Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 148.

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Sonntag, den 31. Juli.

( Nachdruck verboten.)

Um die Freiheit.

Von Robert Schweichel.  

geschlichtet werden.

1898

Wenn der Ausschuß mit ihnen gemeinsam ihre Angelegen heiten erledigen wolle, so sei es gut; einen Vormund brauchten sie nicht. Auch was die Handwerker und Weingärtner der Stadt für Beschwerden hätten, die sollten ihnen mit­Geschichtlicher Roman aus dem deutschen   Bauernkriege 1525. getheilt und von dem Ausschuß und ihnen gemeinsam Auch die Rechnungen des Raths wollten sie einsehen. Feurio! Jezt halten sie auf der Stadt Kosten einen gemeinsamen Trunk im Rothen Hahnen. st nicht mehr pläsirlich drinnen, hol's der Teufel!" Er nahm den Weg wieder zwischen die Füße; drehte sich aber noch einmal um und rief: Als Hauptmann siehst mich wieder." ,, Solche Kerle wie Dich können sie just brauchen," spottete Kaspar dem leichtfertigen Menschen nach.

Der junge Pfarrer lehnte die Aufforderung lächelnd ab. " Ich fechte mit der Waffe, die ich zu führen verstehe, und bin hier nöthiger als im Feld," sagte er.

" Noth that's, daß wir alle daheim die Felder bestellten; aber ist gilt es, ein ander Feld zu bestellen," wandte Lien­hart ein.„ Schau, ich weiß erst jetzt wieder, wozu ich auf der Welt bin. Ueber ein kleines und ich wär' halt ganz berkrummt hinter dem Pflug." Er trank, drehte den Schnauz bart in die Höhe und begann mit seinem tiefen Baß zu singen:

Was soll ich aber heben an Aufs best so ichs gelernet han? Ein neues Lied zu singen. Faladeridum."

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Sechstes Kapitel.

Stephan von Menzingen hatte dem lateinischen Schul­meister, wie Valentin Jckelsamer in der Stadt häufiger als bei seinem Namen genannt wurde, die Bewirthung der bäuerlichen Gesandten im Rothen Hahnen überlassen. Es verdroß feinen Hochmuth nicht wenig, daß die Bauern sich mit dem Ausschusse auf gleichem Fuß stellten und gemeinsam mit Hans Stöcklein hielt sich vor den gräulichen Mißtönen, diesem nicht nur ihre eigenen Angelegenheiten, sondern auch die die aus des Sängers Kehle drangen, die Ohren zu, sprang der Stadt ordnen wollten. Auch entging es ihm nicht, daß auf und lief aus der Stube. Der lange Lienhart ließ sich da- die oberen Zünfte, welche die wohlhabende Bürgerschaft um­durch nicht stören. Unverdrossen sang er alle dreizehn Strophen, faßten, wie entschieden sie auch zur kirchlichen Reform­aus denen das Lanzknechtslied bestand, herunter. Dann lachte partei unter Führung des Altbürgermeisters, Deutsch­ er   und setzte, anstatt sich den Becher zu füllen, den Krug an lin's und Christan's standen, durch das entschiedene den Mund. Auftreten der Bauern und deren Bündniß mit den Und Handwerkern, seinen Gegnern zugedrängt wurden. er mußte gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn er das Fundament seiner Macht nicht zerstören wollte! Als schärfsten Splitter an dem Fleisch seines Stolzes empfand er es aber, obgleich er es sich nicht gestehen mochte, daß die Bauernführer Denner und Mölfner bei den Verhandlungen auf dem Rath­hause eine geistige Begabung an den Tag gelegt hatten, die der seinigen mindestens gleich war, während sie aus ihrer Herzenswärme für die Sache der Bauern und ihrer ehrlichen Ueberzeugung eine Beredsamkeit schöpften, an welche die ſeinige nicht heranreichte.

t, Lienhart," fragte Kaspar mit gedämpfter Stimme, denn die Thür zum Studium des Pfarrers war offen ge­blieben, Du kennst den Pfarrer wohl schon längere Zeit; weißt Du, weshalb er hat geistlich werden müssen?"

Ob er hat müssen, ist mir nit bewußt," antwortete jener, nachdem er einen Blick auf die offene Thür geworfen, eben­falls leise. Ich hab' ehedem blos von ihm gehört. Es wird aber wohl seine Richtigkeit damit haben, daß er in das Pfaffenkleid ist gezwungen worden. Darin läßt sich manches ersticken, was nit an das Licht der Sonnen kommen soll. Nämlich die Leut' erzählen, daß er der Bankert einer Edelfrau im Würzburgischen ist. Da hat ihn der Bischof dann hierher gethan, wo er weit weg ist."

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Der Pfarrer tam wieder zu ihnen. Sind die Fenster noch ganz?" scherzte er. Die erhöhte Theilnahme, mit der Staspar ihn betrachtete, bemerkte er nicht. Nach einer kleinen Weile be­dankte sich Kaspar bei ihm für die Bewirthung, und der lange Lienhart ging mit ihm durch das Dorf. Und Du meinst, daß die Käthe ganz sicher in Ohrenbach   ist?" fragte er. Denn daß ihr Bruder Simon nicht mehr in Reichardtsrode ist, weiß ich von meinem Vater, der im Ausschuß fißt."

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In dieser Stimmung ward ihm zu Hause ein Anblick, der ihn vollends aus allem Gleichgewicht warf. Else und Max saßen dicht neben einander, als er in die Wohnstube trat. Seine Tochter hatte sich an den Geliebten geschmiegt, ihm die Hand auf die rechte Schulter gelegt und schaute, den kleinen, reich und zierlich umlockten Kopf an seinen linken Arm drückend, in einen Brief hinein, den er laut vorlas. Die Mutter saß an einem der Fenster; eine Handarbeit, mit der sie beschäftigt gewesen, hatte sie in den Schooß sinken lassen, um ungestört zuzuhören. May hatte den Brief am Morgen erhalten. Er ,, Ach ja, das Käthelein," neckte der Lange den Besorgten. war von Florian Geyer  , der ihm schon seit Wochen „ Der auf Endsee wird sich hüten, jetzt noch in die Kohlen zu eine Antwort schuldig geblieben. Florian Geyer   schrieb blasen. Es wird ihm ohnedies bald auf seinem Schloß zu ihm, im Begriff, wie er sich ausdrückte, zu Pferde heiß werden, wie allen in ihren Schlössern und Burgen. Und zu steigen. Denn der Augenblick sei nun da, das was die Neureuterin ist, so wird all ihre Pracht und Herrlich- Schwert zu entblößen und die Scheide wegzuwerfen. Ich feit bergehen wie Schnee in der Märzsonne, wann jetzt die Bauern von den Gilten   und Leibrenten, die auf ihren Höfen stehen, die Zinsen nit mehr zahlen. Haben sich lange genug darum schinden müssen. Kannst ruhig sein, Bruder."

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Damit schieden sie.

lade Euch nicht ein, an meiner Seite in den Kampf zu ziehen, hieß es im Briefe weiter, denn mich dünkt, daß Ihr kein Schwertmann seid. Aber Eure Kenntniß des Rechts ist auch eine Waffe, die wir gar sehr gebrauchen, zumal ich aus Euren Briefen entnommen habe, daß Ihr wisset, was noth thut. Es ist daher an Euch, mitzuschaffen an der neuen Verfassung des Reiches, damit sie in fraft tritt, alsbald das Schwert die Feudalwirthschaft des Adels und der Kirche gestürzt hat. Wendel Hipler   wird Euch berufen, wann es Zeit ist."

Der Eintritt Stephans von Menzingen unterbrach den Vorleser. Else fuhr mit einem leisen Schrei in die Höhe und ihr feines Geficht ward von Purpur überflammt. Die Mutter war einen Augenblick wie gelähmt auf ihrem Size. Verlegen erhob sich May." Ich störe, wie ich sehe," sagte Herr Stephan mit schneidender Fronie.

Sturz vor der Stadt traf Kasper auf Lorenz Knobloch, der einen auffallend rothen Kopf hatte. Sein Athem roch nach Wein. Wohin denn?" hielt Kasper ihn auf und jener erwiderte mit einem starken Schnaufen: Zu den Bauern! Es will drinnen nicht vom Fleck. Das halt der Teufel aus, mir wird's zu langweilig. Die Bauern sind doch noch ganze Kerle. Sie wollen sich nicht länger an der Nas' herumziehen lassen. Gleich auf der Stell sollten ihre Beschwerden abgethan werden, und als der Nath erklärte, das könnte er nicht, was antwortet ihm der Denner mit der rothen Feder? Sie würden Gefälle, Frohnden, Zehnten und was sonst wider die" Es ist ein Brief von Florian Geher, ten ich vorlas," heilige Schrift sei, von Stund' ab nit mehr leisten, und dabei erklärte Mar, sich fassend, und hielt denselben dem schlug er an sein Schwert und die andern thaten's ihm Ritter hin, der ihn mit einer kurzen Handbewegung ab. nach. Hätte nit viel gefehlt und etliche von ihnen wies, während seine Augen in ausbrennendem Zorn wären mit dem Hassel und dem Winterbach   handgemein ge- auf die Tochter sahen, welche den Kopf sentte. Auch worden. Der Ehrenfried Stumpf brachte sie auseinander. Frau von Menzingen hatte sich inzwischen gefaßt, sie erhob Auch der Menzingen kriegte was zu hören von dem Möltner. I sich und sagte, indem sie mit der Hand den Arm ihres Gatten

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