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Erziehung und Unterricht.
gemeinerungen. Die verhängnißvolle Vorliebe für den blendenden Aufnahme- Jury tritt nicht zusammen. Die Ausstellung soll minSchein, für die Surrogate, wie es der Verfasser nennt, läßt er in destens vier Wochen dauern. allen Kreisen Berlins walten. Sie färbt ab vom Besitzer der Bruntpaläfte, deren Scheinglanz nicht im Verhältniß steht zu einfach gediegener Schönheit, sie färbt ab bis zum Hausgeräth des mittleren Bürgerthums und bis zur Lebensweise des Proletariers."
Englische Spielschulen. Die Engländer erachten es schon lange nicht blos für nüßlich, sondern geradezu als nothwendig, daß die Kinder neben dem Volksschul- Unterrichte auch hinlängliche Mit den Surrogaten hat der Verfasser, ach! so vielfach Recht, Gelegenheit zum Spielen finden; ein altes englisches Sprichwort leider drängt sich das Surrogat dem Proletarier ungebeten auf, die besagt:" Stete Arbeit und kein Spiel machen Hans zu einem Verhältnisse üben den grausamen Zwang. Der Pariser Ouvrier sei dummen Jungen." Diese Prinzipien wendet der„ Verein für stolz auf seine blaue Blouse, meint der Wiener Beobachter, der Unterhaltungsabende armer Kinder" in London seit etwa sieben Berliner Arbeiter stolzire lieber mit einem Shoddy- Mantel wohl Jahren in immer größerem Umfange am. Bald nach der feiler Eleganz. Hier hat der Beurtheiler oberflächlich gesehen und Gründung dieses Vereins wurden, wie die„ Soz. Praris" mittheilt, den vergleichenden Maßstab vielleicht nach ein paar fonntäglichen Unterhaltungsabende für Schulkinder auch in den englischen ProvinzVergnügungsstätten gefunden. In Berlin ist das Selbst städten ins Leben gerufen. In London fanden im letzten Jahre vom wie das Gesammtbewußtsein des Arbeiters sicherlich nicht September bis zum Mai in 34 der ärmsten Bezirke Spielabende minder rege, wie das seines Pariser Genossen. Wenn statt, welche wöchentlich etwa 300 Kinder aus den verschiedensten die Berliner Industrie ihm das Billigere, eine verschliffene Schein- Schulbezirken unterhielten. Anfangs freilich waren mancherlei eleganz aufdrängt, wenn eine Reihe von Gastwirthschaften, um eine Schwierigkeiten zu überwinden: die Sorge für Räumlichkeiten, üppigere Speisenfolge darzustellen, minderwerthige Surrogate ver- für freiwillige Spielleiter und für Geld. Bald wurden von abfolgen, so liegt es schwerlich daran, daß der Berliner Proletarier den Schulleitungen Lehrzimmer, Beleuchtung und Heizung bereit gerne den großen Herrn spielt. In diesen Beziehungen wird auch willig zur Verfügung gestellt. Zahlreiche Männer und Frauen anderwärts, als in Berlin , mit Wasser gekocht. Und dann muß man übernahmen die Leitung der Spiele, sammelten auch reichlich gerade bei Berlin vielleicht mehr als anderswo sich davor hüten, was Geld zu diesem Zwecke. Großen Vortheil bot die Mitwirkung der man beim Besuch von Gastwirthschaften und öffentlichen Lokalen er- Lehrerschaft, von denen viele ihre freie Zeit dem Unternehmen fahren hat, sofort als Beweismittel für das gesammte soziale Leben widmeten. Die Benutzung gerade der Schulzimmer als Spielraum auszuspielen. Unserem Gesellschaftskritiker in Berlin passiren da im und die Anwesenheit der Lehrer war von bestem Einfluß auf die einzelnen ganz merkwürdige Dinge. Er sieht eben vom inneren Familien- Kinder. Die Schule verlor dadurch für sie einen Theil ihres strengen verkehr ab und verallgemeinert Erfahrungen aus den Gastwirthschaften. und unangenehmen Ernstes, da die Kinder ihre Lehrer nicht blos Er spricht davon, wie man bei uns Restaurants" treffe, die in einem als Schulmeister, sondern auch als Kinderfreunde kennen lernten. " Menu" zu einer Mark ein„ Diner" so reichhaltig wie bei Uhl ver- Und da die Erlaubniß zur Theilnahme an diesen Spielabenden sprechen. Selbstverständlich kann man dabei kein gediegenes Diner" vom regelmäßigen Schulbesuche abhing, wurde der Eifer der verlangen. Aber diese Art von Lokalen ist doch nur für einen ver- Kinder und die Liebe zur Schule durch die Spielabende erhöht. Um hältnißmäßig geringen Kreisausschnitt unserer Bevölkerung geplant 6 Uhr abends versammeln sich die Kinder in einem größeren Schulund weder in der proletarischen, noch in der mittelbürger- zimmer. Die Klänge eines Klavieres ertönen, und sofort tritt die lichen Familie herrscht die Vorliebe für einen Mittagstisch Ruhe ein; die Kinder stellen sich in Reih und Glied und marschiren vont" sechs Gängen" vor, im sich hinterher einzureden, nach dem Takte der Musik im Zimmer umher, um sich dann in die man habe wie bei großen Herrschaften gespeist. Gewiß, für einzelnen Klassen zu vertheilen, je nachdem sie ruhige oder laute eine Anzahl von Gastwirthschaften stimmt der Unfug mit dem Spiele vorziehen. In einem Zimmer sizzen Kinder über Bilder„ Riesenmenu ohne. Werth", aber nur ein Dummkopf ohne Geschmack büchern, die anderen treiben ein Gesellschaftsspiel, sezen Bausteine oder ein eitler Narr wird sich auf die Dauer davon täuschen lassen. zusammen oder beschäftigen sich mit Räthselauflösen. Die Mädchen Der Magen läßt sich durch schäbige Scheineleganz nicht so leicht spielen am liebsten das Kaufmannsspiel und vor allem natürlich mit betrügen, wie das Auge der Leute; und so weit das Proletariat in Puppen. Die lebhafteren Spiele werden in der Turnhalle abgehalten. Frage kommt, ist denn doch der innere Gegensatz zwischen der pluto: Hier wird getanzt, gebort, Ball oder Neif geworfen, gesprungen u. f. w. kratischen Welt und zwischen den Arbeitern so stark und man ist sich in einem Staume erhalten die Kinder Anleitung, aus Abfällen von Tuch, seiner so bewußt, daß es nicht gut angeht, in allen proletarischen Wolle, Seide, Papier, Kort, Flittergold u. 1. w. Weihnachtsgeschenke wie mittelbürgerlichen Lebensgewohnheiten überall das gleiche Schema, anzufertigen. Die größte Freude bereitet den Kindern das Erzählen überall den gleich nivellirenden Einfluß neu- berlinischer plutokratischer von Märchen; ein Spielleiter, der Märchen gut vorzutragen versteht, Prozenkultur zu sehen.- Alpha. ist stets einer athemlos lauschenden Kinderschaar sicher. Manchmal werden auch Theatervorstellungen Märchen und Feengeschichten aufgeführt und die Eltern der Kinder hierzu geladen. Dadurch wird das Interesse an der Schuleauch bei diesen erhöht. In London werden die Spielabende an den Volks- und Bürgerschulen für arme Kinder von zehn Jahren aufwärts veranstaltet, denn gerade in diesem Alter bietet die Straße für sie viel Anziehungskraft und Gefahr. Daher dürfen auch Kinder, welche die Schule bereits verlassen haben, an den Abenden theil nehmen, und so kann die Schule auch auf jene ihren moralischen Einfluß ausdehnen, die schon selbst Brot zu verdienen gezwungen sind und in ihrem jungen Alter der Stütze und eines moralischen Haltes bedürfen. Nicht selten helfen diese„ alten" Knaben und Mädchen die jüngeren im Spiele unterweisen.
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Kleines Feuilleton.
Wie die Mönche auf den Philippinen Wunder thun. Von einem Offizier wird im letzten Heft der Broschüren- Sammlung Spanien " nachstehende Episode verzeichnet:" Ich war damals jünger und befand mich mit meinem Detachement einige 100 Meilen von Manila entfernt. Wie Sie wissen, haben unsere Mönche die Philippinen vollkommen zivilisirt und den Tagalen Begriffe von Kultur und Moral beigebracht. Die verstanden es, mit den Leuten umzugehen und sie in Respekt zu halten, und nie wäre es zur Rebellion und zu diesem unglückseligen Kriege gekommen, wenn man die Mönchsorden nicht in ihrer Autorität angegriffen hätte.( 1) Gerade als ich mit meiner Truppe ankam, hatten die Mönche eine Gruppe von diesen Wilden um sich versammelt und redeten ihnen von der Gerechtigkeit und Weisheit Gottes. Die Bösen werden bestraft und die Guten belohnt, sagten sie." Ihr José und Juan," redete der Padre aufs gerathewohl zwei dieser gelben Kerle an, seht Ihr, hier sind zwei geladene Büchsen, wenn ich nun auf Euch schieße, so kann dem Guten meine Kugel nichts anhaben, denn San Francisco schützt ihn. Paß auf, José!" Ein Knall und ein Feuerstrahl, aber José blieb unversehrt und die Menge stand zitternd und bewundernd da. Und nun zum andern wieder er hob sich der Büchsenlauf und der Kerl lag mit zerschmettertem Schädel, sich in seinem Blute wälzend, zu unseren Füßen." Das war ein Schuft," meinte der Padre ruhig, ein Wunder unseres Herrn hat ihn getödtet!" Sie glaubten cs und fürchteten sich vor den Mönchen. Was ging es auch die Tagalen an, daß eine Flinte blind, die andere scharf geladen war?"
Kunst.
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Gine deutsche Blatatausstellung wird in Berlin am 15. Oktober eröffnet werden. Um die deutsche Plakatkunst künstlerisch und materiell zu fördern, hat sich ein Ausschuß von Künstlern und Fachleuten gebildet, der die deutschen Künstler zur Betheiligung an der Ausstellung auffordert. Der Ausschuß besteht aus den Herren Ackermark, Dettmann, Doepler jun., Friz Gurlitt, Hasselbladt- Norden, Erner und Leistikow. Zugelassen werden alle Platatentwürfe, Maueraffichen sowohl wie Binnenplakate, sofern sie nicht gegen Sitte und Anstand verstoßen, den Zwecken der Reklame entsprechen und künstlerisch nicht zu unbedeutend sind. Eine besondere
Aus dem Thierleben.
t. Der afritanische hyänenhund ist wohl der schönste, kräftigste und verwegenſte Vertreter der ganzen Hundefamilie. Es giebt Berichte von Afrikareisenden, in denen behauptet wird, daß dieser Hund jedes Raubthier, sogar Löwen und Panther, infolge eines angeborenen Widerwillens angreift und verjagt oder sogar zerreißt, wenn er sich mit einer genügenden Zahl seiner Genossen zu fammengethan hat. Der Hyänenhund( Lycaon pictus) hat seinen Namen von der gleichzeitigen Aehnlichkeit der Kopfform und der Körperzeichnung mit einer Hyäne und einem Hunde. Besondere Verdienste um die Erforschung dieses Thieres hat sich die Londoner Zoologische Gesellschaft erworben. In deren prächtigem Garten leben seit geraumer Beit mehrere Paare von Hyänenhunden, die man sogar zur Fortpflanzung gebracht hat. Die Geburt der Jungen findet in der ersten Januarwoche des Jahres statt. Zum ersten Male trat dieses Ereigniß im Londoner Zoologischen Garten im Januar 1896 ein, jedoch ging der ganze Wurf zu grunde. Jm vorigen Jahre kamen wiederum fünf junge Hyänenhunde zur Welt, von denen drei ihrer natürlichen Mutter gelassen und zwei einer irischen Terrier- Hündin anvertraut wurden; letztere starben beide. Von den drei bei ihrer Mutter verbliebenen wurde eines am Morgen nach der Trennung todt aufgefunden, wahrscheinlich hatte der Wärter bei der Fortnahme der beiden Geschwister das Kleine berührt, und die Mutter wollte deshalb nichts mehr von ihm wissen. Es ist das eine häufige Erscheinung, daß Säugethiere ein Junges verstoßen, wenn es von Menschenhand berührt worden ist; dasselbe kommt sogar zuweilen bei Vogeleiern vor. Von den zwei jungen Hunden, die nun noch übrig waren, fraß die Mutter eines auf. Das letzte war eine Zeit lang außerordentlich schwach, blieb aber doch am Leben.
Es war