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Moden des Jahrhunderts, nach dem sechsten die satanische Apotheose| Suffer zeigt sich der gleiche Vorgang: von Reculver ist nur noch Eva's Vermächtniß." eine von der See in Trümmer gelegte Kirche sichtbar, und die Trotz aller Behauptungen, daß die Kunst es auf dem heutige Stadt Deal wird mit Unterspülung der Felsen bedroht, auf Tingeltangelboden so trefflich habe, thut's mir doch um die Personen denen fie steht. Eine entgegengesetzte Bewegung des Meeres ist an leid, die im rein mammonistischen Interesse fich ihres Könnens ent- anderen Stellen zu beobachten, und Sandwich, einer der Fünf äußern müssen, um hohle Nummern im hohlen Spiel zu sein. Gern Häfen", liegt mit seinem verschlammten Hafen jezt eine Meile von tann man glauben, daß Herr Tielscher, der schöne Ifidor, im glanz der See entfernt. vollen Metropol- Tingeltangel besser entlohnt wird als im Deutschen  Aus dem Pflanzenleben. Theater. Aber wozu zwingen der Direktor und seine kapitalistischen Hintermänner ihre komischen Kräfte und ihre Soubretten? Frl. t. Pflanzenleben bei der Temperatur flüffiger Gisela Fischer war auf einem großen deutschen Stadttheater in Oper uft. In dem Laboratorium der berühmten Gärten von New bei und Operette beschäftigt und mun soll sie in Exzentrik- Komit London   haben zwei Botaniker, Brown und Escombe, die Wider­machen. Frl. Rojan soll eine temperamentvolle Soubrette sein. Schön! standsfähigkeit verschiedener Pflanzensamen gegen außerordentlich Diese und andere künstlerische Kräfte sind im Metropol- Theater vereinigt, niedrige Temperaturen untersucht. Die Samentörner wurden in aber sie machen ihre Paradenummern ab und geben doch nicht, was dünne Glasröhren verschlossen und diese in flüffige Luft getaucht fie geben könnten, die Tingeltangelei wird nicht geadelt; aber die und 110 Stunden darin belassen, so daß sie während dieser ganzen Künstlerschaft wird geistig prostituirt. Wer anders spricht,' der lügt! Beit eine Temperatur von-188 bis-192 Grad Celsius zu ertragen Zum Schluß noch die Hauptsache: Der weltstädtische Zauberer, hatten. Es wurden ausgewählt die Samenkörner von Weizen, Hafer, er, der über allem thront und die Kostüme liefert, heißt Baruch, Sürbis, der amerikanischen Kürbisart Cyclanthera explodens, Horn­Baruch u. Ko. Ihm sei der Gruß zugerufen, den die österlee, Erbse, Griechisch- Hen, Balsamine, Sonnenblume, Bärenklau, reichischen Urgermanen unter Schönerer's   Führung modern gemacht lufttrocken gemacht, so daß sie nicht mehr als 10-12 pet. Feuchtigkeit Die Samen waren vorher Winde und der Liliengattung Funkia. haben: Heilo, Baruch u. Ko. Heilo! Heil, Zauberer von Berlin  ! enthielten. Nach ihrem langen Aufenthalte in äußerster Stälte wurden die Samen langsam wieder aufgethant, was 50 Stunden in Anspruch nahm. Dann wurden fie gefäet und mit anderen gleichzeitig gesäten Samen verglichen, die nicht der Kälte ausgesezt gewesen waren. Das Ergebniß war, daß die Samen, die so lange jene außerordentlich niedrige Temperatur auszuhalten gehabt hatten, genau diefelbe Steimtraft besaßen wie die anderen, und daß auch die aus ihnen entwickelten Pflanzen ebenso gesund waren und ebenso reiften. Bereits früher wurden von De Candolle und Pictet   1884 ähnliche Versuche gemacht, aber nur bei - 100 Grad, und 1895 hatte De Candolle Pflanzensamen 118 Tage lang in der Schneebüchse" einer Kältemaschine belassen, wo sie -53 Grad auszuhalten hatten, ohne ihre Keimkraft zu verlieren. Die beiden englischen Botaniter hatten in erster Linie die Absicht, festzustellen, ob das Protoplasma der Pflanzenzellen unter der Wirkung äußerster Kälte im Zustande der Starre irgend welche chemische Veränderungen durch Gasaustausch mit der um­gebenden Atmosphäre erleidet oder ob dasselbe in einem Zustande vollkommenen Scheintodes verharrt. Sie famen zu dem Schlusse, daß das Protoplasma in ruhenden Samen vollkommen unthätig ist, fich gar nicht verändert und trotzdem seine Lebensfähigkeit in außer ordentlicher Widerstandskraft bewahrt.-

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Die Freie Boltsbühne hat nun diesmal ein festes Standquartier im Leffing Theater bezogen. Dort find zu gleich ein neuer Direktor und ein neuer, wie es scheint, sehr streb­famer Oberregisseur, Herr Steinert aus Hamburg  , eingefehrt. Herr Steinert hat sich neulich mit Erfolg eingeführt und führt, was von günftiger Vorbedeutung ist, die Regie auch für die Borstellungen der Freien Voltsbühne.

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Man gab am Sonntag Echegaray's   Galeotto". Ueber Echegaray  , den Führer der spanischen   Neuromantiker, einen ungewöhnlich frucht­baren Bühnenschriftsteller, find eingehende Studien auch in Deutsch  land von Fastenrath, Dr. A. Zacher u. a. veröffentlicht worden. Ais Echegaray   mit seinem Galeotto" in einer Bearbeitung von Baul Lindau in Berlin   bekannt wurde, war er ganz irrthümlich von deutschen   Naturalisten als Verwandter angesehen worden. Seither lernte man andere Werke Echegaray's  , des Versgewandten, kennen und gewann richtigere Anschauung. Galeotto" allein hat sich auf deutschen Bühnen erhalten. Man ist dem Schauspiel schon auf zwei Berliner   Bühnen begegnet und demnächst wandert es an's Softheater. In den Blättern, auch im " Vorwärts", wurde es mehrfach erörtert.

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Echegaray ist von Hause aus Mathematiker. Man merkt es seinen Bühnendichtungen an. Wie die Franzosen  , vor allen der junge Dumas, ihre Thesen aufzustellen liebten, so übt auch Echegaray  gern das Thesendrama, spißt es mit äußerstem Raffinement zu und führt es mathematisch scharf durch. Im Galeotto" ist das Problem psychologisch tiefer gestaltet, als es bei den Bariser Thesenstücken zu fein pflegt und darum hat sich das Drama vom großen Galeotto, dem Allerwelts Suppler, der so lange tuschelt, schwatzt und nimmer rastet, bis er die Ahmungslosen zusammen führt, bis er Unschuldige zu Schuldigen stempelt, bisher dauernd auf deutscher Bühne erhalten.

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Humoristisches.

Eine Ganz Gescheidte. Do gieht e Bauer aff Gräz ( Greiz  ) und will sich en Ufen( Ofen) kafen. Unterwags fahrt er ower emoll bei sein Gevatter Hansgerg ein, und dar sogt: Kaf Der ner en Rechelirufen( Regulirofen), nischt schennersch sells gar net gaam, do sport mer de halbe Feiering( Feuerung)!" Wie nu der Bauer zum Ufenhändler fimmt, do frogt er a ne de Rechelirufen un mänt: Sell denn des wahr sei, daß mer blus de halbe Feiering braucht?" Ganz gewiß," hot der Ufenhändler g'sagt, un der Bauer hot en taft. Wie er nu derhäm seiner Alten die Geschichte mit der halm ( halben) Feiering erflärt hatt, stemmt de Gette de Arm nei de Seiten und sogt( er stand nämlich e wing untern Pantoffel): Ei, Du Schofzipfl, Du Dummer, wos tafft derr denn do net gleich zwaa, daß mer de ganze Feiering dersparn?"( ,, Unser Vogtland  ".)

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- Berfehlte Wirkung. Richter( ärgerlich): Ich bitte mir Ruhe im Gerichtssaale aus! Wer hier noch einen Laut von fich giebt, den lasse ich durch den Gerichtsdiener an die frische, freie Luft setzen!" Der Angeklagte: Hurrah!"

Vermischtes vom Tage.

Das Drama ist mit großem Scharfsinn aufgebaut. Der Hörer muß den Reden der handelnden Bersonen mit raschem, schlagfertigem Verständniß folgen tönnen; und wo es auf die Feinheit und Sicherheit der Diftion ankommt, muß auch von der Regie und den Darstellern viel Kunstfleiß, also schwere Arbeit, angewendet werden. Regisseur und Darsteller stehen sich vorläufig im neu eröffneten Leffing- Theater noch nicht völlig vertraut gegen über; mit den Proben fezt es allerhand Schwierigkeiten; furz, man fann einen ersten Versuch noch nicht als Vollbeweis gelten lassen und muß wohl mit einem anständigen Durchschnittsmaß zufrieden sein. Es wird dann keine schauspielerischen Schöpfungen geben, wo man über dem Gebilde den Schauspieler bergißt, aber brave 1. Am schwarzen Brett" des Postamtes einer Kleinstadt Leistungen", wie man im Theaterjargon sagt. Am tüchtigsten gelang das dem sicheren Taft des gewandten Herrn Waldow, Don Manuel. Mittelbadens prangt gegenwärtig folgender Anschlag: Am Von warmem Streben erfüllt war Herr Nissel( Don Ernesto). Ein 27. v. Mts. wurde im Brieftasten des Postamts ein Fünf­Der unbekannte Eigenthümer Frl. Lange gab die Gattin Don Manuels. Ihre Sprache flang pfennigftüd vorgefunden. relativ am wenigften unfrei; fie tlang nach eben Erlerntem. Manches dieses Geldstückes wird hierdurch aufgefordert, sich innerhalb vier dürfte ja bei den folgenden Vorstellungen schon besser ausgeglichen Wochen zu melden und nach erfolgtem Nachweis seiner Be rechtigung das Geldstück in Empfang zu nehmen, widrigenfalls fein. daffelbe an die kaiserliche Postanstalt zu weiterem Verfahren ein gesandt werden muß." Ueber das Vordringen der Nordsee   an den östlichen y. Bei einem Stubenbrande in Gehrden   bei Zerbst  Gestaden Englands schreibt ein englisches Blatt: Das Vordringen sind vier Kinder erstid t. Junge Ragen hatten beim Spielen des Meeres, welches bereits die Goodwinn Sands überfluthet, dauert die brennende Petroleumlampe umgeworfen und so den Brand ver noch weiter an und beträgt, wie auf einer Versammlung der In- ursacht. genieurgesellschaft festgestellt wurde, jährlich etwa zwei Fuß zwischen Westgate und Margate  . In Norfolk   und Suffolk   find an der Küste liegende Ansiedelungen verschwunden, oder müssen sich nach und nach landeinwärts zurückziehen, indem man neue Häuser als Ersak für die den Wellen preisgegebenen Gebäude errichtet. Der Ort Cromer  , aus der Römerzeit, liegt zwei Meilen weit in die See hinein; das Cromer des Mittelalters, wie es im Domesday Book  verzeichnet ist, war eine binnenländische Stadt, eine Vorstadt des größeren Ortes Shipden. Letzteres ist heute verschwunden; die ce. In Aladei Sardi( Sardinien  ) wurden fünf Stadt. Suinen seiner Kirche, die vor hundert Jahren bei fleinem Wasser verordnete verhaftet. Sie sollen sich an der vor einigen noch sichtbar waren, erscheinen heute auch nicht mehr. In Kent und Tagen erfolgten Ermordung des Bürgermeisters betheiligt haben. Verantwortlicher Redakteur: Hugo Poetsch in Berlin  . Druck und Verlag von May Bading in Berlin  .

Geographisches.

Unter der Ueberschrift Danksagung meldet in einem Münchener   Blatt ein Herr C. H., daß seine Gattin in ein besseres Jenseits abgerufen sei".

In Brüssel   erschoß der 20 Jahre alte Sohn cines Küfters einen Priester.- -In der Umgebung von Pola( Istrien  ) fordert die Malaria besonders unter den bei den Fortifikationswerken beschäftigten Arbeitern furchtbare Opfer.-