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wandern zu Baaren an den frisch gestrichenen Klaffenthüren entlang. Durch die Thüren hindurch, aus den Schulzimmern, dringt ein wirres Surren und Brausen von Kinderstimmen, hin und wieder ein schallendes Gelächter Es ist eine Mädchenschule, deren Besucherinnen Töchter des Mittelstandes, von Schlächter- und Bäcker­meistern oder verschuldeten Beamten sind.

er die Siedehizze des Wassers, also 100 Grad; aber bei dem plöt­lichen Nachlassen des Druckes dehnt er sich weit aus und fühlt sich dabei bis auf die Temperatur der Luft ab. Ebenso fühlen sich die Gasmassen, welche die Protuberanzen bilden, bedeutend ab, und aus ihrer Größe und Geschwindigkeit konnte Zöllner diese Abkühlung zu etwas mehr als 40 000 Grad berechnen. Für die äußere Sonnen atmosphäre, die aus vielen verschiedenartigen Gasen besteht, berechnet Sechs hellbraun angestrichene, niedrige Holzbänke. Auf jeder Zöllner aus seinen Formeln eine Temperatur von etwa 27 000 Grad; Bank acht Mädel im Alter von dreizehn bis fünfzehn Jahren; auf an der Ausströmungsstelle der Protuberanzen ergeben sich hieraus der letzten Bank ſizen nur zwei.- Weiße, blaue, rothe etwa 70 000 Grad, und 2000 Meilen tiefer etwas mehr als und karrierte Blusen mit bauschigen Aermeln, hin und 100 000 Grad. wieder eine kokette, knallrothe Vorsteckschleife. Ebenso verschieden Wenn verschiedene Methoden so abweichende Resultate liefern sind auch die Gesichter, vom kränklichen Blaß beginnender Bleichsucht wie die von Secchi und Zöllner, so können sie wohl keinen bis zum blühendsten Roth übersprudelnder Gesundheit, mit fecken Anspruch auf große Genauigkeit erheben. Thatsächlich sind denn Stumpfnäschen und großen, blizenden Augen. Dann die Haare: auch in der Aufstellung der Formeln manche Willkürlichkeiten roth, schwarz, braun und flachsblond, schlicht und gekräuselt, Hänge­enthalten. So ist z. B. der Zusammenhang zwischen ausgestrahlter zopf, Dutt oder gescheitelt Wärme und Temperatur, auf dem Secchi's Rechnungen beruhen, Alles an ihnen ist in Bewegung: Haare, Augen, Hände und wohl bei denjenigen Temperaturen gut bekannt, die wir auf der vor allen Dingen das Mundwerk. Erde im Laboratorium herstellen können; ob er aber nicht bei den Thu Dich doch höheren, uns ganz unzugänglichen Hizegraden, die auf der Sonne nicht so dicke! Ihr pumpt Euch ja ooch blos alles zusammen!" Herrschen sollen, ein wesentlich anderer ist, darüber können wir gar Hier zeigt eine Freundin der anderen heimlich unter dem Tisch nichts sagen. Wird über diesen Zusammenhang eine etwas ab- die Photographie eines jungen Mannes und seufzt dabei laut und weichende Voraussetzung gemacht, so kommt man zu wesentlich vernehmlich, dort tuschelt eine mit feuerrothem Kopf der anderen anderen Zahlen, die zum theil noch erheblich hinter den allerlei Heimlichkeiten ins Ohr,- und da läßt eine ihre Nachbarin Zöllner'schen zurückbleiben. So gab ein Forscher die Temperatur durch ihren neuen Knochenfederhalter sehen, dem eine Auficht der Sonne nur zu 1500 Grad an, ein anderer zu aus der Sächsischen Schweiz eingefügt ist. 10 000 Grad, wieder ein anderer in neuester Zeit zu 8000 Grad. Da öffnet sich mit lautem Ruck die Klassenthür. Gewißheit herrscht, wie man sieht, noch lange nicht; doch ist die überwiegende Mehrzahl der Forscher der Meinung, daß die früher angegebenen Zahlen, welche in die Hunderttausende und Millionen von Graden gehen, weit übertrieben sind.

In allerjüngster Zeit ist man nun auf einige Thatsachen aufmerk­sam geworden, die vielleicht eine strengere Beantwortung der Frage erlauben, als es bisher möglich war.

Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, daß die Körper in sehr großer Hize sich in ihre chemischen Bestandtheile auflösen. Aus diesem Grunde wurde allgemein als wahrscheinlich angenommen, daß in der heißen Sonnenatmosphäre nur chemisch einfache Körper, fogenannte Elemente, enthalten sein könnten. Nun wurde aber darauf hingewiesen, daß manche chemischen Verbindungen um so be­ständiger werden, daß ihre Bestandtheile um so kräftiger zusammen­halten, je heißer es wird, und hieraus zog man den Schluß, daß in der Sonnenhülle sehr wohl chemische Verbindungen vorhanden sein fönnten, die wir noch gar nicht femien. Es ist auch durch eingehende Untersuchung und Zerlegung des Sonnenlichtes, durch die sogenannte Spektralanalyse, gelungen, eine Verbindung von Kohle und Stick stoff, das Cyan, unter den Dämpfen, welche die Atmosphäre der Sonne bilden, nachzuweisen. Da dieser Körper zu denen gehört, die in der Hitze beständiger werden, so konnte zunächst daraus für die vorliegende Frage, die auf der Sonne herrschende Temperatur, nichts geschlossen werden.

Na! Ihr wart man blos in Pankow ?"

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Alles

wird mäuschenstill. Der Lehrer tritt herein. Die Augen seiner jungen Verehrerinnen hängen während der ganzen Geographies stunde an seinem sonnenverbrannten Geficht und an seinen dunkel­gebräunten Händen. Geradeüber ist die Gemeindeschule. Auch dort ist heute Schulanfang. In den Korridoren dasselbe Bild wie drüben. In den Klassenzimmern ist es anders. Die Mädchen sind zwar ein wenig jünger, aber dennoch sind sie ernster und stiller. Kleidung und Haar­tracht hat hier in seiner Dürftigkeit etwas Gleichartiges. Auch die Gesichter haben im großen und ganzen denselben Schnitt. Aber Lene! Du kannst ganz stille sein! Du hast es ja fein gehabt, Du warst doch mit in der Ferienkolonie!"-" Du hast wohl von Deiner Zeitung wieder ein paar Nummern mehr zum Austragen bekommen, Frieda?" Du, Anna! Ich habe schon eine Stelle als Lehrmädchen bei' ner feinen Schneiderin, wenn ich im Herbst aus der Schule komme!"

Heimlichkeiten und Tuscheleien giebt es hier wenig. Hervor ragende Seltenheiten kann auch keine vorweisen; da muß gelegentlich eine bunte Schleife herhalten, um Aufsehen und Neid bei den Kame radinnen zu erregen.

Als sich dann die Thür öffnet und laut räuspernd der Herr Rektor hereintritt, ist alles still. Besonders verehren ihn seine Schülerinnen freilich nicht. Sie erinnern sich noch sehr deutlich ge­wisser drastischer Erziehungsmittel aus der Zeit vor den Ferien. Auch sein Unterricht tann ihnen fein großes Interesse abgewinnen. Die Schule hat mit der Religionsstunde begonnen.- Völkerkunde.

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Aber dieses Beständigerwerden mit der Hize hat auch eine Grenze; aus Versuchen des englischen Professors Leves geht hervor, daß auch diese Körper, wenn die Hize eine bestimmte Höhe über­steigt, wieder zerfallen. Das bekannte und vielgenannte Acetylengas zum Beispiel gehört zu diesen Körpern; seine Bestandtheile, Kohle hielt in der vorigen Woche Professor Kollmann einen sehr bemerkens­-Auf dem in Braunschweig tagenden Anthropologen- Kongreß und Wasserstoff, sind um so schwerer zu trennen, je heißer es wird. werthen Vortrag über die Beziehung der Vererbung zur Bei 1200 Grad jedoch zerfällt das Acetylen in diese Stoffe. Bildung der Menschenrassen. Er führte dabei der Ver­Auch für Changas ist es nun gelungen, eine Temperatursammlung die in Gemeinschaft mit dem Bildhauer Büchly her­herzustellen, bei der es sich in Kohle und Stickstoff spaltet. gestellte Portraitbüste einer Pfahlbäuerin vor. Das Bei mehr als 2000 Grad war dieses Resultat noch nicht erreicht; Kunstwert beruht, nach einem Bericht der Voss. 3tg.", auf einer in einer Flamme aber, in der die Temperatur auf eine sinnreiche umfassenden Vorarbeit Kollmann's über das Verhältniß der Weich­Weise noch erheblich gesteigert wurde, schied sich deutlich die Kohle theile zu den Knochen des menschlichen Kopfes und verwerthet die aus dem Cyan ab. Leider wurde die Temperatur dieser Flamme bei dieser Arbeit gewonnenen Ergebnisse, um uns eine Vorstellung nicht genau bestimmt; doch dürfte sie schwerlich 3000 Grad überstiegen davon zu verschaffen, wie wohl ein Mensch aus der Phahlbauzeit haben. Daraus würde mun mit Sicherheit folgen, daß an denjenigen Grundlage den Gipsabguß eines Schädels aus dem Phahlbau von ( jüngere Steinzeit) ausgesehen haben mag. Kollmann benugte als Stellen der Sonnenatmosphäre, wo das Changas sich findet, Auvernier ( am Neuenburger See ). Dieser Schädel hat einer Frau die Temperatur vont 3000 Grad noch nicht erreicht ist. angehört und zwar, dem Zustande der Knochen nach zu urtheilen, Natürlich gilt das nur für die Schicht in der betreffenden einer Frau von 25 bis 30 Jahren. Um nun zu einer möglichst Höhe; naturgemäß ist die Sonne in ihren äußersten richtigen Wiederherstellung des ganzen Kopfes zu gelangen, Schichten am stärksten abgekühlt, und die Atmosphäre maß der Forscher die Dice der den wird um so heißer, je näher sie dem eigentlichen glühenden aufliegenden Weichtheile bei einer großen Zahl den Knochen des Kopfes Sonnenball iſt. Ueber dessen Temperatur folgt auch von Frauen desselben Alters, bei Lebenden und Leichen, stellte das Verhältniß dieser diesen Beobachtungen und Ueberlegungen noch nichts Sicheres. Di den zu der Form und Größe der Knochen im einzelnen fest, be­Immerhin dürfen wir annehmen, daß von der leuchtenden Ober- rechnete die betreffenden Durchschnittsziffern für alle Theile des fläche, deren Licht und Wärme wir in erster Linie empfangen, nur ein Stopfes und legte nun jenem Gypsabgusse mit Hilfe Büchly's allent­allmäliger Uebergang zu den höheren tälteren Schichten stattfindet. halben eine entsprechende Schicht Thon auf. Etwas anderes ist die Frage, wie lange die Wärme der Sonne Porträtbüste, die ein ganz ansprechendes, fast schön zu nennendes So entstand die wohl noch vorhalten wird; hier ist man ziemlich einstimmig der weibliches Gesicht darbietet. Ansicht, daß die Sonnenmasse sich dauernd zusammenzieht und ver- gesichtigen Menschenrasse an, die Kollmann als brachycephale Es gehört der furzköpfigen, breit­dichtet und dadurch den durch die Ausstrahlung erlittenen Verlust Chamaeprosopen" bezeichnet hat und neben der eine brachycephale deckt. Natürlich hat das eine Grenze; doch kann dieser Prozeß un- Leptoprojopen"( langgejichtige)- Rajse bestand. Die Frau hat gehindert noch einige Millionen Jahre vor sich gehen. ein mäßig großes, dabei etwas breites Gesicht, flache Stirn. etwas vorspringende Wangenbeine und einen vollen Mund mit schwellenden Lippen. Beide Spielarten: die Chamae prosopen wie die Leptoprosopen, kommen noch heute alleut­halben in Mitteleuropa nebeneinander vor, wie dem über­Haupt der ganze Versuch, einen vorgeschichtlichen Menschen nicht nur dem Knochenbau, sondern der gesammten Körperbildung nach darzustellen, auf der Beständigkeit, der Persistenz" der Rassen beruht

Kleines Feuilleton.

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Bt.

aus

1- n. Schulanfang. Es ist sieben Uhr und der Schuldiener hat bereits zum zweiten Mal geläutet. Der erste Schultag nach den Ferien. Auf den Korridoren stehen die Lehrer in Gruppen oder