Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 170.
Mittwoch, den 31. August.
1898
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( Nachdrud verboten.) Da sie tein Handwerk betrieben, sondern auf ihre Einkünfte aus ihren Gütern angewiesen waren, wovon sollten sie leben, wenn keine Gülten, Zehnten und Rentenbriefe mehr
Um die Freiheit.
Geschichtlicher Roman aus dem deutschen Bauernkriege 1525. bezahlt würden? Gegen das Bündniß mit dem fränkischen
Von Robert Schweiche I.
" Ich wüßte teinen, der sich ihm vergleichen könnte," antwortete Sabine, indem sie ein wenig roth wurde.„ Der muß jedem Mädchen gefallen. Welch' stolz gebietende Mannheit!" Sinnend schaute sie in die Weite und bemerkte nicht, daß Gabriele sie mit fast drohenden Augen beobachtete. Du bist närrisch geworden," sagte Gabriele kalt.
Florian Geyer begrüßte die Versammlung mit ritterlichem Anstande und begann von der Bedeutung des zu schließenden Bündnisses zu reden. Er sprach schlicht und klar, aber mit großem Ernst und Nachdruck.
Heere sich zu wehren, fühlten sie sich zu ohnmächtig. Wohin sie auch die Blide wendeten, es schaute nur das eine Gute aus der Bruderschaft heraus, daß dieselbe, wie Florian Geyer versprochen hatte, Menzingen und dessen Partei hindern würde, ihre Macht umzustürzen. Vor dem Schwäbischen Bunde, dessen Mitglied die Stadt war, konnte man sich wohl durch den Zwang der Nothwendigkeit rechtfertigen.
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Der Schultheiß Pezold tam ihnen zu Hilfe: Es stehe Unterdessen waren die Abgesandten der Bauernschaft vor nicht in der Macht der Gesandten, den Artikel über die Räthe und Ausschuß getreten, welche in dem großen läng- einstweilige Aufhebung der Zehnten und Zinsen zu ver lichen Saale versammelt waren, in dem vor noch nicht drei ändern, erklärte er und bat sie, ihn nicht zu schwer zu nehmen. Wochen die neugewählten Körperschaften den Amtseid geleistet Denn es läßt sich voraussehen," fuhr er fort ,,, daß die Sache hatten. Die Rathsherren trugen alle die lange schwarze bald verglichen wird. Nicht deswegen haben wir den AufAmtsrobe und das flache schwarze Barett. Georg Bermeter, ruhr begonnen, daß gar keine Gült oder Rent mehr gegeben der Bürgermeister, nahm den erhöhten Steinfiß ein; auf den werde, sondern daß man sich nach der Billigkeit darüber verum eine Stufe niedrigeren Schöffenbänken zu beiden Seiten gleiche. Alles zu verweigern, wäre nicht christlich. Wir erhatten die dreizehn Mitglieder des Inneren Rathes Platz fuchen Euch, drei oder vier aus Eurer Mitte zu uns zu senden, genommen; vor den steinernen Schranken auf eichenen Bänken damit sie in unserem Rath eine Stimme haben. Das an den Wänden entlang rechts der Aeußere Rath, links der würde Eure Sachen fördern. Sollte sich der Krieg Ausschuß. Für die Gesandten standen innerhalb der Schranken in die Länge ziehen, so werden die Hauptleute und Stühle mit hohen Lehnen bereit. Räthe ein Mittel finden, die harte Sache zu mildern. Auch andere Herrschaften und Herren vom Adel, denen es sehr beschwerlich war, haben sich gefügt. Wenn wir eigenmächtig etwas ändern, so würde man uns bei der Rückkehr im Lager die Köpfe abhauen." Einen legten Trost gewährte Als Freunde und christliche liebe Brüder vereinigen wir er ihnen durch die Betheuerung, daß sie mit dem wegen der uns," so sprach er, um einen Vertrag, der vor allen Dingen Weinsberger That gefürchteten Haufen der Odenwälder und dahin sich erstreckt, daß das göttliche Wort, das heilige Neckarthaler nur so weit verbündet würden, als sie, die Evangelium, frei, lauter, klar, ohne menschlichen Zusak ge- Franken, es wären. predigt und erhalten werde. Es darf nicht gestattet werden, daß seine Feinde dasselbe fernerhin unterdrücken; denn nur so wird auch der einfältige Mann zur rechten Erkenntniß desselben kommen. Der arme, gemeine Mann ist aber seit langer Zeit mit ungewöhnlichen, unziemlichen Diensten, Frohnen, Lasten und Beschwerden überhäuft worden, wie Ihr am besten wissen werdet. Damit aber auch der Arme sein Brot erwerbe und nicht an den Bettelstab gewiesen werde, so ist es der Wille unserer Bruderschaft, daß bis zum Ausgang Ser Sachen denselben niemand zu bedrängen wage. Nicht Zins, Gült, Rente, Handlohn, Hauptrecht, Zehenter oder dergleichen werde gegeben bis zur Reformation durch das Evangelium. Was dieses umstößt, soll umgestoßen bleiben, was dieses aufrichtet, soll aufgerichtet bleiben. Wir haben dieses wohlüberlegt beschlossen, damit die Sache desto eher zum Austrag kommen möchte."
Darauf ergaben sich Bürgermeister und Rath schweren Herzens und nahmen sammt dem Ausschusse durch Abstimmung die Artikel der Bauernschaft an. Auch die beiden Geschütze nebst Stückmeister und allem Zubehör, welche die Gesandten verlangten, wurden bewilligt. Zum Schlusse beantragte Florian Geyer , einen Tag anzuberaumen, an dem Rath, Ausschuß und Gemeinde die Pflicht der Bruderschaft den verbündeten Bauern schwören und dagegen die Gesandten in deren Namen den Eid der Treue ablegen sollten. Es wurde dazu der nächste Morgen angesetzt.
Die Wahl der städtischen Vertreter ging nicht glatt von statten. Denn in der Befürchtung, als Sündenbock dienen zu müssen, wenn die Sache schief ging, wollte keiner die Wahl annehmen. Der eine entschuldigte sich mit der nahen Niederkunft seines Weibes, ein anderer, weil er als Junggeselle zu solchen Dingen nichts nüße sei. Die Anhänger der Da rauschte es auf durch den Saal; auf den Bänken alten Partei erklärten, daß sie sich lieber in den tiefften des Ausschusses ertönte Beifall, auf denen der Räthe Thurm werfen lassen wollten. Stephan von Menzingen lehnte Seufzen, Murren, Widerspruch. Florian Geyer erhob seine die Wahl ab, weil er argwöhnte, daß man ihn auf diese Stimme und erklärte, daß es keinesweges die Absicht der Weise aus der Stadt entfernen wollte, was er allerdings Bauernschaft sei, die Bürden des Volkes ganz aufzuheben; nicht verlautbarte. Nur der Altbürgermeister Ehrenfried es follten vielmehr in jeder Stadt Rath, Ausschuß und Ge- Sumpf, stets um das Wohl seiner Vaterstadt redlich meinde über das, was zur Erhaltung der Stadt nothwendig bemüht, nahm die Wahl an, obwohl auch seine Gattin sei, sich verständigen und so viel als Steuer festiegen. Auch ihrer Entbindung demnächst entgegensah. Er verlangte jedoch wolle die Bruderschaft nicht, daß die Obrigkeit einer Stadt ausdrücklich einen Gefährten vom Rath, und so wurde ihm ihres Amtes, das sie bisher mit dem Willen der Gemeinde der junge Spelt beigegeben. Man ließ es bei diesen beiden ausübte, entsetzt werde. Es solle ihr vielmehr gehorsamt Vertretern der Stadt sein Bewenden haben. werden und wer dawider handle und sich empöre, der werde Georg Bermeter befahl jezt, die Boten der Landnach Erkenntniß der Hauptleute des hellen Haufens scharf gemeinden, die schon lange auf dem Flur warteten, in den gestraft werden. Wenn aber eine ganze Gemeinde gegen Saal zu rufen. Es waren durchweg ältere und schon bejahrte ihren Rath Aufruhr erhöbe, so werde ihm die Hilfe der Männer, unter ihnen der Dorfmeister Wendel Haim und Jörg berbündeten Bauernschaft nicht mangeln.
Buchwalder aus Ottenhofen . Die Jugend war bei den Er schloß:„ Die Güter der Geistlichen dürfen nicht muth- Fahnen. Florian Geyer stieg auf eine Bank und, wie vorhin willig zerstört werden, sondern man soll einige redliche Männer zu den Bürgern, so sprach er jetzt, nur noch verständlicher verordnen, die sie unter der Aufsicht des Rathes und der und eindringlicher, zu den Bauern, nachdem er ihnen den Gemeinde einziehen und verwahren, so vortheilhaft wie es Bund mit der Stadt angezeigt hatte, von den einzelnen Benur sein tann, und zwar zum Nuken der ganzen Bruder- dingungen des Vertrages und ermahnte sie, dem zu gehorchen, schaft. Doch bedenket aber, daß auch die Geistlichen Christen- was Rath und Gemeinde zur Handhabung des Rechts, des menschen sind. Es ist unrecht, sie mit schnöden Worten und Friedens und des allgemeinen Besten beschließen würde. Er unbilligen Handlungen zu kränken. Ihr dürfet sie nicht ganz rieth ihnen, in allen Dörfern und Weilern Hauptleute zur an den Bettelstab weisen, sondern so viel müfset Ihr ihnen Aufrechterhaltung der Ruhe zu wählen und empfahl ihnen, zutheilen, als zur Leibesnahrung gehört." durch die Flurer streng Acht geben zu lassen, daß an Aeckern,
Bürgermeister und Räthe staken in einer argen Klemme. I Wiesen, Weiden und Wäldern kein Schaden geschähe.