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Als Herr Tanzmann den vielen Windungen des Baches folgte,[ im Hafen von New- Yort eintreffen. Wer hält die fab er, daß in dieser Bildung von Schlangenlinien ein geivijjes Wette?" Der Eindruck war plötzlich und zauberhaft. Die Gesichter System lag. Selbst wenn das Wasser zunächst in gerader Linie ge- erheiterten sich, das Vertrauen erwachte bei den Verzweifeltsten. Sie flossen wäre, so hätte doch leicht ein in den Bach wachsender Erlenbusch waren jetzt sicherer als ich selbst. Da ich soviel Dollars wettete, mußte oder ein Stück eingestürzten Ufers sofort eine andere Strömung hervor ich meine Sache sicher sein.„ Hip, hip, Hurrah!" Sie ließen mich hochgebracht. Das Wasser hätte einen Widerstand gefunden, wäre hier leben. Das Leben auf dem Schiff nahm seinen gewohnten Lauf. abgeprallt und zum entgegengesetzten Ufer hinüber gelenkt worden, und am Dienstag, wie ich es unflugerweise versprochen, fuhren wir von hier wiederum nach der anderen Seite und so fort. So wäre in den Hafen von New- York ein." die Strömung dann in einer Zickzacklinie verlaufen. An allen den Punkten aber, wo das Wasser anstieß, mußte sich der Boden abbrödeln, hier riß das Wasser stetig Erdreich hinweg. An allen Stellen des Ufers hingegen, die von der Strömung nicht berührt wurden, mußte sich der losgerissene Boden, überhaupt alles Gespüle ablagern. So war denn das Ufer an den Strömungsstellen steil, vom Wasser unterspült, während an den todten Rändern sich Landzungen von flachem schwarzem Boden in den Bach hineinschoben. Und dieses Abnagen auf der einen und das Anschwemmen auf der anderen Seite trug nur dazu bei, die Richtung des Wasserstoßes stets zu verändern und die Wendungen des Baches komplizirter zu machen.
So schlängelte sich der Bach durch die Fluren dahin. Bisweilen 309 er sich auch an einem Felde gelbblühender Lupinen hin, von denen ein schwerer, süßer Geruch ausging. Zuweilen streifte er ein Haferfeld, dessen Rispen auch der Reife entgegengingen. Dabei nahm der Bach bald von rechts, bald von links einen fleinen Zufluß aus den Gräben der Fluren auf, die freilich jetzt, im Hochsommer, nicht viel Baffer zuführten. Im Frühling und Herbst mochte das anders sein, und Herr Tanzmann konnte an der Höhe der Bachrinne erkennen, daß der Wasserstand zuweilen bedeutend höher sein mußte. Erst späterhin gelangte der Wanderer an eine Stelle, wo die Ufer des Baches sehr flach waren, und wo sich das ganze Bachterrain zu einer Langgestreckten feuchten Wiese ausdehnte. Die Wiese, die sich jetzt vom Grasschnitt im Juni wieder erholt hatte und schön grün aussah, mochte zu Zeiten hohen Wasserstandes völlig überschwemmt sein und dann ein großes, breites Flußbett bilden. Die anliegenden Aeder wurden dabei vom Wasser verschont, da sie fich in steiler Böschung einige Meter hoch über die Wiese erhoben. Der Bach selbst wurde immer breiter, er war wohl selbst vom besten Turner nicht mehr zu überspringen und Herr Tanzmann mußte, wenn er von einem Ufer zum anderen wollte, die primitiven Brüden der Landleute beaußen: zwei morsche Erlenstämme, die neben einander über den Bach gelegt waren.
So wanderte Herr Tanzmann noch lange an dem freundlichen Bache hin, bis dieser sich schließlich in einen Fluß ergoß. Noch eine Weile fonnte man das frische, Bachwasser in dem trübe dahinschleichenden Flusse sehen, dann vertheilte es sich und vereinte sich mit ihm. Curt Grottewig.
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Kleines Feuilleton.
- Ein Jdyll aus dem Schwarzwald . Aus Offenburg wird der Frankf. 3tg." geschrieben: Wenn ich in den Schwarzwald ziehe, mit Stock und Rucksack, dann meide ich die großen geräuschvollen Kurplätze. Würziger Tannenduft und das Läuten weidender Heerden, das nervenberuhigende Rauschen des Wildbaches und die Orgelsinfonien des durch den Hochwald ziehenden Bergwindes, das alles sind Genüsse, die ohne Zugaben moderner Kultur zu kosten nur noch wenigen Schwarzwaldfahrern vergönnt ist. Auch dieses Jahr stieg ich wieder aufs Gerathewohl auf die Berge, und schon drei Tage lang war ich, abseits von den großen Straßen, gewandert, ohne zu finden, was ich wollte, nämlich ein stilles Dorf mit einem rechteine saubere kleine Stube und was sonst der Mensch braucht, wenn schaffenen Wirthshaus drinnen, das einem für zwei bis drei Wochen er nicht zu anspruchsvoll ist, bieten kann. Am Morgen des vierten Tages sah ich nach einen Marsch von Furtwangen her ein Dorf entzückend schön in der Thalfchlucht liegen. Ich stieg hinab und fand bei einer kleinen Brücke vor dem Dorf eine Warnungstafel mit folgendem Inhalt:
Diese Brücke ist wegen vorzunemeter Reperetur( schathafter Gededflödling) für Fuhrwerke nicht passierbar. Buividerhadelte sind haftbar und falen bei Unglicksfällen süch selbst anheim unterligen auser dem einer Ordnung strafe. das Bürgermeisteramt.
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einem Dorf, wo bald zwei Jahre lang ein für schadhaft befundener Diese Warnungstafel muthete mich an. Ich sagte mir, daß in Gededflöckling" eines 2 Meter langen Brüdchens trotz der bürgermeisteramtlich angeschlagenen Warnung nicht durch einen neuen Gedeckflöckling" erjetzt wurde, echte Schwarzwälder Gemüthlichkeit nicht ausgestorben sein könne.-
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Das Referendum. In der„ Arena" schildert Flower die Segnungen des eferendum", des verfassungsmäßigen Rechts der Bevölkerung, über alle öffentlichen Angelegenheiten und Einrichtungen auf dem Wege der Abstimmung zu entscheiden. Die Erfolge dieser Einrichtug, die der Verfasser die Verkörperung der wahrhaft republikanischen Idee nennt, versucht er an dem Beispiel der fleinen Stadt Brookline , in der Nähe von Boston , zu beweisen. Obwohl diese Stadt nur 17 000 Einwohner hat, ist sie in ins tellektueller, sanitärer und technischer Beziehung den meisten großen Zentren voraus. Ihre Volksbibliotheken umfassen 50 000 Bände; fie hat freie Bäder und Turnhallen, mustergiltige Krippen" für die Kinder der Armen, zahlreiche voltsthümliche unentgeltliche Kurse zur Ausbildung in Kunst und Wissenschaft, sowie in praktischen Fächern wie Kinder- und Krankenpflege. Nicht minder vortrefflich sind die kommunalen Einrichtungen: Kanalisation, Wasserleitung u. s. w. Alle diese Segnungen führt der Verfasser auf das„ Referendum" zurück. Troz der verhältnißmäßig großen Zahl der Bevölkerung machen die Behörden von Brooklin es möglich, jeden Vorschlag oder Antrag ein bis zwei Wochen vor der Durchführung in die Hände der Bürger gelangen zu lassen und jedem einzelnen ist Gelegenheit geboten, seine Stimme darüber abzugeben. Die Organisation ist eine so vortreff= liche, daß fie bei einer Zahl von 17 000 Einwohnern ebenso prompt und genau funktionirt, wie seinerzeit, wo es sich um ein paar hunderte von Stimmenden handelte.
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Kulturhistorisches.
- Eine Wette. Dem Pariser Feuilletonisten Gustave Mirbeau erzählte einmal der Kapitän Deloncle, der die untergegangene Bourgogne" führte, folgende Episode aus seinem Seemannsleben: " Seit drei Tagen hatten wir Havre verlassen; mit einem Mal bemerkte ich beim Machen der Runde, daß in den Kohlenkammerräumen des Schiffes Feuer ist. Die Gefahr ist ernsthaft; doch beim ersten Blick stelle ich fest, daß man ihr beikommen tam. Man begiebt sich eifrig an die Arbeit. Dabei frischte der Wind auf, und das Meer wurde stürmisch. Sie wissen, wie impressionabel die Passagiere sind. Bei dem kleinsten Unfall halten sie alles für verloren. Jeder allein ist muthig, sind sie zusammen, regen sie sich gegenseitig auf. Ich habe immer bemerkt, daß die Furcht ansteckend ist. Seien Sie überzeugt, man wird ihren Bazill entdecken. Ich hatte der Mannschaft das tiefste Schweigen über den Fall an= befohlen, ich wollte jene waderen Leute nicht beunruhigen. Und dann kenne ich sie, sie hätten die Ausführung der Befehle mir gehindert. Ich hatte übrigens Zeit genug, um fie zu warnen, wenn die Gefahr zu unmittelbar geworden wäre. Doch auf so kleinem Raum ist es unmöglich, ein Geheimniß längere Zeit zu bewahren. Sie glauben nicht, wie viel Schnüffler und Herumhorcher in der Bevölkerung eines Packetbootes sich befinden. Eines Morgens höre ich von der Kommandobrücke aus ein, Geschrei: Feuer an Bord! Ist es nicht so?" Ich versuche zu leugnen, aber endlich muß ich es zugeben. Ich erklärte den Fragern, daß es ganz ungefährlich sei, garnichts bedeute, sehr oft vortäme, nicht das Geringste zu befürchten! Und ich bat sie, ohne Furcht weiter zu essen, zu schlafen, Poker zu spielen. Es gab alle Nationen auf dem Schiffe: Franzosen, Italiener , Deutsche und vor allem Amerikaner. Ich habe eine gewisse Ueberzeugungstraft. Ich hatte keine Mühe, den Franzosen , Deutschen und Italienern beizubringen, daß sie ihre bisherige Eriſtenz wieder aufnehmen könnten. Aber die Amerikaner! Unmöglich, sie aufzurichten. Sie werden weiß, grün, gelb, sie schreien und verzweifeln. Sie verlangen im offenen Meer ausgeschifft zu werden. Alle meine Versicherungen und Mahnungen helfen nichts. Ich fürchte, daß sie zum Ueber die berühmte Venus von Milo ist unter den zweiten Mal die Panit unter die Reisenden tragen, und ich schicke Archäologen eine Streitfrage aufgeworfen. Der Kustos des mich an, scharfe Maßregeln zu ergreifen. Da habe ich plötzlich Museums von Saint- Germain, Salomon Reinach , hat in der einen großartigen Einfall." Hören Sie", schrei' ich ihnen zu, Chronique des Arts" die Hypothese aufgestellt, die Statue ich wette 20 000 Dollars, hören Sie, 20 000 ftelle nicht die Venus, sondern die Meergöttin Dollars, daß wir Dienstag früh gesund und heill Amphitrite. die Gemahlin des Poſeidon. dar. Das
Automobilen im Jahre 1650. Bereits in der Mitte des fiebzehnten Jahrhunderts, also vor 250 Jahren, fah man in Holland einen sich ohne Hilfe von Pferden fortbewegenden Wagen; er gehörte dem Prinzen von Oranien. Dieser Wagen befaß ein Gestell aus viereckigen Segeln und wurde wie ein Schiff dirigirt; der Kutscher, also in diesem Fall der Steuermann, saß vorn, um mit einem Leitrade dem Wagen die Richtung zu geben. Nach einer Angabe aus der damaligen Zeit konnte dieses Automobile mit 28 Personen belastet werden und in zwei Stunden die Strecke von Scheveningen bis Putten, 14 Meilen, durchfahren. Die nämlichen Angaben besagen auch, daß die Gesandten von Deutschland , Frank reich , England und Dänemark mit diesem geflügelten Wagen gereist wären, der allgemein Bewunderung erregte. Da indeß der Wind auf den Fahrwegen ein zu unzuverlässiger Leiter war, so wurde dies Automobile bald aufgegeben und später als Wagen für Pferde umgebaut.
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Archäologisches.