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Ach doch, so lange Du so jung bist, könnte eine ältere| beit wird dennoch nicht bekannt. Nur nichts eingestehen, mir nichts Dante es wohl gefagt haben. Du wirst es schon noch genug betemmen. An diesen kriminalistischen Sas   halten sich die italienischen von Damen zu hören bekommen wenn auch nicht so Herrschaften; und darum schreien sie: Haltet den Dieb! und heben geradezu.. in Worten." Redaktionen sozialistischer Blätter auf, verhaften die Deputirten und arbeiten mit Berfolgungseifer darauf los.

Hier fühlte er sich getränkt: sie dachte also nicht daran, daß er sich aus keiner anderen Dame mehr etwas machen würde, als aus ihr!

,, Du verstehst, Benn," fuhr sie langsam wieder fort, fuchte sie nach Worten, daß ich Dich auch früher gern habt habe, aber nicht so wie jest... wie heute Abend." Es entstand eine fleine Bauſe.

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Dann sagte er: Und ich, der gerade heute Abend diese abscheulichen Worte gebrauchen mußte."

( Fortſegung folgt.)

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Sonntagsplanderei.

Es giebt in allen diesen Dingen einen internationalen Zu fammenhang; und so wird das tiefe Unglück Italiens   auch bei uns zu selbstischen Zweden ausgebeutet. Geschäbe es noch offen und brutal, es wäre nicht so widerwärtig, als es durch die besondere Tartüfferie wird. Leute, die bei uns sehnsuchtsvoll zu einem Putsch drängen möchten, um dann ihren Schnitt zu machen, wischen sich die Thränen der Rührung vom Auge und flagen: Ach, die unjeligen Opfer, die armen Verführten, die mun der Stajen deckt, oder die zn Krüppeln geschossen wurden! Au ihren Früchten sollt ihr sie er­fennen, die Volksverführer! Das sind die Folgen der ungezügelten fozialdemokratischen Agitation. Mögen die Berather des Staates vorbeugen, so lange es Zeit ist!

So ungefähr der Gedankengang derer, die das emporringende Proletariat Deutschlands   gewaltsam in die Tiefe zurückstoßen, die die winzigen Rechte, die errungen wurden, den weitesten Volksklassen wieder entwinden möchten.

Sundertmal ist es betont worden, in jeder Wahlversammlung wird es wiederholt: An Barrikadentämpfe dente tein modern empfindender Sozialdemokrat, auf geistigen Walstätten, an der Urne werde um sein Recht gekämpft, fein Stimmzettel werde eine Waffe in seiner Hand! Es ist umsonst. Die alten Lügen, die alten Ver­drehungen werden wieder aufgetischt.

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Mit dem friedlichen Maienidyll will es in diesem Jahr nichts werden. Kanonendonner, Bombardements in der Ferne und bei einer befreundeten Nation böse Hungerrevolfen, Straßenfämpfe und Flintenkugeln, die wie Sprenggeschosse wirken, wenn sie auf den Knochen auftreffen." Von Blut und Zerstörung sprechen diese Tage. Davon wollen aber etliche deutsche Kaufleute in Mailand   nichts wissen. Sie beschweren sich über die übertreibende Berichterstattung. Wenn nach dem Sinne dieser blindwüthigen Mächte entschieden Was liegt auch an den paar hundert Menschen aus dem Pöbel, die würde, dann könnte Deutschland   auch bald in die seltsame Ruhe ge­zusammengeschossen wurden: wenn nur Handel und Wandel keinen lullt werden, in der man rasch keinen freien Athemzug mehr ver­Stoß erleiden. Wehe, wenn das dreimal geheiligte Geschäft nimmt. Was würde da nicht alles als aufreizend, was nicht als lann den waderen Bandsleuten die Sohn und Verächtlichmachung geheiligter Institutionen" gelten Erbitterung nachfühlen. Empörte Menschen, halbverzweifelt über tönnen! Man frage irgend einen Machthaber und wäre es ein die entsetzliche Mißwirthschaft im schönen Italien  , bauen Straßen- Bürgermeisterlein über fünfhundert Seelen, wo seiner Meinung barrikaden  . Die militärische Reaktion führt Krieg gegen die nach eine Kritik berechtigt sei, wo nicht. Wie würden die Bergehen Empörer; fie sorgt für die Wiederherstellung der Ruhe, der gegen den Unfugsparagraphen anschwellen, und man kann doch jetzt Kirchhofsruhe.Was will der Handelsmann mehr, der in Ge- schon Erkledliches darin leisten. ou müthlichkeit seinen Wohlstand vermehren und verzehren möchte?

gestört wird! Man

In München   war neulich der Herausgeber der Berliner  Es handelte sich um den vielgenannten König- Otto- Artikel. Kein nüchterner Leser fonnte Zeitschrift Zukunft" vor Gericht gestellt. auf die Idee kommen, daß hier das Unglück des Königs Otto ver­höhnt werden sollte. Das Gericht aber befaßte sich mit dem Em­pfindungsleben des Verfassers. Man nahm an, daß ihn höhnische Empfindungen geleitet hätten.

Von der Praxis des ambulanten Gerichtsstandes sei hier ab­gesehen. Das ist eine rechtspolitische Frage, über die schon viel verhandelt wurde, die an sich eine Gefahr mehr für das freie Wort Wie leicht fann man in Preußen in der Presse bedeutet. die be=

heiligsten Gefühle eines Münchener   Lokalphilifters leidigen; und wie leicht umgekehrt in Bayern   das Herren­bewußtsein eines ofipreußischen Junkers!

Aber nein, der Handelsmann foll nicht zu seiner Gemüthlichkeit ge langen. Nicht genug damit, daß die Hungerleider alle Demuth und Rücksicht bei Seite schieben und öffentliches ergerniß er­regen, es tommen noch andere neugierige Menschen, und in den Zeitungen fragt man nach dem Wie und Warum. Kein Mensch achtet das erprobte Sprichwort mehr quieta non movere", nicht rütteln an dem, was still geworden ist. Oh, sie sind weise, unsere Handelsherren! Und so gemüthvoll! Von einem Ende Staliens zum andern gährt es. Die Erschütterungen, die bald hier, bald dort losbrechen, find ganz offenbar die Ausbrüche Berzweifeln der. In den plöglichen, rapiden Aufständen, in den äußeren Anläßen, die die Massenleidenschaft entzünden, in der planlosen Durchführung, überall erkennt man ganz deutlich jene Anzeichen dumpfer Ver­zweiflung. Es tritt ein Mann in einen Bäckerladen. Er fordert ein Allein, das sei jezt nebensächlich. Wie will man haarscharf über Brot. Man verlangt von ihm 40 Centesimi. Er will, wie vordem, Empfindungen zu Gericht fizen und einen Indizienbeweis gleichsam nur dreißig geben. Oder er hat nur dreißig im Besiz. Der Bäcker darüber aufnehmen, voir welcher Empfindung ein Schriftsteller flipp leidet es nicht. Er will dem Mann das Brot wieder nehmen. Der und klar bejeelt war. Jeder Schriftsteller, der jemals raisonmirt will von seinem Brot nicht lassen. Rasch eilen ein paar oder kritisirt hat, weiß aus ganz persönlicher Erfahrung, wie von Gruppen vont Zuschauern herbei. Vielleicht ist der phy- befreundeter so gut, als von feindlicher Seite gerade sein Sentiment fische Kontrast zwischen dem Bäckermeister und dem Oft wägt man das Wort, um vorsichtig dem Mann, mißdeutet wurde. der für das Brot mir 30 Centefimi auslegen fann, zu groß. Auf Der Andere ist doch und nicht verletzend Kritik zit üben. empört, und der einen Seite üppige Fülle, auf der anderen mitleiderregende der leisesten Mahnung erkennt er mir Wie viel verhängnißvolle Irrthümer find Dürftigkeit. Kurz, dieser fleine Anlaß genügt und wie ein Wirbel- höhnische Abficht. sturm raft die Revolte durch die Stadt. Kein Mensch kann sich bei Judizienbeweisen schon vorgekommen, und es handelte sich doch Rechenschaft ablegen, wie und woher dies plötzliche Aufflammen. da um Thatsachen. Wie will man auf grund von Indizien das Spontan geht es, wie ein elektrischer Schlag, durch die Menge. Gefühl irgend eines Schriftstellers vor Gericht jeziren? Harden, der Niemand ist da, der die Führung übernimmt oder sie über- Verfasser des König- Otto- Artikels, sprach von zwei geistig um­nehmen könnte. Niemand ist da, der die Kräfte vertheilte, der ab- nachteten Personen, vom Bayerntönig und vom Dichter- Philosophen mahnen oder beschwichtigen tönnte. Das Verhängniß nimmt seinen Niegiche! Diese Zusammenstellung allein war ein Indigium. Der Schrift Gang. Es ist etwas Beklemmendes, unsäglich Trauriges um diese steller sollte neben dem König nicht einen Namen wie Nietzsche   nemmen. Hungerrevolten. Von der Hoffnungsfreude, dem Optimismus und Ja, dann ist aber jede allgemeinere Betrachtung bedroht. Wer wird der muthigen Luft, die im wirklichen großen revolutionären Beginnen denn von einem Fürsten verlangen, daß er leiste, was irgend ein liegt, das einer Idee zum Sieg verhelfen will, ist die dumpfe Hunger- instlerisches Genie leistet? Und im gegebenen Falle läßt sich ja revolte weit, weit fern. Als die Revolutionssoldaten Frankreichs   ins Feld zogen, hatten sie ihren stolzen Feiergesang, die Marseillaise  . In den Wirbelstürmen, die jetzt Italien   heimsuchen, kennen die Revoltiren den keinen Gefang; nur einen grimmen Aufschrei.

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nichts vergleichen. Nietzsche   durfte doch blendende Werke veröffent lichen, ehe er frank wurde. Ihre Künstlerische Form tann selbst den erfreuen, der die philosophischen Grundideen Nietzsche's   gewiß nicht theilt. Aber der unglüdliche Otto durfte ja gar nicht zur Entfaltung So klar und scharf Art und Wesen dieser Ausbrüche zu erkennen kommen. Er war längst frant, ehe er König geworden war. find, die Sündenböde werden dennoch in der sozialistischen   Bewegung Das Richten über schriftstellerische Empfindungen ist eine eigent gesucht. Man denkt und empfindet in den herrschenden Kreisen Italiens   thümliche Sache. Wie oft gehen die Meinungen über irgend ein genau so wie die ritterlichen Magyaren, die ein paar hundert Sozia- Werk felbst bei feinfühligen kritischen Asthetikern auseinander. Der listen abfaffen, verhaften und in Gefängnisse sperren und nun eine meint, hier war der Verfasser ironisch, der andere fühlt keinerlei glauben, die vielen Laufende ihrer Landsllaven vor verzweifelten Ironie heraus. Wer wollte vor Gericht so bestimmt die Empfin Thaten warnen" zu können. Der lächerlichste Widerfinn, die albernste dungen eines Literaten messen und wägen? Sie sind ja wandelbar Berleumdung wird hervorgeholt, um zu beweisen, daß die jäh auf selbst während der Arbeit. Eoll das sensible Literatengeschlecht noch Alpha. brechenden Erschütterungen im Voltstörper von langer Hand" vor- immer weiter eingeschüchtert werden? bereitet jeien, daß eine planmäßige Agitation im Finstern schleiche, und was dergleichen Dinge mehr sind. Mögen die Thatsachen das Sprunghafte in den Geschehnissen, die völlige Erschöpfung nach jedem verzweifelten Ausbruch noch so grell beleuchten, daß hier von teinent-0- Neue Geleise. Der Sekretär Brand tonnte nicht schlafen. planvoll geführten Krieg die Rede sein kann, daß man es mit trampf- Sonst hatte er, tros seiner sechzig Jahre, sich immer einer gesunden haften Zudungen eines verelendeten Volles zu thun hat: Die Wahr- Nachtruhe erfreut. Um halb elf Uhr ging er in sein Zimmer und

Kleines Feuilleton.

-o- Nene