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Nein, mein Gott! Geien Sie wieder gut! Ich weiß fürchterlich übers Ohr gehauen worden. Nicht wahr, Meher? Doch fa, Sie sind ein braver Mensch!" Sie zog ihre behandschuhte für meine neue Seife kann ich keinen Kapitalisten finden, und doch Hand aus ihrem Muff heraus und reichte sie ihm hin! haben sie mehrere Deputirte dem Ministerium empfohlen." Ein armer, schäbig gekleideter Mensch, dessen große schwarze
Sind Sie wirklich so empfindlich? Dann passen Sie
aber wirklich nicht dazu, unter Seeleuten zu leben." Sie hielt seine Hand fest in ihrer warmen und drückte sie einige Male, so daß ihre Wärme ihn durchströmte.
Es entstand eine kleine Pause. Er versuchte das Weinen zu unterdrücken und wischte die Thränen, so still wie möglich, fort.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Augen im Feuer des Wahnsinns leuchteten, schien plötzlich in Wuth
zu gerathen.
Ach ja, die Deputirten, das sind die Richtigen! Ich habe ihnen 20 Petitionen zugeschickt, sie sollten mein Verfahren empfehlen. Ich verlange nichts für mich, es ist ja für die Menschheit!... Und da beklagen sie sich noch, daß fie stets Defizit haben i"
Nun erklärte er seine Idee. Es handelte sich darum, die in den Bergwerken aufgespeicherte Erdwärme zu binden und nutzbar zu machen. Dort unten wäre sie den Arbeitern höchst lästig, das fönnte auf der Erdoberfläche gegen fie zu tausenderlei Dingen verwendet werden, und dabei würde man noch das Brennmaterial sparen. Er erregte sich beim Sprechen, stieß Drohungen aus und unterbrach seine Rede mit zusammenhangslosen Geduld man wird ja sehen.
Der Erfinder. Novelle von Harry Alis . Deutsch von Wilhelm Thal. Worten, wie:„ Geduld 1.
Der Eingang zum Handelsministerium wird von einem Manne von militärischem Aussehen behütet. Dieser Hüter" hat dem Ruhm einst ein Bein geopfert, und das schadet der Majestät seines Ganges ; doch, wenn er auf seinem Posten sitt und auf die Besucher aufpaẞt, verleihen ihm seine Medaillen, sein martialisches Gesicht mit dem stolzen Schnurrbart ein imposantes Aeußere.
Ein Hochgewachsener alter Herr und eine kleine alte Frau sind unter das Thor getreten. Sie schienen in dem Ministerium bekannt zu sein, doch jedenfalls schüchterte sie der fragende Blick des Portiers ein, denn der Mann blieb stehen und fragte mit der deutlichen Absicht, den Zweck feines Besuches mitzutheilen:
" Das Patentbureau, bitte?"
„ Treppe C im zweiten Stock!"
Sie gehen weiter und steigen die Treppe C hinauf. Hier sind die Bureaur für die Erfindungen. Es giebt in Paris feinen Ort, der äußerlich einen so alltäglichen Eindruck macht; cin großes, mit viereckigen Kartons vollgepfropftes Zimmer, das in einer Ecke durchbrochen ist und in andere genau ebenso ausgestattete Zimmer führt. In der Mitte des ersten liegen auf einem riesigen Tische die Patentkataloge; einige daran sitzende Personen blättern darin. Zeichner topiren Modelle für Patentbureaus und machen sich ganz leise über die Besucher lustig. Das sind die Getreuen des Patentamtes.
Man sieht aber auch Gelehrte und Reiche. Allerdings sieht man sie nur selten, denn sie nehmen hauptsächlich die Hilfe von Vermittlern in Anspruch. Manchmal aber wagen sie sich doch hierher, und dann hallt das Zimmer wieder von ihrem scharfen, entschiedenen Organ. Sie tragen im Winter Gehpelze und im Sommer Blumen im Knopfloch. Das sind die Günstlinge der Göttin„ Erfindung".
Doch die große Anzahl der Getreuen sieht anders aus; das find schlechtgekleidete arme Teufel, die von Sorgen und Armuth niedergedrückt, scheu und demüthig angeschlichen tommen. Wie jene Spielprofessoren, die man in den Salons von Monte Carlo trifft, haben auch sie eine eiserne Stirn und jenen zugleich leuchtenden und unstäten Blick, der dem Genie oder dem Wahnsinn eigen ist. Das sind die wahren Anhänger der Gottheit, denn ihnen bereitet sie nur Qualen, und doch hängen sie an ihr mit unerschütter licher Trene.
Als Bureaudiener wattet in diesen Räumen ein dicker Mensch mit ewig schmunzelndem Geficht; er fennt die meisten der Getreuen und empfängt sie mit Nachsicht. Er hat Leute Millionäre werden, er hat andere im Irrenhause enden sehen; doch er zitirt gern die ersteren, bei deren Erwähnung den Gläubigen die Augen funkeln, und die ihm einige Silberſtüde einbringen.
An jenem Tage unterhielt sich der Bureaudiener mit einem fleinen, rothbäckigen Mann mit ewig lächelnder Miene und einem Erfinder von etwa 50 Jahren, der lange, wirre, ins graue spielende Haare trug. Der große alte Mann und die kleine alte Frau, die eben an dem Portier vorübergegangen waren, traten demüthig in das Heiligthum. Der Erfinder mit den langen Haaren sprach sie an: Ah, sieh da, Herr Bornay! Guten Tag, Madame! Wie geht's?"
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Schr gut, Herr Burtin, sehr gut. Guten Tag, Herr Meher!" Herr Meyer war der kleine, rothbäckige Mann.
Es war noch eine andere Person da mit glattem Schulmeistergesicht, die in einem Bande blätterte. Herr Bornay begrüßte ihn, Bann nahm er den Bureaudiener bei Seite und sprach ziemlich lange mit leiser Stimme und flehender Geberde auf ihn ein.
" O, das ist unmöglich!" versette der Beamte. wiederkommen wollen, ginge es eher."
Wenn Sie Während dieser Unterhaltung waren andere Personen eingetreten, ein Koloß mit langem Bart und dann noch mehrere Leute, die alle einander mehr oder weniger kannten. Plötzlich sagte Herr Burtin mit lauter Stimme:
„ Na also Kommen Sie mit, eine Kleinigkeit trinken?" Meyer, Herr und Frau Bornay folgten ihm, während die Anderen nachzukommen versprachen.
Einige Augenblide später saßen sie alle in dem Hinterzimmer einer kleinen Kneipe an der nächsten Straßenecke. Herr Burtin, der in Gebelaune zu sein schien, ließ Getränke kommen und sprach mit fieberhafter Aufregung: Sch habe mit dem Verkauf meines Kolorirverfahrens für Kirchenfenster etwas Geld verdient. Aber ich bin
Ich werde es Ihnen schon zeigen!" Die andern hatten im Grunde genommen nur Mitleid mit dem Erfinder, für seine Entdeckung hatten sie nur sehr geringes Interesse, denn jeder dachte fortwährend an seine eigene.
Ein magerer und schüchterner Mensch stimmte bald darauf dem Erfinder des unterirdischen Feuers zu und las eine Petition vor, die er an demselben Tage an die Kammer gerichtet; denn nach war es ihm gelungen, künstliches jahrelangen Bemühungen Lange hatte er den Nuhen seiner EntGold zu fabriziren. deckuung für sich behalten wollen, doch er fürchtete, der Tod könnte ihn überraschen, und seine großartige Erfindung der Menschheit verloren gehen. Darum bat er die Regierung, sie möchte ihm die Mittel bewilligen, seine Experimente mit Unterstützung von FachTeuten fortzusehen und beschwor das Parlament schließ lich, kein Gold weiter prägen zu lassen, denn dasselbe wäre ja mit seiner Erfindung nicht mehr von nöthen." Ganz mein Fall," unterbrach der Koloß mit dem langen man wußte nicht recht, auf wen dieses Bart; ich wollte„ fie" auf meine Hakenschuhe aufmerksam machen. Rein fie" sich bezog unmöglich. Sie wollen nicht; ja, die Kapitalisten sind recht dumme Kerls!" Bei diesen Worten entstand ein allgemeiner Aufuhr. Jeder zitirte Beispiele für die riesige Dummheit der Kapitalisten, und nur Herr Meyer, der kleine Mann mit dem rothen Gesicht blieb ruhig sitzen. Der Erfinder des künstlichen Goldes beugte sich zu Herrn Burtin Hernieder und fragte ihn:
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„ Wer ist denn das?"
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„ Das? das ist einer von den Patentagenten, die uns unter dem Vorwand, Kapitalisten ausfindig zu machen, ausbeuten. Sie finden nie welche, aus dem einfachen Grunde, weil sie nie suchen, doch wenn sie überzeugt sind, daß die Sache gut, dann borgen sie Einem im Nothfalle 100 Franks und lassen sich 500 dafür wiedergeben. Dann setzte er nach kurzer Pause hinzu:„ Es ist aber immer noch ein Glück, daß solche Menschen überhaupt existiren." Die allgemeine Aufregung legte sich, es entspannen sich Privatunterhaltungen, und in einer Ecke saß die kleine alte Frau und erzählte einem blassen jungen Manne die Geschichte ihres
Lebens.
II.
Früher hatte Herr Bornay in Lyon einen ganz andern Beruf ausgeübt, dem schon sein Vater obgelegen hatte; er war Bücherrevijor gewesen. Doch schon damals interejjirte er sich für Maschinen und widmete der Mechanik alle seine Mußestunden; er fabrizirte Maschinentheile und Schlösser, die er veränderte, vereinfachte und mit Rädern versah. Auf diese Weise entdeckte er das lange Zeit gesuchte Verfahren der mechanischen Fabrikation von Porzellangegenständen, wie Teller, Tassen und Schüsseln. Jetzt erst kam ihm der Gedanke, aus seiner Erfindung Nußen zu ziehen. Doch dazu brauchte er Kapitalien und er bat reiche Verwandte darum. Aber man lachte ihm ins Gesicht und behandelte ihn als einen Mann, der mit seinem Schicksal unzufrieden war und sich über die Anderen erheben wollte.
Diese Mißerfolge konnten den Glauben und das Vertrauen, das Bornay zu seiner Erfindung hatte, nicht erschüttern. Er machte alles, was er besaß, zu Gelde und reiste nach Paris . Dort konnte er wenigstens Kapitalisten finden, und man würde ihn nicht gleich von vornherein für unfähig erklären.
Doch ach, auch in Paris fand er die Quellen nicht, die er suchte, dagegen lernte er bald die Sorgen ums tägliche Brot kennen. Als fein Kapital aufgezehrt war, fand er mit großer Mühe vorübergehende Beschäftigung, die ihm gestattete, für den Unterhalt seiner Frau und seiner beiden Kinder zu jorgen. Wenn sie nicht die äußerste Noth kennen lernten, so verdankten sie das den Unterstützungen, die ihnen eine Schwester der Madame Bornay zu theil werden ließ. Von der ganzen Familie hatte allein Tante Klara die Partei des Erfinders ergriffen; sie glaubte an sein Genie und bewunderte ihn rückhaltlos. In Erwartung der Millionen, die als Entgelt für die Entdeckung des Herrn Bornay nicht ausbleiben konnten, verausgabte auch sie ihr kleines Vermögen und nahm dann bei einem kranken alten Sie war es, reichen Mann eine Stellung als Gesellschafterin an. die die Kosten des Haushalts trug, die Kleidung, das Schulgeld herbeischaffte und im äußersten Nothfall sogar die Miethe bezahlte.