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Die Zeugen von 1894 erscheinen immer noch und bringen absolut nichts vor. Sie bringen nichts vor, weil gegen Dreyfus nichts vorliegt. Es ist eine Schmach, Offiziere an den Zeugenstand treten zu sehen, die nur erbärmliche Klatschgeschichten und das Ergebebnis ihres Geberdenspähens vorbringen, um den Mann dort vor ihnen zu belasten, ihren früheren Stameraden, vielleicht gar Freund, von dem sie wissen, daß er unschuldig ist.

Nicht einen giebt es, der beim Anblick des Gemarterten eine Spur von Gewissensbissen oder Scham empfände, nicht einen, der im tiefsten Grunde seines Innern die Entseglichkeit des Verbrechens empfände, das er verübt.

Aber diese Leute sind von einer besonderen Art; sie haben weder Gewissen noch Herz. Wenn das das Resultat des Militarismus ist Menschen zu züchten, denen nichts Menschliches bleibt, so werden wir es niemals bedauern, ihn als die schlimmste der menschlichen Tollheiten gebrandmarkt zu haben, und alles daran zu setzen, ihn niederzuwerfen. Immer noch marschieren unsere siebenundzwanzig Offiziere als Belastungszeugen gegen Dreyfus , und zu diesen feierlichen Ver­handlungen, zu denen man sie zur feierlichen Bekundung der Wahrheit gerufen hat, bringen sie nur ihren niedrigen Haß und Groll mit.

Leipzig kommenden Gußaufträgen fünftigbin mehr Aufmerksamkeit als bisher zugewandt und die Anfertigung derselben unterbleibt, ganz gleichgültig, ob es sich um vor dem Streit schon auswärts angefertigten Kundschaftsguß oder um wegen Streits erteilte Neu­aufträge von Leipziger Firmen handelt. Allenthalben, wo Leipziger Modelle auftauchen, ist sofortige Mitteilung an das Streiffomitee, Leipzig , Dresdenerstraße 20, notwendig.

Es ist zu wünschen, daß die Solidarität der deutschen und ausländischen Former ihren Leipziger Kollegen zum Siege ber­

Wir hatten schon zwei Gerichtsbarkeiten: Die Militärgerichts­barkeit und die andere. Jezt haben wir auch zwei Arten von An­geklagten: Die besonderen Angeklagten und die andern. Warum Esterhazy ein besonderer Angeklagter war, konnte der General Gonse nicht sagen. Aber er mußte eingestehen, wenn er sich mit den Umtrieben Henrys und du Paths auch nicht solidarisch er­flären wollte, daß er selbst dem Kriegsminister vorgeschlagen habe, Esterhazy durch einen anonymen Brief von den auf ihm lastenden Verdachtsgründen zu benachrichtigen. War das nicht das Ein­geständnis, daß er alle anderen Machenschaften, mit verschleierten hilft. Frauen, mit falschen Bärten und blauen Brillen, zum mindesten Nach zwölfwöchentlichem hartnädigem Kampfe beschlossen die gedeckt hat? Labori fragt ihn, ob er denn nicht daran dachte, daß diese Dresdener Maurer, den Streit bis auf weiteres zu vertagen. gesetzwidrigen, abgesehen von jeder juristischen Form, verbrecherischen Sämtliche Streikende find im Laufe der letzten Wochen in Arbeit Benachrichtigungen nicht auch geeignet wären, auf die Richter ein- bekommen 1300 Kollegen. Die übrigen arbeiten für einen Stunden­gebracht worden. Den geforderten Lohn von 50 Pf. pro Stunde zuwirken, welche die gegen Esterhazy vorgebrachten Verdachtsgründe lohn von 44-48 Pf. zu prüfen hatten?

Für den General Gonse war es eine förmliche Berschmetterung. Bevor ich diesen Brief schließe, will ich Ihnen noch von der merkwürdigen Geschichte Mitteilung machen, die uns gestern der Hauptmann Gendron erzählt hat, und die ich Ihnen aus Mangel an Zeit und Raum nicht berichten konnte.

Während vor dem Streik die Löhne zwischen 38 und 48 Pf. schwankten und der Durchschnittslohn 44,7 Pf. betrug, beläuft er sich Rede sein fann, so beweisen doch die angeführten Zahlen, daß der jegt auf 47,8 Pf. Wenn auch von einem vollen Siege nicht die Durchschnittslohn um 3 Pf. pro Stunde gestiegen ist.-

Wir warnen jedoch ausdrücklich davor, daß Kollegen jezt nach Ein gewiffer Dervien, Kommandant bei der Infanterie, er- Im Jahre 1892 machte der Hauptmann Gendron unter dem Dresden reisen. flärt, daß Dreyfus einer der bewandertsten und hervorragendsten Namen eines Hauptmanns Romani eine Reise nach Italien . Er sehen und es fönnte etwaigen zureisenden Kollegen passieren, daß sie Die Bauten sind genügend mit Arbeitskräften ver Offiziere des Kriegsministeriums war. Oft habe er, der Zeuge, bei wurde der Freund einer sehr intelligenten Frau, von der er glaubte, hier wochenlang beschäftigungslos umherlaufen müssen. Rückreises Dreyfus Belehrung gesucht, weil dessen Kenntnisse sehr ausgebreitet Nachrichten über die italienische Armee erhalten zu können. Diese gelder werden von der Kommission auf keinen Fall mehr vergütet. waren. Er zeigt, daß Dreyfus ein unterrichteter und intelligenter Frau trieb aber Spionage für die italienische Regierung und Offizier war, während er, der Kommandant Dervien, an Intelligenz denuncierte alsbald den falschen Hauptmann Romani, der schleunigst nur eine Null war. Es ist es übrigens auch geblieben. über die Alpen zurückkehrte.

Der Hauptmann Buchatelet, früherer Ordonnanzoffizier des Generals Boisdeffre, erzählt, daß Dreyfus einstmals bei einem Spazierritt in der Straße von Miromesuil zu ihm eine scherzhafte Bemerkung über die Fensterläden eines Hauses gemacht habe, die in diesem Augenblick gerade von einer Frau geöffnet wurden. Das ist doch, sollte ich denken, einmal ein Beweis für die Schuld des Hauptmanns!

Der General Lebelin de Dionne, der frühere Kommandant der hohen Kriegsschule, hat den Ehrgeiz, seine weißen Haare zu ent­ehren, und erzählt mit schwacher, weinerlicher Stimme, daß Dreyfus beim Abgang von der Kriegsschule sich bei ihm beklagt habe, daß ein Examinator ihm sehr schlechte Noten gegeben habe, obwohl seine Antworten beim Gramen durchaus zufriedenstellend gewesen waren. Die Dummheit endigt in albernem Gewäsch, das Dreyfus gründlich abführt. Ebenso verfährt er mit den anderen militärischen Zeugen. Aber auch das Civil hat zu dieser Sizung einen Zeugen her gegeben. Wir haben endlich einen Zeugen des früheren Ober­Staatsanwalts Quesnay de Beaurepaire gehört. Es ist das ein Herr du Breuil , früherer Staatsanwalt der Republik in Saint Brieur, der in den Jahren 1885 und 1886 in Paris wohnte. Die Geschichte, die er erzählt, ist sehr drollig.

Als er eines Morgens im Boulogner Wäldchen( der Pariser Tiergarten) spazieren ging, stürzte ganz in seiner Nähe ein Herr mit dem Pferde. Er half ihm, sich wieder zu erheben, machte seine Be­tanntschaft und führte ihn bei sich ein. Dieser noch nicht näher untersuchte Kavalier nannte sich Bodson und war von Beruf Handeltreibender. Er hatte eine junge, sehr schöne Frau, die er Herrn du Breuil vorstellte. Bei den näheren Beziehungen, die sich entwickelten, traf du Breuil eines Tages dort Dreyfus, der da­mals noch Lieutenant war, und außerdem verkehrte dort auch welch erschwerender Umstand ein Herr, den man ihm als Attaché der deutschen Botschaft vorstellte. Später beklagte sich dann Bodson bei du Breuil , daß seine Frau die Maitresse des Dreyfus wäre, und noch sehr vieler anderer, die bei ihm verkehrten. Und folglich ist Dreyfus schuldig.

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Durch Fragen gedrängt, vermag der Zeuge über den famosen deutschen Gesandtschafts- Attaché nichts zu sagen, und alsbald erkenut man den falschen Zeugen.

Aus welchem Grunde erscheint er hier, um zu lügen? Ganz einfach, weil er ein von Frau Bodson abgewiesener Liebhaber ist. Im Grunde seines Herzens hat er noch die Eifersucht bewahrt, die er gegen Dreyfus in dieser Liebesaffaire empfand, und mit ein wenig Einbildung und Nebelwollen macht er aus seinem Nebenbuhler einen Verräter.

Was seine Moralität anlangt, so wird man bald näheres darüber erfahren und wird dann den Wert seines Zeugnisses beurteilen können. Wir wußten schon, daß er aus seinem Amte als Staats­anwalt wegen schmutziger Geschichten entfernt wurde. Demange fragte ihn außerdem nach einem Prozeß, den er vor der Kammer in Caen verlor und der seinen moralischen Wert erkennen läßt. Labori bat auch um eine Nachforschung bei der Staatsanwaltschaft bon Contances, die ebenfalls nützliche Auskunft wird erteilen tönnen. Hierbei bittet Labori den Regierungskommissar, diese Auskunft als dringlich einzuholen.

Bei diesem Anlaß ereignet sich einer jener Zwischenfälle, welche bei jeder Sigung durch die notorische Unfähigkeit des Kommandanten Carrière hervorgerufen werden. Carrière iſt der Klown diejes Prozesses. Die Dummheiten, die er schon angestellt hat, werden weltgeschichtlichen Ruhm erobern. Die, welche er noch anstellen wird, werden ihn hoffentlich der Ewigkeit erhalten. Der Kommandant Carrière ist ein fleiner gutmütiger Tropf mit Der Kommandant Carrière ist ein kleiner gutmütiger Tropf mit einem bornierten Gesicht, mit spißem Schädel, freischender Stimme und stumpfem Verstand. Als am Tage des Mordversuchs gegen Labori die Verteidigung die Aussetzung der Verhandlungen für einige Tage beantragte, protestierte er, indem er erklärte, er wisse von der Affaire nichts, er habe sie erst seit zwei Monaten studiert, und das Verschwinden Laboris stelle einigermaßen das Gleichgewicht zwischen der Verteidigung und der Anklage wieder her. Eine solche idiotenhafte Dummheit ist felten.

Als man vorgestern von der Fälschung Schneiders sprach, rief er aus: Staatsgeheimnis! Staatsgeheimnis! Ich ver­lange den Ausschluß der Oeffentlichkeit." Der Aermite vergaß, daß dieses Schriftstück vom General Mercier in die Verhandlungen ge­bracht worden war. Uebrigens bestand er nicht darauf. Seine Dummheiten haben keinen Eigenfium.

Da er heute noch keine besondere Thorheit begangen, hatte, so rief er bei dem höflichen Antrag Laboris, der auf eine Nachfrage über den Zeugen du Breuil bei der Staatsanwaltschaft bon Contanees gerichtet war, aus:" Ich werde den Auftrag Laboris nicht ausführen.

Dieser arme Schwachkopf weiß nicht, daß das Gesetz ihm die Verpflichtung auferlegt, diese Erkundigung vorzunehmen, und Labori hat ihn in so spizigen Ausdrücken daran erinnert, die er vielleicht nicht vergessen wird.

Judessen das wichtigste Ereignis des Tages war das Erscheinen des Generals Gonse . Da der Kommandant Esterhazy trotz des freien Geleits, das man ihm bewilligt hat, in England bleibt, so wurde seine vor dem Kassationshofe gemachte Aussage verlefen. In dieser erinnert er an alle Machenschaften der Abgesandten des Generalstabes, die mit falschen Bärten und blauen Brillen zu ihm

tamen.

Diese Verlesung brachte den General Gonse auf die Estrade. Er leugnete einen Teil der Thatsachen, und für den anderen bemühte es sich, die Verantwortlichkeit abzulehnen.

Ersichtlich suchen manche Generale, ihre Solidarität mit den Machenschaften Henrys und du Bath de Clams zu lösen. Jegt, wo diese bekannt sind und ihnen als Verbrechen angerechnet werden, verheißen ihnen diese von ihnen veranlaßten oder doch geduldeten. Umtriebe nichts gutes. Daher blasen sie zum Nüdzug.

Aber der General Gonje macht, durch die Fragen Laboris in die Enge getrieben, sehr wertvolle Geständnisse.

Aber im folgenden Jahre machte ein Hauptmann der Garnison von Nizza , der in Wahrheit Nomani hieß, eine Vergnügungsreise nach Italien . Der italienische Nachrichtendienst, welchem er ge­meldet war, ließ ihn sofort verhaften, da er glaubte, die Hand auf den durch die Spionin angezeigten Hauptmann zu legen. Romani wurde vor ein Kriegsgericht gestellt und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt.

Sociales.

Die Streiffommission.

Baugerüft- Kontrolle in der Schweiz . In den Städten Basel und Bürich bestehen besondere Gerüst- Kontrollen und in der Stadt Bern streben die organisierten Arbeiter die Schaffung einer solchen und zwar durch ein Gesetz und auch für die übrigen Gemeinden des Kantons Bern seit längerer Zeit an. Hoffentlich mit baldigem Erfolg. Also die Dummheit des dem Kriegsministerium zugeteilten In der Stadt Zürich wird die Gerüst- Kontrolle von zwei früheren Arbeitern, wovon der eine Zimmermann und Präsident des Hauptmanns Gendron, der so einfältig gewesen war, vor seiner schweizerischen Gewerkschaftsbundes war, ausgeübt. In dem soeben Abreise nach Italien den Namen eines Hauptmanns der attiven für 1898 erſchienenen stadträtlichen Geschäftsbericht lesen wir über Armee anzunehmen, der im militärischen Jahrbuch verzeichnet war die Thätigkeit der Gerüst- Kontrolle folgende Mitteilungen: Im und der überdies noch ganz nahe an der Alpengrenze stand diese Berichtsjahre wurden insgesamt 1145 Gerüste fontrolliert, gegenüber Dummheit verschuldete es, daß Romani verhaftet und verurteilt 1026 im Vorjahre. Die Kontrolle erforderte 5759 Untersuchungen wurde! und ergab neuerdings eine namhafte Besserung in den Rüstungen. Der französische Generalstab tannte den begangenen Irrtum; aber anstatt die Dummheit des Hauptmanns Gendron Die Arbeit der Kontrollbeamten war keine geringe, wurde aber gegenüber früheren Jahren verhältnismäßig erleichtert durch das im einzugestehen, ließ er Romani im Gefängnis. Was würden heute wohl die Feinde Dreyfus' sagen, wenn er allgemeinen bereitwilligere Entgegenkommen seitens der Baumeister, einen ähnlichen Fehler begangen hätte! Ohne weiteres würden sie deren Poliere und Arbeiter, welche den Vorschriften zur Verhütung von Unfällen aus freien Stücken nachkommen und den in der ihn anklagen, es absichtlich gethan zu haben. Uebrigens sagte mir Regel an Ort und Stelle mündlich erteilten Weisungen der Jaurès , daß im Jahre 1894 die ganze nationalistische und anti- Controleure ohne weiteres Folge leisten. Schriftliche Verfügungen semitische Presse Dreyfus antlagte, den Hauptmann Nomani ber mußten nur in 80 Fällen erlassen werden. In 15 Fällen, wo Ge­tauft zu haben, und daß der Generalstab diese Legende sich fahr im Verzuge war, wurde die sofortige Einstellung der baulichen festiegen ließ. Arbeiten für so lange, als die Vorschriften nicht befolgt waren, an befohlen; in 7 Fällen dauerte die Arbeitseinstellung 1 bis 5 Stunden, in den übrigen 1 bis 4 Tage. In 4 Fällen wurden die betreffenden Bauten während der Dauer der Arbeitseinstellung polizeilich über­wacht. Die Zahl der Unfälle auf den Bauten beträgt 9, davon waren 2 mit tödlichem Ausgange, die übrigen hatten leichtere Ber legungen zur Folge. Keiner der Fälle tonnte auf mangelhafte Rüstung zurückgeführt werden. Die Bauarbeiter scheinen im all­gemeinen mit der Thätigkeit der Gerüstcontroleure zufrieden zu sein.

Heute ist es Gendron, der Dreyfus anklagen will.

Rennes , 25. August. Die Verteidiger und der Regierungs­kommissar haben, wie verlautet, 20 neue Beugen zum Prozeß vor­laden lassen, darunter den früheren Kriegsminister Freycinet. Der Vorsitzende Jouauft hat vom Kriegsminister Galliffet einen Brief erhalten, in welchem er den Obersten Cordier von seinem Amts­geheinmis entbindet.

Gewerkschaftliches.

Berlin und Umgegend.

In der mechanischen Weberei von Feibisch wurde ein Kollege wegen Zugehörigkeit zur Organisation gemaßregelt. Sämt liche Arbeiter und Arbeiterinnen bis auf vier erklärten sich mit den Gemaßregelten solidarisch und legten, da der Chef jede Unterhandlung mit dem Arbeiterausschuß ablehnte, die Arbeit nieder. Es wird ge­beten, den Zuzug fernzuhalten.

Der Vorstand des deutschen Textilarbeiter Verbandes. Filiale I, Berlin .

Beim Rixdorfer Gewerkschaftskartell find folgende Beiträge vom 19. bis 24. August eingegangen: Centralverb. der Bau, Erd- u. Hilfsarbeiter Deutschlands , Filiale Rir dorf, 25,-. Laubenkolonie Louisenthal( Sadowski) durch Gen. Schmidt 12,16. Von einigen Tischlern in Tempelhof gesammelt auf Liste 195 3,50. Gesammelt in der Pianomechanit Fabrit Berlin , Schlesischestr. 18, auf ifte 183 4,35, Liſte 184 4,80. Ges. von den Polierern bei Laborenz, Rir dorf, Liste 182 11,30. Gesammelt von Steinseßern Rigdorfs auf Liste 148 10,70. Durch Nimmrich auf Liste 150 7,80. 18 6. Rate find 100 m. für die dänischen Arbeiter abgesandt. Weitere Beiträge nimmt entgegen Aug. Nierich, Rixdorf, Steinmez straße 85. Deutsches Reich.

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Die Lage.

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Köln , 25. Auguft. Die Köln . 8tg." schreibt zu der inner­politischen Lage, vor allem komme es darauf an, daß man im Lande unzweifelhaft erkennt, daß und wie die Staatsleitung handeln will.

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Der Verlauf und der Ausgang der Kanaldebatte hat gerade dort, wo die Regierung in ihrer gesamten Wirtschaftspolitik eine so bereitwillige Unterstützung gefunden, tiefes Miß­trauen zurückgelaffen. Das Blatt fagt: Es find uns Aeußerungen aus der konservativen Partei zur Genüge kannt, aus denen hervorgeht, wie dringend von allen Seiten das Bedürfnis verspürt wird, daß die Parteien, auf denen die große nationale Politik früher beruhte, unter einander und der Regierung gegenüber aus dem leidigen Zustand des Mißtrauens und des Diplomatisierens endlich herauskommen."

Köln , 25. August. ( B. H. ) Der Kölnischen Bolts 3eitung" weht aus Regierungstreisen die Mitteilung zu, daß die Hauptschwierigkeit der gegenwärtigen Lage in der Natlosigkeit liege, was bezüglich der Beamten geschehen solle. Beim Kaiser sei ein völliger Umschwung in der Stimmung eingetreten, der alle bisherigen Berechnungen durchkreuzte. Eine Klärung fei Die Lohnbewegung der Töpfer in Forst hat mit der An- nicht erfolgt; es sei fraglich, ob sie überhaupt fomme. Es sei erkennung der Hauptforderungen ihr Ende erreicht. Bewilligt wurden denn, daß der Reichskanzler eine Forderung zur Bedingung 91/ 2stündige Arbeitszeit, 10 Proz. Lohnerhöhung für die Accord- feines Bleibens mache, wonach die Kabinetsordre, welche den arbeiter, Tagelohn 4 M., Ueberstunden 50 Pf. Für auswärtige Arbeit politischen Beamten die Vertretung der Regierungspolitik befiehlt, über 4 kilometer muß Fahrgeld 3. Klaffe, freie Station oder 4 Proz. auch auf das parlamentarische Verhalten derselben ausgedehnt Lohnzuschlag gezahlt werden. Anerkennung des 1. Mai als Feiertag. werde. Dies würde nur durch eine Verfassungsänderung zu bewert­Nur der Obermeister der Junung hat noch nicht unterschrieben und stelligen sein. ist dessen Werkstelle bis auf weiteres gesperrt.

Zum Formerstreik in Leipzig . In der Begründung, mit der die Metallindustriellen die Intervention des Gewerbegerichts als Einigungsamt abgelehnt haben, heißt es:

" Nachdem ein großer Teil Modelle und mit ihm eine große Bahl Aufträge von Leipzig nach dem übrigen Deutschland , teils jogar nach dem Auslande gegangen ist und nach den einmal ge­schlossenen Verträgen dort vielfach auch auf längere Zeit verbleiben muß, und nachdem der bei weitem größte Teil der Gießereien wieder in die Lage versetzt ist, die noch verbliebene Kundschaft be­friedigen zu können, was dadurch möglich geworden ist, daß man Handwerker angelernt hat, ferner dadurch, daß verschiedentlich Aus­ständige die Arbeit wieder aufgenommen haben und daß auswärtige Arbeitsträfte herangekommen find, ist nicht die geringste Aussicht vorhanden, daß der größere Teil der Ausständigen in Leipzig in nächster Zeit wieder Arbeit finden taun und es dürften unter Um­ständen Jahre vergehen, bis es gelungen sein wird, wieder so viele Aufträge nach Leipzig zu ziehen, daß die bis vor dem Ausstande hier beschäftigt gewesene Zahl Former wieder erreicht wird."

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Lehte Nachrichten und Depelthen.

Frankfurt a. M., 25. August. ( B. H. ) Die Frf. 8tg." meldet aus New York : Der amerikanische Konsul in Kanton, Bedloe, wurde abgefeßt, weil er angeblich einem Schiff das Recht verlieh, die amerikanische Flagge zu führen, troßdem dasselbe den Jujurgenten Kriegsmaterial lieferte. Die Revolution in San Domingo gewinnt erheblich an Ausbreitung.

London , 25. Auguft.( B. H. ) Nach Meldungen aus Manila ist eine Deputation der auf den Philippinen ansässigen Europäer auf dem Wege nach London , um die englische Regierung um die Besiz­ergreifung der Philippinen zu bitten und dafür den englischen Insel­befiz in Westindien an Amerika abzutreten.

Rom , 25. Auguft.( B. H. ) Die Meldungen aus Tripolis rufen in Regierungsfreifen große Besorgnisse hervor; der Aufstand breitet sich weiter aus. Die türkischen Truppen werden überall zurückgeschlagen. Frankreich konzentriert große Truppenmassen an der tunesisch- tripolitanischen Grenze.

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Konstantinopel , 25. August. ( Meldung des Wiener t. t. Telegr.­Die Unternehmer halten deshalb die Einigungsverhandlungen Korresp.- Bureau's.) Der ökumenische Patriarch, welchem wieder für zivedlos. Um sie ihnen mit der Zeit doch als zwedmäßig er- holt Audienz beim Sultan verweigert wurde, überreichte im scheinen zu lassen, haben die Centralverbände der Former und der Yildiz- Balaste eine Beschwerdeschrift, in welcher er anführte, Metallarbeiter an die Verbands- Zahlstellen ein Cirkular erlassen, in daß orthodoxe Kirchen macedonischen Ortschaften dem es heißt: mit bulgarisch - griechischer Bevölkerung gesperrt gehalten und Diese Stellung des Unternehmerverbandes( zu dem Einigungs- Kirchen und Klöster innerhalb dieses Bezirks mit Beschlag belegt versuch des Gewerbegerichts) findet seine Erklärung darin, daß würden. In einem Rundschreiben an die diplomatischen Missionen demselben durch Einführung von außerhalb Leipzigs hergestelltem ersucht die Pforte, die Schiffahrtsgesellschaften zu veranlassen, die Guß der Nacken ganz gewaltig gesteift worden ist und sich die nach der Türkei ohne Paß reisenden Armenier nicht aufzunehmen. Unternehmer der Illusion hingeben, daß die Anrufung des Ge- Der armenische Patriarch erhielt Briefe, in welchen ihm mit dem werbegerichts als Einigungsamt lediglich ein Ausfluß der Schwäche Tode gedroht wurde. Ahmed Dichelaleddin Baicha veranlaßte acht der Streifenden ist, die nach Meinung der Unternehmer mit ihrem Jungtürken , darunter zwei Offiziere und ein Mitglied des armenischen Latein zu Ende find. Dem gegenüber erklären wir, daß eine Komitees nach der Türkei zurückzukehren, um vom Sultan Gnade derartige Hoffnung eine trügerische ist. Noch stehen die Leipziger zu erbitten. geschlossen da, fest entschlossen, ihren Kampf in Ehren zu beenden. Die paar Arbeitswilligen vermögen die Unternehmer nicht heraus­zureißen, wenn sie auswärts teine Hilfe bekommen.

Dies ist leider bis dato in mehr als ausreichendem Maße durch Anfertigung von Guß außerhalb Leipzigs geschehen und muß fünftighin anders werden. Soll der Kampf der Leipziger nicht zwecklos in die Länge gezogen werden, so darf künftighin nach Leipziger Modellen für Leipziger Firmen kein Guß mehr auswärts gefertigt werden.

Als der Verteidiger des Dreyfus ihn aufforderte, zu erklären, warum der Generalstab den Angeklagten Esterhazy von den auf ihm lastenden Verdachtsgründen in dem Augenblid benachrichtigen ließ, als man ihn Mathieu auf die Anschuldigung des Dreyfus hin als Urheber des Bordereau vor ein Kriegs­antwortete gericht stellte, da der General Gonse, der Die unterzeichneten Vorstände ersuchen Sie daher, in den be­Kommandant Esterhazy wäre ein besonderer Angeklagter. teiligten Kreisen Ihres Bezirks darauf hinzuwirken, daß den von Verantwortlicher Redacteur: Robert Schmidt in Berlin . Für den Inseratenteft verantwortlich: Th. Glocke in Berlin . Drud und

Konstantinopel , 25. August .( Meldung des Wiener Telegr.­Korrefp.- Bureaus). Die Reise des Fürsten und der Fürstin von Montenegro nach Konstantinopel verfolgt feinen politischen Zweck. Sie findet nur infolge der wiederholt erfolgten Einladungen des Sultans statt und um gleichzeitig dem Sultan für verschiedene Auf­merksamkeiten desselben zu danken. Pretoria

, 25. August .( Meldung der Agence Havas.") Der Volksraad nahm nach langer Beratung mit großer Mehrheit eine Resolution an, in welcher der Bericht des Sonderausschusses für die Dynamitfrage genehmigt wird. Der Bericht des Ausschusses empfiehlt die Annahme des Regierungsentwurfs. berlag von May Badina in Berlin .

Sierzu 2 Beilagen.