-

375

-

Kleines Feuilleton.

bequemsten Formen heraus. Es find also gute Vorbilder für den Künstler, der vor allen Dingen zu einer gesunden Konstruktion im Kunstgewerbe kommen will. Außerdem kann er in dieser ein- ie. Gesangsstudien mit Röntgen'schen Strahlen. Dr. Mar facheren Technik die Waaren so billig herstellen, daß sie weite Ver- Schleier in Berlin , der sich seit längerer Zeit mit Untersuchungen breitung finden können, während die Preise Bigot's den meisten über die Bewegung der zur Hervorbringung von gesanglichen Tönen Menschen unerschwinglich sind. Diese Arbeiten verdienen daher unser in Thätigkeit tretenden Körpertheilen beschäftigt, veröffentlicht in der regstes Interesse, von ihnen könnte am ehesten eine allgemeine Ver- Allgemeinen Medizinischen Zentral- Zeitung" einen Aufsatz über neue edelung der Thonwaaren ausgehen. Untersuchungen, die er mittels der Röntgen'schen Strahlen an einem Man darf natürlich an diese Arbeiten nicht dieselben Ansprüche seiner Zeit in Berlin auftretenden Instrumental- Imitator vorgenommen stellen wie an die von Bigot. Ihre Technit ist weniger solide. Es hat. Dieser Mann sette sein Publikum durch seine außerordentliche sind nicht so scharf gebrannte und weniger sorgsam im einzelnen Meisterschaft in Bewunderung, mit der er den Klang der verschiedensten durchgebildete Fayencen. Aber sie zeichnen sich durch eine Instrumente ohne Hilfsmittel so täuschend nachahmte, daß jeder, der ihm dabei den Rücken zuwandte, glauben mußte, der flotte Technik, durch frische, lebhafte Farben und gute originelle Formen aus. Namentlich die braungelben Gefäße Künstler hätte das Instrument selbst am Munde oder in der Hand. mit den einfachsten grünen Ornamenten und den Schlangen Der Mann wurde auch in einer Sigung der laryngologischen Ge­als Henkeln sind sehr gefällige Arbeiten. Auch die englischen sellschaft vorgestellt, und Dr. Schleier nahm sich danach vor, den­Schalen und Töpfe in demselben Stil, die auf dem entsprechenden selben in seiner Röntgen- Kammer zu untersuchen. Während bisher Tisch der anderen Seite stehen, sind gute Sachen, nur sind sie in die Bewegungen in der Mundhöhle beim Singen kaum beobachtet ihrem ewigen Braungelb und bei der Spärlichkeit ihrer Ornamente werden konnten, ist seit der Anwendung der Röntgen'schen Strahlen Der Gesangskünstler gar zu einförmig. Von den holländischen Fayencen daneben ein ausgezeichnetes Mittel dazu gegeben. gilt das Gegentheil. Diese haben eine verwirrend reiche, wenn auch wurde in einem ganz dunklen Raume der Röntgen- Röhre gegenüber originelle Ornamentit und find auch in den Farben etwas zu bunt. gestellt und dann ein Bariumplatinchanürſchirm an die gegenüber Neben ihnen stehen deutsche Töpfe, von Blut in Goslar unterliegende Seite des Gesichts so gehalten, daß die Ebene des Schirmes der Medianebene des Kopfes ganz parallel lief. Alsdann Leitung vont Hildegard Lehnert hergestellt, die einen kann der Beobachter auf dem Schirm sowohl die Lippen als

guten Anfang in der Art der belgischen bedeuten. Ebenso gehören die Waaren Läuger's aus Karlsruhe ,

die Zunge, das Gaumensegel, den Kehldeckel, den Kehlkopf 2c. und die den ersten Schrank an der rechten Seitenwand füllen, hierher. ihre Bewegungen erkennen und verfolgen. Das Erste, was dem Bei diesen sind Blumenornamente in derben Formen und etwas Beobachter auffiel, war die fabelhafte Gelentigkeit, die der Imitator harten Farben mit der Gießbüchse erhaben dem dunklen Grunde seiner Zunge zu geben wußte. So war es z. B. bei der Nachahmung eines Instrumentes wahrnehmbar, daß er die Zunge mit dem ganzen aufgetragen. Die andere Richtung der modernen Kunsttöpferei legt weniger Rücken oben an den harten Gaumen legte und dabei gleichzeitig die Gewicht darauf, daß sie nur im stärksten Feuer gebranntes Bungenipige in tremolirende Bewegung zu setzen vermochte. Uebrigens solides Steinzeug verwendet, als auf eine glänzende Aus- konnte er mit seiner Zungenspitze auch die Nase berühren und sie Sonst waren alle Theile, die bei bildung der Zierfarben. Sie verivendet meist Fayencen und weit bis unters Kinn bringen.

behandelt die Oberfläche mit üst erfarben, die durch das Ein- der Hervorbringung von Tönen in Frage kommen, vollkommen schmelzen äußerst fein vertheilter Metalloryde mit harzigen Stoffen normal ansgebildet. Der Künstler ahmte nun nacheinander alle hergestellt und dann einem meist farbigen Grunde aufgetragen und möglichen Instrumente nach, während der Physiologe die Bewegungen in milderem Feuer eingebrannt werden. Gold-, Silber- und Kupfer- des Kehlkopfes, des Kehldeckels, des Gaumensegels und der Zunge liister werden am häufigsten gebraucht. Der Meister dieser Richtung genau verfolgte. Sämmtliche Instrumente wurden mit Falsett und ist der Franzose Massier. Er verwendet vorwiegend den Gold Kopfstimme imitirt. Zunächst kamen Mandoline und Harfe an die lüster. Der Grund seiner Schalen und Vasen ist mit fein gezeichneten Reihe, bei der die Vokaltöne durch einen Nafallaut verändert wurden, Ornamenten in zarten Farben bedeckt. Auf einer dreiseitigen großen sobald ein Vokal rein und scharf ausgesprochen wurde, ging die eigen­flachen Schale stehen zum Beispiel gezadte mattbraune Blätter auf thümliche Klangfarbe des betreffenden Jnstrumentes verloren, ebenso einem zartblauen Grunde. Darüber schillert dann der Lüfter je nach wenn die Nase zugehalten wurde. Auf dem Röntgenbilde war besonders der Spiegelung in den herrlichsten Farben, und erst wenn man etwas interessant das Hin und Herschwingen des Kehldeckels und des zurücktritt, tritt der matte Goldton des Ganzen hervor. Besonders Gaumensegels : Bei Nachahmung der Harfe war der Zungenrücken fällt noch ein runder Teller auf, auf dem in wenigen braunen und auch gewölbt und das Gaumensegel ebenfalls in beständigem Zittern blaugrünen Tönen eine Landschaft mit einem See dargestellt ist, begriffen, bei der Nachahmung des Pizzicato wurde die Zungenspize an die obere Zahnreihe gelegt. Bei der Oboe wurde die Nase vorn dessen Spiegel einen seltsam schönen Schimmer zeigt. mit den Fingern verschlossen, der Mund war offen, und das Gaumen­Die Waaren von Keller und Guérin in Luneville , die in segel hing schlaff herunter. Wird die Nasenöffnung freigelassen, so einem Schranke auf der linken Seite stehen, sind von derselben Art, kann der Künstler dieses Instrument nicht nachahmen. Der Klang der stehen aber hinter denen Massier's an Zartheit und Reichthum der sogenannten Dudelsackpfeife entsteht ebenso, nur daß mit dem Farben weit zurück. Da sie in demselben Schrank aufgestellt sind, Finger beständig von außen an die Gegend des Zungenbeins her­erwähnen wir schon an dieser Stelle die gleichartigen Fayencen angeschlagen wird, wodurch die Luft im Innenraume seitlich er­des Ungarn Zsolnay in Fünffirchen, die mit den kräftigen Orna- schüttert wird. Von besonderem Interesse für die eigentliche Gesangs menten der ungarischen Bauerntöpferei detorirt sind und einen schönen funft sind die Untersuchungen der Bewegungen des Zwerchfells beim Metalllüster haben. An einen Vergleich darf man freilich dabei Singen durch die Strahlenart. Es ist dadurch zum ersten Male nicht denken. Durch einen prachtvollen Lüfter zeichnen sich die sicher festgestellt, daß nur die sogenannte Zwerchfellathmung beim Steinzeugwaaren des Kähler in Nestved aus Singen anzurathen ist, nicht aber die hohe Brustathmung, bei der ( in zwei Schränken gegenüber den Ausstellungsobjekten der dänischen sich auch Schlüsselbeine und Schultern heben; bei letzterer nämlich Porzellanmanufaktur). Die Formen erinnern an den Stil der werden die Bewegungen des Zwerchfells unregelmäßig und ge­Borzellanfachen. Sehr mannigfach, bald tiefroth, bald wie Bleiglanz schimmernd sind aber die Farben. Die beiden Teller mit Fischen, die Schlange, aus deren Körper ein Kübel gebildet ist, sind in eigenartiger Technit, erstere Lüster auf Zinnjchmelzgrund, gearbeitet und glänzende Leistungen.

Dänen

waltsam,

Literarisches.

-

-1- Bertha von Suttner , Schach der Qual". Dresden und Leipzig 1898. E. Pierson's Verlag." Phantasiestück" Ünter den übrigen Thonwaaren erregen noch Interesse nennt die Verfasserin ihr neuestes Werf, in welchen sie anzudeuten die Arbeiten der Münchener Künstlerfamilie von Haider oder auszuführen versucht, wie man das Glück für alle Wesen, und von Schmuz Baudiß. Die Gefäße der ersteren, fogar die bei der Vivisektion leidenden Thiere eingeschlossen, fördern theils unter der Glasur bemalt, theils liiſtrirt, zeichnen und befestigen könne. Die Hauptfigur des Buches ist ein Prinz sich durch ihre schönen vollen Farben und ihre geistvollen, Roland, ein unermeßlich reicher Mensch, der durch verwandtschaft­der Form angepaßten Ornamente aus. Schmuz- Baudiß verwendet liche Bande mit Proletariat, Bürgerthum und Adel zusammenhängt. eine besondere Sorgfalt auf die Durchbildung des oberen Randes Diefer Prinz will die Welt von ihrer jahrtausendalten Qual erlösen; der Gefäße und legt feine Zierlinien auf ausgetraptem Grunde an. er philosophirt deshalb über alles, was ihm in den Weg kommt, Das Steingut des Franzosen La chenal( Schrant links fällt durch und fühlt sich dabei höchst unglücklich. Die Quintessenz der manch­die sammetweiche" Glasur auf, indessen ist seine Farbe, besonders mal etwas langweiligen Ausführungen ist das bekannte Goethe'sche bei einer vielbewunderten großen blauen Vaje süßlich. Die Pariser Wort: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" Im übrigen bilden Firma Muller stellt eine Anzahl von verschiedenen Künstlern den Inhalt dieser Roland'schen Philosophien die bekannten Friedens­modellirter Plastiken aus, deren Werth sehr verschieden ist und nicht ideen der Verfasserin, welche sie uns in ihrem Roman Die Waffen nieder!" bereits um vieles schärfer, schöner und poetischer wieder­cigentlich als teramische Arbeit in Frage fommit. Ein Vergleich mit den japanischen Basen zeigt wieder, daß alle gegeben hat. Das ganze Buch ist ein Ausfluß jener modernen, die Eigenarten der modernen Techniken hier ihren Ausgangspult bürgerlichen Ethit, die theoretisch in dieser Jaumerwelt herumtastet hatten. Auch der deforative Stil, die Ausnutzung der Zufälligkeiten und gerne helfen möchte, der aber der Muth fehlt, praktisch ein. beim Auftragen der farbigen Glasuren, die kräftigen zwedentsprechen zugreifen. den Formen haben bei den Japanern ihr Vorbild. Andererseits ist nicht zu bezweifeln, daß Künstler wie Bigot und Massier weiter ge­fonimen sind. Besonders durch die genauere Kenntniß der Chemie hat man sich Hilfsmittel erschlossen, die weit über die Kunsttöpferei der Japaner hinausführen, und es ist nicht abzusehen, welche tech­nischen Möglichkeiten sich gerade hierdurch nach erschließen werden. Ostar Kühl.

-

-

Erziehung und Unterricht.

Die Volksbibliotheken, Garnisons, Lehrlings- und Gefangen­haus- Bibliotheken des Wiener Volts Bildungsvereines wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres in 255 000 Fällen bemust, es gelangten also im Durchschnitt täglich 2800 Bände zur Ausgabe. Hieroon entfallen auf Ottakring 66 000, auf die Leopold stadt 40 000, auf Margarethen 32 000, auf Hernals 28 000, auf