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todten Meintrams schon so nennen darf, als Meisterin| gehaltene Bild einer älteren Dame ebenbürtig anreiht, wohl das gelten. Thre Gloden", unter deren Schwingungen man Meisterstück der ganzen diesjährigen Ausstellung,

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der

bte Sparren des Glodenstuhls gleichsam beben sieht, und ihre Die Porträtmalerei ist überhaupt neben der Landschaft durch Lodernde Flamme" find allerdings etwas anderes, als das ge- das Ausland wie durch die Deutschen   wohl am besten vertreten. wöhnliche Küchengemüse der in Wasserfarben sündigenden Blau  - Die beiden gegenfäßlichen Voraussetzungen aller modernen Kunst, strümpfe, und aus ihrem Hof" mit seinem winteligen Gemäuer das liebevolle Sichtversenken in den darzustellenden Gegenstand oder, und dem durcheinander gewürfelten Gerümpel ließe sich die wunder- wenn ich so sagen barf, das Sichverlieren an die Natur und das lichste Großstadtgeschichte zuſammendichten. Dagegen erinnern| starke Hervorkehren der künstlerischen Persönlichkeit oder die besondere, Theodore Bottine's weibliche Silhouetten", denen jedes ureigene Art des Schauens und Empfindens wo könnten sie sich so Nationalkolorit fehlt, uns nur zu deutlich daran, daß man trotz durchdringen und so innig verschmelzen, so innig verschmelzen, wie hier, wo aller Handfertigkeit auch in Paris   tein Meister wird, wenn einem die Naturtreue des Menschenbildes eben durch die besondere das innere Auge fehlt. tünstlerische Auffaffung des Rohstoffes zu verwirklichen gilt? Natürlich Der russischen Melancholie, wie wir sie bei Levitan   und Restorow tann ich mich hier auf eine nur einigermaßen vollständige Aufzählung ausgeprägt finden, huldigt auch Lagerstram von Helsingfors   in der wirtich guten Bilder nicht einlassen, sondern muß nothgedrungen mit mehr oder weniger Willkür einige besonders seinen beiden Landschaften. Sonst aber erquickt uns an den Werken wieder Da der Finnen oder, hat uns besser gesagt, der in Finnland   lebenden hervorstechende Beispiele herausgreifen. Grund mit wenigen Skandinavier, die dieses Jahr den Russen in der Landschaftsmalerei Engländer Melville auf grauem braunen und weißen Zönen einen Mann in Kniehosen" schier den Rang ablaufen, gerade die sonnige Freude an den blauen Seen, den sanftgeschwungenen Hügeln und grünen hingemalt, der die Hände in den Hosentaschen, so sicher und Wäldern der Heimath. A. Gallen schwelgt förmlich in den selbstbewußt dasteht, daß wir fühlen, hier wirkte jeder koloristische leuchtenden Farben, die nach dem Regen" oder um Sonnenunter- Effett und jede malerische Buthat, und wäre es nur eine Tapete, ein gang" das Auge entzücken, und auch die helle Sommernacht mit Stuhl oder ein Fenster, mur störend und verwirrend. Ganz anders ihrem Mondstrahlenspiel hat es ihm angethan. Und Järnefelt bei dem Belgier Knoppf, dessen entzückendes Kind, das braunen Kleidchen so flug erstaunt hervorlugt, läßt alle Regenbogenfarben auf seine grünen Inseln" niederstrahlen, aus durch die weißgrüne Glasthür im Hintergrund daß Himmel, Meer und Wald magisch leuchten. Die echte Liebe zur gerade die rechte Folie bekommt. Oder gar bei dem Natur zeigt sich aber gerade im Kleinen und Allerkleinsten; das lehren erst uns desselben Meisters zahlreiche Aquarelle. Eine Föhre auf ein Schweden   Larsson, bei dessen zimmerhohem Gemälde Die famem Fels, einige Tannen an schneeigem Hang, oft mur ein knapper Meinen" sogar der Rahmen die Barrière darstellt, an der die Ausschnitt des Baumes mit entsprechendem landschaftlichen Hinter- jüngsten Knirpse der dem Beschauer entgegenkommenden Familie ihre grund genügt dem Maler, um ein stimmungsvolles Aquarell daraus Turnfünfte üben ein Freilichtbild voll Sonne und Leben, gegen zu gestalten, und gerade hier zeigt sich, welch padende Wirkungen das Viggo Johansen's  " Frau und Kinder", sonst eine tüchtige fich mit den früher verpönten und verhöhnten abgehackten Bäumen, Arbeit, ziemlich verblaffen. Doch hat der legtgenannte Künstler deren Stamm oder Krone von der Umrißlinie des Bildes mitten uns dafür seine Freunde", wie sie sich abends ungezwungen durchschnitten wird, von einem wirklichen Stimmungskünstler erzielen bei ihm um die Lampe flegeln, in prächtigen Charakterköpfen ver­ewigt. Ein Malerinterieur, wie es stimmungsvoller zur Charakterisirung lassen. Auch Blomsted's Naturauffassung zeigt daffelbe fröhliche des dargestellten Menschen nicht gedacht werden kann, hat der Geficht. Die spielenden Schneelichter der Winterlandschaft", zwischen Italiener Segantini hingepinselt, um uns seinen Freund Viktore deren kahlen, hochgewachsenen Baumstämmen sich der vereiste Bach Grubich mitten auf dem Trümmerfeld seiner Thätigkeit vorzuführen. in vielen Windungen hinschlängelt, haben es ihm angethan, und sein Dagegen war es dem Engländer Steven du Mont offenbar Auge labt sich an den Sonnenstrahlen", die die grünen Hügel mit hauptsächlich um ein interessantes Farbenproblem zu thun, als er Goldglanz überschütten. Dagegen weht uns aus Magnus auf grauem Hintergrund die graugekleidete Dame mit dem leb­Endell's Bastellbild Der Tod" thatfächlich ein Hauch der Verwesung haften rosigen Gesichtchen den weißgefütterten Kragen anziehen entgegen: über eine öde, endlose Schneefläche schreitet, in einen grauen ließ und in diese lichtgraue Stimmung nur durch das zarte Rosa Mantel gehüllt, eine hagere, etwas gebückte Gestalt. Der Kopf der Blume auf dem Schrank, auf dem Hut und im Gürtel des steckt ganz in der Kapuze. Sieht man aber näher zu, so grinst Mädchens einige Abwechselung brachte. einem aus dem grauen Tuch ein Todtenkopf, ein Gerippe ent­gegen.

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Indessen wäre es ungerecht, über den Ausländern die jungen Deutschen  , insbesondere die Münchener   Porträtisten zu vergessen. Da Ich habe schon oben, da ich von den Landschaftsbildern hat namentlich Samberger, der nach Lenbach's Muster, aber doch sprach, den scharf ausgeprägten Nationalcharakter der aus ganz selbständig in der Auffassung seine hellbeleuchteten Köpfe auf gestellten russischen und finnischen Werke hervorgehoben. Aber die dunkeln, verschwimmenden Umrisse des sonstigen Körpers sezt, find es nur die slavische Melancholie, die schwermüthige diesmal ein Damenporträt von packendem Ausdruck geschaffen. Auch Lyrik und die helle Naturfreude, die dem Fühlen und Denken der Herr Baron Anetsbergers, der schlicht nach der Manier dieser Halbasiaten die eigenthümliche Färbung geben? Nein, schon altdeutscher Meister gemalt ist, schaut mit seiner röthlichen Nase, deren Malioutines' Aquarelle zum Czar Saltan", die ich bereits Färbung durch den knallrothen Shlips geschickt gemildert wird, gar furz erwähnte, befremden uns vielfach durch schreiende Farben- flug hinter der Brille hervor den Beschauer an. Friz Erler hat fontraste und durch gewisse Uebertreibungen in der Zeichnung. den Komponisten des Zarathustra  , Richard Strauß  , sehr charakteristisch Dieser barbarische Zug aber, der uns zugleich anlockt und abstößt, erfaßt; nur schade, daß Kopf sich nicht plastisch genug von dem tritt nirgends schärfer und deutlicher zu tage als in Gallen's rothen Hintergrunde abhebt. Aber sie alle, neben denen ich wohl grellfarbigem Gobelingemälde, Die Vertheidigung des Schayes Sampo". noch ein halbes Dutzend Namen nennen könnte( ich erinnere nur Und doch wird keiner, der das Teppichbild länger betrachtet, etwas daran noch an Slevogt's   Mann mit Pfeife und Buch bei der Lampe  ), auszusehen haben; denn der wilde Sagenstoff, dies gräßliche geflügelte verfchwinden neben Habermann, der diesmal mit seiner blonden, Ungeheuer, das auf stürmischem Meer auf das Schiff herniedersaust, lachenden Dame, die uns in zwei verschiedenen Farbenakkorden kann gar nicht anders als in diesen schreienden Farben dargestellt braunes Kleid auf grauem Grund und rothes Kleid auf rothem Grund­werden, und diese schreienden Farben entsprechen andererseits wieder und außerdem noch einige Male als Studie und endlich als Bacchantin gleichsam von allen Wänden antichert, alle Deutschen   in Schatten so vortrefflich dem technischen Zwed, dem das Ganze dienen soll. stellt. Man dente sich ein mageres, häßliches, wüstsinnliches Gesicht, zur Schönheit verklärt durch ein verführerisches Lachen, das gleichsam den ganzen Körper bis in die Fingerspigen durchrieselt. Man fann sich über das Frauenzimmer noch so ärgern, ihr Lachen steckt an und zwingt einen, sie immer wieder anzuschauen. Dabei ist das malerische Detail bis auf die Farbe des Handschuhs auf dem einen und den blizenden Ring auf dem andern und den, warmen Fleisch­ton auf dem dritten Bilde( Bacchantin) so raffinirt geschickt behandelt, daß dadurch der Zauber dieser vergeistigten Sinnlichkeit noch ver stärkt wird.

Aber vor lauter Landschaften und Teppichbildern hätten wir fast das Beste vergessen, was uns diese russische Ausstellung geschenkt hat: Geroff's meisterhafte Portraits. Ich bin gewiß kein Verchrer gemalter Majestäten und Hoheiten; aber wenn dabei der ganze Charakter des Menschen so klar zum Ausdruck kommt, wie auf dem Siroff'schen Bilde des Großfürsten Paul, der mit blöd hochmüthigem Gesicht neben seinem Gaule steht, so läßt man sich die Sache schon gefallen; höchstens bedauert man den genialen Künstler, daß er keinen würdigeren Gegenstand gefunden hat. Da war Fräulein Momontow doch ein ganz anderes Modell. Man merkt aber auch dem Porträt des jungen Mädchens die stille Schaffensfreude des Künstlers an, der sich nicht genug thun fonnte, bis er dies Menschenbild mitjammt seiner ganzen Seele in zarten Farben wiedergespiegelt hatte. Die weiße Tapete des Zimmers, das weiße Tischtuch, das hohe Fenster im Hintergrund, durch das man einige flimmergrüne Baumzweige des Gartens fieht, das alles ist ein einziger Lichtstrom. Und in diesem Lichtstrom, an dem weißen Tisch, auf dem einige rothe Blumen stehen, fißt das nußbraune Mädchen mit den größen dunkeln Augen, vollen rothen Lippen, in einer rosa Blouse, mit einer Inallrothen Nelke im dunkeln Shlips eine liebliche Symphonie in Weiß. Rosa, Roth, Braun! Aber es ist mehr als eine bloße Farbenstudie; denn jeder Zug in diesem Geficht ist Leben und Wahrheit, und all die fein abgetönten Lichter der Umgebung dienen nur dazu, den seelischen Ausdruck dieser halb­reifen Mädchenzüge zu verstärken. Darum aber ist dieses Siroff'sche Porträt, dem sich das mehr in grauen, schwarzen und gelben Tönen

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Kleines Feuilleton.

―r.

-ld. Der gute Ton. Sie sißen auf der Veranda. Kein Sonnenstrahl kommt in den überdachten Raum. Die Jalousien sind tief herabgelassen, so daß eine matte Dämmerung herrscht. Trotzdem die Sonnengluth abgewehrt wird, ist die Luft in der Veranda doch heiß. Sie ist so stidig und dumpf, wie sie immer in abgeschlossenen Räumen ist. Die Menschen auf der Veranda sind der Gluth erlegen. Er schläft hintenüber auf Papa und Mama sind eingenidt. seinem Korbstuhl. Sie drusselt über ihrem Häkelzeug. Die beiden ältlichen Töchter haben sich auf den Bänken ausgestreckt. Die Bücher, in denen sie gelesen hatten, liegen auf der Erde. Die Sommer­nachmittags- Gluth dörrt das Hirn. Da liegt man lieber und starrt vor sich hin. Das Gartenthor hat gefreischt.

Die Mädchen springen empor.