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auf. Er fühlte es. Mit raschem Entschluß erhob er sich und| 4000 Jahren um acht Meter tiefer in die Erdrinde eingesägt hat. ging gefenften Hauptes hinaus. Durch die Schlammablagerungen sind anderseits die Felder wieder Der Vollmond stand groß und rund oben an dem tief- erhöht worden, so daß die Aussichten für eine genügende Bewässerung blauen Himmel, er malte einen breiten, zitternden Streif anf das dunkle Wasser und verschleierte die Lichter der tausende von Häufern ringsum im Hafen. Die falte Luft fühlte seine Stirn und beruhigte sein Gemüth.
Er stand an der Reeling mit dem Taschentuch vor dem Munde und weinte fich aus. Das erleichterte. Ein Gefühl der Ruhe und Klarheit überkam ihn, und es schien ihm schließlich, als wäre er beinahe glücklich.
Er starrte dem Monde ins Antlik, und dieser strahlte die Schönheit des Trostes in seine Seele hinab und erfüllte sie mit glücklichen Zukunftsbildern.
Einst!.. Einst!
Da hörte er die Roofthüre gehen. Oivind's Schritte er tönten laut in der Stille auf Dect. Sie tamen auf ihn zu. ,, Benn, warum weinst Du?" ,, Ach, nichts!"
" Sie baten mich, hinauszugehen und nach Dir zu sehen, die anderen. Sie fürchten, Du könntest über Bord springen." " Ich?" sagte er bestürzt.
" Ja, Jens Christian meinte, man fönnte nicht gut wissen, warum Du zur See gegangen wärest."
„ Es gehen ja so viele zur See."
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Aber das ist etwas Anderes mit Dir, siehst Du, Du, ein Pfarrerssohn, der studirt hat und achtzehn Jahre alt iſt. Du begreifft wohl, daß das denen sonderbar vorkommt, die nicht Bescheid wissen, wie ich."
Benn schwieg.
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( Fortsetzung folgt.)
Die Stauung des Mils.")
Der langerwogene Plan einer Nilstauung soll endlich zur Ausführung kommen. Drei Millionen Fässer Zement sind in Europa bestellt worden, so daß die Jnangriffnahme des Riesenwerkes vor der Thür steht.
von Jahr zu Jahr vermindert werden. Dazu erfordert heute die egyptische Bodenkultur eine möglichst regulirbare Bewässerung, da besonders die Baumwollenstauden gegen Ueberschwemmungen zur unzeit sehr empfindlich sind. Die günstigste Höhe der Nilschwelle ist für die Landwirthschaft etwa 12 Meter. Bleibt sie unter zehn Meter zurück, so herrscht in Ober- Egypten Dürre und als Folge Hungersnoth. Uebersteigt sie zwölf Meter, so werden im Delta die Felder ver= wüstet. In den Jahren 1877 bis 1890 war die Fluth fünfmal ungenügend, viermal gerade ausreichend und nur fünfmal tirklich gut. In solchen mittleren Jahren, wie überhaupt für viel Ackermuß von der Aussaat bis zur Ernte die fünstliche Bewässerung land, das für die regelmäßige Ueberschwemmung zu hoch liegt, Ersatz schaffen.
Einstweilen wird dieselbe im Nilthal auf vierfache Art betrieben. Ihre einfachste Gestalt sind die schon im grauen Alterthum bekannten Körbe aus Dattelblättern. Weniger mühselig arbeiten schon die pharaonischen Zichbrunnen, welche mittels geflochtener Eimer das Wasser einer Rinne übergeben, die es auf den Ader leitet. Als drittes System finden wir das Schöpfrad in seinen verschiedenen Formen. Große hölzerne Räder bis zu neun Meter Durchmesser be fördern das Wasser in Eimern auf die dürren Felder. 35 000 folcher Räder sind jetzt noch im Gebrauch. Da Egypten auch seine„ oberen Behntausend" hat, so ist in den Feldern der Großgrundbesizer die Dampfkraft an die Stelle der mühevollen, unzureichenden FellahArbeit getreten. 3600 Schöpfwerke, meistens Zentrifugalpumpen, find dort im Betrieb.
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Bon Alters her war es nun das Bestreben der egyptischen Regierung, die Nilfluthen möglichst zurüdzuhalten und zu regu liren. Besonders in Unter- Egypten finden sich Spuren von Sammelbecken und Kanalbauten, welche aus der frühesten KulturEpoche des egyptischen Volkes stammen dürften. Später verfielen diese Anlagen durch Mißwirthschaft und Kriege. Erst unter der Regierung Mehemed Ali's( 1811-1848) wurde wieder mit Energie an denselben gearbeitet. Mit ungeheurem Aufwand von Arbeit und Kosten wurden die alten Wasserstraßen wieder hergestellt und neue bedeutende angelegt. Aber auch diese Anlagen fonnten ihren Zweck nur dann erfüllen, wenn der Wasserspiegel des Nil die erforderliche Höhe erreichte, und um dieses zu bewerkstelligen, wurde ein Unternehmen durchgeführt, welches bis jetzt einzig auf der Welt dasteht. 22 Kilometer nördlich von Kairo wurde näm lich das große Stau- und Schleusen- Werk des Nils Von den 935 300 Quadratkilometern Flächeninhalt des politischen gelegt, zu welchem bereits Mehemed Ali den Plan entworfen Egypten find nur annähernd 29 118 Quadratkilometer für Boden- hatte, das aber erst 1890 dem Betrieb übergeben werden fultur geeignet und von diesen fallen 27 688 Quadratkilometer auf fonnte. Die beiden Brücken über den Rosette- und den Damiettedas eigentliche Nilthal die grüne Dafe, welche sich zwischen Nil find 440 und 500 Meter lang, mit 58 bezw. 68 eisernen fahlen Wüsten von den Grenzen des Mahdi- Reiches bis zum Fallthür- Schleusen. Oberhalb des Schleusenwerkes ist ein Kanal mittelländischen Meere erstreckt. Diesem altehrwürdigen Thale , angelegt worden, der den Wasserstand der beiden Nilarme ausder Heimath des ältesten Kulturvolkes, schwemmt der Nil all- gleicht. Trotz der großen Kosten und Anstrengungen haben aber jährlich allen Regen, alle Fruchtbarkeit zu in Gestalt seiner die Leistungen dieser Anlage die Erwartungen enttäuscht. Der Nillabenden Welle und feines fruchtbaren Schlammes. Im Monat strom sollte auf vier Meter Höhe gestaut werden können, darf aber Juni beginnt der Nil zu steigen und erreicht im Monat Oftober jetzt nicht höher wie ein Meter gebracht werden, da wegen des unfeine höchste Höhe. Dann fällt er langsam wieder, so daß der sicheren Untergrundes das Bauwerk einen größeren Druck nicht ausniedrigste Wasserstand nur während ein paar Wochen im Mai halten würde. eintritt. Mitte August ist in Kairo ein wahres Jubelfest, wenn der Strom so hoch gestiegen ist, daß die Schleuse des großen Kanals geöffnet werden kann. Das Wasser verbreitet sich durch das Kanalnez und überschwemmt bald alle Felder. Ende September bietet das Nilthal alsdann einen überraschenden Anblick dar. Kein Fluß, tein See, sondern ein Meer entfaltet sich vor den Blicken des Beschauers. Aus den Fluthen blißen hundert fleine Inselchen auf und gewähren mit ihren mit Palmen und Minarets geschmückten Städten und Dörfern ein großartiges Bild.
Um nun den Zweck dieses Stauwerkes doch zu erreichen und dem immer dringender werdenden Bedürfniß nach einer aus reichenden Bewässerungsanlage abzuhelfen, hat die egyptische Regierung beschlossen, oberhalb des ersten Kataraktes ein großartiges Sammelbecken anzulegen. Von den englischen Ingenieuren wurden dazu vier Pläne entworfen und schließlich einigte man sich zur Ausführung des sogenannten Philae- Planes. Die Insel Philae liegt füdlich von Assuan mitten im ersten Nil - Katarakt. Der Nil ist dort nur 1 Kilometer breit und in seinem Bett liegt felfiger Boden ( Sandstein) zu tage, so daß die Fundamente des Dammes von felbst gegeben sind. Da der Nil nur ein geringes Gefälle hat, wird er durch einen solchen mächtigen Damm weit nach OberEgypten hinauf in die Höhe gestaut werden können und auch unterhalb Assuan wird die Bewässerung erheblich leichter sein.( Man spricht auch schon von einent zweiten Damm weiter nördlich bei Assiut , der den Nil im Sommer stauen soll, um die Kanäle in Mittel- Egypten zu füllen.)
Die Oasen der den Nil begleitenden Wüsten nehmen ebenfalls Antheil an der Nilschwelle, da ihre Brunnen mit dem Nil in unter irdischer Verbindung stehen. So bald der Nil steigt, treibt auch dort das Wasser mit Gewalt empor, so daß es zwischen hohen Dämmen, gestaut und auf die benachbarten Felder geleitet werden fann. Zieht das Nilwasser sich zurück, so wird dem abgelagerten Schlamme das Samentorn anvertraut, und über Nacht sproßt eine üppige Begetation empor. So sagt schon Amru, der arabische Eroberer: Erst Staubgefild, dann süßes Leben, dann Blumenbeet." Die Haupt- Zunächst rief dieser Plan bei seiner Veröffentlichung cine produkte des egyptischen Acerbaues sind: Buderrohr, Baumwolle, Meinungsverschiedenheit zwischen Franzosen und Engländern hervor. Mais, Reis, Weizen, Bohnen, Klee. Das Klima ist auch dem Wein- Die französischen Ingenieure hatten ihren eigenen Blan entworfen: stock sehr günstig. Seit aber die Mohamedaner, denen jedes ein offener Dammt aus einzelnen schmalen Pfeilern von 80 Fuß geistige Getränk untersagt ist, in Egypten eingezogen sind, und die Höhe mit Schleusen 16 Fuß Weite. Die Engländer füdeuropäischen Länder ihre Weine zu billigen Preisen einführen, machten ihnen Vorstellungen wegen der Ansicht der Behat der, im Alterthum im großen Umfange betriebene Weinbau er- völferung, die sich im Interesse ihrer Sicherheit dafür bedanken heblich nachgelassen. würde, eine Wassermasse von drei Millionen Tommen hoch über ihren Häuptern gestant zu sehen. Nichts ist unmöglich!" sagten die Franzosen. Panama !" entgegneten die Engländer.
Da nun das Gedeihen dieser sämmtlichen Pflanzen in allererster Linie von der Nilschwelle abhängt, und die Thätigkeit des Vaters Nil als Segenspender für alle seine Anwohner fortwährend mehr in Frage gezogen wird, so sind Wohlstand und Blühen des Landes einer fünstlichen Bewässerung anheimgestellt, und der vorliegende Plan der Nilstauung ist im Grunde nur eine durchgreifende Lösung der Existenzfrage des fruchtbaren Nilthales und seiner Bewohner. Geologische Spuren im Nilthale weisen darauf hin, daß der Fluß sich seit etwa
Aus der Kölnischen Volkszeitung".
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Eine zweite Schwierigfeit, an welcher lange Zeit das Projekt zu scheitern drohte, lag in der Gefährdung der Insel Philae. Die Flußbank des ersten Katarattes, auf welcher der Damm aufgebaut werden soll, liegt nämlich unterhalb der Insel. Durch die geplante Staning würde dieselbe nun aber während zwei Monaten im Jahre fast ganz unter Wasser gesetzt werden.
Als der Entwurf bekannt wurde, erhoben sich die Alterthumsforscher aller Länder, um diesem Vandalismus“ zu steuern. Philae