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Flachlandschaft" von Robert Ruß  . Aber Energie und kraftvolle| Engländer ist auf den internationalen Plätzen, wie sie Baris und Temperamente scheinen zur Zeit bei den Wienern nicht daheim München   für die Kunst bedeuten, viel, viel mehr zu Hause, als der zu fein. Deutsche   etwa in Paris   oder London   es wäre.

Es gelang auch dieser Kommission nicht, die nichtdeutsche Kunst völlig auszuschließen. Ein paar englische Maler, die sich der Münchener  Sezession anzuschließen pflegen, mußten berücksichtigt werden. Spanier und Italiener  , die für die internationalen Liebhaber arbeiten, sowie die Niederländer haben etliche Gemälde eingesandt. Auch unter ihnen finden sich jene erstklassigen Bilder nicht, die eine Haupt anziehung der Ausstellungen bilden, sei es, daß sie umstritten, sei es, daß sie anerkannt werden.

Eins der fesselndsten Bildnisse der Ausstellung rührt ebenfalls von einem Ausländer her, es ist von dem Brüsseler   Verheyden ge­malt und stellt den originellsten Bildhauer im heutigen Belgien  , Herrn Constantin Meunier   dar. In nachdenklicher, ein wenig vorn übergebeugter Haltung steht Meunier da, nachsinnend, mit einem Leidenszug ist das Geficht aufgefaßt. Sonst fehlen einige der treff lichen Landschafter Belgiens   nicht, wie Constens und Mesdag. Von den Spaniern, die in Rom   leben, sei auf ein bemerkens­werthes, lebensvolles Herrenbildniß von José Villegas hin gewiesen.

Es ist gewiß ein Jammer mit den jährlichen Massenmärkten. Woher sollten auch alle Jahre die großen Thaten kommen? Es wird meist nur eine ganz bescheidene Ausbeute möglich sein. Will man jedoch mit den Jahresausstellungen, in denen so viele Hoffnungen der Künstler begraben werden, nicht brechen, so muß man wenigstens zu dem früheren System der internationalen Kunstschau zurückkehren. Auf sich allein gestellt, oder vorzugsweise auf sich gestellt, bietet Berlin   zu wenig Anregung. Die Erfahrung könnte man aus der diesjährigen Ausstellung geschöpft haben.- Alpha.

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Kleines Feuilleton.

Auf der ersten Jubiläumsausstellung in Berlin   war das Er­scheinen Englands eine Ueberraschung. Es sind seitdem mehr als zehn Jahre verflossen, und das Vorurtheil, das damals gründlich be­feitigt wurde, ist nun völlig entwurzelt. Damals war es Grund­say, den Engländern in den Künsten Werth abzusprechen. Nur Lohengrin's Schwan auf der Themse  . In London   war Wenige wußten von dem individuellen Reichthum, der fich dieser Tage eine ebenso reizende wie zweckmäßige Erfindung zu in insularer Abgeschlossenheit in England entwickelt hatte. sehen, bei der Lohengrin's Schwan eine Hauptrolle spielt, und die Heute weiß man, in welchem Irrthum man befangen war und den Marine- Ingenieuren, und Schiffsbauern auf der Themse   vor­welchen Vormarsch England, besonders in funstgewerblicher Beziehung, geführt wurde. Die Idee, die dieser Erfindung zu grunde liegt, be­genommen hat. Der phantasievolle Robert Fowler, der in München   zweckt, das Geräusch und die Vibrationen der in den Schiffstörpern zuerst auf dem Kontinent bekannt wurde, ist nun auch in Berlin   mit befindlichen Motoren dadurch zu vermeiden, daß die letzteren mehreren Gemälden erschienen( Beginnende Nacht, Apollo und die nicht in den Fahrzeugen selbst angebracht, sondern in einem Musen, Der alte Matrose); nicht so sehr von weicher Empfindung Miniaturschiffchen eingebaut und dann, ähnlich wie die Loko­erfüllt, freier und lebhafter, find die luftigen Phantasien des be­motiven zu Lande, als Vorspann für die Fahrzeuge zu rühmten Walter Crane  ; Brangwyn bleibt seiner Manier treu, Wasser verwendet werden. Die neue Propulsionsmethode ist zunächst seine Bilder, wie den Bacchusgang, nach dekorativen Absichten hin- nur als Treibkraft für Boote auf Flüssen und anderen Binnen­zumalen. Sie sehen aus wie alte Gobelins. Auch diese Manier hat gewässern gedacht. Sie erfüllt diesen Zweck, wie die Versuche Freunde und Verehrer. gewonnen. Hubert Herkomer  , ergeben haben, in vorzüglichster Weise. Der kleine schwimmende Bayer bon Geburt, aber vollständig in dem englischen Schraubenpropreller, mit welchem die Versuche auf der Themse   statt­Wesen aufgegangen, bringt nebst dem Porträt des fanden, war durch eine Aluminiumhülfe in der Form eines Schivanes, Brinzregenten ein interessantes Bildniß von Booth, dem General der nur etwas gräßer war als ein wirklicher Schwan, vollständig der Heilsarmee. eingedeckt. Die Verkuppelung des Motors mit dem Boote erfolgte einfach durch Einhaken einer am Bug des Kahnes befindlichen und dort prorofirend befestigten eisernen Stange in einen über die Schiffsschraube hinausragenden Ring des vorgespannten Maschinchens. Der Propeller wird entweder durch den elektrischen Strom einer Affumulatorenbatterie oder durch eine kleine Petroleum- resp. Aethermaschine in Umdrehungen versetzt, während das Ingang­setzen oder Abstellen durch Umlegen eines Hebels erfolgt. Das Ankuppeln des Motors fann an jedem gewöhnlichen Boote erfolgen, an dessen Bug nur die Zugstange angebracht worden ist. Zweckmäßiger und weit hübscher ist es indessen, dem Boots­förper eine eigenartige Gestalt zu verleihen, wie dies bei dem Versuchsboote der Fall war. Dies war in Form einer venetianischen Gondel gebaut, deren Rudervorrichtungen zwar vorhanden waren, aber nicht benutzt wurden. Im Bug derselben befand sich ein be­fonderer Sitz für die das Fahrzeug lenkende Person, welche das Steuern Den Stulpturen ist, wie bereits im Vorbericht erwähnt wurde, des Schwanes, ähnlich wie beim Lenten eines Pferdes mit Hilfe diesmal ein ziemlich reicher Raum bemessen worden. Es ist un- zweier Zügel bewerkstelligte. Bei der Versuchsfahrt auf der Themse  möglich, sie an dieser Stelle anders als summarisch zu würdigen. erfolgte diefes Lenken durch eine junge Dame, die das Manövriren Berlin   ist in seinen Bildwerken lebendiger, vorgeschrittener, als im des mit 6 Passagieren besetzten Bootes mit bemerkenswerther Ge­Durchschnitt seiner Gemälde. Es giebt зи thun in Berlin  , schicklichkeit ausführte. Ein Ponywagen hätte jedenfalls nicht so leicht und das allein führt zu mannigfachen Anregungen. Von wie das neue Lohengrinboot gehandhabt werden können, denn Max Kruse ist eine hübsche Sammelausstellung veran die junge Führerin ließ das Fahrzeug mit voller oder halber Ge­ſtaltet, in der auch die Art, wie Kruse die Holztechnit schwindigkeit vor und zurückgehen, wendete dasselbe in einem Kreise, z. B. bei den Büsten Hauptmann's, Liebermann's, der Mutter des dessen Durchmesser nicht viel größer war als die Länge des Bootes, Künstlers handhabt, Aufmerksamkeit verdient. Eine zweite Sammel- oder ließ es augenblicklich halten. Die zweckmäßige Erfindung, ausstellung zeigt eine Anzahl von Arbeiten des früh verstorbenen welche sich voraussichtlich rasch verbreiten wird, hat nicht nur in den Nicolaus Geiger. Gustav Eberlein   hat mehrere seiner lieblich be- Kreifen der Freunde des Wassersports, sondern auch bei den engli­wegten Gruppen zur Schaut gestellt. Ein Bildwerk Eberlein's: schen Künstlern und zumal bei den Bildhauern das größte Interesse Goethe betrachtet Schiller's Schädel" hätte ich mir empfindungs- erweckt. Schon sind zahlreiche der letzteren damit beschäftigt, neue voller gedacht. Die meisten Besucher in der Abtheilung für Gebilde für Verdeckung der kleinen Motore zu entwerfen. Stulpturen wird sicherlich van der Stappen's Sammelausstellung anlocken. Bei diesem Ausländer hat die strenge Jurh eine Aus­nahnie gestattet und ihm einen ganzen Saal eingeräumt. Freilich ist van der Stappen belgischer Akademiedirektor.

In der Abtheilung für Stiche und Radirungen findet sich manches interessante Blatt, wie von Hans am Ende  , M. Branden burg und anderen; aber wesentlich Neues ist nicht aufzufinden. Manchem der Leser wird vielleicht ein Zyklus von Radirungen, die den Weberaufstand illustriren, von Käthie Kollwig anziehen.

Kunst.

Ein belgisches Komitee, dem hervorragende Mitglieder der Künstler- und Beamtenwelt dieses Landes angehören, läßt Ein­Die Sammelausstellung ist jedenfalls von Bedeutung. Einladungen zu einem internationalen Kongreß für fräftiger und geistvoller Bildner ist van der Stappen. Das ersicht öffentliche Kunst" nach Brüssel   ergehen. Aufgefordert. zur man aus seinen Bronzebildnissen und Statuetten, wie aus den Betheiligung werden Regierungen und Gemeinden, künstlerische und martigen Städte- Erbauern". gelehrte Körperschaften, Künstler und Aesthetiker aller Länder. Der

Man weiß, daß der Besuch der großen Kunstausstellungen von Kongreß soll vom 24. bis zum 28. September d. J. dauern. Die Berlin   nicht allein vom Werth des Gebotenen abhängt. Der Aus- Fragen, die erörtert werden sollen, sind eingehender Besprechung stellungspark in Moabit  , die Promenaden bei Militärmusik, freund- werth. Zu erwähnen sind besonders folgende:" Ist es angezeigt, liche Sommertage, großstädtisch geselliges Leben: das alles wirkt daß die Behörden in Angelegenheiten der öffentlichen Kunst ein­mit, um den Berliner   Ausstellungen auf alle Fälle eine greifen?" Ist es angezeigt, daß die Machtbefugnisse der Behörden in finanzielle Garantie zu bieten. Allein es bleibt doch frag- Hinblick auf das Aesthetische ausgedehnt werden, namentlich was lich, ob auf die Dauer das ganze Ausstellungswesen nicht Straßen und Gebäude betrifft?"" Wie muß man die Erzesse ge­beeinträchtigt würde, wenn man fortführe, sich so zu beschränken, schmackloser Reklame bekämpfen, die das Bild der Städte und Land­wie man es in den letzten Jahren übt. Vom Wetteifer mit München   schaften verdirbt?" Welche Rolle soll die Aesthetik in Erziehung ist feine Spur mehr; noch ein paar solcher Ausstellungen, wie die und Unterricht spielen? Welche Methoden sind eventuell für diesen diesjährige, deren gute Einzelheiten nicht verkannt werden sollen, Zweck zu empfehlen?"" Giebt es Maßregeln, durch welche die Behörden und es tritt völlige Gleichgiltigkeit und Abgeſtumpftheit ein. Die auf die ästhetische Entwickelung der Bevölkerung wirken fönnen?" pflichtgemäß ausgeführten Zeitungsberichte, und seien sie noch so Künstlerische Plakate und illustrirte Bücher zum Zwecke der Volks Totalpatriotisch gefärbt, tönnen tein wärmeres Interesse wachrufen, erziehung."" Ist es nicht angezeigt, für die verschiedenen Zweige des wenn nichts da ist, woran sich das Publikum enthusiasmiren könnte, Kunstgewerbes praktische Schulen zu schaffen?" Belgien   steht in der oder warum es zu kämpfen lohnt. Gegenwart, was planmäßigen und allgemeinen Kunstbetrieb angeht, Heimische Künstler weisen gerne auf London   hin, wenn sie mit vor allem auch im Kunstgewerbe, allen anderen Ländern voran. Man Ingrimm auf internationale Veranstaltungen zu sprechen kommen. darf daher erwarten, daß diese Bewegung zu praktischen Resultaten Es ist wahr, die Künstlerschaft von London   hält sich gerne ab- gelangen wird. Die Idee, daß Behörden Machtbefugnisse" auch in geschlossen. Aber sie ist reicher an Persönlichkeiten, der kaufträftigel ästhetischen Fragen erhalten sollen, ist an sich nicht so übel. Nur

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