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einer

antifen Prozessionsstatue. Eine ähnlich überraschende koloristische Wirkung, nur daß sie sich nicht aus so schroffen Gegenfäßen zusammen. fett, erzielt Stud mit seinem Harfen spielenden Meerweib", dessen goldbrauner Leib mit dem wildsehnsüchtigen Gesicht ganz von den fiefblauen Tinten des Meeres umspült wird.

Welt draußen erzählen. Die Pförtnerin des Klosters wies bleiche Geficht geben der steif stilifirten Figur, die mit Gabriele nach dem Garten, welcher auf drei Seiten von einer der Linken den Lanzenschaft umspannt und auf der Rechten cine Viktoria trägt, den monumentalen Charakter gewölbten Halle umschlossen war, die vierte Seite nach dem Thale   bildete die Stadtmauer. Schwester Lamperta luft­wandelte nicht einsam in dem Kreuzgange. Ein Mann in dunkleri Mantel und schmucklosem Barett ging ihr zur Seite. Beide Lehr Gabriele den Rücken. Die Dominikanerin ver­nahm das Rascheln der weiblichen Gewänder auf den Stein­fliesen zuerst. Ach, da bist Du ja endlich, mein füßes Kind," rief sie erfreut, indem sie sich umsah, uns watschelte dem Mädchen entgegen. Denn wie den Frommen alles, so war der ehr­würdigen Schwester Lamperta das Klosterleben zum besten ge­diehen. Sie war vortrefflich genährt und das runde Gesicht, das dem Besuch aus den weißen Binden unter schwarzem Schleier entgegenglänzte, strafte die reichlich vierzig Jahre ihres Daseins Lügen. Es war noch ganz glatt und schimmerte so weiß und rosig, als ob es nur eben mit Wachsfarben an­gestrichen wäre. Die Hand, die sie schon von ferne aus dem weiten Aermel ihrer weißen Kutte dem Mädchen entgegen­streckte und von dieser pflichtschuldigst geküßt wurde, hatte an stelle der Knöchel lauter Grübchen. Nein, wie reizend Du wieder aussiehst," fuhr sie fort und überflog mit kleinen ent­zückten Augen den schönen Besuch.

( Fortsetzung folgt.)

Die Ausstellung

der Münchener   Segellon.

I.

München  , Mitte Juni.

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Das Bedürfniß, zu stilifiren, das heißt die Natur wieder zu bestimmten fünstlerischen Zweden zu meistern und zurechtzustugen, eine bestimmte Auswahl von Linien und Farben zu treffen, um durch sie eine besondere Stimmung möglichst rein und klar zu veranschaulichen, macht sich überhaupt in der modernen Kunst mehr und mehr geltend, und diesem Neuidealismus, wie man zu sagen pflegt, huldigen Hans Thoma's  " Frühling in der Campagna", eine von strah­gerade die finnigsten Naturschwärmer. Man betrachte nur einmal lendem Sonnenschein überfluthete, blumige Wiese, auf der sich allerlei mythologisches Menschen- und Viehzeug mit einer treuherzig steifen Grazie herumtummelt eine antite Staffagelandschaft, die in ihrer naiven Naturauffassung vielfach an unsere alten deutschen Meister gemahnt. Und nun gar desselben Künstlers, Adam und Eva", das uns fast wie ein mittelalterliches Altarbild anmuthet und doch durch und durch modern empfunden ist: ein goldener Abendhimmel als Hintergrund, von dem sich die nackten Leiber des ersten Menschenpaares prächtig abheben die rothhaarige Eva die Hand lüstern nach dem goldenen Apfel des ihre Häupter überschattenden Baumastes ausstreckend, Adam, wie immer bei Thoma, mit hilflos blödem Gesichts­ausdruck danebenstehend hinter beiden, zwischen den seits lich gespreizten Knochenarmen das Leichentuch spannend, so die eine spanische Wand daß es fast in Schulterhöhe wie ganze Breite des Hintergrundes abschließt, der Tod born, das übliche Feigenblatt ersetzend, ein steif stilisirter Strauch, dessen hell­ein Ge grüne Zweige die Lendenpartien der Nackten umspielen mälde, das ebenso durch die klare und scharfe Ausprägung des ein­fachen Grundgedankens, wie durch den streng architektonischen Aufbau und die feinabgetönte Farbenharmonie den Beschauer, der sich seiner herben Schönheit ruhig überläßt, auch nachhaltig zu feffeln vermag. Den eigentlichen Brennpunkt der Ausstellung, um den sich für den unbefangenen Beobachter alles übrige gruppirt, bildet die reichhaltige Sammlung russischer und finnischer Ge­mälde, die beide, bei sehr verschiedenartiger Technik und großer Mannigfaltigkeit der malerischen Motive, doch ihren ganz besonderen nationalen Stempel an der Stirne tragen. Welch' melancholischer Reiz, den schwermüthigen Klängen des russischen Volksliedes vergleichbar, zittert über den düsteren Landschaften von Isaak Levitan   und Seroff! Die Sümpfe" des Engländers Natürlich haftet der Blick zuerst an den leider ziemlich Peppercorn sind mit ihren stumpfen Bäumen, ihrem grauen spärlich gefäten Bildern der großen deutschen Meister, die Himmel und graubraunem Wasser gewiß ein Bild trostloser Ver­heute schon überall als die Bahnbrecher der modernen Kunst lassenheit. Aber was hier gleichsam nur wie verhaltener Schmerz gefeiert werden. Der größte unter ihnen, Böcklin  , ist nur durch um die zuckenden Lippen spielt, das beginnt auf faat's Levi­ein kleines Gemälde vertreten, den Hüter des Geheimnisses", eine tan's" Ewiger Ruhe" zu klingen, tieftraurig und doch tröstlich wie Dies verwitterte Kirchlein auf düstere nackte Männergestalt, die, ein seltsames Geschmeide um die das Lied vom Allerlöser Tod. Lenden gegürtet, in der gesenkten Rechten den Hammer, die Linke der Felshöhe über dem Meer, umgeben von den verwahrlosten abwehrend erhoben, in einem dunkeln Gewölbe steht, in dessen Gräbern, hinausschauend auf das endlose Wasser, das bis zum Tiefe es geheimnißvoll aufleuchtet, wie rothglühendes Gold- umnebelten Horizonte seine bleigrauen Wellen treibt, der ganze ist das nicht ein zu Füßen des Riesen die hingestreckten Leichen zweier Gewapp- Himmel cin qualmendes graues Gewölk neten das Ganze nur Stimmung, zu der sich jeder Beschauer rührendes Sinnbild der grauen Unendlichkeit, in der alles Leben mit feine eigene Geschichte hinzudichten kann. Den schroffsten Gegen- all seinen bunten Farben untertauchen muß? saz zu dieser berückenden Phantastik bildet uhde's ganz der Wirklichkeit abgelauschte Porträtstudie ein alter Mann mit vollem grauen Lockenhaar, den energischen Kopf mit der röthlich gefunden Gesichtsfarbe fed zurückgeworfen, in zwangloser Morgentoilette, das Hemd am Halse offen, im langen grauen Rock, die Hofen unten auf­gefrempelt in der scharfen Charakteristik und der Einfachheit der aufgewendeten Mittel an die besten Arbeiten des berühmten Spaniers Velasquez   erinnernd. Neben diesem den vollengauber des wirklichen Lebens athmenden Meisterwerke macht Der Abschied des jungen Tobias", eine schlichte Verkörperung der bekannten biblischen Legende, die derselbe Künstler in einem anderen Saale ausgestellt hat, einen nur schwachen Eindruck.

Wer aufmerksamen Blids die Säle des Kunstausstellungs­gebäudes am hiesigen Königsplate durchwandert, in denen dieses Jahr die Mitglieder der sogenannten Sezeffion ihre Ausstellung ver­anstaltet haben, der hat sofort das behagliche Gefühl, daß jetzt der haftende Kampf um das Neue vorüber und an seine Stelle ein stilles, ruhiges Werden und Wachsen getreten ist. Nur vereinzelt beobachten wir noch an den ausgestellten Werken jenes unruhige Tasten und Tappen, das früher so häufig die Beschauer störte und verwirrte; fast überall dagegen ein sicheres Fortschreiten auf den einmal ein­geschlagenen neuen Bahnen, ein langsames Ausreifen der neuen Licht- und Farbenprobleme.

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Aehnliche Klagetöne hat Seroff in seinem verwachsenen Teich" in Farben übersetzt, und auch Levitan's letter Schnee" ist ein solches Stück slavischer Lyrit, nur daß hier das Grau der Gesammtstimmung durch helle, röthliche, gelbe und weiße Lichter fanft belebt wird.

Eine weiche, wehmüthige Frühlingsluft umspielt Nestor o w's beide Mönche", die sich, ein baumlanger und ein furzer Asket, unter den fnospenden Bäumen auf dem Kiesweg des Gartens spazierend der stumpfsinnigen Andacht des Brevirlesens hingeben. Die beiden scharfcharakterisirten Gestalten rühren wenigstens den Beschauer durch ihre warme Menschlichkeit, während die am Grabe knieende, enthauptete heilige Barbara  " desselben Künstlers, der vom Boden der eigene Kopf entgegengrinst, während vom Himmel her sich eine strahlende Märtyrertrone dem topflosen Halsstumpf nähert, durch die aller Malkunst spottende Geschmacklosigkeit der tirchlichen Legende jeden Unbefangenen einfach anividert.

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Und doch möchte ich diesem Kleinen Genrebilde vor Franz Stud's Kreuzigung", die sich schon äußerlich viel anspruchsvoller darstellt, den Vorzug geben. Offenbar verführte Dürer's   Vorbild den modernen Künstler zu dem Wagniß, uns von der vor dem Fast ebenso fremdartig berühren uns Westeuropäer, des un­Kreuze zusammenbrechenden Maria und von ihren beiden Begleitern nur die Rückseite mit halb zugewendetem Profil zu zeigen. Aber bekannten Sagenstoffs wegen, die sehr teck entworfenen und streng man fragt bei Stuck auch jetzt noch, da er das Bild( es ist ein archaistisch stilisirten, in den Farben bisweilen geradezu entzückenden Jugendwerk des Künstlers) nur übermalt hat, wo bei der liegenden Aquarellillustrationen Malioutines; dagegen ruht unser Auge gern Haltung der Unterkörper der Maria hingekommen ist. Zudem ist der auf den weißen, rothen und mattblauen, von der Mitternachtssonne" be= Gefreuzigte selbst, im Gegensatz zu den prächtigen Charakter- schienenen Schneefläche Ezioglinsky's, die ein liebevolles Versinken in töpfen der Schächer, allzu konventionell gehalten. Abgesehen die eigenthümlichen Schönheiten der Polarzone verrathen. Auch aber bon diesen fleinen Mängeln, verräth der große Korovine's" Winter  " und" Hafen von Marseille" find von Wurf des Ganzen, vor allem auch die Hintergrundstimmung, warmer Empfindung durchtränkte Wiedergaben kleiner landschaft­bas Meer schauluſtiger Köpfe, die aus der Tiefe zum Kreuz licher Ausschnitte, ohne alle willkürliche Zuthat. emporgrinsen, schon deutlich den werdenden Meister. Ganz er selbst Dagegen lieben es Somoff und A. Benois, ihre zart hin­tritt uns aber Stuck erst in seiner" Pallas Athene  " entgegen, einem gehauchten Aquarelle, deren Motive meistens der Umgebung von antifen Kultusbilde, dem der Künstler die Züge seiner eigenen Baris entlehnt sind, mit sehr humoristisch aufgefaßten Rokoko­Frau geliehen hat. Starr und unnahbar, wie die Trägerin figürchen zu beleben. ber Aegis, schaut das todtblaffe, fahle Geficht mit den strengen Bom landschaftlichen Genrebild bis zum Stilleben ist scheinbar Augen und dem schwarzgrünen Helm dem Beschauer entgegen. Der nur ein fleiner Schritt. Marie Jakountschifow darf auf dunkle goldene Hintergrund, wenn wachs diefem Gebiete. ihre

die

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