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Hchen Rosenroth. Auf dem Grasboden bildeten die abgefallenen Hörers und den guten Geschmad. Conft giebt er eine weinerliche Blüthenblätter einen weißen Teppich. In dem einen Garten ramten Bauernkomödie mehr, mit der Krönung des Gerechten zum Schlusse. ein paar Kinder umher, jetzt schüttelten sie einen jungen Pflaumen- Freilich muß der Gerechte vorerst viel leiden. Der alte Holzerhans baum, wobei einige Maitäfer jählings herunterfielen. Die Kinder hat als Bürgermeister um den Lehnswald seiner Gemeinde viel ge­sammelten fie auf und eilten damit zu den Hühnern im Hofe, die fochten. Allein das geschriebene Recht war der Gutsherrschaft zu­fie schnell vertilgten. gewandt; es war sogar zu einem Kleinen Aufstand gekommen,

Das war Der Wanderer ging die Dorfstraße entlang. In den Hecken und Soldaten rückten gegen die Bauern aus. blühte der Flieder in lilafarbenen Sträußen. In den Gärten prangten vor zwölf Jahren, und der Autor, ohne Frage ein vorsichtiger Stiefmütterchen und Vergißmeinnicht neben Aurikeln und rothen Herr, hütet sich, diese Zustände irgendwie veranschaulichen zu wollen. Hängeherzen, stolze, bunte Tulpen neben weißen Narzissen. Die Es wird im Stücke davon, wie von etwas Entlegenem gesprochen. gelbblühenden Goldbeersträucher und die weißen Spiräen bildeten Die Gemeinde hat sich inzwischen mit dem Geschehenen abgefunden, Er ein heroischer Dickschädel. anmuthige Buschgruppen. Auch die Gemüsepflanzen waren in üppigem nur der Holzerhans bleibt Wachsthum, nur Gurken und Bohnen, die Kinder des warmen Südens, prozessirt sich um Hab' und Gut, finkt zum Dorflumpen herab, und Herr Haas ftredten eben erst ihre fleischigen Reimblätter aus dem schwarzen immer noch schwebt ihm der Kampf ums Recht vor. Gartenboden hervor. tann keine Grausamkeiten leiden, also führt er den Holzerhans zum endlichen Sieg. Der oberste Gerichtshof hat ein Ein­fehen und giebt den Bauern, was den Bauern gebührt. Und der Junker Junker ist ebenfalls ein guter, umgänglicher Mensch; am Ende heirathet er noch die stolze Tochter des Holzer­hans, die früher eine Bettelprinzeß war. Wozu man mit solchen Stücken und einem mittelmäßigen Ensemble, aus dem lediglich die längstbewährte, schlichte Kunst Hans Neuert's vom Gärtnerplaz hervorragt, nach Berlin reift? Die leeren Häuser geben die Ant wort darauf.

Eine Stimmung radikalster Friedfertigkeit breitete sich über Herrn Tanzmanns Gemüth.

Schweigen Sie, Herr Tanzmann, sagte er zu sich, reden Sie nicht davon, daß vieles besser sein könnte! Wunderherrlich ist dieser grüne blühende Frieden im Mai! Wenn die dummen Kerls freilich ein bischen Verständniß hätten, was für herrliche Sachen könnten sie nicht außerdem in ihren Gärten ziehen! Was hat uns Japan und Nordamerika nicht alles gegeben, was hier trefflich gedeihen würde, was hat uns doch schweigen wir!

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Er schwieg nun wirklich und sah den Schwalben zu, die ge­-d. Die Neue Freie Voltsbühne bot ihren Mitgliedern am schäftig um die Häuser, um Ställe und Scheunen flogen in nimmer­Sonntag Nachmittag Arthur Schnißler's: Liebelei". müdem, anmuthigem Fluge. Mit den zierlichen Gabelschwänzchen Das Stück wurde unter der Regie von Klaudius Merten steuernd, umkreisten sie Herrn Tanzmann in der furchtlosen Zu- gegeben, der nach längerer Pause wieder die Vereinsvorstellungen traulichkeit, die diese Thiere von Alters her dem Menschen gegen leitet. Die weibliche Hauptgestalt wurde von Fräulein Olizar über empfinden. Auf den Dächern liefen Tauben gurrend auf mit erschütterndem Ernst dargestellt. Der innige feusche Adel dieses ab, Täuber machten in galanter Aufmerksamkeit den Mädchens durchpulste jeden Ton, jede ihrer Bewegungen. Die schaus Täubchen den Hof. Und jetzt flog eine Schaar hinaus hinter die spielerische Höhe erreichte die Künstlerin in der legten Szene, als Christine Gärten über das Feld, wo der Roggen bereits in Aehren ging. erfährt, daß ihr Geliebter im Duell um eine verheirathete Frau gee Dort drehte die Schaar in jähem Bogen um, wobei man einige fallen ist. Ihre Freundin Mizi gab Fräulein Seßler. Solche weiße Thiere im Sonnenschein flimmern sah. Sie tehrten wieder Gestalten, die auch auf dem Berliner Boden üppig gedeihen, können zurück nach dem Hofe, der an einer Seite durch einen morschen mur zu leicht in eine gewisse Schnoddrigkeit hinübergezogen werden, Bretterzaun von der Dorfstraße abgetrennt war. Hier am Baune die ihrer Drolligkeit schadet. Christinens Geliebter wurde im ersten wucherte bereits das Unkraut sehr stark; das gelbe Schöllkraut und Theil von Herrn Jarey zu düster gegeben. Ein Mensch, der sich die weißen Taubnesseln, die Freunde der Zäune, gediehen hier üppig zu übermüthigen Tändeleien verführen läßt, der immer mehr passiv und mahnten an tommende Arbeit, an den ewigen Kampf des ist, geht doch etwas mehr in der Stimmung seiner Umgebung auf. Menschen mit der Natur. Sein Freund und Führer Theodor( Herr Reimann) war immer Curt Grottewig. der sichere, tühle Schwerenöther. Ebenso vorzüglich waren Herr Eggeling als Christinens Vater und Therese Thiemann als die Kleinbürgersfrau Binder. Eine prachtvolle Leistung bot Claudius Merten als strenger, zorniger Ehemann. Auch die Ausstattung war diesmal gut.-

Kleines Feuilleton.

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Kunft.

Worans bestehen die Fischschuppen? In der Zeitschrift für physiologische Chemie" veröffentlicht Karl Mörner einen Aufsatz über die organische Grundsubstanz der Fischschuppen. Die Chemifer­Die Kunst in Schurzfell und Ritte I". Unter Zeitung" berichtet darüber: Bei den bis jetzt veröffentlichten Arbeiten diesem Titel veröffentlicht die Frankfurter Beitung" folgenden Be­über die chemische Zusammensetzung der Fischschuppen ist die Frage nach der Natur der organischen Grundsubstanz ziemlich stiefmütterlich richt, der ihr aus München zugeht: In den hiesigen Künstler­behandelt worden. Es giebt in den sämmtlichen bisherigen Unter- treifen hat die Kunst debatte bei Berathung des Kultusetats in der Abgeordnetenkammer große Bewegung hervorgerufen. suchungen eine durchgängige Unvollständigkeit: den bedeutenden Rest, mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit wird fie erörtert, und es zeigt sich der bei dem Kochen der Schuppen mit Wasser ungelöst zurildbleibt, babei wieder, welch tiefer Riß durch die Künstlerschaft geht, wie hat man weder bemerkt noch näher untersucht. Mörner hat bei viel Groll auf der einen, wie viel Selbstherrlichkeit auf seinen Untersuchungen zunächst Weiske's wie auch Berzelius ' der anderen Seite vorhanden ist. Es ist nicht das erste Mal, daß und Frémy's mit einander übereinstimmende Angaben, daß wahrer man weite Künstlerkreise klagen hört, es mache sich mehr und mehr Leim( Glutin) beim Auskochen der Schuppen mit Wasser ein Künstler- Ring bemerklich. Es giebt thatsächlich arge Uebel­erhalten wird, fonstatirt; er hat ferner gefunden, daß die bei der stände im hiesigen Kunstleben. Wer nicht mit gewissen artiger Behandlung erhaltenen Schuppenreste erhaltenen Schuppenreste aus einer vom Birkeln sich gut stellt, der kommt schlecht weg. Gunst und Collagen weit verschiedenen Proteïnsubstanz, die er mit dem Namen ißgunst wird in kleinem Kreise vertheilt, und es ist charakteristisch, Ichthylepidin bezeichnet, bestand. Als Hauptresultat seiner Unter- wie bas kunst- und Hofleben ineinandergreifen. Was gegen suchungen geht hervor, daß die organische Grundsubstanz der Fisch- wärtig die Kunstdebatte der Abgeordnetenkammer so interessant ge schuppen eine mechanische Mischung von wenigstens zwei verschiedenen macht hat, waren die Enthüllungen über das Schicksal eines großen Proteinstoffen ist: theils Collagen, theils einem anderen, mit größerer plastischen Wertes von Professor Roth, das auf der vor­physikalischer und chemischer Widerstandsfähigkeit ausgestatteten jährigen Jahresausstellung war. Die Gruppe ist in Lebens­Proteinstoff Ichthylepidin. Der letztere hat, obgleich er einen größe. Ein Mann im ledernen Schurzfell, ein Schmied, vielleicht für die Fischschuppen charakteristischen Bestandtheil ausmacht, bis nicht einmal ein Arbeiter", vielleicht ein Kleinmeister, fist auf einer jezt teine Beachtung gefunden. Herr Mörner hat die Löslichkeits- Bank und hält in einem Bettstück ein sterbendes Kind. Davor kniet verhältnisse, Reaktionen, Zusammensetzung 2c. der beiden oben- die Mutter. Mit beiden Händen hilft sie das Kissen halten und beobachtet genannten Substanzen genau untersucht. angstvoll das Antlitz des Kindes. Ernst blickt auch der Mann auf das Kind. Tiefe Furchen haben dem Manne Arbeit und hartes Schicksal ins Gesicht gemeißelt. Die Frau ist keine üppige Niobe. Sie ist ein abgearbeitetes Weib, der des Lebens harte Last die Formen genommen. Abgearbeitet sind ihre Kleider. Aber in schönem Schwung ist die Gestalt entwickelt. Das Leben hat dem Manne und der Frau wohl nicht viel Rosen auf den Weg gestreut, Man sagt, die Gruppe aber hier nimmt es ihnen das Liebste. habe im ersten Augenblicke, als nur Bevorzugte sie sehen konnten, Aussichten gehabt, für die Staatssammlungen angekauft zu werden. Man sagt, sehr hochgestellte Personen seien von der Gruppe gerührt, bewegt gewesen. Aber da tamen die Im Central Theater hat das Fiala Ensemble am Sonn- Matadore der Kunstpflege, und mit der Gruppe war es abend ein Volksstück von Hermann Haas, Der Dorflump" vorbei. Der eine erklärte, die Kunst in Schurzfell und betitelt, zum ersten Male aufgeführt. Die Münchener Benfur hat die Rittel" laffe er nicht in die Glyptothek hinein, ein anderer Komödie verboten und damit bewiesen, daß sie der Berliner Zensur wendete sich entrüstet von der Zumuthung ab, sich für so ge an Aengstlichkeit vielleicht noch über ist. Denn es fäme im Volts- wöhnliche Leute wie das Arbeitervolt inter­lumpen" eine Handlung vor, die an die Ereignisse von Fuchsmühl es siren zu sollen u. f. w. u. f. w. Die Gruppe wurde von erinnere, und das könne aufreizen. Aber Herr Haas, der Verfasser, den Tonangebenden in Acht und Bann gethan, die anderen im dentt gar nicht daran, aufzureizen. Er reizt blos die Geduld des heiligen Ringe nickten ehrfurchtsvoll. Die Plastik wird hier in

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Die Bemme, die im Leipziger Kinderleben als Salz-, Butter, Fett, Käse, Wurst, Honig, Syrups, Quart- und Pflaumenmusbemme eine so wichtige Rolle spielt, und die sich als " Bamme" im Niederdeutschen wiederfindet, ist griechischen Ursprungs. Die fahrenden Schüler der frühesten Humanistenzeit verstanden unter Bamma" eine Zwischenmahlzeit in Form einer Tunke, Brühe, oder Brotschnitte in Brühe, endlich die Brotschnitte allein. Dagegen spricht der Berliner von der Stulle", der Kölner vom Butterämmchen", der Meininger von Wäsche", der Schweizer vom Bräutli".

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Theater.