie wichtige Geschäfte auf diesen Tag legten, oder solche vorgaben, so daß sie das Dorf oder die Stadt verlassen mußten und so nicht an der Wahl theilnehmen fonnten. Man wußte sich jedoch solche Drückeberger" auf ver­schiedene Weise zurückzuhalten. In Malmö wurde 1549 beschlossen, daß diejenigen, welche sich ohne giltigen Grund von der Feier aus schlössen, eine Tonne Bier als Strafe erlegen mußten, und an einem anderen Orte wurde einige Jahre später bestimmt: daß jemand, der am Valborgstage nicht erschiene, doch wohl zum Maigrafen ge­wählt werden könne; man solle nur den Maikranz an seiner Thür niederlegen und seiner Frau das Bier abfordern.

Als Zeichen feiner Würde empfing der neugewählte Maigraf nämlich draußen im Walde einen Kranz, welcher entweder vergoldet war und um den Hut getragen wurde, oder sehr weit war und über der Schulter hing.

Die erste Handlung des Maigrafen draußen im Walde scheint, wenigstens in mehreren Gegenden, die gewesen zu sein, eine Mai­gräfin" zu wählen. Hierauf wurde ein jeder der übrigen Theil Das äußere nehmer des Zuges mit einer Maibraut versehen. Zeichen dieser zufälligen Verbindung bestand in einem kleinen Blumen franze, der ihr von dem Manne überreicht wurde. Diese Kränze wurden am Abend vorher, am Balborgs- Abend, gebunden, und die ledigen Frauen hierzu besonders eingeladen. Sie hatten eine sinnbildliche Bedeutng und bezeichneten Jungfernkränze". Nachdem die Mai­bräute so gewählt waren, gab der Maigraf den Befehl, daß alle sich zur Heimfahrt rüsten sollten.

Was dieser Befehl zu bedeuten hatte, sollte der Wald bald empfinden: Alle Mai- Feiernden brachen um die Wette die jungen zweige und Schößlinge von den Bäumen. Mit diesen in den Händen rückte der große Zug unter Gesang und Jubel, Pfeifen- und Trommel­tlang nach der Stadt oder dem Dorfe; der Zug bot aus der Ente fernung einen Anblick, als käme der ganze junge Wald auf dem Wege daher.

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Diese Heimfahrt" war es, welche den Mittelpunkt des Festes bildete und ihm diesen Namen gegeben hatte. Beiderseits in den Ortschaften am Deresund hieß es: Den Mai ins Dorf reiten." Der Sang, der von allen Theilnehmern des Zuges angestimmt wurde, war das sogenannte Mailied. Es existiren feine sicheren, zuverlässigen Angaben, wie dieses Lied im 16. Jahrhundert gelautet