Juo oid st Kleines Feuilleton.

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Einzelheiten mittheilen. Die Jungen kommen Ende September oder Anfang Oktober zur Welt und sind dicht mit weißem Haar bedeckt, welches erst ausfällt, wenn sie ins Wasser gehen, so daß sie von vorn gesehen, faft an einen Budel erinnern. Die Weibchen, welche mit 3-4 Jahren geschlechtsreif werden, bringen jedesmal nur ein Junges zur Welt, welches die ersten Wochen seines Lebens unter der Pflege der Mutter auf dem Lande zubringt und sich niemals weit von seinem Geburtsplay entfernt. Die Jungen schlafen während dieser Zeit viel und verlieren ihren dicken Wollpelz erst nach zwei bis drei Wochen, worauf er dem kurzen und straffen Haar der er­wachsenen Seehunde Platz macht. Entgegen der Gewohnheit des gemeinen Seehundes, dessen Junge schon wenige Stunden nach ihrer Geburt ins Wasser gehen, benimmt sich die Graurobbe, so lange sie noch ihren Ahnenpelz besitzt, als Landthier. Harting vermuthet, daß dieses auffallende Benehmen damit zusammenhängt, daß die Graurobbe meist auf abgelegenen Inseln, wo die Jungen wenig gefährdet sind und das Wasser nicht als Zuflucht aufzusuchen brauchen, ihre Wochenstube aufschlägt, während der gemeine Sees hund an belebteren Küsten lebt. Es wäre da ein ähnlicher Unter­fchied, wie zwischen jungen Kaninchen und Häschen, von denen die ersteren im Stall blind und hilflos sind, während die Häschen früh um sich schauen und auf ihre Sicherheit bedacht sein müssen. ( Prometheus".)

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END

Humoristisches.

-Briefträger in China  . Bei der Abneigung der Chinesen gegen Eisenbahnen läßt zwar die Briefbeförderung in China   an Schnelligkeit nichts zu wünschen übrig, doch wird die Post, soweit man bis jetzt von einer solchen Einrichtung reden kann, von den Eingeborenen fehr in Anspruch genommen. Dies gilt, wie man der Köln  . 8tg." schreibt, besonders in bezug auf Werthsendungen, für deren Sicherheit der Staat jede Gewähr übernimmt. Im Innern des weiten Reiches giebt es in jedem Orte Postanstalten, die innerhalb ihres bestimmten Bezirkes die Verbindungen aufrechterhalten. Die Bes förderung geschieht durch Postboten, fräftige und unerschrockene Männer, die beständig zwischen zwei Orten unterwegs sind und Bostsachen im Gewicht bis zu 40 Kilogramm auf dem Rücken tragen. Da die Boten tüchtige Fußgänger sind, fommen sie verhältnißmäßig rasch von Ort zu Ort. Sobald der Bote seine Endstation erreicht hat, liefert er feine Sachen ab, und ein hier wartender Kollege marschirt sofort nach der Unifortirung weiter, während der eingetroffene oder ein anderer Postbote mit der angekommenen Post baldigst wieder den Rüdweg antritt. Auf diese Weise findet ein fort­währender Poftverkehr statt, ganz gleichgiltig, ob es Tag oder Nacht, schönes oder schlechtes Wetter ift. Die Marschlinien find planmäßig angeordnet, sodaß die Beförderung von Briefen und Packeten auf den schnellsten Wegen und ohne Unterbrechung durch das ganze Reich erfolgt. Der chinesische Briefträger muß vor allemi - Die Prager   Polizei hat durch ein gelungenes Stücklein fräftig sein, denn es ist keine Kleinigkeit, mehrmals täglich im wieder einmal ihre Schlauheit bewiesen. Der Redakteur der in Dauermarsch einen langen Weg zurückzulegen und noch dazu mit Brag erscheinenden sozialistischen   Revue Akademie  ". Dr. Alfred einem Gepäck auf dem Rücken, das das festgesetzte Meistgewicht von Weißner, wurde vor einigen Tagen zum Polizeikommissariat 40 Kilogramm nur feifen nicht erreicht. Säufig muß er den ganzen gerufen. Der Kommissär- bei der staatlichen Polizei sind die Beg im Laufschritt zurückiegen, denn die Zeiten sind knapp berechnet. Kommissäre Juristen! frug ihn, wie er dazu fomme, in Um stets diensttüchtig zu sein, muß fich der chinesische Postbote tüchtig der Schweiz   Gedichte drucken und verlegen zu lassen, und trainiren, und es herrscht daher unter diesen Leuten die Eigenthümlid feit, daß sie sich nie ordentlich satt essen da sie einen vollen Magen für schädlich halten. Sie treten aber auch den Marsch nicht mit nüchternem Magen an; Regel ist, nur so viel zu essen. daß der Hunger einiger maßen gestillt ist. Die Chinesen haben im allgemeinen eine merk würdige Schen vor der Nacht, weil sie glauben, daß dann die bösen Geister und Kobolde ihr Unwesen treiben. Der Postbote jedoch darf fich nicht fürchten; er muß ohne Unterbrechung durch Wald und Einöden, über Berge und Thäler wandern und wird streng be­straft, wenn er sich verspätet und aus Furcht verleiten läßt, zur Nachtzeit langsamer als bei Tage zu marschiren. Auch muß er muthig und tapfer sein, um sich gegen Wegelagerer, die in China   zahlreich find, zu vertheidigen. Vom Postboten wird ver langt, daß er es selbst mit mehreren Räubern aufninumt, und um diese Fähigkeit zu zeigen, muß er vor seiner Anstellung eine eigenthümliche Probe ablegen. Auf einer sich in ziemlicher Höhe be­findenden wagerechten Stange werden an langen Stricken eine Menge schwerer Sandsäcke aufgehängt. Mitten darunter hat sich der Bewerber zu stellen, und seine Aufgabe ist nun, durch kräftige Stöße die sämmtlichen Säcke in starfe Schivingung zu bringen und dann schnell zwischen den schwingender. Säden hindurchzulaufen, ohne sich von einem der Säcke treffen zu lassen. Er muß somit sehr gewandi sein, denn ein Schlag von dem schweren Sack würde ihn niederschlagen und er wäre damit zugleich mit seiner Prüfung durch­gefallen. Theater.

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deutete aur ein Packet, das auf seinem seinem Tische Tische lag. Genosse Meißner tomte sich nicht erinnern, jemals Dichter gewesen zu sein, und mußte das Anfinnen des Kommissars mit dem Bedeuten ablehnen, daß wohl ein Irrthum vorliegen müsse. Auf die Frage des Genossen Meißner, ob die Polizei nicht vielleicht den Prager   Dichter Alfred Meißner   suche, antwortete der Kommissär etwas beschämt, er fenne ihn zwar nicht, erkundigte sich aber lächelnd, ob Genosse Meißner nicht seine nähere Adresse anzugeben wüßte. Natürlich konnte dies Meißner nicht thum, da der bekannte Prager   Revolutionsdichter Alfred Meißner   längst nicht mehr unter den Lebenden weilt. Nun war die Sache flar: Ein Züricher   Verlag hatte zur fünfzigjährigen Feier der Revolution die Gedichte Meißner's neu herausgegeben und das Buch mußte der österreichischen Polizei unter die Nase gekommen sein. Sofort machte sie sich auf den Weg, nach dem Manne zu fahnden, und erwischte einen Namensvetter des todten Dichters.

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Bermischtes vom Tage.

Niedergebrannt sind in Grabowi. M. in der Nacht auf Dienstag a cht Wohnhäuser. Dreißig Familien find obdachlos.

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-Der DuelInnfug macht weiter Fortschritte. Jüngst forderte ein biederer Schuhmachermeister in Neuenburg( Westpr.) einen Stadtkämmerer, weil dieser ihn aus der Kämmerei verwies, Das Schiller- Theater nahm am Mittwoch Echegaray's   ale er sich ungebührlich betrug. viel aufgeführtes Drama Gaicotto" in feinen Spielplan auf. Beim Abbruch des alten Postgebäudes in Bromberg  Als dies Schauspiel des spanischen Neu- Romantikers zum ersten Male stürzte ein Zimmermeister aus dem zweiten Stockwerk herab und im Deutschen   Theater aufgeführt wurde, war man überrascht und war sofort todt. geneigt, Echegaray's poetische Straft zu überschäzen. Man erfuhr, Wie die Jlienburger 3tg." erzählt, gingen zwei, die sich daß das spanische Theater eine neue und an Zahl der Bühnenwerte stritten, ob die Stadt Braunschweig   über oder unter 100 000 Gin sehr fruchtbare romantische Periode erlebe, und gerade im Galeotto" wohner habe, folgende Wette ein: Der eine, der sich für die hatte ein geiftvoller Mann das alte Thema vom großen Kuppler, höhere Zahl entschied, sollte so viele Glas Bier bezahlen, dem Hans Jedermann, der die Unschuldigsten vergiftet, in fesselnder als Braunschweig   unter 100 000 Einwohner habe, der andere so viel, und wirksamer Beleuchtung auf moderne Verhältnisse angewandt. als Braunschweig   mehr habe. Nun hat Braunschweig   ca. 126 000 Ein­Noch immer ruht der große Galeotto, der Kuppler und Verleumder, wohner also muß der letztere 26 000 Glas Bier bezahlen und der nicht noch immer wittert er in harmlosen Verhältnissen das Niedrige, andere ebenso viel trinken. Macht zu 10 gerechnet, netto 104 Spetto­liter. Profit! bis er fchließlich die Neinen zu Falle bringt. Auch ein Hauch aus der modernen Anflageliteratur weht durch y. Ein ehemaliger Stabsarzt und die Frau eines Generals aus das Drama, der rührte aber das lammfromme Publikum des Blankenburg   a. H. haben in der Nähe des Nationaldenkmals Schiller- Theaters nicht. Das hielt sich vielmehr an die rührsame auf dem Niederwald gemeinsam Selbstmord verübt. Spannung, in die es durch Patry und Fräulein Pauly( Don Eine aus ihrer Wohnung ermittirte Frau in Elbers Manuel und Julia, fein Weib), wie durch Herrn Bach( den jungen feld sprang in ihrer Verzweiflung mit ihren vier Kindern in die Wupper  . Sie wurde gerettet. Freund der Gatten) verfekt wurde. Kainz zählt diese Rolle zu den besten seines Repertoirs; und Herr Bach suchte von Anfang an, als er im Schiller- Theater auf sich aufmerksam machte, die Weise des Herrn Kainz nachzuahmen. Er kam aber dabei nicht vorwärts. Die Rene freie Boltsbühne" bringt Sonntag, den 8. Mai, im Thalia- Theater Liebelei", Schauspiel in vier Aften von Arthur Schnitzler   zur Aufführung. Die Regie hat Herr Claudius Merten.

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Aus dem Thierleben.

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- Ein Stellenbefizer in Neustadt( O.- Schl.) schlug seine Frau so lange mit dem Kopfe gegen die Wand, bis sie starb. Darauf legte er die Todte in einen Sarg und meldete den Sterbe

und verrieth ihn.

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fall an. Sein eigener zehnjähriger Sohn hatte ihn aber beobachtet Bon einem einzelnen Mann, der mit einer Doppel­flinte bewaffnet war, wurden 13 Ingenieure in Grosfetto ( Italien  ) überfallen. Die tapferen Herren, unter denen ein früherer Unterstaatssekretär sich befand, hatten nichts Eiligeres zu hun, als ihre Brieftaschen auszuleeren und ihren Rückzug anzu­reten.

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- Die Fortpflanzung der grauen Robbe, die an ben englischen Küsten, namentlich im Norden( Orkaden, Hebriden  , Shetlands- Inseln) häufig ist, aber bis Jersey fommt, hat H. E. Harting studirt und einen Bericht gegeben, aus dem wir nach Nature" einige Berantwortlicher Redakteur: Auguft Jacobey in Berlin  . Druck und Berlag von Mag Bading in Berlin  .

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint Sonn­tag, den 8. Mai.