Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 138.

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Sonntag, den 17. Juli.

( Nachdruck verboten.)

Um die Freiheit.

1898

Leonhard Metzler und der lange Lienhart hätten sie bereits in vielen Dörfern des Rothenburger Gebiets bekannt gegeben. Bis zu der allgemeinen Erhebung am Sonntag Judika seien grunde hätte ihn wissen lassen, daß im Ansbachischen bereits etliche Gemeinden unter dem Vorwande eines allgemeinen Wurstessens auf seien.

Geschichtlicher Roman aus dem deutschen Bauernkriege 1525. es faum noch zwei Wochen hin, und Buchwalder im Aisch­

Von Robert Schweichel .

Vater Martin, der vorausgegangen war, berichtete beiden, was er von Kaspar vernommen hatte, als dieser nachkam. Wendel Haim, der ihm mit geschlossenen Augen zugehört Sie reichten ihm stumm die Hand, um den Alten nicht zu hatte, that sie jetzt auf und sagte leise, indem er ihm die unterbrechen. Simon machte ein ungewöhnlich ernstes Rechte gab, die so rauh wie ein Reibeisen war:" Jst abgemacht." Gesicht. Die um viele Jahre jüngere Schwester war ihm in" Ich hab' halt immer gewußt, daß Du uns nit ausstehen der legten Zeit besonders lieb geworden. Sie bestärkte ihn würdest," versicherte Simon, den Händedruck erwidernd. Wie in seiner revolutionären Gesinnung, sie feuerte ihn an und die Sach' beschaffen ist, thut's auch nig, wenn wir Ohrenbacher ein er fonnte mit ihr sein Vorhaben besprechen. Seine Frau paar Zäg früher uns erheben als die anderen Gemeinden. Es ist besaß freilich auch sein volles Vertrauen, allein in ihrer Sorge von wegen meiner Schwester. Wir können nit nach Schönthal um die Zukunft ihrer Kinder suchte sie ihn zurückzuhalten, seine ziehen und das arme Maidelin hier in ihrer Noth stecken lassen." Entschlossenheit zu dämpfen, und er verbarg ihr daher manches, ,, Aber!" wandte Haim ein; Simon legte ihm jedoch oder schwächte es ab, um die Bürde ihrer schweren Gedanken, die Hand fest auf den Oberschenkel und fuhr mit gedämpfter die sie sich über alles machte, nicht zu vergrößern. Und Du Stimme fort: Es ist nit einmal ein Wag'stück! So wie weißt nicht, wie die beiden und worüber sie auf dem Kirchhof wir nach Rothenburg fommen, fallen uns die Zünfte zu. Sie aneinander gerathen sind?" fragte er Kaspar, als der Vater wollen die jetzigen Räthe wegstoßen, was sie ohne uns nit geendigt hatte. fertig bringen, und soll in den neuen feiner von den Ge­schlechtern mehr ſizen. Das weiß ich nit blos von meinem Ohm und dem Kaspar, sondern auch von dem langen Lien­hart, dem es sein Schwager, Hans Kräger, vertraut hat. Sie wollen mit der alten Schweinerei ein End' machen, und für uns wär' kein Verlaß auf die Stadt nit, wenn in dem neuen Rath Junker und Fettbürger beisammen sitzen."

"

Kaspar verneinte. Mit Entschiedenheit setzte er hinzu: Aber wir dürfen die Käthe nicht sterben lassen, und der Donner soll mich erschlagen, wenn ich sie nicht heraushole." Simon warf Paul Scelsamer einen Blick zu und fragte: " Ja, wie willst Du denn das anstellen?"

Er wußte es noch nicht; aber er hätte viele Freunde unter den Tuchergesellen und sie würden mit dem Wächter des Weiberthurms wohl fertig werden. Und hier im Dorf hat's doch auch entschlossene Bursche genug," wandte er sich an celfamer, welche die Hand dazu bieten würden, um die arme Stathe frei zu machen. Es kommt blos auf eine günstige Gelegenheit an."

" Ja, solche Bursche hat's schon," meinte der junge Ge­meindeschreiber mit einem eigenthümlichen Lächeln.

Gewalt und inimer Gewalt," feufzte die Bäuerin, welche inzwischen in die Stube gekommen war.

ihm

Das kann ein Blinder mit dem Stock fühlen," pflichtete der zweite Dorfmeister bei.

,, Also von wegen meiner Schwester?"

Morgen nach der Kirch' sag' ich Dir Bescheid."

Drittes Kapitel.

May Eberhard erfuhr erst nach dem vollständigen Bruch besaß. Erst jetzt offenbarte sich ihm der ganze Reichthum mit seinem Vater, welchen Schah er in dem Herzen Else's Der alte Neuffer, der auf der Ofenbank saß und die ihrer Liebe. Der füße Rausch der ersten Zeit wich einem mehr Unterarme auf die Schenkel stützte, hob den gesenkten Stopf Schmerzen in sich verschloß, um den Muth, dessen der Ge­und mehr sich vertiefenden Gefühl, das allen Kummer, alle und sagte: Sei Du ganz still, Urfel, es hilft uns armen liebte im Stampfe gegen das feindliche Leben bedurfte, Leuten halt nig anderes mehr. Schau, so lang' ich mich zu erinnern weiß, hat's kein so frühes Frühjahr gegeben wie Bild auf dem Steine seines Ringes darstellte. Freilich galt zu stählen. Der Augenblick war gekommen, den das heuer. Was will unser Herrgott damit, als daß er uns be- es nicht, wie sie es sich einst ausgemalt, dem Geliebten mit deutet, daß für uns, die wir die Erde bauen, heuer endlich lächelnder Miene das Schwert zum blutigen Streit für die die Saat der Befreiung aufgehen wird."

Es wird halt kommen, wie es fommen muß, ist's doch auch zwischen der Käthe und der Neureuterin gekommen, wie es kommen mußte," äußerte die Bäuerin mit ihrer fingend flagenden Stimme und ging zu ihrer unterbrochenen Arbeit zurück.

Wir werden einen guten Advokaten für die Stäthe finden,"

rief Simon ihr nach.

Freiheit zu reichen, sondern nur gegen die täglich sich er­neuernden Widerwärtigkeiten des Daseins, die mit ihren Dornen täglich frische Wunden rigen. Es ist dieses aber für den Mann ein Kampf, der mehr Energie und Ausdauer ver­langt, als der einer Feldschlacht.

Ueber

Der Bruch mit dem Vater hatte nicht geheim bleiben " Ich wüßt wohl einen, aber der beste ist's Eisen," sagte Kaspar. tönnen, nachdem Max dessen Haus verlassen und auf der Baul Jakelsamer schlug ihm lachend auf die Schulter und Würzburger Gasse ein bescheidenes Quartier bezogen hatte. sein Better, der hinter dem Tische saß, auf dem seine Unter- in die Oeffentlichkeit gedrungen; immerhin erfüllte es die Ge­die Ursachen war freilich nichts Zuverlässiges arme mit gefalteten Händen ruhten, äußerte:" Ich sprach just mit dem Jckelsamer von der Sach'. Rühr' Du den Kohl schlechter mit Mißtrauen gegen ihn, so daß er auf ihre nit weiter an. Mittwoch haben wir Mitfasten. Im Bären klientel nicht rechnen durfte. Er sah sich daher hauptsächlich auf die Praxis unter den Bauern angewiesen. Gemäß seiner werd' ich Dir nachher mehr sagen fönnen." Das Gespräch wandte sich von Käthe auf die Zustände Gesinnung, die von Else getheilt wurde, dünkte es ihn die und Stimmungen in Rothenburg . Kaspar tehrte minder edelste Aufgabe, den armen Leuten ein treuer Anwalt zu sein schweren Herzens, als er gekommen war, dorthin zurück. und durch sein Thun eine bittere Wahrheit über seinen Stand Simon begab sich nach dem frühen Nachtessen auf den Dorf zu entkräften, die Theodor Murner in seiner Schelmenzunft" plak, der belebter als gewöhnlich war, weil es nicht nur der in die Verse gekleidet hat: Vorabend des Sonntags war, sondern auch das Schicksal Käthe's allgemeine Theilnahme erregte. Während Paul Jckelsamer mit den jungen Burschen angelegentlich sprach, nahm Simon den Dorfmeister Wendel Haim bei Seite. Nu," fragte er ihn, ,, hast Du Dich entschieden, ob Du zu unserer Sach' stehen willst oder nit? Du hast Furcht gehabt, daß sie verrathen werden fönnte. Jetzt steht's so, daß, wenn es einer auch dem Rath Leider fand May nur spärlich Gelegenheit, seine Grundsäke steckte, es nichts mehr ändern und uns nit aufhalten wird! in Anwendung zu bringen. Die Winter- und Frühlingstürme Segen wir uns daher, und lose!" Er führte ihn zu der Bank schienen den Bauern die Streit- und Prozeßsucht aus den unter der Linde, wo niemand saß, und vertraute ihm, während Köpfen gefegt zu haben. Ihr Verlangen war auf ein höheres an dem blassen Frühlingshimmel ein Stern nach dem anderen gerichtet, das all' ihr Sinnen und Trachten umspannte. Unter auftauchte, die in Ballenberg getroffene Verabredung an. Er, folchen Umständen sah May die Aussicht, die Geliebte heim­

,, Es ist ein Volt, das sehendt Juristen,

wie sehndt mir das so bösliche Christen! Sie thun das Recht so spikig bügen

und können's wo man will hinfügen Darnach wird Recht fälschlich Unrecht; das macht manchen armen Knecht!"