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Haufen Neugieriger, welche auf das Ergebnis der gemein- hinzugekauft. Unter einer Fichte hatte die Henne über ein Duzend jamen Sigung der beiden Räthe harrten. Schon seit dem Eier gelegt und sorgsam bebritet, und eines Tages hatte sich auch frühen Morgen waren sie versammelt. Von den Leuten auf der Hahn, durch ihren Eifer zu gleichem Thun angeregt, neben ihr der sonst so stillen Herrengasse- es waren vorwiegend Hand- feßhaft niedergelassen. Damit mun fein Beginnen nicht fruchtlos werfer in ihren Arbeitsanzügen- wanderten die mattblauen bleibe, trieb ihn sein Befizer eines Abends mit größter Vorsicht in wanderten die mattblauen ein vorbereitetes dunkles Stallgemach und setzte den über seine Augen Sabine's zum Himmel, an dem leichte, weiße Wölkchen rasche Ergreifung nach Art dieser Vögel vollständig Verduzten schwebten, und blieben zuletzt an dem Storchnejt auf der zunächst auf eine Wage( er wog 42 Pfund) und dann schnell auf ein Thurmspitze des Rathhauses hängen. Es war ein Nest mit Hühnereiern. Diese hat denn der so Vergewaltigte in uraltes Nest, dessen Bewohner heuer früher als in seiner Abgeschlossenheit auch getreulich bebrütet; aber die Freuden anderen Jahren zurückgekehrt waren. Ciner von den der Vaterschaft waren ihm trotz dreiwöchentlichen heißen" Be­Frühlingsboten, die von der städtischen Jugend stets mit mühens nicht als Lohn beschieden, da sämmtliche Hühnchen noch Jubel begrüßt wurden, stand in dem Neste und die Beim Ei nach fast vollendeter Entwickelung, wohl infolge der allzu wegung seines Kopfes deutete darauf hin, daß er die alte saß der Truthahn in den vollen drei Wochen nicht einmal gefressen großen Hize, gestorben waren. Das merkwürdigste dabei ist aber, Heimstatt, welche von den Winterſtürmen übel zugerichtet sein hat, wie Herr von Prosch mit untrüglicher Sicherheit beobachten mochte, auszubessern beschäftigt war. Eben kam fein Genosse fonnte; er begnügte sich alle zwei Tage mit einem Trunk Wasser. auf weit gespannten Schwingen daher, umkreiste das Nest und Aus den dreizehn Eiern der Henne im Freien tamen leider nur sechs ließ sich auf dessen Rand nieder. Vielleicht brachte er Bau- Hühnchen aus, da die am weitesten rings nach außen liegenden material oder Nahrung und erzählte dann von dem, was er Eier, welche die Henne nicht genügend vor Nässe und Kälte schüßen draußen erfahren. Denn er bewegte lebhaft den langen rothen fonnte, in der letzten Nacht vor dem Ausschlüpfen einem gewaltigen Gewittersturm und Plazregen zum Opfer fielen. Um so besser ge= Schnabel.  deihen nun die sechs glücklich ausgekommenen Jungen, und zwar fast Wie Sabine ihnen zuschaute, stieg in ihren sonst so gleich ohne jede menschliche Pflege, während bekanntlich die Jungen der giltigen, ja gelangweilten Augen etwas Träumerisch- sehn zahmen Truthühner für außerordentlich zart und weichlich gelten. süchtiges auf. Ihre Freundin lehnte mit gekreuzten Füßen Schon jetzt im Alter von vierzehn Tagen pflegen sie des Abends in einem Sessel und las in einem fliegenden Blatte. Die auf das wohl fünf bis sechs Meter hohe Verandadach aufzubäumen. breitgerundeten Spizen ihrer über den Zehen gepufften Schuhe Unter so interessanten Wahrnehmungen und Erzählungen aus Lauschten unter dem Saum des dunkelblauen, mit Silber ge- unseren Lieblings- und anderen naturwissenschaftlichen Gebieten gürteten Wollenkleides hervor. Das aufgeflochtene Haar krönte war die zur Abkühlung von des Marsches Hige nöthige Zeit ver­wie ein Diadem ihr Vorderhaupt. Das zu Nürnberg   ge- flossen; mun ging's zum eigentlichen Ziel unseres Ausfluges, zu den druckte Blatt erzählte von einer jungen, römischen Kaiserin, Mönchssittichen. Ueber den Gutshof mit seinem schönen die mit einem Ritter ihrem alten Gemahl die Ehe bricht, Sportgeflügel führte uns der Hausherr in ein Nebengebäude. Vor der Thür der Vogelstube wurde Halt gemacht, um wovon diesem ein Horn auf der Stirn wuchs, und wie es die durch ein darin angebrachtes Beobachtungsloch die Papageien am Chebrecherin durch die List, daß sie sich vor den Augen des Nest zu belauschen, wie sie aus- und einschlüpften. Ein kräftiger Ruck Betrogenen von ihrem Liebsten mit Gewalt umarmen läßt, an der Thürklinke brachte dann die ganze in der Niststube befindliche, es möglich macht, sich rein zu schwören, ohne daß ihr das ziemlich scheue Gesellschaft unter lautem Kreischen zum Ab- und Bild der Wahrheit die Finger abbeißt, die sie dabei Ausfliegen durch die enge Flugöffnung des Fensters. In der Nist­in dessen Mund legen muß, worauf dann das stube stellten sich uns die Nester zunächst als scheinbar regellos in Horn bon der Stirn des alten Kaisers abfällt. Wipfeln von gegen die Wände gestemmten Birkenstämmen an­Der derbe Poet war ein wunderlicher Frauenlob, den gehäufte mächtige Reisigklumpen dar; bald aber zeigte sich auch hier eine höchst sinnreiche und Kluge Anordnung. Die Nester sind erbaut er zu Anfang feines Gedichtes anruft; denn zum Schlusse aus unzähligen, bis 1/2 Meter langen bis fingerstarken Reisern, mit legt er es dem alten Kaiser selbst in den Mund, daß man Vorliebe gewählt von den dornigen, zu diesem Zwed im die Frauen nicht schmälen dürfe, wenn sie manchen weisen Garten geduldeten Akazienbüschen( Robinia). Diese Reiser Mann zum Thoren machten. Er würde dadurch nicht weiser. werden nicht etwa am Boden zusammengesucht, sondern vom Durch Frauenliebe hätte sich Adam schwer versündigt, sei Strauch abgebissen, entblättert und dann mit dem Schnabel an Troja   zerstört, Holofernes getödtet und der starte Simson ge- einem Ende gepadt und so in fenfrechter Richtung im Flug in die blendet worden. Auch Aristoteles   hätte sich aus Liebe ver- Nistkammer befördert, während doch andere bauende Vögel ihre Nist­gangen, sowie der große Alexander, Abfalon, König David halme und Zweige in der Mitte zu fassen pflegen. Um nun mit so ungefügem Material durch den engen Zugang zur Nistkammer ge und der weise König Salomon. langen zu können, setzten sich die klugen Bögel beim Anflug jedes­mal zuerst auf den unteren Rand der Oeffnung, fassen den Zweig mit der Pfote und fädeln denselben dann allmählich mit Schnabel und Pfote nach innen hinein. Am schlagendsten beweisen die Vögel ihre Klugheit dadurch, daß sie jeden Abend eine von Mäusen ge­fressene Oeffnung an der unteren Thürede mit Dornreisig verbauen, um den Nagern den Zugang zu den Nestern und zum Futtertisch abzuschneiden.

( Fortsetzung folgt.)

Ein Beluch

bei den, lächlichen Papageien"

Von Werner Groß( Görlig).")

Fünf bis sechs Nester waren mit je sechs Jungen in allen Stadien besetzt, so daß Herr von Prosch mit einem Bestand von An einem herrlichen warmen Juninachmittag tam ich endlich einigen vierzig Sittichen in den Winter zu gehen hofft. dazu, in Ausführung eines längst gehegten Planes, der Erlaubniß Eine Art Rückschlag in die allgemeine Papageien- Höhlenbrüter­des Herrn von Brosch auf Ober- Sohland, seine freifliegenden Natur ließen wohl zwei Paar erkennen, welche an der Wand be Papageien zu besichtigen, Folge zu leisten. In Begleitung festigte Nistkasten benutzt hatten, freilich auch diese nicht ohne zweier älteren, gleichfalls für die aus der Gefiederten Welt" be- Reisig- Auspolsterung. Im Vorjahre hatte ein Paar sein Neft außen kannten Versuche des genannten Herrn sich lebhaft intereffirenden an einer Hausecke erbaut, mit Benutzung des etwas vorspringenden Vogelfreunde legte ich die kurze Bahnstrede von hier( Görlig) nach Daches und einer Dachrinnenbiegung. Dies Nest, welches später Reichenbach und den schönen Weg durch üppige Wiesen, Feld, durch seine eigene Schwere( 18 Bfund) seinen Untergang fand, Busch und das lang im baumreichen Thal sich hinziehende hatte natürlich in seinen vielen Höhlungen mehreren Sperlings­stattliche Dorf Sohland zurüd, bis wir in dem romantisch paaren willkommene und billige Wohnungsgelegenheit verschafft. dicht am Fuß des Rohstein gelegenen Schlößchen des Infolge der bekannten, lüderlichen Nestbauart derselben fah man Herrn von Prosch anlangten. Schon unmittelbar vor dem Gutshof nun aus dem Reisiggewirr mehrfach Heu- und Strohbüschel hervor­begrüßten uns freischend von einem Apfelbaum herab zwei Mönchsragen, und es ist nicht unwahrscheinlich, wie Herr von Prosch aus­fittiche, ein troß unserer darauf gerichteten Erwartung so eigen einanderseßte, daß die Berichte der Reisenden über Auspolsterung artiger Anblid, daß wir einen Augenblid lang die fremden Vögel der Mönchsittichnester mit weichem Material auf ähnliche Bor­garnicht erkannten. gänge und nicht ganz genaue Beobachtung zurückzuführen sind. Bald bot sich uns ein noch interessanterer Anblick. Aus dem Jedenfalls haben die Papageien in Sohland   trop reichlicher schattigen Gebüsch trat vorsichtig eine stattliche Truthenne, Gelegenheit nie andere Niststoffe verwerthet als Reifig. Im Früh gefolgt von sechs flinken Jungen, welche eifrig nach Nahrung jahr finden stets zwischen den Männchen ernste Streitigkeiten um fuchten, mitunter auch in hohen Luftsprüngen irgend ein fliegendes den Besitz der Weibchen statt, welche oft mit dem Tod des einen Insekt zu erhaschen strebten. Zuletzt erschien auch ein prächtig Kämpfers enden. Während unserer Beobachtungen an den Nestern schillernder Truthahn, das Haupt der Familie. Aber bei hatten sich draußen am Fenstervorbau die rechtmäßigen Insassen jebem stärkeren Geräusch suchte die ganze Schaar scheu das schüßende der Stube größtentheils versammelt und gaben ihrem gerechten Gebüsch. Es waren wilde, amerikanische Truthühner, das Weibchen Unwillen über die Störung durch lautes Kreischen deutlichen Aus­das Geschenk eines Freundes von Herrn von Prosch, das Männchen druck. Ein durch Drahtnetz abgetrennter Theil der Stube dient nebst

*) Aus der von Karl Ruß herausgegebenen Wochenschrift einer anstoßenden Kammer Herrn v. Brosch zu seinen Kanarien­für Vogelliebhaber, Züchter und Händler Die gefiederte Zuchtwahl Versuchen. Auch hier waren zahlreiche Nester mit Eiern Welt"( Magdeburg  , Creuz'sche Verlagsbuchhandlung). und Jungen besetzt. Diese schon seit zwölf Jahren betriebenen Ver

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