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Missionaren beschuldigt waren. Die Thatsache gesteht er in einem die Treppe hinunterleuchtet, senkt sich von Fenster zu Fenster. Jezt Reisebrief zu: Er, Herr Eugen Wolff , ließ sich die Chinesen vor- ist er unten. Flackernd fliegen seine Strahlen über die Menschen führen und fragte sie aus". Möglicherweise geschah das Ausfragen und den schwarzen Hof. Die Kinder springen herzu. Ein Sarg. in jener energischen Weise, die den deutschen Kulturträger und Eroberer Groß, gelb, nackt. Nackt wie das Leben dessen, der drin ruht, aus­von heute so lebhaft auszeichnet: kurz, der Husarenstreich des sehr an- ruht von Erniedrigung, Verzweiflung, übermäßiger Arbeit. spruchsvollen Herrn Wolff scheint von anderer Seite ganz eigenthümlich Die vier Träger find Tischlergesellen im Arbeitsrock. Die Gesichter ausgelegt worden zu sein, und Bischof Anzer schilderte dem Reisenden schwitzen: Ach, ist das warm!" Sie sezen den Sarg einen Augen­eines anderen Berliner Sensationsblattes, der zur Zeit in Kiautschou blick nieder. Seinem Bewohner wird es nie mehr zu heiß sein. weilt, den Vorgang wie eine förmliche Gerichtsverhandlung Herrn Die Frau, die ihnen geleuchtet hat, kommt zurück. Nun haben Wolff's, die natürlich dann der grotesten Komit nicht entbehren sie ihn geholt. Ihre Augen sind wie ausgebrannt, keine Thräne

wirde. Ein Herr von Rudolf Moise's Gnaden Richter in China ! brängt sich heraus. Sie haben in zu geweint. Nun ist sie

Vielleicht beneidet das Sensationsblatt, das die Anzer'sche Ent- allein, allein 4

Das junge Mädchen singt noch, der alte Mann

hüllung brachte, im stillen den Gewalthaber des Tageblattes" um spricht, die Töne weben durcheinander, kreuzen sich. Welcher Ein­seinen smarten" Reisebriefhelden. Andere Zeitungen sind wieder flang!

entrüstet und möchten aus einem an sich komischen Vor- Der Schein der Lampe ist fort. Wieder dämmerte das Zwielicht fall eine Haupt- und Staatsaktion machen. Sie verlangen im Hofe. Doch weiche Stille liegt zwischen den Mauern. Viele strengste amtliche Untersuchung von Reichswegen. Nun, Fenster sind auf. Doch ruht jezt alles hinter den Vorhängen. es ist kaum anzunehmen, daß Herr Wolff im Ernst die Plößlich zittern sie und schwanken. Leichte Nachtwinde ziehen sie hin Rolle eines außerordentlichen Groß- Inquifitors gespielt habe. Seine und her. Die Dünste werden über die Häuser getragen, hinaus in Handlung fällt unter die Renommirthaten moderner Zeitungs- die Billenstadt. Unerschöpflich quillen sie aus den abgrundtiefen schreiber. Er ließ sich die Gefangenen vorführen und fragte sie Höfen. Dichter, immer dichter umziehen sie die Erker und Thürmchen aus." Wie prunkvoll sich das anhört. Keine Kerkerthür, kein Schloß der Landhäuser und drücken auf die Dächer. vor Palastthoren ist für den Abgesandten der Weltmacht Presse nicht zu sprengen. Das ungefähr ist der Worte Sinn. Man muß Literarisches. sich nur schneidig durchzusehen verstehen und vor allem ja keine b. Der Ulanen Lieutenant. Roman von Gerolamo Spur lächerlicher Bescheidenheit verrathen. Ein einigermaßen zag- Rovetta. Deutsch von Lothar Schmidt. Vita. Deutsches hafter Mensch geht, wenn er auf ein Ansuchen ein Nein! erfährt. Verlagshaus. Berlin . Ein einfaches und gutes Buch, das nicht Er zieht sich vielleicht verstimmt zurüd. Ein werthbewußter, moderner mehr scheinen will, als es ist, und dem nur etwas Vertiefung, Beitungsmann ein wallt sein Blut in Entrüstung auf. Ihm etwas abschlagen, Eine große Lebensironie, ein ruhiges Beurtheilen menschlicher wer würde sich dessen erfrechen? Und so dringt er denn doch durch. Schwächen, ein liebevoller Blick für die Vorzüge, das versöhnliche Manchem wird das nicht gerade erfreulich vorkommen; aber es ist Lächeln des Humoristen schaffen in dem Buch ein Spiegelbild ohne nüzlich für den Profit des Verlags, und dem gestrengen Herrn die Pose, ohne die Leidenschaft, welche im allgemeinen der Verleger, der Tausende und Tausende für seine Netlame- Reisenden Romancier in die Dinge trägt. Die Liebe eines Vaters zu seinem auswirft, freut es gewiß. Sohn der eigentlich nicht sein Sohn ist die Verschließung gegen die Erkenntniß dieser Thatsache, die Mutter, die durch die Selbst­beräucherung ihrer geschäftlichen Tüchtigkeit alles zu Boden drückt, ihr Mann, die Kinder, das Personal, das sind lebenswahr erfaßte Einzelheiten. Und das Ausklingen des Romans, die Beilegung des Konflifts, die ruhige Trennung des Sohnes von den Eltern, und wie die beiden nun alt geworden sind, fertig mit dem Leben, wie dieser leichtsinnige Galgenstrid von Sohn, der zukünftige Lebemann, doch ihr ein und ihr alles war, das letzte, das sie noch mit der Welt ver band wie all diese Dinge, ohne daß sie mun geradezu gesagt werden, doch dem Leser fortgesetzt zu Bewußtsein kommen, das zeugt von einer außergewöhnlich tiefen Auffassung des Lebens. Kulturhistorisches.

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Wenn's nicht auf geradem, brüskem Weg geht, verstehen ja viele der Zeitungsschreiber, von ihren Verlegern gepeitscht, sich auf frumme Wege; und da hört die Komit, wie sie im Fall Eugen Wolff's, des Schneidigen, vorherrscht, auf. Wir haben es ja an der Bahre Bismard's erlebt. Man hat die Zeitungsschreiber nicht sanft in Friedrichsruh behandelt. Hätten sie rechte Standesehre im Leibe, sie hätten gelaffen sich entfernt. Denn schließlich können auch die vereinigten Kulis so viel mit aufbringen, un ihren Verlegern zu sagen: Wir haben unsere Arbeitskraft, nicht all' unser menschliches Selbstbewußtsein verkauft. Wir können uns nicht aufdrängen, wo man uns nicht mag. Statt dessen versucht es jeder auf eigene Faust, doch irgendwie sich Einfluß zu schaffen, um seinem Blatt eine Art von Primeur" zu verschaffen. Ja, schmutzige Mittel sollen angewendet worden sein, um verstohlen eine Stizze zu entwerfen. Ist das nicht entwürdigend? Welch' Winseln und Weh- alter geben die Urkunden des 14. Jahrhunderts interessante Auf­g. Ueber das Berliner Arbeiterleben im Mittel, flagen hat sich danach erhoben; als sei das Recht der Deffent- schlüsse. So erhielten am 13. März 1331 die Schlächter oder Knochen­lichkeit in Gefahr gewesen. Mit Vergunst, das Spekulationsintereſſe der Zeitungsverleger und ihrer Kulis ist noch lange keine Deffent- hauer ein Gewerksstatut, das manche eigenartige Vorschrift lichkeit. Für Bismard's Beurtheilung im öffentlichen Leben ist es enthält. Hatte danach der junge oder fremd zugewanderte Meister gewiß gleichgiltig, ob ein Dußend von Zeitungsschreibern im Sterbe- für ſein gutes Geld" das Gewert gewonnen", so gab er zur Feier zimmer herumschnüffelte oder nicht, und der Familie Bismard einen Kollegen oder Kumpanen" ein Festmahl. Seine und der mußte wie jeder anderen Familie das Recht bleiben, im Trauer: beim Begräbniß eines Gildebruders die Lichter anzuzünden und drei anderen jüngsten Meister Pflicht war es, beim Gottesdienst oder hause zu empfangen, wer ihr genehm war. Jedenfalls zieht Wer ein leidlich anständiger Mensch seiner Wege, das heißt zur Morgensprache"," zum nicht auszulöschen. Frühschoppen als letter tam, mußte das Bier einschenken. gern gesehen wird. Die klebrigkeit im modernen Journa- Die Wurstmacher oder Suter" besorgten die Hausschlächterei. lismus hat nicht wenig zur Verachtung der Journalisten bei Es heißt dazu: Wäre es, daß jemand in seinem Hause zu schlachten getragen; und das Jammergeſchrei über das verlegte Recht der hätte, so soll der Kuter ihm zwei Ferken umsonst abthun und ab­Deffentlichkeit ist nichts als Heuchelei; denn gewöhnlich handelt es brühn, und ließe er ihn mehr abthun, so soll er ihm geben von sich um Kleinkram, um die Befriedigung ganz niedrig- neugieriger Instinkte. jedem Ferken, es sei lütt oder groß, zwei Pfennige und der Kuter Wer die deutsche Literatur fennen will, braucht Goethe's soll ihm die Speckseiten zuschneiden und einsalzen." Der Schlachtlohn für Waschzettel nicht zu studiren und ein Mann der Deffentlichkeit braucht ein Rind betrug 4, für einen Hammel 1 Pf. nach unserer Währung also noch fein Häfli- Gucker( Topf- Gucker) zu sein, wie man in Süddeutsch - für das Rind 2,80-3 M., für den Hammel 70-75 Pf. Eigenartige land fagt. Alpha. Verordnungen enthält auch ein Brief" für die Weber vom 19. No­bember 1331. Wenn ein fremder Weber nach Berlin kam, durfte er die Stadt nicht verlassen, bevor er die Zehrung gezahlt. Wer an einem Tage mehr als 3 Pfennige verspielte, gab zur Strafe ein Pfund Wachs an die Genossenschaft. Wer Hemd, Schuh oder Hose mit Kegeln verspielte, gab das gleiche. Weiter heißt es: Wenn einer von ihnen zu arbeiten aufhört, um von hier wegzugehn, soll ihm sein Meister sofort seinen verdienten Lohn geben, wenn er aber nicht weggeht, soll er ihm seinen Lohn am nächsten Markttag geben. Ferner verbieten wir, daß einer der Meister oder Knechte am Sonnabend nach dem ersten Läuten der Vesper noch arbeite; geschieht dies doch, so giebt er ein Pfund Wachs und Die schnurrenden, aufdringlichen Laute des Tages sind von be- zwar, der Meister an die Meister, der Knecht an die Knechte. Ferner ruhigenden Tönen abgelöst. Hier unten leises Geplauder von gebieten wir, daß keiner bei Licht arbeite, thut er es dennoch, giebt Kindern, die auf dem Holzklotz und alten Kisten fizzen. In der er ein Pfund Wachs. Ferner, daß keiner von ihnen barfüßig oder Ecke flüstert ein fleines Fräulein geheimnißvoll mit den Gespielinnen. im bloßen Hemde über die Straßen geht, wer sich dies doch zu thun Drüben klingt die Stimme eines Mannes, müde, matt:" Wir müssen untersteht, giebt ein Pfund Wachs." Dieselbe Strafe traf auch den, wieder Mühlenwellen schmieden Und dann wahrscheinlich Ueber- der auf der Straße mit Schauspielern verkehrte oder mit ihnen stunden bei der schweren Arbeit" Oben singt ein junges würfelte. Interessant find auch die Bestimmungen für den Arbeits­Mädchen. Nein, sie jauchzt, jauchzt, leise und gedämpft und doch markt; es heißt darin:" Ferner gebieten wir, daß keiner von ihnen so fröhlich, wie nur die Jugend jauchzen kann. Nur oben, hinter in Berlin an den sogenannten Plaz" in Berlin gehe, sich an einen dem hellen Fenster, flirrt und schwirrt es; gleichmäßiges Maschinen- andern zu verdingen, er habe denn seine Arbeit, die er unter den Händen nähen. Da singt keiner. hatte, bis zu einer sogenannten Havelrette" fertig gebracht." Dies bezieht sich auf die Leinweber, die Wollweber aber sollen nicht eher

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Kleines Feuilleton.

-w- Sommerabend im Hofe. Kein frischer Luftzug treibt die Dünste fort, die aus den offenen Fenstern der Wohnungen quellen. Aus dem Keller dampft es; eine Frau steht am Waschfaß. Der trübe Schein der kleinen Lampe umschwebt sie und schaukelt sich auf dem von ihren flinken Armen hin und her gewehten Dampf. Im Zwielicht verbinden sich die Linien der wetterverwaschenen Mauern. Klarer Himmel darüber.

Bolternd tommt eine Grubbe herab. Der Schein, der ihnen