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ausgebreitet, und seine Vorhut stand vom Oberrhein bis zum fleiner, von unseren Kraftanstrengungen erreichbarer Anstoß erforderNiederrhein. Ein gewaltiges Wogen, hervorgegangen aus lich ist, um einen gewissermaßen schon von der Natur vorbereiteten dem gemeinsamen Martyrium und in geistige Einheit zusammen- Umschlag des Wetters in beschränkten Distrikten herbeizuführen. gefaßt durch die zwölf Artikel! Und allerwärts ward er Es sind nun zwei Punkte, in welchen man sich mit der Hoffvollstreckt, der Artikelbrief, an Klöstern und Abteien, an Burgen nung trägt, den launischen Wettergott den menschlichen Zwecken und Schlössern und widerspenstigen Städten. Da krachten, dienstbar zu machen, nämlich die künstliche Herbeiführung eines barsten, stürzten die Mauern und der Himmel war allerwärts Regens nach langer Dürre und die Verhinderung des vom Land wirth mit recht so gefürchteten Hagelschlages. roth von den leckenden Flammen. Da ward auch das Schloß gestürmt, in dem die Wiege des stolzen Kaisergeschlechts der Hohenstaufen gestanden, und leuchtete als eine Riesenfackel der Volksfreiheit weit in die Lande hinaus.
In der südlichen Steiermart, dessen gesegnete Weindistrikte fast alljährlich von vernichtenden Hagelwettern heimgesucht werden, fing man vor zwei Jahren an, bei herannahenden Unwettern auf die hageldrohenden Wolken aus Mörsern blinde Schüsse mit starker Pulver„ Eine schreckliche Auferstehung! Furchtbare Ostern!" ladung abzugeben. Man glaubte auch, feststellen zu können, daß statt murmelte Götz von Berlichingen . Zu der geistigen Höhe des des erwarteten Hagels sich jedes Mal aus den Wolken nur ein starter Kanzlers sich zu erheben, war er unfähig. Der Junker in ihm Regenguß entlud, dessen Intensität nach jedem Schusse vorübergehend konnte es nicht verwinden, daß die Bauern so wenig Feder- witters beobachten kann. Wieso durch die Erschütterung der Luft die zunahm, ebenso wie man dies nach jedem Donnerschlage eines Ge= lesens mit ihm machten. Schallwellen die Entstehung der Hagelförner verhindern können, blieb Wolfen zerschießen zu wollen, blieb nicht aus, umsomehr, als man in wissenschaftlichen Kreisen die Sache ziemlich ignorirte. Unter den Interessenten fand das Wetterschießen dagegen großen Anklang, und in den österreichischen Kronländern südlich der Alpen sind jezt aus öffentlichen und privaten Mitteln auf den Anhöhen Hunderte von Böllerbatterien errichtet, aus welchen lustig auf die gelbgrauen Wetterwollen kanonirt wird.
Und so ritt er dann am nächsten Morgen in einer dabei gänzlich unaufgeklärt, und der Spott über das Unterfangen, die Stimmung, die wenig dem wunderherrlichen Maientage entsprach, an der Spize des Bauernheeres gen Würzburg . Mit ihm ritten seine Waffenbrüder Mar Stumpf von Schweins berg und der Graf Georg von Wertheim, der in Milten berg dem Bunde beigetreten war, demselben Geschütz und Munition zugeführt und sich hatte verpflichten müssen, wie es fortan jedem Edelmann geschah, mit dem hellen Haufen zu ziehen. Göz verhielt sich wortfarg. Das Rauschen und Flattern der Fahnen in der balsamischen Maienluft, das lustige Dröhnen und Tönen der Trommeln und Pfeifen, das fröhliche Grölen und Singen und die Jauchzer der Bauern erheiterten sein Gemüth nicht. Wie anders war es sonst gewesen, wann er am schönen Morgen mit seinen Stnechten zu einer seiner vielen Privatfehden ausgezogen war oder im grünen Busch gelegen, um dem Feinde Geißeln und Güter abzufangen! Es mochte ihn die Ahnung bedrücken, daß er eine Aufgabe übernommen, ja aus junkerlichem Eigennut zu ihr sich gedrängt hatte, der er nicht gewachsen war. Aber klar machte er es sich nicht.
Dem Einflusse Hipler's auf Jörg Megler, Hans Reyter und andere Hauptleute war es zu danken, daß der helle Haufen auf dieser Kriegsfahrt Klöster und Burgställe verschonte und, wo ihm nicht freiwillig, wie es in den meisten Städtlein geschah, die nöthige Zehrung geboten wurde, diese aus dem gemeinen Säckel von dem Beutemeister Eisenhut baar bezahlt wurde. Freilich konnte nicht verhindert werden, daß sich auch jetzt noch dann und wann Streifparteien von dem großen Heerhaufen absonderten und auf eigene Faust plünderten und brannten und die Junker, die nicht zum Bund schwören wollten, gefangen einbrachten. Die Brandruinen von Klöstern und festen Häusern aber, auf die der helle Haufen bei seinem Vormarsche stieß, waren die Spuren, die die Schwarze Schaar im strengen Vollzug der zwölf Artikel auf ihrem Zuge nach Franken zurückgelassen hatte. Sie mahnten den Ritter mit der eisernen Hand daran, daß er vor Würzburg der Begegnung mit Florian Geyer nicht würde ausweichen können. Seine Laune wurde dadurch nicht besser. Aber auch in dem hellen Haufen regte sich eine Mißstimmung gegen Florian Geyer . Denn er hatte die neun mainzischen Städte auf dem Odenwalde und Tauberbischofsheim bereits auf den Artikel brief eidlich verpflichtet, als das Heer Georg Meglers, das auf ihre Bundesgenossenschaft ein näheres, gleichsam geographisches Anrecht zu haben vermeinte, nachtam. Der helle Haufe zwang sie, in den evangelischen Bund des Odenwalds und Neckars über zutreten und nochmals zu schwören. Da gab es viel Hader und Streit und es gelang Wendel Hipler nicht, die Wunde des Splitters auszuheilen, den Florian Geyer den Oden wäldlern in das Fleisch ihrer Eitelkeit gestoßen hatte. Solche Wunden schwären übel.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Wetterschiehen und künftlicher Regen.
Um die Wirksamkeit des Wetterschließens glaubhafter zu machen, berief man sich auf die Jahrhunderte alte Gewohnheit der Alpenbewohner, bei schweren Wettern mit den Kirchenglocken zu läuten. Sogar die Chinesen, welche allerdings seit Jahrtausenden eine Art Wetterschießen betreiben, wurden als Gewährsmänner herbeigezogen, obwohl man fich sagen mußte, daß dieses Wolf, welches bei Mondgenannten Gestirnen zu Hilfe zu kommen sucht, die es durch einen und Sonnenfinsternissen mit Tam- Tamschlagen und Schießen den Drachen bedroht glaubt, nicht gerade auf dem Gipfel logischer Naturgenannten Gestirnen zu Hilfe zu kommen sucht, die es durch einen erkenntniß steht.
Wichtiger als dieser blinde Autoritätsglaube find physikalische Versuche, mittels welcher man einen Hagel in fleinem Maßstabe im Laboratorium erzeugen kann und die eine gewichtige Stüße für die Nützlichkeit des Wetterschießens sind. Wenn man nämlich die beiden Boldrähte einer starten elektrischen Kraftquelle so anordnet, daß der eine von unten in ein Wasserbecken eintritt, und bis nahe an die Obernähert wird, und mun einen Strom von außerordentlich hoher fläche reicht, während der andere dem Wasserspiegel von oben geSpannung durchsendet, welcher die Lücke zwischen den beiden Polen überspringen muß, um sich mit dem entgegengesetzten Strome auszugleichen, dann entsteht an der betreffenden Stelle des Wasserspiegels eine anfangs fleine, später sich mehr einsenkende Vertiefung, aus welcher kleine Wassertröpfchen hervorsprigen; binnen kurzer Zeit aber bildeten sich die fortwährend emporspringenden Tröpfchen durch die zwischen beiden Polen auftretende Abkühlung zu echten Hagel
törnchen um.
Aehnliche Verhältnisse herrschen bei Ausbruch eines Hagelwetters. was im physikalischen Versuch unten, ist in den natürlichen Verhältnissen allerdings oben, und obendrein ist das Wasser in der Luft zunächst noch nicht in tropfbarflüffiger Form vorhanden. Die Atmosphäre der Wetterwolfe ist aber mit Wasserdampf gesättigt, welcher bei dem geringsten Anlaß sich in Gestalt von Tropfen auszuscheiden beginnt. Diese Anlässe sind nun die Abkühlung der Luft unter den Thaupunkt und das Vorhandensein von Staubtheilen in der Luft, an welchen sich die Wasserbläschen niederschlagen; bei ihrer gänzlichen Abwesenheit kann man die Luft weit unter den Thaupunkt abkühlen, ohne einen Niederschlag zu erhalten. Beides ist bei jedem Gewitter und Regenfall in ausreichendem Maße vorhanden, führt aber noch nicht zur Hagelbildung. Das Zustande kommen von Hagelförnern sett nämlich außerdem noch absolute Ruhe der Luft voraus. Auch der Versuch im Laboratorium mißlingt un weigerlich, wenn sich die Atmosphäre um den Apparat auch nur in der geringsten Bewegung befindet. Nun herrscht vor dem Hagelwetter eine geradezu unheimliche Ruhe und unbedingte Windstille, und nur wenn diese vorhanden ist, erfolgt die Umbildung des gasförmigen Wassers dampfes in dem start abgekühlten Raume in und unter der Ge witterbildung so langsam, daß ein Theil der Tropfen zu Hageltörnern gefriert.
Die Erschütterung der Luft durch die Schallwellen einer starken Detonation ist auch ausreichend, um den Laboratoriumsversuch zu vereiteln und nur Wassertropfen entstehen zu lassen, und hierauf gründet sich die Berechtigung, zur Verhütung des Hagelschlages vor und während eines Gewitters zu schießen.
Natürlich ist nur diejenige Schallwirkung von Nußen, welche die gefahrdrohenden Wolkenschichten erreicht; was sich an Schall lints und rechts in die Ebene verliert, ist nußlos. Man steckt daher über die annähernd senkrecht gegen die Wolken gerichteten Geschüße, welche die Form von Mörsern oder Böllern haben, große Schalltrichter, welche den Schall gegen die Wolken konzentriren.
So verwegen es nach allen Erfahrungen und nach der Gering fügigkeit unserer menschlichen Hilfsmittel im Vergleich mit den gewaltigen Kräften der Natur erscheinen muß, das Wetter beeinflussen zu wollen, das wir trotz der Hunderte von meteorologischen Stationen Es wird sebstredend noch zahlreicher Versuche bedürfen, um die noch immer nur sehr ungenügend und nur nach seinem allgemeinen beste Methode des Schießens zu ermitteln und die wissenschaftliche Charakter für große Landstriche, aber keineswegs in seiner Besonder Theorie desselben auszubauen. Die Erfahrungen zweier Sommer, heit für einen einzelnen Ort voraussagen können, so deuten doch welche an Unwetter außerordentlich reich waren, bestätigen, daß verschiedene Umstände darauf hin, daß unter gewissen Umständen sonst fast alljährlich vom Hagel verheerte Gegenden verschont das atmospärische Gleichgewicht ein so labiles ist, daß nur ein blieben, seitdem regelmäßig bei jedem Unwetter geschossen wurde.