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fccr lux Leynhtfl�en ühcr manche Thatsachen so sonderbar aus- czelasse» haben« Wenn der Herr Gras von Hutten-Cz-rpski gegen all diese Dinge hat vorgehen wollen, so kann er voll Stolz mit seinem etwqs entfernten und minder bemittelten Namensvetter von sich sagen: »Ich hab's gewagt!" Der Strafbeschluß gegen denVorwärts" bildete heute die große That der Herren. Sonst hatten sie diesmal wenig Gelegenheit zu staatserhaltender Thätigleit. Nur die arme Regie> rung, die sich gar nicht mehr retten kann, wurde von den Junkern noch ein wenig gehänselt. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben mit dem Gesetz betreffend die Gewährung von Zwischeukredil bei Rentenguts- Gründungen. Und es ging auch alles ganz schön Es fehlte nur noch die Unterschrift des Herrenhauses. Aber zwischen Lipp' und Bechersraud.... Die Junker beschließen einfach den Gegenstand in der zwölften Stunde von der Tagesordnung abzusetzen. Vergebens beschwört sie der Landwirtschaftsmiuister mit Grabesstimme: die erlauchten Herren möchten doch geneigtest erwägen, daß damit die ganze gesetzgeberische Leistung vernichtet sei, da doch morgen bereits die Session überhaupt schließe. Auf seine hcrzbewegliche Klag» folgt eisiges Schweigen, und die Vorlag« wird glatt abgesetzt._ Tie Geucralriite. Paris  , 24. August.(Eig. Ber.) Das wichtigste politische Ereignis der letzten Tage ist die Session der Generalräte die am Montag eröffnet wurde. Die Geucralräte haben von jeher, besonders in kritischen Zeiten, ihre Stimme in die Wagschale ge- worfe», trotzdem das Gesetz ihre Konipetenz auf die lokalen An- aelcgenhciten des Departements beschränkt. Und ihre Stimme wiegt schwer, weil sie gerade von den regierungsfähigen Parteien als der treueste Ausdruck der Landesmeinung angesehen werden. In der gegenwärtigen Krise ist letzteres besonders zutreffend, indem die Generalräte der überhitzten Atmosphäre von Paris   fernstehen. Die Mehrheit der Genrralräte hat sich nun zur Bestürzung der Generalstäbler fite das Ministerium ausgesprochen. In zahl reichen Resolutionen und Ansprachen werden die energischen Maß nahmen der Regierung gegen die Feinde der Republik   gebilligt. Sympathie-, Vertrauens-, Glückwunsch- und Ermuiiterungsfornceln lösen einander ab. Dabei niachen bourgeoisrepublikanische General rate mit ihren radikalen Kollegen gemeinsame Sache. Mehrere Dcpartementsräte haben außerdem Sympathie-Adr essen an den Präsidenten Loubet   votiert aus Anlaß des Attentats vom 4. Juni und der fortwährenden Angriffe der prätorianischen Parteien. Nicht minder bedeutsam ist der klägliche Mißerfolg der klerikal- m o narchistisch-nationalistischen Kampagne für die vorzeitige Einberufung des Parlament s. Nur die an den Fingern einer Hand abzuzählenden Gcneralräte mit einer klerikal-monarchistischen Mehrheit haben einen dahingehendenWunsch votiert. In allen anderen Räten, wo ein solcher Wunsch beantragt wurde, fiel er glatt durch. Die plötzliche Liebe zum Parlament seitens derselben Parteien, die sonst nicht genug über dieparlamentarische Fäulnis" schreien können und ihre Staatsrechtspläne mit dem Feigenblatt einer anti parlamentarischen Gesinnung zu verdecken suchen, erklärt sich sehr einfach. Sie möchten noch vor Beendigung des Drehfusprozesses das Ministerium stürzen und jedenfalls den Mililärrichtern ourch «patriotische" Kammeroebatten eine Verurteilung erleichtern... Die Kundgebungen der Generalräte sind ein doppelter Schlag für die Prätorianer.«Da? Land", das sie selbstsicher in ihren ZeitungZredaktionen sprechen lassen, hat sie durch seine berufenen Vertreter desavouiert. Das Land will in seiner Mehrheit ebenso- tvenig von generalstäblerischem Rummel in der Kammer hören, wie von einer parlamentarischen Beeinflussung der Militärrichter von Rennes  . . Dem Ministerium aber haben die Vertranenskundgebungen einen sehr erwünschten Zuwachs an Autorität verschafft inmitten des Gezeters der Generalstabspresse über diejüdische Schreckens- Herrschast" des Kabinetts, das sie gern auf den Namen Josef Reinach taust. Leider sind die allerneuesten Handlungen der Regierung im Ge- folge der Sonntagstrawalle höchst zweifelhafter Natur. Ich spreche von der gerichtlichen Aktion gegen den Anarchisten Sebastien Faure   und seiner vier Mltredarteure vomJournal du Peuple", die vom Justizminister in Uebcreinstimmung mit dem Mnisterpräsidenten beschlossen wurde. Fanre und Genossen werden ganz willkürlich eine? Mord- Versuches an einem Polizeibeamten beschuldigt I Der«Mordversuch" besteht darin, daß der betreffende Beamte, wie daö in jedem hier nicht mehr ungewöhnlichem Zusammenstoß zwischen Manifestanten und Polizei vorkommt, mehr oder minder schtver ver- wundet wurde. Noch nie aber wurde so was alsMordversuch" qualifiziert. Damit nicht genug: Das schönste an der Aussage ist, daß Faure und Genossen sich zur Zeit jenes Zusammen- stoßes nachweisbar in einem anderen Teil von Paris befandenl... Eine andere, nicht minder tadelnswerte Art Willkür liegt in der Anklage von Faure   und Genossen wegenAufforderung zur Zusammenrottung". Dieses Ber- gehen trifft zwar sachlich und gesetzlich zu, aber es wurde noch in einem einzigen Falle zum Gegenstand einer gerichtlichen Verfolgung gemacht. Wozu aber von der bisherigen Praxis gerade zum Nachteil der extremsten Gegner des GeneralstabeS abweichen? Zudem geschah dieAufforderung" verncittelst der Presse, aber auch daS gegenwärtige Ministeriums hat übrigens aus berechtigter Rücksicht auf die freiheitliche Handhabung des Preß- gesetzeS keinen einzigen Generalstabsredacteur wegen der viel schwereren Aufforderung zu einem militärischen Prouunciamento ver- folgen lassen. Ebenso sind zu tadeln die steilich unabhängig von der Regierung erfolgten Ausschreitungen der Polizei in Ronen  gegenüber den streikenden Hafenarbeitern. Nach einer Reihe Provokationen zerstreute die Polizei mit Hilfe von Gendarmen und berittenen Jägern eine friedliche Straßen- kundgebung der Arbeiter unter Anwendung von Säbelhieben, die eine Anzahl Verwundungen zur Folge hatten. Auch ivurde der Sekretär der Arbeitsbörse unter irgend einem Borwand verhaftet. Selbst die bürgerliche Bevölkerung von Ronen ist über die Brutalität der Polizei entrüstet. «» die Bersicheruug, eine rechtlich »daß und erregt auch bemerkt die Deutsches Meich. Tie neueste angebliche Majestätsbeletdigung desVorwärts" in der zahmen bürgerlichen Presse Verwunderung. So »Kölnische Zeitung  ": Außer dieser Sache sder Denunzianten-Notizs befinden sich in der Beilage nur Lokalnachrichten der gewöhnlichsten Art und höchstens noch eine kleine sehr harmlos gehaltene Notiz über unfern unbestätigten Oberbürgermeister, in die auf keine Weise eineMajestäts- beleidigung hineingedeutet werden kann. Auch in den Anzeigen der Beilage ist nichts zu entdecken, woran man den mindesten Anstoß nehnzen könnte. Bleibt also nur die Zeile von Hoffmann v. Fallers- leben, und wenn diese der Grund für die Konfiskation gewesen sein sollte, so scheint u»S der konfiscierende Beamte ganz merkwürdige Austastungen über das Wesen der MajestätS- beleidigung zu haben." Bis zur Stunde aber haben wir die Beilage, die so schnell kon» fisciert wurde, noch nicht wieder erhalten. DaS Wegnehmen ist an- scheinend bedeutend ldichter als da« Zurückgeben und erfordert mehr Arbeit und Zeit, obwohl eS sich doch nur darum handelt, an eine Stelle die Exemplare abzuliefern, die bei der Konfiskation an hun- Herten von Orten zusammengesucht werden mußten. Eine Frage an Fürst Hohenlohe. Am ,27. Juni ISftv, damals als das Bürgerliche Gesetzbuch   in sommerlicher Hast zum Abschluß gebracht wurde, gab Fürst Hohen- lohe folgende Erklärung ab: Es besteht die begründete Zuversicht, daß das in den verschiedenen Staaten für politische Vereine erlassene Verbot, mit anderen Vereinen in Verbindung zu treten, außer Wirksam- k e i t werde gesetzt werden. Ich kann a u f G r u n d der inzwischen unter den beteiligten Regierungen gepflogenen Erörterungen diese Erklärung dahin ergänzen, daß es in der Absicht dieser Regierungen liegt, die Beseitigung des durch das Verbot geschaffenen Rechtszustandes herbeizuführU. Geschieht die« aber und ich zweifle nicht, daß es geschehen wird so wird... dieser Ersatz mlter allen Umstände« früher eintreten als dies durch eine Annahme des Antrags Auer in das Bürgerliche Gesetzbuch der Fall sein würde, weit das letzter« erst mit dem Beginn des nächsten Jahrhundert» Gesetz werden soll." Die Socialdemolraten äußerten damals Mißtrauen gegenüber diesem Versprechen. Minister v. Bötticher aber verstärkte die Feierlichkeit der Erklärung Hohenlohes durch die vom Reichskanzler abgegebene Erklärung politisch unanfechtbare ist". . Das Bürgerliche Gesetzbuch tritt am 1. Januar 1900 in Kraft. An diesem Sonnabend bereits wird der preußische Landtag geschlossen, und er wird vor dem 1. Januar 1900 sich nicht wieder ber- sammeln. Wie denkt sich der Herr Reichskanzler angesichts dieser Lage der Dinge die Erfüllung seine? Versprechens?! In Preußen ist keine Möglichkeit mehr vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches   das Ber bindungsberbot für die Vereine aufzuheben. Es giebt also nur noch einen Weg. Der Reichstag muß sofort bei seinem Zusammentreten das Versammlungsrecht reichsgesetzlich im Sinne des Hohenloheschen Versprechens regeln, wie ja das Vereinsrecht eigentlich verfassungsmäßig Reichssache ist. Fürst Hohenlohe hat also nur noch eine ganz k urze Frist, sein Wort einzulösen. Diesmal handelt es sich um eine ernstere Angelegenheit, als die Kanaldrohuugen. Es handelt sich um die politische Ehre des Fürsten Hohenlohe._ Der Landgraf Alexis v. Hessen  , der in demVorwärts"- Artikel überden Tag der Herren" eine scherzhafte Note erhalten hatte, die manche Herrenhäusler als die schwerste in dem Artikel enthalteue Beleidigung aufgefaßt habe», hat, wie man uns ans dem Herrenhause schreibt, gegen die Verfolgung desVorwärts" ge- stimmt. Das haben wir von dem Landgrafen nicht anders er- wartet, der ja auch gegen die ZuchthauSvorlage seine Stimme ab- gegeben hat. Dieier eine alte Herr wenigstens ist noch rüstig genug, um dem Satiriker gleichmütig standzuhalten und das Recht auf Spott auzuerkeuuen. Wie wir voraussagten". Eine höchst spaßhafte Aufgabe wäre es, die Preß Meinungen der liberalen frei- sinnigen Presse nacheinander �usannneuzustellen, die in der Kanalangelegenheit gedruckt worden sind. Jeden Tag weissagten sie genau das Gegenteil von dem, was dann in Wirklichkeit geschah, und wer auf der Höhe des bürgerlichen Presjegeschäfts stand, leitete wohl gar die Widerlegung seiner Prophezeiung mit dem Vermerke ein: Wie wir gleich vermuteten. Eine hübsche Probe dieser ahnungsvollen Publizistik greift die Kreuz-Zeitung  " auf. Am Donnecscag schrieb dasBerliner   Tage- blatt" am Schluß seines Leitartikels: Darum ist es unseres Dafürhaltens ganz auögeschloffen, daß alles beim alten bleiben könnte. Irgend eine Wendung in unserer inneren Politik muß sich vorbereiten und zwar inner- halb einer nicht allzu langen Zeit." tlnd zwölf Stunden später, am Freitagmorgen, schreibt dasselbe Blatt: Nnsere Mitteilungen, welche darauf hinauslaufen, daß in Prenßen alles beim alten bleiben solle, werden von allen Seiten bestätigt." Auf diese Weise bleiben die falschesten Propheten immer die Unfehlbarkeit selbst. O, diese Zwangsiminngen! Den patentierten Handwerks rettern wird schwül angesichts der Erscheinung, daß bereits eine Reihe der neugegründeten Zwangsinnungen socialdcmotratische oder innungsfeindliche Vorstände gewählt hat. DieKonservative Kor respoudenz" beschäftigt sich gleicherweise wie dieGermania  " mit der Frage, wie dem Eindringen der Socialdemolraten. m die Zwangs- innungen zu begegnen sei. Sic rät zunächst, gemäß Abs. 2 des§ 100 der Gewerbe-Ordnung die Zwangsinnung auf den Kreis derjenigeil Meister zu beschränken, die der Regel nach Gesellen oder Lehrlinge halte», weil die social- deniokratischeu Meister in der Regel nur in den Kreisen der Klein meister zu finden wären. Daun   aber fordert sie die Handwerker, die in den Zwangsiiinungen das Wundermittel zur Beseitigung der Konkurrenz sehen, aus, ihre Gleichgültigkeit zu überwinden und auch selbst fleißig in die Jnnungsversammluiigeu zu gehen, an den Wahlen teilzuiiehmeu und überhaupt tüchtig an die Arbeft zu gehen und 'elbst etivas zu thun. Befolgen sie aber diese Ratschläge nicht, danndürste die staatliche Gesetzgebung in dem Handiverkerschutz- Gesetze vom 26. Juli 1897 zun, letztenmale dem Haudtverke Hilfteiche Hand geboten haben. Insbesondere die R-glerungen. welche nur aeztoungen dem neuen Gesetze zugestimmt haben, würden sich in Zutuiift völlig zurückziehen mit dem Bemerken, daß man doch ver- gebliche Arbeit leiste, wenn die Handwerker die gebotene Hilfe nicht annehmen und so den Beweis geliefert haben, daß das Hand- werk in der überwiegende» Mehrheit nicht lebensfähig oder nicht willens sei, seine Lebensfähigkeit in der ihm gebotenen neuen Organisation zu beweisen." Man mutz die Gelegenheit beim Schöpfe fassen. Daß die Masse der Jnnungsschwärmer nicht fähig ist, ernsthaft an öffentlichen Dingen mitzuwirken und daß da alles Zureden wirkungslos ist, da- von. ist dieK. K." ebenso überzeugt, wie von der Nutzlosigkeit der Zwangsinnungen. Man ist ja nicht für Innungen, um den Handwerker!: zu helfen, sondern um sich ohne Kosten eine Wahlgefolgschaft in ihnen zu sichern. Aber wo gäbe es eine günstigere Gelegenheit, den vorauszusehenden Miß- erfolg der Jnnunasorganisation der Unthätigkeit der Begliicklen in die Schuhe zu schieben und sich die Möglichkeit einer abermaligen Täuschung hieser Bevölkerungsschichten zu sichern, als wie diese? Die Socialdemoftaten sind schuld und Eure eigene Gleich- gültigkeit... Auf de» Antisemitismus ist die nationalliberale Partei ge- kommen. Es haben nämlich nicht bloß, wie kürzlich dieDeutsche Tageszeitung" mitteilte,einige nationalliberale Herren" den Wahl- aufruf für den antisemitischen'Kandidaten im achten sächsischen Kreise unterzeichnet, sondern die nationalliberale Parteueftung hat ihre An- Hänger in diesem Kreise offiziell aufgefordert, für den Antisemiten zu stimmen. Die nationalliberale Parteileitung hätte sich diese Prostituierung wirklich ersparen können; die Zahl ihrer Anhänger in diesem Kreise ist so gering, daß sie gar nicht in Betracht kommen und zudem ist ihr' Liberalismus so sächsisch, daß sie auch ohne besondere An- Weisung für den Antisemiten gestimmt hätten. Ter Kampf gegen dieMinderjährigen" in Sachsen   nimmt die Formen an, d»e bei Schaffung de» neuen Bereinsgesetzes von allen seinen Gegnern vorausgfsagt wurde; die Bestimmung, daß Minderjährige an politischen Versammlungen nicht teilnehmen dürfen, wird nicht nur m der verschiedensten Weise ausgelegt, sondern vor- nehmlich zur Behinderung der Minderjährigen in du Gewerkschaft»" bewcgung benutzt. In einer Holzarbeiter-Versaminlung in Oschatz   wurde«in Bor  « trag über Arbeitszeit und Arbeitslohn gehalten. Am Schlüsse er- wähnte der Referent die Zuchthausvorlage und sagte, daß es nicht Aufgabe dieser Versammlung sei, diese Vorlage zu erörtern, daß dies aber nächstens in einer politischen Versammlung geschehen werde. Bei diesen Worten verlangte der überwachende Beamte vom Lorsitzenden, daß er die Minderjährigen entferne. Da dieser aber nicht einsehen konnte, daß die Versammlung durch die bloße Er- wähnung der Zuchthausvorlage zu einer politischen geworden sei, veriveigerte er dies. Dafür wurde er von der Polizeibehörde in eine Geldstrafe von 10 M. genommen und diese wurde vom Schöffengericht bestätigt. Im Landtag ist seiner Zeit selbst vom Ministertische aus erklärt worden, daß man keineswegs beabstchttge, die gewerkschaftliche Arbeiterbewegung zu beeinträchttgen und daß man eine gewerkschaftliche Bersammlung keineswegs zu.einer politischen stempeln wolle deswegen, weil etwa gelegentlich politische Angelegenheiten gestreift würden. Militärische Märsche. Aus Elsaß-Lothringen   wird uns geschrieben: Noch hat sich in der Bevölkerung die Erregung über die beiden Todesfälle, die kürzlich beim 4. Badischen   Infanterie- Regiment Nr. 112 in Mülhausen   infolge von Hitzschlag vorgekommen find, nicht gelegt/ und bereit» ist über einen zweite« ähnliches Ereigniß zu benchteu. Das württemberaische Infanterie- Reginient Nr. 126 befand sich am Mfttwoch auf dem Marsch nach seiner Garnison Straßburg  . Infolge der großen Anstrengungen, die man der Truppe dabei trotz der hohen Tagestemperatur zu- mutete, wurden nicht weniger als 44 Mann unwohl und mußten den Weitermarsch aufgeben. Wie derStraßburger Bürgerzeitung" mitgeteilt wird, erlag von diesen ein Mann den Strapazen lind st a r b kurz nach seiner Einkieferung ins Lazarett. Es ist begreiflich, daß diese wiederholen Todesfälle von Soldaten infolge von übermäßigen Anstrengungen im Lande das peinlichste Aufsehen erregen. Es wäre deshalb zu wünschen, daß die Militär- behörden, insbesondere angesichts der bevorstehenden Kaiser  - n> a n ö v e r mit ihren gesteigerten Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit der Truppen, durch geeignete Maßregeln zur Be- ruhignug der Bevölkerung beitrügen. Vom Nord-Ostsce-Kanal. Aus Kiel   wird uns berichtet: Der dieser Tage für das Fahr 1898 von der Kieler Handelskammer Heransgegebene Bericht enthält über den Verkehr im Rord-Ostsee- Kanal für die drei letzten Jahre eine interessante Zusammenstellung, die das allgemeine Interesse nicht entbehtt. An abgabepflichtigen Schiffen haben den Kanal befahren: Segel- und Schleppschiffe Zahl 14 811 13 712 11673 Jahr 1898/99 1897/98 1896/97 Dampfschiffe R. G. Reg.-T. Zahl 11 00S 9 396 .8 287 2 467 839 1 927 946 1 407 43S Bon diesen Schiffen führten die deutsche Flagge Reg.-T. 2 126 701 1 711 549 1 260 768 Reg.-T. 650001 541 849 441023 Zahl 25 816 23 108 19 960 Zusammen R. G. Reg.-T. 8117 800 2 469 795 1848 458 Jahr 1898/99 22 540 1897/98 20 307 1896/97 17 862 Der Verkehr ist demnach gestiegen nach ver in 1897/98 um 1898/99 fremde Flaggen "ahl Reg.-T. 6 991 139 2801 758 246 2098 587 690 gegen das Borjahr Zahl nach dem der Schiffe Raumgehalt 16 Proz. 84 Proz. 12.. 26 Der Verkehr der deutschen   Schiffe hat zugenommen in nach der Zahl der Schiffe 1897/98 um 14 Proz. . 1893/99 11. der fremden Schiff« in 1897/98 um 34 Proz. 1893/99 17, Die Kanaleinyahmen betrugen 1898/99 1897/98 Kanalabgaben 1 478 684 1 173 389 Schleppgebühr 108 009 90 149 Sonst. Einnahm. 3 790 6 458 nach dem Raumaehalt 86 Proz, -4. 29 Proz. «1. 1896/97 907 771 m. 72 918, 6143 986 882 M. 1590 483 1269 996 Die vereinnahmten Gebühren sind gestiegen in 1897/98 um 29 Proz., in 1898/99 um 25 Proz. Trotzdem der Kanal von Jahr zu Jahr ein günstigere» Ergebnis sowohl in der Frequenz wie in oen Einnahmen aufzuweisen hat, haben sich doch die an die Eröffnung de» Kanal» gestellten Er- Wartungen noch nicht im entferntesten erfüllt. In der dem Reichs- tage über den Bau des Nordoftsee- Kanals vorgelegten Regierungs« Vorlage war für das erste Jahr der Raumgehalt der den Kanal passierenden Schiffe schon auf 5 500000 Registerton» geschätzt und die zu erwartende Einnahme auf 4 125 000 M. taxiett. Der MariniSuius alS Gcruianisator, Au» Elsaß- Lothringen   wird uns geschrieben: Eine neue, besonder» er« frculiche Lichtseite haben nnsere Flottenfanatiker an der deutschen  Kriegsmarine entdeckt' sie ist nach ihrer Auffassung dazu auSersehen, ein patriotisches Künststück zu vollbringen, an dem sich der preußisch- deutsche Polizeigeist der Puttkamerschen Dittaturregierung seit nun- mehr bald drei Jahrzehnten vergeblich abmüht, nämlich die Aus- söhuung der elsaß  -lochringischen Bevölkerung mit der deutschen  Reichsherrlichkeit. Diese neue Waffe für da» Arsenal   ihrer Wasserpropaganda haben unsere Marinepolitiker aus der That- sacke geschmiedet, daß unter den etwa 650 jungen Vaterlands- Verteidigern, die während der letztverflpssenen drei Jahre aus Elsaß-Lothringen   in die deutsche   Marine eingestellt wurden, nicht weniger als 110 sich noch nicht im militärpflichtigen Alter befanden, also freiwillig in den Dienst Aeair« getreten find. Grund hierfür natürlich: helle Begeisterung für die Herrlichkeit unserer Kriegsmarine I Soweit wäre die Sacke nun ganz schön, wenn sie nicht einen ganz bedenklichen Haken hätte. Ehe wir nämlich an die patriotisch- bezaubernde Wirkung glauben, die unser MarinismuS auf die Ge- müter der wehrftäftigen Nachkommenschaft derwiedergewonnenen Brüder" ausüben soll, muß man uns den Nachweis erbringen, daß jene 110 Marinefreiwilligen durchweg oder doch der großen Mehr- zahl nach auch thatsäcklich Söhne«ingeborener elsaß-lothringischer Familien stnd. Ohne diesen Nachweis hegen wir die gewiß nicht unbegründete Vermutung, es möge sich unter ihnen«in erheblicher. vielleicht gar überwiegender Prozentsatz von Sprößlingen der nach 1870 aus Altdeutschlaud eingewanderten Familien befinden. Diese Vermutung liegt um so näher, als gerade in den letzten Jahren die erste Generatton der zwar im Reichsland geborenen und infolgedessen im Besitz der elsaß  -lothringischen Staatsangehörigkeit befindlichen, in Wahrheit aber von eingewanderten altdeutschen Familien abstammenden Landesangehöriaen ins militärpflichtige Alter getteten sind. Wenn man in Bettacht zieht, wie groß die Zahl der unmittelbar nach der Annexion und auch in den folgenden Jahren nock besonders aus dem preußischen Norden zu uns herüber- gekommene» Beamtenfamilien ist, in deren Kreisen die Flotten- schwärmerei ihre tollsten Orgien feiert, so wird man über die Zahl der aus dem Reichsland kommenden Marinefreiwilligen keineswegs erstaunt sein.> Ausland. Dt» Pest. Au» Oporto   wird gemeldet, daß vorgestern(23. d. Mts.) drei festfälle vorgekommen sind. Zugleich wird über den Ausbruch von umullen in der Stadt berichtet, die au» der Wut der Einwohner gegen Dr. Jorge entsprungen sein sollen, de» Arzte», der zuerst da«