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Argen gedenken, wenn sie ruhig nach Hause zögen, sagte er.[ sicht. Einen ganzen Signalapparat hat eine Dampfergesellschaft ein­Er werde ihre Beschwerden überlegen und mit ihnen gütlich richten lassen, um den Berkehr zu regeln und die Gefahren, die sonst rechten vor kaiserlichem Regiment und Reichskammergericht. ihren Dampfern drohen würden, abzuwenden. Das war, wenn auch in milderer Form, dieselbe Antwort, fichtspunkt, daß eine Brücke auch die Bedürfnisse der Schifffahrt zu Bei unserer Baubehörde ist es eben ein noch unbekannter Ge­die bereits Hieronymus Hassel den Bauern zu Gebsattel berücksichtigen hat. Sie setzt in Konstruktion und Ausstattung ein­ertheilt hatte. Finster schauten die Augen Meyler's unter fach die Straßen fort und denkt nicht daran, daß der Bau einer feinen überhängenden Brauen auf den Bürgermeister. Wir Brücke besondere Probleme birgt. Andere Gesichtspunkte" sind nicht meineidig," zischte er, bezwang sich jedoch auf einen und Rücksichten kennt sie dagegen aus dem ff". In ent­Wink Stephan's von Menzingen so weit, daß er gehaltener legenen Gegenden sind die Brücken in puritanischer Einfachheit hinzufügte, wenn auch ohne jede Demuth, in der sich die Bauern gehalten. In gewissen Theilen des Zentrums aber, etwa da, wo bislang vor den Herren gekrümmt hatten: Wir wollen alles halten, ehrfame Herren, was nit wider Gott und die Liebe des Nächsten ist, mehr nit!" Damit entfernte er sich und der Ritter sprach in stolzer drohender Haltung, bevor er ihm folgte: Der Ausschuß wird des Raths Antwort erwägen, Ihr Herren!" Da haben wir den Brei!" schnob der beleibte Herr von Winterbach  . Wer anders hat ihn uns eingerührt, als diese gottverdammte Reformation. Das ist der stinkende Pfuhl aller Best."

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die Brücke vom Schloß aus sehen kann, geht man brücken, werden mächtige granitne Pfeiler in den Fluß gesenkt, so gleich ordentlich. ran". Um den schmalsten Spreearm zu über­daß den Schiffen nur Löcher zur Durchfahrt bleiben. Man möchte jedesmal, wenn man ein Schiff einfahren sieht, auf der anderen Seite nachsehen, ob es auch wirklich durchkommt. Der massiven Konstruktion entsprechend ist die Ausstattung, die kolossale Einfassung zu beiden Seiten. Es geniert garnicht, wenn diese granitnen Blöcke gleich am Ufer in ein viel leichteres Eisengitter übergeführt werden. Damit aber nicht genug. Die Sache muß durchaus einen monumentalen Anstrich haben. Auf Ehrenfried Kumpf schnellte kampfluftig empor, jedoch laternen zu tragen. Auf der einen Brücke, die dem Schloß zunächst den vier Eden sind mächtige Pfeiler errichtet- um die leichten Gas­Georg Bermeter legte ihm beschwichtigend die Hand auf den ist, wird freilich diese Hauptsache nur so nebenbei an Schiffsschnäbeln, Arm, und so begnügte er sich, jenem die Aeußerung hin- die zur Seite eingefügt sind, aufgehängt, damit Platz genug zu den zuschleudern: Die Eiche ist's, an der die Schweine ihre Arrangements von Rüstungen und Waffen bleibe, die den Hauer weken." Aufbau frönen. Noch ungefüger sind die die entsprechenden Pfeiler aus Sandstein, die sich ein Stüd weiter auf der Friedrichsbrücke erheben. Ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln jeden Moment könnte er herunterfliegen. sigt darauf, und dieses Erasmus von Muslor ließ Groll und Merger eine Weile arme Thier ist dazu ausersehen, die Laterne an einem Strid im Schnabel zu tragen. Etwas Groteskeres hätte sich nicht ausdenken sich Luft machen. Dann stellte er die Ruhe mit den Worten lassen, auch wenn man einen Wettbewerb in diesem Sinne aus­wieder her: Als die wilden Barbaren das alte Rom   geschrieben hätte. Recht finngemäß ist auch die Dekoration der stürmten, da erwarteten die Senatoren sie schweigend auf Moltkebrüde. Das nahe Kriegsministerium nöthigte zu einer Ver­ihren furulischen Seffeln. Sie ließen sich tödten, aber sie herrlichung des Waffenhandwerks. In den kleinen Buben, die mit unterwarfen sich nicht. Wohlan, liebe Herren und Waffen und Trommeln ausgerüstet sind, glaubte man diesem Er­Freunde und werthe Kollegen, wir dürfen der Gewalt nicht weichen, und wenn wir gezwungen werden, jezt den Bauern etwas nachzulassen, so ist's mit Gewalt erpreßt, und wir sind darum nicht verbunden, es zu halten."

Und ich frage," rief Hassel und schlug mit der Fauft auf die grüne Tischdecke, warum, zum Teufel, haben wir das An­gebot des Markgrafen nicht angenommen?"

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forderniß gerecht zu werden. Aber auch hier gab es eine Extra­leistung. Die Laternen selbst mußten Schwerter haben; diese ragen nun über die Seitenlinien in die Luft hinein. Wie Töpfe mit Fliegen­stöcken sehen sie aus... Man könnte dieses Kapitel über Berliner  Brücken noch weit ausspinnen.

Das gefiel den Herren vom Innern Rathe. Nur Georg Die Sucht zu prunken liegt freilich im Charakter der Zeit. Berméter schüttelte bedenklich den Kopf und Ehrenfried Kumpf Erst jetzt erhebt sich ja eine Bewegung dagegen. Aber es ist darum erhob sich unmuthig, um die Rathsstube zu verlassen. Ein nicht weniger kennzeichnend, daß die städtische Verwaltung hier auf dieſe tiefer summender Ton bannte seinen Fuß. Alle lauschten. Kein Art einging, thut sie es doch nur an solchen Stellen. Es ist der­Zweifel, die große Rathsglocke wurde geläutet, und die Herren selbe Geist, der sich an dem Denkmalsbau am Schlosse erfreut, der schauten einander betroffen an. Sie rief die Bürgerschaft hier gewaltet hat. Von einem selbstbewußten Bürgerfinn" zur Versammlung auf dem ehemaligen Judenkirchhof. Ehren- ist nichts zu spüren. Der freisinnige Magistrat, der auf der einen Seite den Märzgefallenen die bescheidenste fried Kumpf sprach bekümmert: Ich habe den Innern Rath gewarnt, als es noch Zeit war. leisesten Wunsch, Aber da sei Gott für, daß der auf der anderen Seite entstehen könnte, schon vorher zu Ehrung versagt, ist eilfertig dabei, jeden ich mich von ihm trenne in der Stunde der Gefahr!" Und erfüllen. Im Thiergarten will er jegt gerade einen neuen Beweis er nahm wieder seinen hochlehnigen Stuhl am Tische ein. dafür liefern. Noch stehen in der Sieges- Allee erst vier von den Denkmälern, und schon denkt die städtische Gasdeputation an nichts Wichtigeres als an eine sachgemäße Beleuchtung der dortigen Standbilder". Gaslicht genügt nicht, elektrisches Bogenlicht muß es sein, und dies zu einer Zeit, wo wichtige Verkehrs­sind gegenden noch ganz ungenügend beleuchtet und die Hauptstraßen im Innern der Stadt durchaus fein elektrisches Licht haben. Dem Thiergarten ist mit dieser Ueberfülle an weißem am Tage zu Marmor noch nicht genug gethan, wenn sie nur sehen ist.

( Fortsetzung folgt.)

Sonntagsplandevei.

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Es ist die Zeit der Ferien und der Abstürze in den Alpen. Gleich vier Unglüdsfälle auf einmal wurden neulich aus Innsbrud gemeldet, und täglich erfährt diese Liste ihre Bereicherung. Diesen Umstand machte sich ein Wigblatt zu nutze, um die Verhält­nisse in den Berliner   Straßen zu kennzeichnen. Trotz der Hochsaison, das sah man auf einem Bilde, duldete es einen berühmten. Alpen­fragler zu Haus in Berlin  . Denn Gelegenheit zu Kletterfahrten und Aussicht auf gefährliche Abstürze hatte er in der Potsdamerstraße reichlich. Wie oft mag wohl im letzten Jahr jede einzelne Stelle der Straße vom Potsdamer Plaz bis zur Lützowstraße umgewühlt worden fein! Bequemer und praktischer läßt sich so etwas bei der Berliner   Bau­behörde absolut nicht machen, und unter einem Jahre thut sie es auch nicht. Jetzt flärt sich die Situation endlich, und es ist Aussicht vorhanden, daß die Arbeit einmal ganz zu Ende gehen wird. Man ahnt schon die neuen Herrlichkeiten, und die Pferde der Straßen­bahnen wissen ganz genau, daß hier ein zweiter Kreuzberg   ent­standen ist.

Uebrigens giebt ein Vergleich mit diesen Denkmälern" ohne weiteres die Erklärung für die sonst nicht recht zu begreifende That­fache, daß die Statuen von Helmholtz und Siemens auf der Bots­damer Brüde zwar deren Gesichtszüge und Erscheinung, aber nicht die Namen tragen. Sehr einfach. Die Namen und Verdienste der beiden Gelehrten kennt eben jeder, und wer einmal ihre markanten Züge gesehen hat, vergißt sie nicht wieder. Es brauchte also teine Bezeichnung. Bei den Statuen der Siegesallee   aber ist es anders; denn die Helden, die da konterfeit sind, kennt nie­mand, und den Jungen, die durch eine moderne" Volksschule gelaufen sind, konnten die Lehrer beim besten Willen auch nicht mehr mehr war von ihnen beibringen als ihre Namen und Daten wichtiges nicht zu vermelden. Und man weiß, wie schnell sich so etwas vergißt. Schwer auseinander zu halten sind sie auch; denn sie ihre sehen einander so ähnlich wie ein Schauspieler dem anderen Namen und Daten mußten also durchaus darunter stehen.

Es scheint, daß man durch die Erfahrungen bei der Oberbaum­brüde gewißigt ist. Das ist eine Glanznummer der Berliner   städtischen Baukunst. Kaum war die Brücke fertig, da sah man, daß ihre Durchfahrten zu niedrig sind. Hochgehende Schiffe können nur mit Bor langer Zeit hießen die Deutschen   das Bolt der Dichter großer Vorsicht und nur durch das Mitteljoch paffiren. Wie immer und Denker". Die deutsche Bescheidenheit ist sprichwörtlich gewesen. wußte die Polizei auch hier weisen Rath. Sie lebte einfach Be- Jetzt ist das längst vorüber, und das Schlimme ist, daß die Deutschen fanntmachungen" vorn und hinten an die Brücke, daß für hochgehende nach teiner Seite hin Maß halten können. Ihre Bescheidenheit" hat Fahrzeuge nach beiden Richtungen die mittlere Durchfahrt refervirt früher Formen angenommen, die über jedes Maß hinausgingen, bleibt. Nun ist die Frage gelöst. Aber die beiden Zettel prangen ihr erwachendesSelbstbewußtsein äußert sich fnTölpelhaftigkeit und wüster da als schlagende Beweise für die Unfähigkeit der Brückenbauer. Es Renommiſterei. Das nennt man dann Stärkung des National­ift, wie wenn ein Arzt versehentlich ein falsches Bein abnimmt und dann ein Pflästerchen auf die Wunde flebt. Und auch das ist sehr gescheit bei dieser Brücke eingerichtet, daß Schiffe, die sie pafsiren, etwa entgegenkommende Schiffe erst im letzten Moment, er blicken können. Sie gestattet nach keiner Richtung hin eine Aus­

gefühls. Als ob wir nicht auch darin schon an Ueberproduktion litten, sucht man nach neuen Mitteln, es zu geben. Die deutschen Nationalfeste" sind das Neueste auf diesem Gebiete. Es gab noch nicht Sänger, Krieger, Turner, Schützen. u., s. w. Feste genug. Seit etiva drei Jahren geht die Idee um; jetzt nimmt sie greifbare

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