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jünger und dichter war, da war der Boden mit brauner Nadelstreu Male. Es ist mir ja, als wäre mir ein bischen leichter. Aber ich bebedt. Aus thr aber erhob sich jest ein Heer von Pilzen. Am auffälligsten bitte Sie, wenn so eine Pferdetur nicht helfen soll! Natürlich muß waren die großen Fliegenpilze, deren zinnoberrothe weißgetupfte Hüte das was helfen! Aber dazu braucht man doch keinen Arzt. Wenn ich dem Waldboden ein merkwürdig fremdartiges Gepräge gaben. An mir einen Arzt nehme, dann soll er sich doch Mühe geben, mich manchen Stellen stand eine dichte Vegetation von Farrnkraut, dessen zu heilen, dann will ich mich doch nicht auch noch anstrengen! Nicht Wedel der nahende Herbst an den Spizen bereits braun gefärbt wahr? hatte.
Das ist ganz meine Meinung! sagte Herr Tanzmann. Doch entschuldigen Sie, ich muß nach der anderen Seite zurück! Er drückte dem dicken Manne die Hand, der ihn erstaunt anguckte.
Im übrigen fand Herr Tanzmann Laub und Kraut noch leidlich frisch. Die Früchte an den Büschen waren nun alle gereift und prangten in schwarzen und rothen Farben in den mannigfaltigsten Formen und Anordnungen zwischen dem grünen Laube. Herr Tanzmann freute sich wie ein Kind an der bunten Pracht, er fannte von flein auf alle Beeren und Früchte des Waldes und wußte ihre vielfältige Verwendung für Haus und Hof, für Vogelfang und Spiel. Jezt tam er an einer Menge Haselbüschen vorüber, die, auch mit trockenem Boden vorlieb nehmend, fich vom Ufer an und dann an der anderen Seite des Fußweges Dieser aber eilte schnell zurück, in der Absicht, so lange zu warten, bis weit hinauf in den sanft ansteigenden Kiefernwald hineinzogen. bis der Dicke in gehöriger Entfernung fei. Es ärgerte ihn, daß er Hier wehte es Herrn Tanzmann doch bereits herbstlich an. Denn dem Keuchenden nicht besser seine Verwünschung des Sees heimdie Haselbüsche hatten bereits jene bräunlich- grüne Färbung, die bei gezahlt hatte. Immerhin war es ein schöner Genuß gewesen, das vielen Sträuchern das erste Anzeichen des nahen Blättertodes ist. Mitleid auf dem Gesichte des fetten Rentiers zu beobachten. Herr Der Wanderer suchte nach Nüssen, aber er fand keine. Wer weiß, Tanzmann ging zur Linde zurück, lehnte sich von neuem an ihren bor wie langer Zeit die schon von der Jugend der umliegenden Stamm und blickte auf die weite weiße Wasserfläche des Sees. Curt Grottewig. Dörfer weggeholt worden waren. Er wenigstens hatte es, als er noch bei der Frau Tanzmann, seiner Mutter wohnte, als Ehrensache betrachtet, bereits Ende August alle Haselbüsche der Umgegend zu durchstöbern und die Früchte zu ernten, noch bevor sein Freund Mewis daran dachte, daß sie reif waren. Denn -1- Fahrende Leute. Es ist um die Mittagsstunde. Arbeiter, dieser hielt sich genau alt die alte Regel, daß man bor fleine Geschäftsleute und Subalternbeamte hasten über den großen, dem 1. September keine Haselnuß abpflücken darf. Herr Tanzmann belebten Plazz, dessen Damm mit einem wirren Netz von Eisenaber besorgte sein Geschäft so gründlich, daß Mewis tagelang umschienen besponnen ist, auf denen unaufhaltsam Pferdebahnwagen herirrte und nichts fand und Jahr für Jahr klagte, daß die Eich- und elektrische Motorwagen dahinrollen; Lastfuhrwerke, Droschken, fätzchen die Haselnüsse bereits alle gefressen hätten. Herr Tanzmann Omnibusse, Hand- und Hundewagen, sowie das unaufhörliche Rasseln stimmte ihm bei, einmal merkte Mewis aber doch, daß der Sack, und Donnern der in der Nähe befindlichen Stadtbahnbrücke vervollder auf Tanzmann's Dachboden hing, voller Haselnüsse war. Von ständigen das großstädtische Bild. dem Tage an stellte Metvis zwei Wochen lang seine Besuche bei Tanzmann's ein, ein Verlust, der von Herrn Tanzmann sehr schwer, von Frau Tanzmann dagegen leichter ertragen wurde, zumal zu jener Zeit Mewis die Leidenschaft hatte, große Steine in den Schmalzbirnenbaum hinter der Scheune zu werfen und mit vollgefüllten Taschen allabendlich den Heimweg anzutreten.
Ja, sagte Herr Tanzmann, mir hat mein Arzt befohlen, zweimal um den See herumzugehen!
Dem dicken Manne traten Schweißperlen aufs Gesicht bei dent bloßen Gedanken, daß jemand doppelt so viel gehen müsse wie er, von und ein Gefühl tiefsten Mitleids mit Herrn Tanzmann legte sich auf seine dicken Wangen.
Herr Tanzmann schritt weiter auf dem Fußwege dahin. Noch blühten zwischen den Büschen die zarten Vergißmeinnicht und die Trautartige Wasserminze. Aber Weidenröschen und Wasserhanf waren bereits mit dichtem, weißem Flaum bedeckt, in dem sich ihre Samenkörner verbargen. Und jetzt gelangte er zu einer jungen Linde, deren Blätter bereits recht gelb geworden waren.
Merkmürdig, fagte Herr Tanzmann zu sich, daß die Linde der Baum der Liebenden geworden ist. Sie treibt zwar früh im Lenz, doch blüht sie im Sommer und bleicht zuerst im Herbst. Aber daran sieht man eben, daß die Liebe blind ist und daß es dabei auf lange Dauer nicht abgesehen ist.
Dennoch war der Baum ihm lieb, und die gelben Blätter brachten einen stimmungsvollen Ton in die September- Landschaft. Er lehnte sich an den Lindenstamm und sah von neuem zwischen den früchtebeladenen Büschen hindurch auf die weiße Wasserfläche des Sees, der ruhig, wie selbstvergessen dalag in der dunklen Unirahmung des Kiefernwaldes. Die stille Ruhe lud zum Nachdenken ein, und Herr Tanzmann kramte in dem Schabe seiner Erinnerung. Manchen See sah ich auf meinen Wanderungen, sagte er zu sich, den azurblauen Gardasee und den düsteren Ammersee , die lieblichen Teiche Frankreichs und den vornehmen Vierwaldstättersee. Aber ich fann nicht sagen, daß ich euch weniger liebte, ihr flachen weißen Seen der Mark mit eurer unendlichen Sehnsucht und eurem stillen Heimweh, mit eurem melancholischen Kiefernwald- Ufern, deren Sunkle Schatten euch einschließen und abschließen von allem Lärm der Welt! Blöglich vernahm Herr Tanzmann schiere Tritte und ein schnaufendes Fauchen, das aus einem dicken Körper fominen mußte. Er ging langsam vorwärts, um dem Keuchenden Zeit zu lassen, ihn zu überholen. Bald wurde denn auch ein dicker Mann sichtbar, der schweißtriefend und schnaufend sein wohlgemästetes Bäuchlein vor sich herschob. Er grüßte den Wanderer und fragte leutselig: Sie müssen wohl auch laufen?
Herr Tanzmann wußte nicht recht, wie die Frage gemeint war, und da er böse Absichten witterte, so guckte er den Fragenden ziemlich ungeduldig an. Dieser aber sagte:
Mir hat nämlich der Arzt verordnet, jeden Tag einmal um den verwünschten See herumzulaufen. Denken Sie sich, drei Stunden über Wurzeln, durchs Gebüsch,' s ist zum Verrücktwerden! Und dabei ist's von unserem Städchen bis zum See auch noch eine halbe Stunde. Der frühere Arzt war ja vernünftiger, der hat mir wenigstens was Ordentliches verschrieben, jeden Tag eine große Flasche voll. Und zu laufen brauchte ich garnicht.
Hat's denn was geholfen? fragte Herr Tanzmann.
Das ja gerade nicht, antwortete der dice Mann. Aber es war doch auszuhalten. Der neue mun, der hat mir furchtbare Angst gemacht. Nicht ein Jahr sollte ich's mehr treiben, wenn ich nicht täglich hier um den verwünschten See herumgehe.
Na und hilft denn das?
Kleines Feuilleton.
Die dürftigen Parkanlagen des Plazes machen in ihrem Herbstlichen Aussehen einen kläglichen Eindruck: strauchlose, gelbgrüne Rasenflächen und in der Mitte und an den Ecken kümmerliche, weißbestaubte Hecken.
Die vier und fünfstöckigen Häuser, mit Firmenschildern und Reklamen übersät, glänzen matt und langweilig in der Septembersonne. In den Straßen knarrt, surrt, poltert und klingelt es unaufhörlich.
An den Ecken des Plates, dort, wo die wenig belebten Nebenstraßen einmünden, stehen die„ fahrenden Leute" mit ihrem Handfarren, auf dem sie die wunderbarsten, nützlichsten und unentbehrlichsten Dinge für einen Spottpreis" feilbieten. Es sind meist stellungslose Arbeiter oder Kaufleute. Eine dicht gedrängte Menge umgiebt ständig ihr fliegendes Waarenlager. Schulkinder und halberwachsene Fabritarbeiterinnen bilden den Haupttheil der Schaulustigen. Hin und wieder sieht man auch einen wirklichen Käufer mit gutmüthig lächelndem Gesicht. Alle scheinen sich lebhaft an der- originellen Redegewandtheit des Händlers zu ergößen.
Hier ist es ein fliegender Buchhändler, der in„ Antiquariat" macht: Die neuesten und modernsten Erscheinungen des Büchermarktes zu zehn und zwanzig Pfennigen. Der Händler steht ruhig neben seinem Wagen und kontrollirt mir mit Kennermiene die Finger der Wissensdurstigen, die sich ab und zu erlauben, in ein auf Gutdünken herausgenommenes Buch sich eingehender zu versenken. Gefauft werden meistens nur Bücher mit verdächtig flingendent Titel. Das kaufende Publikum rekrutirt sich in der Hauptsache aus sechzehnbis achtzehnjährigen Burschen.
Neben dem Buchhändler steht der Messerverkäufer mit der„ echten Solinger Stahlwaare für nur fünfzig Pfennig". Mit großer Zungenfertigkeit preist er die Vorzüge seiner Messer an, indem er die vier Klingen, das Champagnermesser, die Miniatursäge und den Korkenzieher demonstrirt. Den Hauptausschlag allerdings giebt der amerikanische Glasschneider. Da der Borrath zu Ende geht, soll heut ausnahmsweise der Preis wiederum herabgesetzt werden:" Dieses Messer kostet Sie heute keine Mark, nicht fünfundsiebzig Pfennige, auch nicht fünfzig, sondern, sage und schreibe, nur fünfundvierzig Pfennige! Wer kauft, meine Herrschaften?"
Wieder ein paar Schritt weiter. Die berühmte Fleckseife. Der Nächste verkauft Schuh- Glanzpomade; dann kommen Kopirbleistifte, Federhalter mit echt vergoldeten Federn. Diesen Dingen folgen die unzerbrechlichen Bernsteinspitzen aus der neuen patentirten Glasmasse; dann kommen Pettschaftstempel und Speise- Eis.
Auf der anderen Straßenseite wiederholt sich dasselbe Bild: Hier, meine Herrschaften! Gleich zum kosten, die verschiedenen Fruchtsäfte, Zitronen, Waldmeister und Himbeer! Probiren Sie doch mal! Gift ist es nicht!"
Der nächste Wagen hat den berühmten Blick in die Zukunft", der an Personen unter achtzehn Jahren nicht verkauft werden darf. Hierzu erhält man drei Ansichts- Postkarten, zehn Briefbogen mit Kouverts, einen Kalender für das Jahr 1899, zwei hochinteressante Nummern eines Wigblattes und, um die Kauflust des Publikums noch mehr zu steigern, fünf der neuesten Kouplets: Komm Karlineken!, O Emma, o Emma 1, Weißt Du Mutter, was mir träumt hat? u. f. w.
Der letzte Wagen besitzt entschieden die meiste Anziehungskraft. Es ist ja möglich, fagte er, ich gehe heute erst zum fünften Ob das der Blick in die Zukunft", oder die Kouplets" machen, ist