Anterhaltungsblatt des Vorwärts
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J, den 23. August.
( Nachdruck verboten.)
Um die Freiheit.
1898
nicht mehr versammelt gewesen war. Die Stavte januten auch mit geringen Ausnahmen ihre Abgeordneten, allein sie weigerten sich, in die Unterhandlungen einzutreten, es sei denn, daß auch der vierte Stand, den die Bauern bildeten,
Geschichtlicher Roman aus dem deutschen Bauernfriege 1525. einberufen würde. Zugleich überreichten sie dem Bischof, der
Dritter Theil.
Erstes Kapitel.
persönlich zur Eröffnung des Landtags in der Stadt erschienen war, eine Bittschrift, welche von den unerträglichen Bedrängnissen durch die bischöflichen Beamten handelte, die meistens vom Adel und von der Geistlichkeit waren. Und der Bischof beschickte die Bauern, die zu Geroldshofen standen, Lustig flatterten und rauschten im Maienwinde die zahl wo auch Florian Geyer sich mit ihnen vereinigt hatte. losen Banner, Fahnen und Fähnlein der Bauern auf beiden Sie aber ließen ließen zurücſagen, zurückſagen, sie könnten alleweile Ufern des Mainstromes und hoch über allen auf dem Kirch- nicht viel tageleisten, sie fämen jedoch balde allethurm von Heidingsfeld das schwarze Banner mit der golden fanimt nach Würzburg. bis dahin wollten sie die aufgehenden Sonne. Florian Geyer war allen Haufen vor- Sache sparen. Da übertrug Bischof Konrad dem Domaus in dem Städtlein am linken Mainufer schrägüber Würz- propste Friedrich bon Brandenburg, einem Bruder burg mit seinen Schwarzen eingerückt und die Rothenburger des Markgrafen Kasimir, den Oberbefehl auf dem Schlosse Landwehr ihm auf dem Fuße gefolgt. Tags darauf, am unserer lieben Frau und entwich nach Heidelberg zu dem Sonntag Jubilate, während die Odenwälder und Neckar - Pfalzgrafen Ludwig.
thaler ihr Lager bei Höchberg schlugen, war das große Göz von Berlichingen hatte am Morgen nach seinem Fränkische Heer erschienen, zu dem sich sämmtliche Bauern- Einrücken in Höchberg den Artikelbrief auf den Marienberg schaaren des Bisthums aus Nord und Süd bei Ochsenfurt unter geschickt und die Besagung aufgefordert, sich auf grund desJakob Köhl aus Eivelstadt als ihrem obersten Hauptmann zu selben mit den Bauern zu verbünden. Infolge dessen kam sammengeschlossen hatten. Etwas später waren noch nun der Domdechant Johann von Guttenberg mit einigen 2000 Banern aus dem Ansbachischen angekommen und hatten Rittern vom Schlosse herunter, um mit den Hauptleuten und sich neben den Rothenburgern gelagert. Räthen der Bauern zu verhandeln. Hans Bermeter, der Die Würzburger waren eitel Freude und Hans Ber- Musiker, empfing sie am Zeller Thor mit einer Rotte Bemeter frohlockte auf der Tanzlaube der Bürger im Grünen waffneter zum freien Geleit durch die Stadt nach dem Neumünster Baum, wo er und seine Freunde ihr Hauptquartier hatten: auf dem Stürschnerhofe in nächster Nähe des Domes, wo die Jht sitzen die Ratten in der Falle. Und wenn der Barfüßer Verhandlungen stattfinden sollten. mönch, den sie auf dem Schlosse haben, nicht nur ein großer Hans Bermeter war ein noch junger Mann, dessen volle Schwarzkünstler, wie sie sagen, sondern der Teufel selbst Lippen unter dem gefräuselten Schnurrbart lebensdurstig wäre, er hülfe ihnen nicht davon." Die weite Tanzlaube glühten. Die nichts weniger als prüde Bischofsstadt wußte schwärmte und lärmte tags und nachts von Bewaffneten, manch' tolles Stücklein von dem heißblütigen Stünstler zu erdie sich theils mit Karten und Würfeln die Zeit vertrieben, zählen. Noch jüngst, während des Faschings, war er mit theils bei ewig vollen Kannen schwäßten, stritten, saugen, Adam von Thüngen, dem Vetter des Bischofs, hart an einoder auf den mit Polstern belegten Bänken an den Wänden andergerathen, und zwar auf offener Straße am hellen Tage. entlang sich rechten, streckten und schnarchten. Es waren vor Vor der Marienkirche hatten er und seine Freunde den Junker wiegend Bürger von den niederen Zünften und Bauern, die gestellt, wie man wissen wollte, weil letterer seine Angel in dem der Rath aus den nächsten Dörfern in die Stadt zugezogen Fischteich des Musikers ausgeworfen. Aber auch der aus der Messe hatte, um die wohlhabende Bürgerschaft nicht mit Wachen und kommende Junker Adani war nicht allein gewesen, sondern von Waffenübungen zu beschweren. Der Rath entgalt die Dienste einen paar jungen gespornten Hähnen begleitet, unter ihnen von mit einem Solde, Brot und Wein in Fülle lieferten die geist Wilhelm von Grumbach , der seiner Schwester hofirte. Von scharfen lichen Stifter und manch' Bäuerlein aß sich in dem reichen Worten war es zu scharfen Schlägen gefommen und daß Hans Würzburg zum ersten Male in seinem Leben an Brot fatt. Aller Bermeter dabei den Kürzeren gezogen, hatte seinen Haß gegen dings gaben die geistlichen Herren nichts freiwillig her, aber der Pfaffen und Pfaffenadel wahrlich nicht gemindert. Zur VerRath und die Viertelsmeister vermochten es nicht zu hindern, geltung hatte er jetzt dem Junker, der sich auf der Mariendaß Bürger und Bauern ihnen auf die Fruchtböden und in burg befand, den Profoß der Rothenburger nebst zwei Gedie Keller stiegen, auch sonst manchen Unfug verübten und aus hilfen in das Stadthaus gelegt, das von seiner verwittiveten den geistlichen Häusern mitgehen hießen, was ihnen in die Mutter und feiner jüngeren Schwester bewohnt wurde und Augen stach. die Aufnahme der unliebjamen Gäste mit Gewalt erzwungen, da der Haushofmeister sie verweigerte.
Aber der Rattenkönig ist entschlüpft," goß der Maler Grünewald einiges Wasser in den Wein seines jüngeren Bei dem Empfange der Gesandten schauten seine blauFreundes, des Musikers. grauen Augen nod) übermüthiger als sonst unter dem schief Bischof Nonrad von Thüngen hatte das Erscheinen der in die breite Stirne gedrückten Barett. Der Domdechant, der Bauernheere bor dem Marienberge nicht abgewartet. fehr wohl wußte, daß seine Thatkraft und Beredtsamkeit viel Bergebens hatte er sich um Hilfe an Bamberg , Eichstedt dazu beigetragen hatte, das zähe Bürgerthum zu erregen, rief und Brandenburg , jowie an den Statthalter Don bei seinem Anblick mit einem leichten Anflug von Fronie: Mainz und den Pfalzgrafen Ludwig gewendet. Sie staken„ Ei, siehe da, der große Volfstribum, Würzburgs Cola Rienzi!" alle in Sorge und Bedrängniß, und von den Grafen, Edel- Zu dem neben ihm haltenden Ritter sich wendend, fügte er leuten und Herren, die bei dem Bisthum zu Lehen gingen, hinzu: Ilm so größer die Ehre seines Geleites für uns, da waren auf das Aufgebot, unverzüglich gewappnet und ge- er auch ein großer Meister auf der Laute ist, mein Herr rüstet auf dem Marienberge sich einzufinden, nur wenige er- Graf von Schaumburg ." schienen. Die Gelegenheit dünkte manchen günstig, seiner Lchenspflicht sich zu entledigen. Der mächtigste Vasall des Bischofs ging mit seinem schlechten Beispiele den anderen voraus. Graf Wilhelm v. Henneberg, ein Fürst des Reiches, Erbmarschall und Burggraf von Würzburg . war nicht nur unter leeren Vorwänden ausgeblieben, sondern verband sich auch zu Bildhausen mit den fränkischen Bauern. Anderen verlegten die Bauern die Wege zum Schloffe, und Häcker von Würzburg schossen aus ihren Weinbergen auf diejenigen, die ober- oder unterhalb der Stadt auf Kähnen oder auf ihren schwimmenden Rossen den Main übersehen wollten.
In dieser Noth griff Bischof Konrad zu einem legten Mittel. Er berief den Landtag, der seit undenklicher Zeit
Auch der Nonnenmacher auf der Weibertreu war ein. Spielmann," versette Bermeter mit flammendem Gesicht und gab seiner Mannschaft das Zeichen zum Aufbruch.
Die Hand Kaspars von Reinstein, der dem Dechanten zur Linfen ritt, zuckte nach dem Schwerte . Der Domdechant warnte ihn mit einem raschen Blicke und flüsterte, ohne die wohl. wollende Miene feines runden Gesichtes mit dem Doppelkimm aufzugeben:" Behaltet seine Worte in Eurem Herzen." Es blieb nicht die einzige, in ihren Ohren mißtönende Aeußerung, welche die Gesandten in den belebten Gassen zu hören befamen. Der Domdechant von Guttenberg schaute mit unverändertem Wohlwollen auf die Menge, selbst als ihnen jenseits der Mainbrücke bei dem Graf- Ecardsthurm am Rath