474
"
Züchtiges aus ihm werden. Er ist ja noch so jung, erst der Grafen von Hohenlohe geschieden, meil er für treue Amtsführung nur mit zwanzig Jahr alt, und hält große Stücke auf Dich, just weil seine lange und dem Du den Göz gefangen nahmst, den er so sehr bewundert." schwärzesten Undank belohnt worden war. Sein eigenes „ Er ist jung, ja, aber sein Kopf ist alt," versetzte Herr Vermögen hatte er in ihrem Interesse zugesetzt, und Florian ernst. Da er ein jüngerer Sohn ist, so berechnet er war so arm davon gegangen, daß er bei dem er, wessen Schultern start genug sein möchten, um ihn in die Vater seiner Gattin zu Wimpfen im Thale , unterhalb HeilHöhe zu heben." bronn, zu wohnen genöthigt war. Zwar hatten die Grafen ,, Am verhaßtesten ist es ihm, daß ein Grumbach bei ihm für seine Forderungen die Einfünfte eines ihrer Güter einem Pfaffen zu Lehen gehen soll, mag er sich auch Herzog überwiesen, aber sie hatten dieselben bereits für sich einin Franken nennen," bemerkte die junge Frau noch, und gezogen, als er sie erheben wollte, und so war er fortgegangen. vollends bei dem jetzigen Bischof Konrad von Thüngen , der ezt hatte er bei dem Reichs- Kammergericht die Rechte zweier ein strenger und grausamer Mann sein soll." Unterthanen der Grafen , die jene ebenso ungerecht wie hart gestraft hatten, verfochten und den Prozeß gewonnen. Er schloß: Wer die Grafen Albrecht und Jörg von Hohenlohe fennt, der wird von ihnen keine Gerechtigkeit, geschweige Milde erwarten. Gegen mich haben sie bei dieser Gelegenheit zum Undant den Schimpf gefügt, indem sie meine Ehrlichkeit verdächtigten. So sind die Herren!" ed of 19]( hilpor
"
" Das ist er in der That und die Bürgerschaft von Würz burg ist ihm darum feind," bestätigte ihr Gatte. Nun, ich will versuchen, ob ich den jungen Burschen für den Geist der neuen Zeit gewinnen kann, die der Welt einen anderen Mittelpunkt sezt als das eigene Ich." 169
pool
( Fortsetzung folgt.) padnuget
( Nachdruck verboten.)
Im Wahllokal. Wahllokal. 19
In einem Wahlkreise des Westens von Berlin . An dem langen Tische des Wahllokals fizen die Herren des Wahlbureaus. Die breite behäbige Figur des Vorsitzenden mit dem Lächeln in dem fettglänzenden Geficht verräth den reichgewordenen Fleischermeister, der iegt als Hausbefizer und Rentier im beschaulichen Nichtsthun sein noch voraussichtlich recht langes Leben beschließt. Neben ihm sikt der Protokollführer, ein schneidiger junger Assessor, dessen haltung und Frisur den Reservelieutenant verräth. Er wohnt im Hause des Herrn Vorsitzenden. Und ringsum die Beifizer, alles wohlgenährte Herren, auf deren Bäuchlein die dicke Uhrkette tanzt. Sie sind wohl
Er selbst hatte das Vertrauen auf den Sieg der neuen Zeit nicht verloren, wenn auch Sidingen's Unternehmen gescheitert war. Hutten's schnell auflodernde Begeisterung und überwältigende Beredsamkeit besaß er nicht; nachdem er aber für dessen Ideen einmal fich erwärmt hatte, erfaltete er auch nicht wieder. Auf die That gestellt, wie sein Freund auf das Wort, sann sein praktischer Verstand unablässig auf die Mittel, seine Ueberzeugung zu bethätigen. Er hatte daher keine Zeit verloren, die durch Sickingen's Fall und Hutten's Tod zerrissenen Fäden wieder zusammen und neue Verbindungen anzuknüpfen. Mußte das Schwert ruhen, um so fleißiger führte er die Feder, und er bedurfte dazu feines fogenannten Briefdichters. Alle helleren Köpfe waren von der Erkenntniß erfüllt, daß die kirchlichen, sozialen und politischen Zustände im Reiche unhaltbar geworden seien und reformirt werden müßten. In dieser Ueberzeugung fanden sie sich leicht zusammen, und auf Burg Giebelstadt gingen die Briefboten aus und ein, zuweilen in seltsamer Gestalt. auch meist Hausbefizer oder Rentiers, einer verräth durch seine aufHufschlag auf dem Burghofe veranlaßte Herrn Florian, sich vom Tische zu erheben. Es ist ein Fremder," sagte er, in den Hof blickend, wo ein Reiter in einem langen, dunkeln Mantel und einer Pelzkappe, deren Schirm er tief über die Augen gezogen hatte, von einem starffnochigen Gaule stieg. Hinter dem Sattel war ein Mantelsack aufgefchnallt. Frau Barbara war hinter ihren Gatten getreten und sah noch, wie der Fremde dem Schlosse zuschritt, während ein Knecht das Pferd in den Stall führte. Sporenklirrende Schritte näherten fich dem Gemach, und der Fremde trat mit gelüpfter Pelztappe über die Schwelle. Er hatte einen geiftvollen Kopf mit leicht ergrautem Haar, und er sprach mit einer angenehmen Stimme: lf mis dio
„ Wir fahen uns noch nie, Herr Ritter ; aber die Freunde unserer Freunde sind ja die unferigen, und so kenne ich Euch bereits durch Euren brieflichen Verkehr mit meinem Freunde, dem kurmainzischen Keller Weigand zu Miltenberg . Mein Name ist Wendel Hipler ." sido int
Gott willkommen, Herr Kanzler!" rief der Hausherr angenehm überrascht und schüttelte dem Gaste kräftig die wohl gepflegte Rechte, von der er den Handschuh abgezogen hatte. " Leget ab und macht's Euch bequem." Todos
fallend elegantsitzende Kleidung den feinen Herrenschneider" mit dem großen Spiegelscheiben- Magazin. Nur einer ist ein schmächtiger, langaufgeschossener, blaffer Mann mit verbitterter Miene, ein Lehrer der bemittelten Streisen heranziehen. 1100 Boltsschule des Distrikts. Man mußte doch auch einen aus den un
Eben ist eine Pause in der Stimmenabgabe eingetreten. Der schneidige Protokollführer blättert in der Wahlliste, die gemüthlichen Herren führen ihre bereitliegenden Zigarren an den Mund. Ein Duft nach feinem Tabat verbreitet sich.
"
Es ist doch wirklich unglaublich, noch nicht ein anständiger Mensch ist zum Wählen dagewesen! Alles solch Hinterhausgefindel," schmarrt zialdemokraten, überall siegen, wenn die guten Leute zu Hause der Protokollführer.„ Kein Wunder, daß da diese Kerle, diese Sobleiben und nicht wählen kommen."
" Das ist wahr!" sagt einer der Dicken.„ Aus meinem Hause find bisher nur Hinterhäusler dagewesen. Diese Interesselofigkeit der Wohlhabenden ist unglaublich!"
,, Und diese mißtrauische Miene, mit der die Leute ihre Stimm zettel abgeben. Sie beobachten ganz genau, ob wir nicht den Zettel in der Manschette verschwinden lassen und einen andern in die Urne werfen!" lachte der gemüthliche Vorsteher.
Ja, natürlich", sagte der Garderobenhändler, wir, die Ausbeuter, find natürlich zu allen Rechtsverdrehungen fähig! Wenn es nach mir ginge, dürften diese Leute da überhaupt nicht wählen. Was thun sie denn für den Staat?... Die paar lumpigen Steuers
,, Erst gestattet, daß ich der edlen Burgfrau meine Ehr- groschen!" erbietung bezeige," antwortete Wendel Hipler , und ließ den" Ich denke doch", wagte der Schullehrer sich einzumischen,„ ich Worten mit feinem Anstande die That folgen.
Frau Barbara bestätigte den Willkomm des Nitters in schlichter Weise und fügte hinzu:" Ihr treffet uns beim Mahle, Herr Kanzler; so bitte ich denn, nehmet fürlieb." Aber ohne den Kanzler, schöne Frau; denn den habe ich den Grafen von Hohenlohe vor die Füße geworfen," er- t widerte Wendel Hipler mit einem leichten Lachen.no torio
möchte doch einwenden, daß die Leute ihre Steuerzahlungen viel schwerer empfinden, als die Wohlhabenden, und daß sie außerdem auf dem Wege der indirekten Steuern große Opfer.."
" So, das meinen Sie?" fiel ihm der Vorsitzende ins Wort. „ Na, Sie haben doch keine Ahnung, was unsereins an Steuern zahlen muß." Der Blick drückte ziemliche Berachtung aus.
Die Leute würden gern noch mehr zahlen, wenn sie nur Ihr Einkommen hätten," fagte der Schulmeister mit einem feinen Lächeln.
Florian Geyer und seine Frau waren beide erstaunt; Der Vorsitzende riß seine kleinen wässerigen Augen weit auf, und allein die Höflichkeit gestattete nicht, den Gast mit Fragen zu so wäre sicher eine kapitale Grobheit herausgekommen, wenn nicht in behelligen, so lange er noch nicht abgelegt hatte. Dieser selbst diesem Augenblick ein neuer Wähler eingetreten wäre. Ein großer schlanker Herr mit feinem, spißem schwarzem Bart, mit funkelndem Cylinder, in berichtete, während er seiner Kappe und feines Mantels sich schwarzem Gehrod, lichtgrauem Beinkleid und mit einem Spazierſtock entledigte und das Schwert abgürtete, welches er über einem mit goldenem Knopf in der Hand. Ein sehr bewegliches Geficht mit dicken Lederkoller ohne Aermet trug, daß er von Nürnberg lebhaft spielenden Augen hinter einem goldenen Kneifer. Mit eleganter 2019-00 komme und zu seinem Freunde in Miltenberg unterhaltung trat er an den Tisch: wegs sei; er habe daher die Gelegenheit benutzt, um Herrn Florian persönlich kennen zu lernen. Die Burgfrau entfernte fich unterdessen, um für den Gast ein Gedeck und einen edleren Wein auftragen zu lassen.
sin(„ Diese Reise," fuhr Herr Wendel fort und wärmte sich die Hände an dem Raminfeuer, bekräftigt nur die alte Lehr', daß man von einem Dornbusch eher Feigen als Dank von Fürsten erntet." Wie er erzählte, war er aus den Diensten
Bantier Dehnhardt, Xstraße 25."
Als er mit einer eleganten Verbeugung wieder hinausgegangen war, jagte der Garderobenhändler: Das ist ein Kerl, immer vornehm, jest fährt er wieder auf Gummi."
" Ja, aber zweimal soll er schon bankrott gemacht haben; doch ist er jedesmal hinterher noch vornehmer und eleganter. Nachweisen fann man ihm niemals' was, aber mit den Gerichten hat er schon genug zu thun gehabt," bemerkte lächelnd der Assessor.
112003199
" Und er verkehrt in den besten Finanzkreisen," fügte der.