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Aus dem Thierreiche.

Zweige fich ebenfalls auf dem Wege einer solchen Umwandlung be­

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Technisches.

Seide aus Spinnenfäden. Die ersten Spinnenseide­Muster wurden der Pariser Société entomologique aus Tamatava eingesandt. Das neue Produkt ist aus Madagaskar   und wird aus den feinen Spinnenfäden der auf der Insel einheimischen Art Nephila madagascarensis" erzeugt. Diese Spinnenart ist sehr groß und heißt auf Madagaskar   Halabes". Die Seidenmuster sind gelblich und haben einen Stich ins Goldglänzende. Wie aus einem älteren Reisebuche über Madagaskar   hervorgeht, wird der Stoff auf eine sehr einfache Art gewebt, indem man nämlich die langen Fäden aus dem Hintertheile der Spinne hervorzieht und sie auf eine Spindel dreht.

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König Lear?"

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Humoristisches.

Eigenartiger Erfolg. Also Sie haben gefallen als Schauspieler: Riesig, namentlich in der Wahnsinnsszene. Im Publikum gab's mur eine Stimme: So was Verrücktes hätten sie noch nicht gesehen!"-

Es ist ein allgemein verbreiteter Volksglaube, daß alle finden, die nur noch nicht so weit gebiehen ist als im ersten Falle. Raupen giftig seien. Von einigen, die mit einem Haarpelz versehen sind, steht es ja auch fest, daß sie bei der Berührung und namentlich, wenn die Haare an die Schleimhäute gelangen, recht bösartige Entzündungen hervorrufen fönnen. Man führt diese Wirkung gewöhnlich darauf zurück, daß die Spize des hohlen Haares in die Haut eindringe, dort abbreche und eine in besonderen Drüsen erzeugte scharfe Flüssigkeit austreten lasse; der Vorgang würde also demjenigen entsprechen, auf dem die gefürchtete Wirtung der Brenn­neffeln beruht. Die Versuche aber, die neuerdings ein französischer Forscher, Fabre, an der Raupe des Kiefern- Prozessionsspinners und einiger anderer Schmetterlinge ausgeführt hat, lassen die Wirksamkeit der Raupenhaare noch in einem anderen Lichte erscheinen. Fabre fand, daß ein Aetherauszug aus dem Kothe dieser Raupen auf der Haut des Armes die charakteristische Entzündung hervorruft, die mit Anschwellung, Röthung, Jucken, Verbrennungsgefühl, Aussonderung einer serösen Flüssigkeit und später Abschuppung der Oberhaut ver­bunden ist. Die Versuche führte Fabre in der Weise aus, daß er mit dem eingeengten Aetherauszuge getränktes Löschpapier auf seinen Arm legte und mit einem dichten Verbande umgab, der eine Nacht liegen blieb. Am zweiten Tage wurde die entzündliche Anschwellung stärker und ergriff die Tiefen der Muskelmasse, auch die Tropfen- Bekanntmachung. Nachdem der Wind zu wiederholten aussonderung nahm zu und das brennende Jucken steigerte sich Malen den Wegweiser abgebrochen hat, hat der wohlweise Rath dermaßen, daß Fabre ein Linderungsmittel( Boray- Baseline) an- auf Anrathen des Bürgermeisters numehr am Kreuzwege eine be wenden mußte. Nach fünf Tagen hatte sich ein abscheulich aus- wegliche Tafel aufstellen lassen, bei welcher der Wind nunmehr sehendes Geschwür gebildet. Erst nach drei Wochen ließ die Ent- teinen Schaden mehr anrichten kann. zündung nach, die Haut bildete sich von neuem, aber die Röthe blieb Der Rath von Schöppenstedt. bestehen; nach einem Monat empfand Fabre noch Jucken und Ver­( ,, Luft. Bl.") brennungsgefühl, das durch die Bettwärme gesteigert wurde. Die Röthe war erst nach drei Monaten völlig verschwunden. Entsprechende Entzündungserscheinungen werden nach Fabre hervorgerufen durch das Blut der Prozessionsraupe, sowie durch einen ätherischen Auszug der Haare, während die Haare selber nach der Behandlung mit Aether keine Wirkung mehr ausübten. Ferner zeigte sich das Gift in der flüssigen Ausscheidung, die der junge Schmetterling nach seinem Ausschlüpfen aus der Puppe von fich giebt. Fabre schließt aus diesen Beobachtungen, daß das Gift ein Abfallprodukt des organischen Stoff wechsels sei, und er nimmt an, daß die Haare der Prozessionsraupen bei dem Aufenthalt der Thiere in dem gemeinsamen, von Unrath erfüllten Nefte, äußerlich vergiftet würden. Auch die anderen giftigen Raupen leben nach Fabre gesellig, während einzeln lebende, wie z. B. die Bären­Eine große Spinnerei bei Lörrach   brannte am Freitag raupe, tros starter Behaarung und trop der Giftigkeit ihres Kothes mieder. Zwei Personen wurden schwer verlegt, ein 28 jähriges unschädlich sind. Die Ausscheidung eines scharfen Stoffes von der Mädchen starb an den Folgen eines Sturzes. Der Schaden beträgt oben geschilderten Wirksamkeit ist nach den Schlüssen, die Fabre aus eine halbe Million Mark. seinen Versuchen zieht, allen Raupen( und jungen Schmetterlingen) Ein Millionenbauer von Neuhausen fragte in gemeinsam. Aber auch bei anderen Insekten kommt er vor. Daß junge, aus der Puppe ausschlüpfende Rosenkäfer( Cetonia) eine einer Münchener Kunsthandlung nach dem Preis ver­schiedener Bilder. Dann durchstieß er die Bilder und bezahlte sie. Flüssigkeit von sich geben, die ebensolche Entzündung zu erregen ver­mag, wie der Giftstoff der Raupen, tann zwar nicht auffallend er- Auf diese feine Art brachte er 2200 M. an. scheinen, da die scharfen Ausscheidungen dieser Käfer längst bekannt Am Wiener Westbahnhof stieß ein Poftzug mit einem find. Bemerkenswerth aber ist es, daß Fabre im Koth von Blatt- Stadtbahnzuge zusammen. Vierzehn Personen wurden wespenlarven, Heuschreden und Grillen denselben Giftstoff gefunden verlegt, zwei von ihnen schwer.- hat. Es scheint also, daß wir es hier mit einem ganz allgemein ver­breiteten Jnfettengifte zu thun haben, und man wird jagen können, daß hier wieder die Wissenschaft einen alten Volksglauben bestätigt hat. ( Boff. Btg.")

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Ans der Pflanzenwelt.

Vermischtes vom Tage.

y. Ein Arbeiter in Altona   hatte sich gegen seine drei Töchter Als ihn seine Frau anzeigen wollte, brachte er ihr bergangen. lebensgefährliche Verlegungen bei.-

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Bei einem Brande in Allenstein  ( Ostpreußen  ) kamen zwei Brüder in den Flammen um.-

- Dreißig Gebäude find in Kleinengarten bei Kalbe   an der Milde bis auf den Grund abgebrannt.

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Bei Lyon   ertranfen sieben junge Leute in der Nähe von Frigny bei einer Bootfahrt auf der Rhone  .

In einem Anfall von Wahnsinn erschoß ein Soldat in Spezia zwei Kameraden und einen Bauern.

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Vier Matrosen verbrannten bei dem Feuer eines Logirhauses in Liverpool­

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Der neuerbaute Kirchthurm in Marojilje bei Arab stürzte kurz vor der Kreuzaufsetzung ein. Bisher find drei Todte, sechs schwer und mehrere leichter Berlegte aus den Trümmern hervor gezogen worden.

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In einer großen Dampfmühle in Nishnh- Nowgorod  brach ein Feuer aus, das große Dimensionen annahm. Es wurden mehrere Holzniederlagen und Fabriken, sowie 80 Häuser des Vor­ortes Katysy eingeäschert und vier Arbeiter und ein Feuerwehrmann verlegt. Der Schaden beläuft sich auf etwa 12 Millionen.

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. Ein merkwürdiger Baum steht in dem Dorfe Brouvaux in der Umgebung von Mez. Er wurde auf dem lezten Gartenbau Kongreß in Paris   zum alleinigen Gegenstande eines Vortrages gemacht. Der Baum zeigt in überraschender Weise den Einfluß, den ein Pfropfreis auf den Mutlerstamm zu üben vermag. Es ist eine Mispel, über 100 Jahre alt. Ursprünglich wurde er auf die Spize eines Weißdorns gepfropft; diese beiden Baumarten sind sich bekanntlich nahe verwandt. Der Stamm des Weißdorns hat nun unterhalb der Pfropfstelle einen richtigen Mispelzweig getrieben, der sich nur in einiger Hinsicht von den Zweigen des eigentlichen Mispelstammes unterscheidet: einmal ist er mit Dornen besetzt wie ein Weißdorn­zweig, ferner trägt er nicht einzelne Blüthen, wie es sonst bei der Mispel der Fall ist, sondern hat dieselben auf einer Stelle vereinigt; endlich entstehen aus diesen Blüthen Früchte, die zwar wirkliche Mispeln find, aber ffeiner als diese und abgeplattet. Dieser Zweig hat num aber wiederum einen Zweig getrieben, der noch merkwürdiger ist: seine Blüthen Gewaltige Stürme und Wolkenbrüche wütheten gleichen Weißdornblüthen, sind aber rosa gefärbt, und die Blätter halten in der Form etwa die Mitte zwischen denen des Mispelbaums im Gouvernement Iocu. Eine große Anzahl Häuſer nurde ab­und des Weißdorns. Ebenfalls unterhalb der Pfropfung hat gedeckt und fortgerissen. 23 Menschen wurden vom Blize ge=

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Der russische   Häringsfang ist wegen der bisher be­triebenen Raubfischerei in diesem Jahre außerordentlich schlecht aus­gefallen. In Astrachan   wurden 75 Rubel für 1000 Heringe gezahlt auf dem Nischni- Nowgoroder   Jahrmarkt stieg der Preis auf 100 Stubel und darüber.

tödtet.

Im Hafen von Numea   schlug ein Boot um, das russische Matrosen von einem Feste nach ihrem Schiffe brachte. Alle vier zehn Mann ertranken.

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der Stamm noch einen weiteren Ast hervorgebracht, der in der Nähe der Ansatzstelle ganz weißdornartig ist, sich aber nach seinem Ende zu vollkommen umwandelt, indem die Blätter wollig werden wie die der Mispel. Dieser Zweig hat bisher noch keine Blüthen getragen. Der französische   Botaniker Jouin hat von allen drei Die Wellingtoner Zeitung" in Neu- Seeland   brachte Zweigen Ableger genommen und will mit denselben noch weitere folgende Neuigkeit als Telegramm vom 17. Juni: Das Reinital Pfropfversuche vornehmen. Eine interessante Frage ist es, ob der der deutschen Wahlen ist die Wiederwahl des Herrn Recht und erstbeschriebene mispelartige Zweig gleich in dieser Gestalt aus dem die Niederlage der beiden sozialistischen   Reichstagsmitglieder Weißdornstamme entwachsen ist oder ob er ursprünglich ein Dorn- Bebel und Krupp. Die Sozialisten haben 25 Sipe gewonnen. weig war und sich nach und nach zum Mispelzweige unwandelte. Wer Herr Recht ist, wird leider nicht gejagt." Die Zeitung mußte Jouin nimmt das lettere an und glaubt, daß die anderen beiden für diesen Unsinn mehr als 150 Mark zahlen.­Berantwortlicher Redakteur: Angust Jacobey in Berlin  . Druck und Verlag von Mag Babing in Berlin  .