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Verschiedene Male indeß hätte Herr Bornah beinahe Kavitalisten zur Ausbeutung seines Patents gefunden. Ein Kaufman stand im Begriff, mit ihm einen Vertrag zu schließen, machte aber vorher eine Reise nach Lyon  , erkundigte sich und lernte dort Verwandte des Erfinders kennen, die ihm dringend abriethen, sich mit dem Aben teurer einzulassen. Ein anderer Kapitalist starb am Tage vor der Unterzeichnung des Kontrakts. Endlich zeigte sich ein Fabrikant aus Bordeaux   geneigt, das neue Verfahren in seinen Werkstätten zu probiren. Die Versuche glückten, aber trotzdem wurde nichts aus der Sache, denn der Fabrikant nahm sein Wort zurück.

In der Zwischenzeit übte Herr Bornay recht zweifelhafte und wenig einträgliche Berufe aus; er war Versicherungsagent, Stadt­reisender, Buchhalter, ja sogar Adressenschreiber. Seine Tochter Lisa wohnte fast beständig bei der Tante Klara, doch der kleine Junge war eine schwere Last für das Ehepaar. Damals lernte der Erfinder Herrn Meyer, den Patentagenten fennen.

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aus

Der einem

Obgleich das Geheimniß dieser Spiegel bereits vor längerer Zeit durch Muru Oku enthüllt ist, bereitet ihre Vorführung vor Mittheilung der Erklärung noch immer große lleberraschung. Man sieht einen kreisrunden Metallspiegel von der Größe eines gewöhnlichen Tellers, hergestellt aus einer Legirung von viel Zinn und wenig Kupfer und deshalb beinahe wie Silber glänzend. Beim Hineinblicken in den Spiegel, der ein 4,5-5 Millimeter starkes Blech darstellt, er­kennt man ihn als einen gut geschliffenen und polirten Planspiegel, reflektirt man aber darauf fallendes Sonnen- oder Lampenlicht auf eine weiße Wand, so ist das entstehende kreisrunde Bild nicht etwa eine weiße Lichtscheibe, wie man annehmen sollte, sondern es erscheint bei dem einen Spiegel als Schattenbild ein Drache, den man als Hochrelief auf der Abseite des Spiegels findet, bei dem zweiten das scharf gezeichnete Schattenbild eines Buddha mit Strahlenkrone vor einem feingerippten, großen Lotosblatte. Von letterer Zeichnung ist auf der Rückseite des Spiegels nichts zu sehen. in der Gestalt Endlich kam der Augenblick, da das Patent für die Porzellan- Spiegel dieses zweiten, fabritation Gemeingut wurde, und Herr Bornay, der ganz nieder- Buddha- Tempel stammenden Wunderspiegels ist die gebräuchliche gedrückt war, versuchte, in das Leben zurückzukehren. Man machte Form, dem ersten fehlt nur die Deckplatte, welche bei dem zweiten ihm den Vorschlag, die Bücher einer Zuckerfabrik in Ord- sorgfältig in den ungebogenen Rand hineingeschoben und mit dem nung zu bringen; die Kompagnons lagen im Prozeß miteinander Rande verlöthet ist. Das Buddha- Bild befindet sich als Hochrelief und einer derselben bot 20 000 Franks für diese Arbeit. Herr Bornay auf dem Rücken des Spiegels und ist gleichzeitig mit demselben reiste mit seiner Familie ab und arbeitete über ein Jahr Tag und durch kunstvollen Guß aus einem Stück hergestellt. Die Erklärung Nacht. Um seinen Eifer anzustacheln, schmeichelte der Fabrikant der Wundererscheinung, womit die Buddha- Priester vor den seiner Manie und versprach, ihm später beizustehen, wenn er eine Gläubigen so geschickt operiren, daß der Zauberspiegel in neue Erfindung machen sollte. Als er mit seiner Arbeit fertig war, manchen Tempeln als das größere Heiligthum im Vergleich eröffnete er mit seinem kleinen Kapital cine Fabrik, bei der er seine zu der nie fehlenden Gestalt des thronenden Buddha gilt, Entdeckung nutzbar machen wollte. Bald darauf brach der Krieg aus, ist diese: Der Spiegel   ist nur für das unbewaffnete Auge plan, die Geschäfte hörten auf und er sah sich gezwungen, die Fabri- in Wahrheit sind es die Stellen mur, welche dem hinten tation einzustellen. angelegten Hochrelief entsprechen, während die Stellen dazwischen sich leicht fonver gekrümmt zeigen. Diese Eigenthümlichkeit ergiebt sich nach Herstellung und Erkaltung des Spiegels infolge molefularer Spannungsänderungen von selbst; erleichtert wird die Aenderung wohl durch die geringe, auf kaum 1 Milimeter zu veranschlagende Dicke des Bleches an den sich konver gestaltenden Theilen des Spiegels. Trifft auf den so beschaffenen Spiegel Licht, so wird nur das auf die planen Theile fallende regelmäßig reflektirt, das auf die konveren Stellen fallende dagegen konzentrirt. Es folgt hieraus, daß an der Wand ein Schattenbild entstehen muß von der Form der auf der Rückseite des an sich undurchsichtigen Spiegels an­gelegten Hochreliefs.- ( Lägl. Nundsch.")

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Der Unglückliche kehrte nach Paris   zurüd, wo er, nicht ohne Mühe, eine sehr schlecht bezahlte Stellung fand. Der kleine Junge wurde krant und starb nach langem Leiden, seine Krankheit hatte das letzte Geld verschlungen. Herr Bornay sagte sich, nur eine neue Erfindung könnte ihn vor dem Elend retten, und er fing an, aufs neue zu grübeln und zu suchen. Da er wirkliches mechanisches Talent besaß, so erfand er eine neue Art von Schuzzelten für die Armee und associirte sich mit einem gewissen Duval, der ihn in der schamlosesten Weise ausbeutete. Aehnlich erging es ihm bei einer anderen Erfindung, die er für eine lächerlich geringe Summe ver­taufen mußte.

Diese Mißerfolge erregten den Unglücklichen nur noch mehr und er ging wie im Irrfinn umher. Noch immer glaubte er an seinen Stern und wiederholte häufig seiner Tochter Lisa: Habe keine Furcht; Du wirst Millionen haben.

Er glaubte das auch, und selbst Mißerfolge waren nicht im stande, ihn auf längere Zeit zu entmuthigen. Er fühlte sich wohl für den Augenblick niedergedrückt, doch bald trug das Gefühl seines Selbst­bewußtseins den Sieg davon.

Lisa verheirathete sich mit einem jungen Bildhauer, den sie bei der Tante kennen gelernt hatte; doch Schwiegerjohn und Schwieger­vater verstanden sich nicht, da der Erstere zu den Erfindungen Bor­nay's fein rechtes Vertrauen hatte. Er arbeitete fleißig, um für feine Lieben zu sorgen, weigerte sich aber hartnäckig, jeiner Familie das Geld zu entziehen, um es den Chimären seines Schwiegervaters hinzuwerfen.

Doch das Schicksal schien diese Unglücklichen zu verfolgen; eine Krankheit raffte den Bildhauer in wenigen Tagen hinweg und Lisa fehrte zu ihren Eltern zurück. Kurze Zeit darauf starb auch Tante Klara, und jetzt lebten sie alle drei freudlos dahin. In ihrer kleinen Wohnung gingen sie mit langsamen Schritten, ohne Geräusch zu machen, als wenn sie fürchteten, das Echo vergangener Schmerzen wachzurufen.

Mufik.

Dic

-er-. Opernhaus. Alár". Romantische Oper in einem Vorspiel und 3 Aften. Dichtung und Musik von Géza Graf Zichh. Auch für den musikalischen Fortschritt ist jene Bietät die förderlichste, welche über den großen Todten der begabten Talente der Gegenwart nicht vergißt. Nach Thuille's feinsinnigem Lobe­tanz" und Bungert's Hochstrebendem Odysseus  " folgte in furzem Zwischenraume die romantische Oper, Alár" von Géza Zichy  , dem bekannten einarmigen Pianisten. Als Dichter greift Zichy   allerdings zu weit in jene vor- Meyerbeer'sche Zeit zurück, wo für bunte romantische Vorgänge nur Stizzen von Menschen nöthig waren und durchschlagende Charaktere außerhalb des ästheti­schen Systems eines für uns unerträglichen Geschmackes lagen. Hier der Inhalt des Alár" in wenigen Worten. Die Sprößlinge der Häuser Véghelyi und Tömöst, Alár und Ilona, sind gegen den Willen des ersteren, der in heißester Liebe Elisabeth Drágfalvi zugethan ist, einander zur Ehe bestimmt. In sehr leicht­fertiger Weise wird während der Jagd Alár von Jlona's Bruder, Béla, zum Zweikampf gereizt, trifft diesen tödtlich und leistet, um Blutrache von seinem Haupte abzuwenden, der letzten Bitte des Sterbenden den Schwur, Ilona zur Gemahlin zu nehmen. Zigeunerin Rumi  , die Amme Béla's und Wärterin Jlona's, durch­schaut den ganzen Vorgang und das Wesen Alár's und schwört an erfunden, der Leiche Béla's, den Word zu rächen. Als nach Jahresfrist Alár auf Schloß Tömösi Schloß Tömösi sich mit Jlona vermählt, wird er durch die beim Feste anwesende Elisabeth so verwirrt, daß er nach Unglücklicherweise hatte er weder die Mittel, ein Modell zu dem Priestersegen der überraschten Versammlung mittheilt, er müsse, bauen, noch auch nur ein Patent zu nehmen. Nach vielen nußlosen einem alten Schwure getreu, dann einen Kreuzzug nach dem Bemühungen nahm er das Anerbieten eines Patentanwaltes, eines heiligen Lande anzutreten, wenn's seinem Herzen am gewissen Caffaret an. Er trat ihm gegen die Bezahlung einer schwersten falle, sofort aufbrechen. Heimlich erbittet er von Kleinen monatlichen Rente und aller erforderlichen Kosten die Hälfte Elisabeth noch eine letzte Zusammenkunft auf dem Wald­seiner Rechte ab. kirchhofe die von Rumi und Lestár, dem Vormund der Alles ging zuerst nach Wunsch; die Experimente gelangen und beiden Tömösi, belauscht wird. Im letzten Aufzuge kündigt es wurden die nöthigen Schritte beim Marineministerium unter der vom Heidenlande zurückkehrende Lestar den Frauen an, daß er nommen. Dann weigerte sich Caffaret, der die mißliche Lage des Allár im Gotteskampfe erschlagen, worauf sich Elisabeth in den Ab­Erfinders kannte, plötzlich, die monatliche Entschädigung zu zahlen. grund stürzt und Flona den Schleier nimmt. Alár's Wunde war Er wußte die Angelegenheit auf gutem Wege und dachte, Bornay jedoch nicht tödtlich, er kehrt wieder und erhält von Ilona seine würde sie ihm gegen eine baare Zahlung gänzlich abtreten. Umsonst Freiheit zurück. In dem Augenblicke, als er mun Elisabeths ganz flehte ihn der Erfinder an, seine Versprechungen zu halten, umsonst sicher zu sein glaubt, erfährt er deren Schicksal von Rumi   und fällt flopfte er an andere Thüren. Es kam der Tag, da er das Patent eine Minute später unter dem Dolchstiche der Zigeunerin. erneuern mußte, und darum waren Herr und Frau Bornay nach dem Patentbureau gekommen, wo man ihnen mittheilte, man fönnte ihnen für die Erneuerung des Patents feinen Aufschub gewähren.

Nur Madame Bornay hoffte noch auf den Erfolg, dem der Er­finder noch immer nachjagte. Er hatte jezt eine Art Boot das gegen Sturm und Wetter widerstandsfähig war und das seiner Ansicht nach der Staat sicher erwerben würde.

( Schluß folgt)

Kleines Feuilleton.

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Japanische Zauberspiegel". In der letzten Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie legte Herr Dr. Milchner zwei auf seiner Reise in Japan   erworbene japanische Zauberspiegel vor.

Wir haben es also mit einer falten Tragik zu thun, deren dekorative Spekulationen uns so unlebendig, so verschollen berühren. Die Requisiten der eingesargten Opera seria  , rauschende Ensembles, malerische Aufzüge, Liebesduette auf zerfallenem Friedhofe und allegorische Ballette mit prächtigen Apotheosen schütteln ihren Staub ab und bemühen sich, ihrem Schattenwesen mehr Ernst und Romantik zu verleihen als einer blos vorübergehenden Traumerinnerung aus ent­wichener Zeit. Vergebliche Mühe! Wir brauchen kein lebermaß von Selbst­gefühl, um einem Kunstwert ohne individuelle Sprache und ohne Rücksicht auf den Fortschritt unserer dramatischen Bedürfnisse unsere