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Diesmal jedoch war es dem Sekretär, fchwer geworden, seinen Bruder zu beruhigen und zu stärken, ihm seine Zuversicht und seinen Muth wiederzugeben. Aber da der Sekretär wußte, daß er der einzige Mensch war, dem sich der Bruder anvertraute, dem er zeigte, daß auch er nicht eine unerschöpfliche, stets gleich starke Kraft befize, fühlte er sich gezwungen, ihm ein Helfer und Erfrischer zu sein.
wollte?
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spätestens um elf Uhr war er eingeschlafen. Hente aber hatte er auch und Cetverbs3iveige ebenso würdig und einladend zu sein, als der außergewöhnliche Aufregungen gehabt. Sein Bruder, der Maschinen in seiner vollen Sommerpracht unvergleichliche Wiener Prater , und fabritant, war am Abend zum Besuche gekommen. Das war ein besonderes so erstand in dieser glorreichen Ausstellung eine der schlimmsten Ereigniß. Der Fabrikant kam immer nur, wenn ihn Sorgen quäiten, wenn Kunstblamagen unserer Zeit. Die Errichtung eines Richard er über irgend etwas ins Klare kommen wollte. Solche Stunden aber Wagner- Deutmals in Berlin soll der Zweck dieser Veranstaltung sein. tamen recht selten vor, denn der Fabrikant gehörte zu den Menschen, Ohne Zweifel wären dem in der Reichshauptstadt sich konzentrirenden die gerne von fich sagen, daß sie mit allem allein fertig werden, daß Musikleben Deutschlands aus aller Weft die reichsten, interessantesten fie feine Stüße, feinen Nath brauchen. Er kam darum auch nie zum und anziehendsten Mittel zur Verfügung gestellt worden, hätten jene Sekretär um einer Aussprache wegen, um einen Beistand, sondern mur Persönlichkeiten und Körperschaften, auf deren reichliche Beiträge auf Besuch. Beim Plaudern, wenn man unter der Gas- man gewiß gerechnet, Vertrauen zur glücklichen Verwirklichung des trone am breiten, braunen Ehtisch saß oder vom Balkon Grundgedankens der ganzen Unternehmung erlangt. Aber ein Blick aus über die Eisenbahn nach den Feldern und dem dunklen Grune- in dieses vielstöckige, vom Straßenlärm umbrandete und in einer wald blickte, wurde ganz selbstverständlich nach den Familienverhält engen Südstraße gelegene Haus mußte zur traurigen Erkenntniß nissen und dem Gang der Geschäfte gefragt. In der leichten Form führen, daß diese gleichmäßigen, kahlen Zimmerfluchten, in denen der Unterhaltung berieth man sich. Der Fabrilant brauchte nicht Hoflicht und Korridorduntel einen verstimmenden Kampf aufführen, um Rath zu bitten und konnte doch vollkommen fest in seinen Ab- feine stimmungserregenden und kunstgeweihten Stätten bilden fichten nach seiner Fabrik zurückkehren, die mitten in dem Arbeiter fönnen. Dies Uebel wurde noch durch die Phantasien eines viertel lag. Gschuas- Geschmades verschärft, welcher die Wandpfeilerflächen der vier Hofseiten mit mitleidslos langgestreckten Figuren aus Wagnerschen Opern und die Querflächen zwischen den einzelnen Stockwerken mit Stillleben schmücken zu müssen glaubte, in welchen Blumen, Früchte, Musikinstrumente, Noten- und Komponistentöpfe sich zu einem Chaos zugleich schmerzhafter und heiterer Tragikomit und Jahrmarktsnaivetät vereinigten. Dieser traurigen Unterkunft entDer Fabrikant hatte ihm erzählt, daß seine Arbeiter streifen spricht die geradezu beschämende und erschreckende Inhaltlosigkeit wollten. Sie verlangten eine durchgreifende Kürzung der Arbeits- dieser Ausstellung. Gerade von Dokumenten, Autogrammen, Reliquien, zeit und eine Lohnerhöhung, die den durch die verkürzte Arbeits- Partiturschriften, Albumwidmungen, Entwürfen des Meisters, zu dessen zeit eintretenden Ausfall am Verdienste wieder ausgleichen Ehren die ganze Sache inszenirt ward, ist nicht ein bedeutendes follte. Sie waren Beide in der Entrüstung über diese Forderungen Stück zu sehen. Wo blieben die werthvollen autographen Schätze einig. Wie durften die Arbeiter es wagen, ihren" Brotherrn" der Privatleute und Verleger, wo die Familie Wagner's, wo die vorschreiben zu wollen, wie lange er in seiner Fabrik arbeiten lassen zahlreichen Vereine und Museen seines Namens? Dafür werden die Das tam aber nur daher, daß einige große Fabriken den Besucher mit sehr überflüssigen Jahresberichten und vergilbten Achtstundentag eingeführt hatten mit Erfolg. Netter Erfolg Photographien, verstaubten Partituralterthümern und Manuskripten ihnen sollte man nicht erzählen, daß in acht Stunden eben so viel halbvergessener oder der musikalischen Durchnittskenntniß ganz ungeschafft werden könne, wie in zehn Stunden. Mit diesen neuen bekannter Musiker entschädigt. Das Werthvolle der Ausstellung ist Moden verdarb man ja die ganze Arbeiterschaft! Da mußte sie ja einzig in der königlichen Instrumentenjanımlung zu suchen. Die anspruchsvoll und forderungsfüchtig werden. Man hatte eben in allem lehrreiche Betrachtung, wie sich die Epochen der Juftrumentalbaukunft die alten Geleise, die soliden Bahnen des Geschäftswesens ver- in der mannigfachen Konstruktion und künstlerischen äußeren Auslassen. Am liebsten hätte man wohl gar die Arbeiter zu schmückung von einander schieden, vertieft sich noch durch das BeMittheilhabern ernannt?!.. Wie üppig jetzt diese Arbeiter wußtsein, daß diese dünnen, daß diese dünnen, zitherartigen und feelenlosen lebten! Sie hatten doch schließlich zu essen und Zeit zum Clavicymbaltöne einst der großen inneren Tonivelt J. Seb. Bach's fchlafen ließ man ihnen auch. Jetzt wollten fie sogar noch Zeit und Mozart's genügten, und daß selbst der Wiener Flügel haben, um sich bilden und ihre Kinder besser erziehen zu können. Karl Maria von Weber's und das vom Londoner Erard 1832 Und dann wollten sie auch bessere Schulen und was nicht noch Mendelssohn geschenkte Klavier angesichts der Fabrikate unserer alles! Ja, jie nahmen es sich sogar heraus, auch an den höheren Gegenwart wie Ton- Echos einer fernen, verklungenen InstrumentalKulturgenüssen theilnehmen zu wollen Naivetät sich ausnehmen. Aber wozu für die Besichtigung dieser gewiß hochbedeutenden Instrumentensammlung Entree zahlen, wenn fie alltäglich am Schinkelplay unentgeltlich zu bewundern ist? Nennen wir noch aus der, mit etwas liebhaberischer Kritiklosigkeit zusammengestellten musithistorischen Sammlung des Herrn Nicolas Manstopf ersten Aufführungen des Freischütz " und des„ Oberon" unter Weber in London , ferner eine hübsche Porträtreihe von Berlioz und seiner Gattin Henriette Smithson, einige, in ihrem Inhalte eben nicht bedeutende Briefe berühmter Opernfompositeure, mehrere ausgelassen lustige, französische Karrikaturen und schließlich Die Arbeiter wollten es garnicht mehr mit ihren Brotgebern aus dem Besitze der Frau Marie v. Bülow die f- dur- Symphonie und Brahms halten. Sie meinten sogar, er halte es ja auch nicht mit ihnen, bon Autograph Wagner's so haben sondern entlasse fie ganz einfach, wenn die Arbeit knapp würde. wir alles für den Forscher Wichtige, für den Liebhaber und Dilettanten Jutereffante, für den Laien Wissens- und Sehenswerthe mitgetheilt. Demi unsere hervorragenden Verlags- und InstrumentenFirmen glänzen durch Abwesenheit, und was an Theaterausstattungswesen, Theaterplänen, Dekorationsstizzen 2c. zu sehen ist, erhebt sich kaum über das Niveau geschickt arrangirter Auslagefästen. Jeden flar und unbeeinflußt urtheilenden Beschauer dieses Berrbildes einer Kunstausstellung wird die nicht wegzuleugnende Thatsache, auf solche Weise den thatenträftigen Beistand für die Ehrung des deutscher Tondichters geschädigt zu sehen, mit Scham und Untvillen erfüllen
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Das ging doch entschieden nicht. Aber an diesen Forderungen waren nur die schuld, die den Arbeitern entgegentamen auf den „ neuen Geleijen". Doch der Fabrikant wollte ihnen schon zeigen, daß er der Herr fei. Der Sekretär hatte seinen Bruder in dieser Absicht bestärkt. Die Arbeiter wollten gewiß nur eine frivole Kraft- in Frankfurt a. M. die ehrwürdig nachgedunkelten Theaterzetteln der probe machen. Geld würde es ja dem Fabrikanten kosten aber er müsse der Ueberlegene bleiben.
Ja, und dann verlangten sie noch Abschaffung der Ueberstunden. Jetzt gerade, wo soviel fertig zu stellen war! Sie hatten sich sogar erlaubt, ihm zu sagen, er könne Doppelschicht einführen.
Der Sekretär hatte seinem Bruder das Versprechen abgenommen, den Arbeitern unter keiner Bedingung etwas zu bewilligen. Wenn andere Fabrikanten so leichtsinnig waren, er sollte auf den guten, altbewährten Wegen bleiben...
Diese Nachrichten hatten den Sekretär so aufgebracht, daß er sich noch einmal vom Bett erhob und sich zum Fenster hinausbeugte, um den Kopf zu fühlen. In diesem Augenblick fuhr der letzte Zug auf der Berbindungsbahn vorbei. Nun mußte die große, dunkle Nachtruhe tommen. Doch da fiel ein greller Schein vom Bahnhof her. Ein großer Trupp Arbeiter näherte sich. Mehrere trugen Ständer, aus denen helle Flammen emporloderten. Sie setzten die Ständer nieder und machten sich daran, die alten Schienen auszulösen. Ihr Geflopfe und Gehämmer drang laut durch die Stille. Andere, die nach und nach in den Lichtschein traten, schleppten schweigend neue Schienen herbei. Der Schatten der Arbeitenden fiel lang und breit über die Umgebung.
Der Gefretär starrte mit großen Augen in dieses seltsame Nachttreiben. Die ergreifende Stimmung, die von der Thätigkeit der Schienenleger ausging, ließ ihm zum Bewußtsein kommen, daß die moderne Zeit Bedürfnisse hervorbringt, die früher ganz unbekannt waren. Das Legen der neuen Geleise Ja, ja. Die neuen Geleije mußten wohl gelegt werden?!... Er blieb noch lange wach.
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Eine Berliner Musikausstellung. Der große Unterhaltungserfolg der Wiener Musilausstellung im Jahre 1892 hat den Wig einiger Ehrgeizlinge, welche so gerne als Führer des musikalischen Berlin pofiren möchten, zu einem ohnmächtigen Größen wahn emporgeftachelt. Die falte Fabritsarchitektonit des Meßpalastes in der Alexandrinenstraße schien den Herren als Rahmen einer Ausstellung für Musik und der mit ihr in Beziehung stehenden Kunst
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Geographisches.
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- Jm Maiheft der dänischen Zeitschrift Nord og Syd" ver öffentlicht Frithjof Nansen einen Artikel: Wie der Nordpo erreicht werden wird", dessen Hauptinhalt wir hier wieder. geben. Nach einigen Bemerkungen über die Ansichten früherei Geographen bezüglich der Frage, ob es Land am Nordpol giebt, erklärt Nansen, er zweifle nicht daran, daß das 2000 Faden tiefe eisgefüllte Meer, über welches" Fram" auf seiner Fahri einhertrieb, auch den Pol selbst bedeckt. Auf der europäischasiatischen Seite des Bols ist dieses Meer schon derart untersucht worden, daß kaum viel unbekanntes Land dort entdeckt werden fann; anders aber verhält es sich mit der amerikanischen Seite, wo es die Möglichkeit giebt, noch unbekannte Landstrecken und Inseln zu entdecken. Wie aber die noch unbekannten Theile diefes Meeres untersuchen? Auf diese Frage antwortet Nansen, daß es mehrere Mittel giebt, und daß seiner Ansicht nach jedes von diesen gute Resultate bringen wird. Das erste und beste bleibt doch die Fram" Methode, die einen wissenschaftliche Forschungen er möglichenden längeren Aufenthalt im Polarmeere gestattet. Nansen beschreibt den Plan einer solchen Expedition:„ Es ist meine Anficht, daß die Expedition gegen Norden durch die Behringsstraße gehen und in das Eis in nördlicher oder vielleicht eher nordöstlicher