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Die Spieler, anscheinend gut fituirte Leute, waren über die plögliche Unterbrechung ihrer Hantirung sehr erbost und schrien ihn an: Nanu, man sachte! Sie können wohl nicht fiefen, Mann? Da tamen sie aber bei Herrn Tanzmann schlecht an. Dessen Gemüthsart war so beschaffen, daß er selten die Gelegenheit vorübergehen ließ, eine Derbheit zu sagen, besonders wenn sie sich so schön bot, wie hier. Er sagte also:
Was? Ihr wagt noch, Euern Mund aufzuthun, ihr hohläugigen Spieler! Ihr, die Ihr einem hier die Wege versperrt und die Luft mit Euerm infamen Gewerbe verpestet! Schert Euch damit in eine alte Spelunke, wo der Tag nicht hinscheint! Aber hier bei hellem „ ich passe" zu überschreien und die grüne Natur anzuskaten, dazu Sonnenlicht den Gesang der Vögel mit Eurem„ Null ouvert" und gehört eine Bortion Vandalismus, meine Herren, der mit dem Galgen bestraft werden sollte!
Julen von Heiligen geschmückt und in der Mitte durch seinen jetzt gelblichen Früchten das Grün der Natur. Des Wanderers die mit Bildſchor geſchloſſen wat, fubtle our ber of the duer, Mugen ergößten sich an piefem bunten Kleib des Waldes. der rech ein eisernes She, gothische Thürme und byzantinische Suppeln ragten bei voller Sommerkraft doch schon die herrlichen bunten Insignien zwischen den Dächern in den lichter und lichter sich gestaltenden des Herbstes trug. Er versenkte sich in die Tiefen der Naturräthsel und in die Ideen der Menschen, die die Uebergänge wenig beachten Himmel. Um das Schottenkloster strichen pfeifend die Schwalben. und überall schroffe Gegensäge wünschen. In diese Gedanken vers Als die Greisin sich dem Schlosse zuwendete, streifte die tieft, achtete er wenig des Weges, so daß er beinahe über die Morgensonne die oberste Reihe der viereckigen Fenster, die Menschen gestolpert wäre, die hinter einer breiten Hainbuche lagen Thurmknaufe glänzten wie Gold. Auf der Mauer hinter dem und Stat spielten. lichten Zaun, wie die Pallisaden genannt wurden. schritten Wachtposten hin und her. Die blutleeren Lippen der schwarzen Hofmännin frümmten sich verächtlich. Sie stieß ihren Wanderstecken auf der Stelle, wo der Scheiterhaufen errichtet gewesen, mit aller Kraft in den Boden. Hier hatte ihre lange Pilgerfahrt des Elends begonnen, hier endete sie. Unstreitig hatten ihre Erzählungen von Hans Böheim, seinen Lehren und seinem Ende nicht wenig dazu beigetragen, das Feuer zu entfachen, das jetzt auch den Marienberg umzüngelte. Der Bischof und seine Klerisei konnten dem Strafgericht Gottes nicht entrinnent. Sie hatte es Gott abgerungen, endlich, endlich! Ihre Lebensaufgabe war erfüllt und ein Sehnen nach der Wiedervereinigung mit dem Geliebten im Jenseits dehnte ihr Herz. Sie würde ihm die Botschaft bringen, daß er gerächt sei. Ihren Stab als ein Malzeichen auf der Richtstätte zurück- Sprach's und ging wüthend hinweg. Die drei Herren sahen einlassend, entfernte sie sich nach dem Schottenanger zu. ander verdugt an, als ob ein Irrfinniger in ihren Kreis getreten Wendel Hipler hatte das Heer nur bis Tauberbischofsheim wäre. Dann aber famen sie wieder zu sich und schickten dem Wegbegleitet, von wo er nach Heilbronn zurückging. Hier sollte die gehenden eine Auswahl gediegener Sonntagsschimpfwörter nach: Reform des Reiches vorberathen werden, während die Waffen Sie alter Fayzle!"" So'n Dussel!" und andere mehr. der Bauern es frei machten; hier nach dem Siege der Volks- Herr Tanzmann eilte schnell weiter, ärgerlich auf sich und die heutige Kultur, und warf sich schließlich unter einer alten Eiche ins sache die endgiltig beschließende Nationalversammlung zu- Gras. Der Himmel hatte sich mehr und mehr verschleiert und die sammentreten. Heilbronn bot dazu einen vortrefflichen Luft war noch schwerer und schwüler geworden. Der Wasserdunst Mittelpunkt. Wendel Hipler hatte sich zu Amorbach darüber umhüllte die ganze Natur mit einem dünnen, weißen Flor. Herr mit Hans Barle und dem Mainzer Keller Weigand, seinem Tanzmann legte sich erschlafft auf den Rücken und sah hinauf in die Freunde, verständigt. Schon von Amorbach aus hatte er an breite Krone des Baumes. Ein paar Eicheln, die noch grün waren, die um Würzburg sich sammelnden Haufen geschrieben, daß aber bereits ihre natürliche Größe hatten, fielen herab in Herrn sie zu diesem Kongreß Abgeordnete nach Heilbronn schicken Tanzmann's Gesicht. möchten, und auch an alle Haufen in Oberschwaben , Elsaß und Franken Botschaft in diesem Sinne gefandt. Er hatte auch Dr. Max Eberhard dazu eingeladen, indem er sich auf den Brief Florian Geyer's an diesen berief. Im Falken, seinem gewöhnlichen Absteigequartier, wann er von dem nahen Wimpfen zu den Gerichtstagen nach Heilbronn kam, würde er ihn treffen.
( Fortsetzung folgt.)
Spaziergänge eines Naturfreundes.
August.
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Auf einem schmalen Grenzrain schlenderte Herr Tanzmann givischen den leeren Stoppelfeldern dahin. Die Ernte war vorüber, zwischen den gelben Roggenstoppeln machte sich schon das Grün der Ackerwinden, der Queden und der durch Körnerausfall entstandenen neuen Roggenhalme bemerkbar, die Haferfelder dagegen, die erst vor wenigen Tagen abgeerntet sein mochten, machten jezt einen vollständig vegetationslosen Eindrud.
Oweh, dachte Herr Tanzmann, das ist nun unser deutscher Sommer. Erst wartet man von Anfang März vier Monate lang, bis er kommt, und wenn er da ist, dann nehmen die Tage wieder ab und der Wind pfeift über die leeren Stoppeln.
Der Wind pfiff freilich nicht, sondern es herrschte eine volltommene Stille. Es war sogar etwas schwül. Die Luft war mit Wasserdampf erfüllt, und am Horizonte hingen schwere weißgezadte Gewitterwolfen. Nur an dieser Wetterstimmung fonnte Herr Tanzmann den Hochsommer noch erkennen, denn auch auf dem grafigen Feldrain blühten nur solche Blumen, die noch lange dem Herbste widerstehen, die Schafgarbe mit ihren weißen Dolden, die blaue Cichorie, gelbes Habichtskraut und der weiße Kriechllee.
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vielmehr feine Stofos oder gar Seychellenpalme, denn wenn die einem eine Zentnernuß auf den Schädel wirft, dann ist man für immer von Kopfschmerzen befreit. Schade, daß es bei uns feine solchen Bäume giebt, denn dann würden selbst Statspieler mehr Interesse für den Baum haben, unter dem sie sich lagern, und der naturwissenschaftliche Sinn würde bedeutend wachsen!
Wohl mir, dachte dieser, daß die Eiche kein Kürbis ist, oder
Herr Tanzmann ruhte noch ein Weilchen aus und sah den Ameisen zu, die an dem bortigen Stamm der Eiche auf- und abgingen und da, wo ihre Wege fich freuzten, einander mit den Fühlern betasteten.
In den Furchen der Borke hatten sich Raupen eingesponnen und auf den Blättern befanden sich hie und da kleine kugelrunde Wucherungen, die durch den Stich der Eichengallwespe hervorgerufen worden waren. Danach sprang Herr Tanzmann auf und trabte weiter. Zunächst ging er an einem Grunde hin, dessen Gras jetzt vor dem zweiten Schnitt sehr hoch emporgeschossen war. Eine Menge Blumen, blaue Brunellen, rothe Kududsnelfen, weißes Sumpfherzblatt und vielfarbiger Augentrost schmückten das Grün des Grases mit bunten Flecken. Beim Vorübergehen scheuchte der Wanderer eine Menge von Grashüpfern auf, die mit ihren weiten Sprüngen ein stetes fnisterndes Geräusch hervorbrachten.
Als Herr Tanzmann wieder an den Rand eines neuen Buschwäldchens gelangte, erwarteten ihn hier reichbehängte Himbeer- und Brombeersträucher. Er nahm die Einladung zu dem leckeren Mahle dankbar an, und das Bewußtsein, hier genießen zu können, ohne daß Angebot und Nachfrage den Preis bestimmten, ohne daß überhaupt von Preis und Geld die Rede war, erhöhte den Genuß, ganz abgesehen davon, daß die Waare zweifelsohne frisch und nicht durch die Forte schritte der Chemie verfälscht war. Einige Meter von den Fruchtsträuchern entfernt, standen ein paar alte stämmige Hollunderbüsche, deren bereits reifende Beeren eine Schaar Singvögel angelodt hatten. Die sangen dort beim Schmause in allen Tonarten melodienreiche Lieder der Freude. Herr Tanzmann hätte gern mit eingestimmt, denn er war wieder eitel Lust und Wohlbehagen; aber Gesang war ja seine schwache Seite, das heißt, er war im Herzen voller Melodien, aber er brachte es nicht heraus, nicht ein mal mit Pfeifen.
Die Sonne wurde jezt immer matter, und am Südwesthimmel zog eine schwere schwarze Wolkenwand herauf. Ein paar Schwalben, die sich hier in die Gegend verirrt hatten, flogen tief am Erdboden dahin. Der Wanderer wurde von Fliegen und Stechmüden gepeinigt, die sich jetzt wie besessen auf seinen Händen und an seinem Halse festsaugten.
Die Felder endigten an einem welligen, schluchtenreichen Terrain, bas mit kleinen Buschwäldchen besetzt war, die durch grüne Gründe und weiße Sandhügel von einander getrennt waren. Herr Tanzmann streifte mitten durch das Gebüsch hindurch, das bereits das dunkle Grün des Hochsommers zeigte und an dem Insektenfraß und Pilzbefall ihre Spuren hinterlassen hatten. Auf den Blättern der Espen waren große schwarze Flecke und das Laub des Spindelbaumes war von Raupen fast ganz zerfressen. Trotzdem regte sich noch immer die schaffende Kraft der warmen Jahreszeit. Die Eichenbüsche und die Faulbaumsträucher waren immer noch in fräftigem Wachsthum und ihre Triebe entwickelten immer neue Und er sah sich nach irgend einem Unterschlupf um, fand aber zarte Blätter. Allein die Früchte der Bäume und Sträucher be- nichts, da er bei Gewitter nicht unter einem hohen Baum Schuz gannen bereits zu reifen. Mit gelbrothen Beeren überschüttet, suchen wollte. So blieb ihm nichts übrig, als sich dem Dorfe zu prangten die Ebereschen herrlich am Rande des Waldes, zuwenden, das etwa eine halbe Stunde entfernt am Ende einer langneben ihnen belebte der Hartriegel mit seinen grünschwarzen, gestreckten Erdrinne lag, die sich von dem hügeligen Terrain ſeitwärts die Berberize mit ihren ziegelrothen und der Schneeballstrauch mit labtog. Herr Tanzmann beeilte sich, denn er wußte, daß ein Ge
Oweh, sagte Herr Tanzmann zu sich, diesmal bekommen wir ein Donnerwetter, aber nicht zu knapp!