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daß man regelmäßig eine größere Tiefe Tothete, als wirklich vor- Es ist Vormittag. Hoch oben wölbt sich der lichte, graublaue handen war. Ein modernes Tiefseeloth, welches von einem Dampf- Himmel. Die Fenster sind alle geöffnet. Doch klingt kein Laut, keine schiff abläuft, das durch seine Maschinenkraft ziemlich genau an einer Stimme heraus. Es ist, wie wenn das Haus unbewohnt wäre. und derselben Stelle sich halten kann, trägt außer dem eigentlichen Nur an dem einen Küchenfenster schnitzelt eine Frau grüne Bohnen. Lothgewicht selbstregistrirende Thermometer, Vorrichtungen zur Ent- Von den anderen Höfen her dringt das schrille Surren einer Dampfnahme von Bodenproben und Wasserproben aus bestimmten Tiefen maschine. Und von der Geschäftigkeit der Straßen und Fabriken und hängt an einem feinen Stahldraht, wie er zur Herstellung von zittert hier noch ein verworrenes Brausen. Klaviersaiten benutzt wird, der auf einer großen Trommel Ein altes Männchen drückt sich durch die große Thür. Ganz an Bord aufgewickelt ist. Das mit Vorsicht ins Wasser gelassene leise schleicht er über den Asphalt bis an den Holzklotz. Den stäubt Loth läuft nun mit einer Geschwindigkeit von etwa 150 Metern in er vorsichtig ab und setzt sich. Erst nimmt er die lappige Müze ab der Minute in die Tiefe. Das Heraufholen geht natürlich lang- und trocknet den Schweiß von dem kahlen Schädel und dem mit famer, indem auf der mit einer Dampfmaschine verbundenen Haar überwucherten Gesicht. Dann sieht er an den Mauern hoch, Trommel mur etwa 100 Meter Draht in der Minute aufgewunden forschend, abschätzend. Hm, hm; das kann heute, am Sonnwerden können. Eine Lothung von etlichen tausend Metern Wasser- abend Vormittag, eine schlechte Sache werden. Bedächtig tiefe nimmt daher immer mehrere Stunden in Anspruch. nimmt er einen schwarzen Backen hoch, den er neben Außerordentliche Tiefen hat man auf diese Weise bisher im sich gestellt hatte. Seine krummen, steifen Finger zittern; Stillen Ozean gefunden, wo sich östlich von Japan gegen die Kurilen langsam schnüren sie den Packen auf. Vorsichtig wird und Aleuten zu die nach dem Vermessungsschiff" Tuskarora" be- die schwarze Hülle abgestreift. Etwas Buntes, Glitzerndes nannte Tuskaroratiefe befindet, die bis zu 8513 Metern herabreicht. Kommt heraus. Der Alte fingert daran herum ,, Drunten im Noch größere Tiefen fand das englische Schiff Penguin" im Jahre Unterland, da ist's halt fein!" Er singt mit dünner, müder Stimme 1895 östlich von den Tonga- Inseln , wo auf 300 28 südlicher Breite zu den Tönen seiner Harmonika. und 176° 39' westlicher Länge von Greenwich mit 9429 Metern die größte bis heute bekannte Tiefe gelothet wurde.
Es wäre irrig, zu glauben, daß der Meeresgrund etwa solche schroffe Unebenheiten von Berg und Thal enthalte, wie unsere Gebirgsgegenden. Der Uebergang von der Höhe zur Tiefe vollzieht sich dort vielmehr in sanften Wellenlinien, nachdem die Niederschläge feit Millionen von Jahren die Abgründe ausgeglichen haben, welche dort vor undenklichen Zeiten auch bestanden haben, und es ist höchst wahrscheinlich, daß man, wenn heute der Atlantische Ozean austrocknete, von Europa nach Amerika mit einem schweren, von Pferden gezogenen Wagen fahren könnte, ohne ein einziges Mal genöthigt zu sein, der Steigung wegen Vorspann zu nehmen.
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Der größte Theil der wissenschaftlichen Bemühungen wird aber dem Studium des Thierlebens in den Tiefen gewidmet sein. Nicht auf dem Festlande, sondern im Meere ist das erste animalische Leben entstanden, und die Forschung findet hier ein dankbares Feld für ihre Thätigkeit. Rund eine halbe Million Arten von Thieren bevölkern und zwar zum größten Theil in ungezählten Milliarden von Exemplaren die Tiefen, in welche nie ein Strahl des Sonnenlichtes dringt und wo die empfindlichsten photographischen Platten trotz stundenlanger Exponirung auch nicht die leisesten Spuren einer Lichteinwirkung zeigen. Die Summe dieser größtentheils nur niedere Formen aufweisenden Organismen bezeichnet man nach Häckel's Vorschlag mit dem seit einigen Jahren viel gebrauchten Ausdruck
" Blankton".
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Wunderbarer Weise gedeihen diese zarten, meist durchsichtigen Lebewesen, welche auch für uns wirthschaftlich wichtig sind als Ernährer der Fische, in Tiefen, wo ein Druck von Hunderten von Atmosphären herrscht, und bei Temperaturen, welche um den Gefrierpunkt des Süßwassers liegen. Fische, welche das Nek aus diesen punkt des Süßwassers liegen. Fische, welche das Netz aus diesen Tiefen herausholt, sterben gewöhnlich, ehe sie an die Oberfläche fommen, weil ihre Luftblase sich unter dem geringeren Drucke der Oberflächeschichten bis zum Plazen ausdehnt und dem Fische tödtliche Verlegungen zufügt. Auch der Grindhai, ein Fisch von fompattestem Körperbau, der in Tiefen von 600-1000 Metern vortommt, erreicht nie lebend die Oberfläche.
Vielfach sind die Augen dieser Geschöpfe der Tiefe verkümmert. Andere dagegen haben normale oder unnatürlich große Augen, deren sie sich nach den Gesetzen der Entwickelungslehre nicht erfreuen würden, wenn es nicht dort doch etwas zu sehen gäbe nämlich das Licht, welches die meisten Fische und namentlich fast alle niedrigen Organismen selber ausstrahlen. Auch die meisten Fische der Liefsee befizen zu beiden Seiten des Körpers und am Kopfe Leuchtorgane, und man müßte die Feder und Phantajie eines Jules Verne besitzen, um den wunderbaren Anblick zu schildern, den ein von diesen Diogenessen der Tiefe bewohntes Stück des Meeresgrundes dem Auge bieten müßte. Zum Fange aller dieser Thiere sind zahlreiche Netze nothwendig, welche mit den gewöhnlichen Fischernetzen nur sehr geringe Aehnlichkeit haben und an Drahtseiltabeln bis zur Tiefe von mehreren tausend Metern herabgelassen werden können.
Die Thierwelt der Meere um den Südpol herum weist eine augenfällige Aehnlichkeit mit jener der Nordpolarmeere auf, während, wie das Beispiel Australiens und Ozeaniens beweist, die Thiere des Festlandes der südlichen Halbkugel von denjenigen unserer Länder meist grundverschieden sind. Man kann sich dies mur dadurch erflären, daß man annimmt, daß noch heute in den größten Tiefen, in welchen die Temperatur der äquatorialen Meere nur wenig höher ist als in den Polarmeeren, eine Wanderung und ein Austausch der Lebewesen von Bol zu Bol stattfindet.
Hans Körte.
Kleines Feuilleton.
d. Hofmufik. Ein Berliner Hof: Glatte, Hellgetünchte Mauern mit regelmäßig übereinander hin laufenden Fensterreihen schließen ein Viereck ein. Nur an der hinteren Seite ist ein Spalt, der unten auch noch durch kleine Schuppen abgeschlossen wird. Darüber hinweg geht der Blick in eine ganze Reihe gleicher, von glatten, hellgetünchten Mauern umschlossener Höfe.
An den Fenstern wird's jetzt lebendig. Ueberall recken sich Köpfe heraus. Aus den Küchenfenstern der Vorderwohnungen, eins über dem andern, die Dienstmädchen. Hinten Frauen und Kinder, mur mit dem Nöthigsten bekleidet. Oben ein ganzes Bündel Mädchentöpfe aus einer Nähstube. Unten beim Tischler, pfeift der Geselle: Mein Herz, das ist ein Bienenhaus." Alle singen mit: Ich bete an die Macht der Liebe." Man ist überall still und und lauscht andächtig.
Nun fliegen auch die eingewickelten Honorare herunter. In der Nähstube wird gesammelt. Der Tischler wirft den letzten Groschen hinaus, heute ist ja Sonnabend! Die Musik macht allen das Herz leicht. Der Alte giebt noch eine forsche Polka zu. Die fleinen Mädels, die um ihn herumstehen fie gehen noch nicht mal in die Schule wiegen sich erst unwillkürlich im Takt. Dann mit einem Male wirbeln die kleinen Dinger herum. Ihre Röckchen flattern. Klapp, Klapp! An der Teppichstange steht ein Hauptmannsbursche und ein Dienstmädchen. Sie hämmern ärgerlich drauf los die Gnädige hat sie hinuntergeschickt.
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Der Alte sieht sich betrübt um. Gegen den Lärm kann er nicht anfämpfen. Langjam, behutsam zieht er die Hülle über seinen Frohsinnswecker.
Ueber den großen Nildamm oberhalb Assu ans, der gegens wärtig im Bau begriffen ist, brachte die„ Egyptian Gazette" fürzlich großartigsten Werke der heutigen Wasserbaukunst darstellen dürfte, einen Aufsatz. Der Damm, der nach seiner Vollendung eines der ist dazu bestimmt, die abfließenden Wasser des Nils bis zu einer Höhe von 20 Metern aufzustauen, um so in Jahren einer unzureichenden Nilschwelle dennoch die Bewässerung des Fruchtlands in Oberegypten zu ermöglichen. Das Werk wird eine Staukraft von nicht weniger als 1000 Millionen Kubikmetern befizen. Um diesem ungeheuren Wasserdruck widerstehen zu können, wird der 1950 Meter lange Damm unmittelbar auf das feste Granitbett des ersten Nilfalls aufgemauert. Zur Zurichtung der Felsblöcke allein werden 300 italienische Steinmeßen beschäftigt werden, während mehrere Tausend eingeborener Arbeiter zur Herbeischaffung des Baumaterials verwandt werden. letzterm Zwede wird außerdem noch eine Bahn auf der Ostseite des Flusses in Betrieb gefeßt. Die infolge der Aufſtauung des Stromes zur Zeit der Nilschwelle alljährlich unter Wasser zu setzenden ändereien erstrecken sich über 200 Kilometer längs des Flusses. Sie sind gegenwärtig von einer Bevölkerung von etwa 11 000 Berberinern bewohnt. Indessen erleiden diese Leute durch die Ueberschwemmung ihrer bisherigen Wohnpläge keinerlei Schaden, da die egyptische Regierung ihnen auf Staatskosten neue Häuser erbaut. Es werden ihnen im Gegentheil aus der Errichtung des Dammes nur Vortheile entstehen, denn infolge der reichlichen Bewässerung wird in Zukunft dort Mais oder sogar Baumwolle angebaut werden können, während bisher die ganze Gegend nicht einmal im stande war, ihre geringe Einwohnerzahl zu ernähren.
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Zu
Eine
en. Röntgen Strahlen und Sonnenlicht. merkwürdige Theorie über die Natur des Sonnenlichts hat nach dem " Journal du Ciel" Woodward ausgesprochen. Dieser amerikanische Physiker glaubt nämlich durch Experimente nachgewiefen zu haben, daß die Lichtstrahlen der Sonne an sich überhaupt der Erde kein Licht geben könnten, weil sie durch den luftleeren Weltraum ausgelöscht werden. Vielmehr soll das segenspendende Licht auf der Erde dadurch entstehen, daß sich die von der Sonne ausgesandten Röntgen'schen Strahlen durch den Inftleeren Weltraum fortpflanzen und in der Erdatmosphäre in lichtgebende Strahlen verwandeln. Diese Ansicht stüßt Woodward auf folgendes Experiment: Er nahm eine Glaskugel, aus der er die Luft ausgepumpt hatte, und umklebte sie mit schwarzem Papier, in dem er nur zwei einander gegenüberliegende kleine Oeffnungen und eine dritte in der darauf senkrecht stehenden Richtung ließ. Wenn er nun durch die obere der ersten Oeffnungen einen Lichtstrahl fallen ließ und denselben durch die letzte Oeffnung beobachtete, so sah er in der Glasfugel eine nur faum wahrnehmbare Lichterscheinung, und er schloß