Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 176.
Donnerstag, den 8. September.
1898
( Nachdruck verboten.) auf den ersten Ruf wieder stellen, zu den Feldarbeiten nach Hause entlassen und die Schwarze Schaar hat gar schwere Verluste erlitten."
72] Um die Freiheit. Geschichtlicher Noman aus dem deutschen Bauernkriege 1525. Von Robert Schweichel .
Rüd es ihnen nur auf," schaltete Florian Geyer ein; ,, denn der Götz und ich haben leider tauben Ohren gepredigt."
,, Stehet es also?" rief Wendel Hipler betroffen. Jekt rächt es sich bitter an uns, daß wir nichts davon haben hören wollen, die nach der Schlacht von Pavia entlassenen Fußknechte anzuwerben. Dem Feind haben wir sie zugetrieben und ihre Waffen auf unsere Brust gekehrt."
Florian Geyer , der bisher nachdenklich an seinem Schnurr Und vor fünf Tagen ist es bei Böblingen zu einer bart gedreht hatte, erhob jetzt den Kopf und sprach:" Unter mörderischen Schlacht gekommen," fuhr Hipler fort. Die den Feinden, die uns umdräuen, ist zweifellos der Truchseß. Württemberger haben sich mit großer Tapferkeit gewehrt, der stärkste. Haben wir ihn besiegt, haben wir mit den wie auch auch vordem; aber zuletzt haben sie weichen anderen ein leicht Spiel. Durch unsere Schuld hat er sich müssen. Ueber zwei Tausend von ihnen sollen ge- derart ausgewachsen. Ihm müssen wir uns daher vor allen fallen und auf der Flucht erstochen sein. Alle Dingen mit unserer größten Macht entgegenwerfen, ohne Wege, alle Wälder sind voll von Flüchtlingen, und wo der unseren Rücken bloßzugeben. Das fürnehmlichste ist daher, Truchseß in ein Dorf oder Städtlein einzieht, da hat der den und wir müssen es sogleich ins Werk sezen, daß die Fähnlein Henker bei sich und schaffet ihm reiche Arbeit. Auf die Pre- ihre Beurlaubten zurückrufen und daß der Ausschuß an diger des gereinigten Glaubens hat er es besonders ab- alle uns verbündeten Gemeinden ein Anschreiben richtet, gesehen. Es geht ihm aber ein absonderlich großer Schrecken sich zu rüsten und auf das erste Zeichen mit ihrer gevoraus. Das sind seine Eisenreiter und das Volt nennt sie sammten waffenfähigen Mannschaft uns zuzurücken. Denn wir Jörg's Tod." werden unseren Feinden gegenüber unsere ganze Macht
,, Mag er nur kommen, wir fürchten uns nit," rief Jakob brauchen; den mindesten Theil, um den Marienberg im Auge Köhl und schlug sich mit der Faust auf die Brust. zu behalten, einen anderen gegen den Henneberger und den
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Wendel Hipler nahm den Faden seines Berichtes wieder Landgrafen, den dritten gegen den Markgrafen und den größten auf: Alsobald wir durch Flüchtlinge von der Schlacht bei von allen, um dem Truchseß die Stirne zu bieten. Beschließet Böblingen erfuhren, thaten wir, was in unseren Kräften indeß nach meinem Antrage, denn wir haben keine Zeit zu stand, der Locher, Schickmer und ich. Da aber die Neckar - verlieren, und führet's aus." thaler hier bei den Odenwäldlern liegen, so hatte Aber wir müssen doch erst einen Feldzugsplan haben," unsere Aufmahnung keinen sonderlichen Erfolg. Die Land- wandte Kunz Bayer, der Schultheiß von Dettelfingen, ein. Ieute waren wohl willig zu fechten, allein die Städte waren ,, Den entwerfen und erwägen wir, derweilen unsere Eilzag und hatten bereits ihre Unterwerfungsschreiben an den boten laufen," erwiderte Florian Geyer . Die Hauptsache Truchseß eingeschickt. Ohne sie als zuverlässige Stüßpunkte, wird sein, daß wir uns nicht hier von unseren sämmtlichen war bei der geringen Macht, die wir sammeln konnten, jeder Feinden umdringen und wie einen Eber von den Jägern stellen Widerstand aussichtslos, zumal der Truchseß die Flüchtlinge lassen." von Böblingen , die der Jäcklein Rohrbach bei Hohenasberg„ Das ist das richtige," pflichtete der Kanzler ihm bei, fammelte, zersprengte. So bin ich denn hierher geeilt. Der inzwischen durch einen neuen Trunt sich gestärkt hatte. Helfet, Freunde, Brüder! Der Sieg unserer Sache wird nicht Wir müssen eine feste Stellung beziehen, in der wir es dem hier, sondern in Württemberg ausgefochten. Schlagen wir Truchseß, der nit fäumen wird, dem Bischof und dem Pfalzden Truchseß aufs Haupt, so schlagen wir damit alle unsere grafen Ludwig die Hand zu reichen, unmöglich machen, in das Feinde aufs Haupt." Bisthum zu fallen. Lasset ist die Briefe schreiben und sendet die Boten fort, wie es der Hauptmann Geyer vorgeschlagen hat. Mir vergönnet unterdessen, daß ich mich eine fleine Weile verruhe."
Der lange Lienhart stieß sein mächtiges Schwert klirrend gegen den Steinboden und rief:„ Necht hat er. Zu den Waffen denn! Auf, dem Truchseß entgegen!"
Der Ruf fand jedoch nur geringen Wiederhall. Kunz Bayer, der Pfennigmeister und Schultheiß von Ottelfingen, sagte vernehmlich:„ Wir sind halt Franken, keine Schwaben." ,, Und das Hemd ist uns näher als der Mittel," fügte Jakob Köhl hinzu.
Jörg Megler und Hans Flur drohten beiden mit den geballten Fäusten und Wendel Hipler starrte sie an, als ob er nicht recht gehört hätte.
„ Das ist die wahre Freiheitsliebe, die nur an sich denkt und den Bruder zu grunde gehen läßt," bemerkte Florian Geyer bitter.
,, Aber auch die Würzburger sind unsere Brüder, und wir haben ihnen gelobt, nicht von ihnen zu lassen, bis daß der Marienberg zerrissen ist," wandte der Pfarrer Bernhard Bubenleben ein, worauf der Brettheimer Metzler murrte: , weh, itt ist's gefehlt!"
,, Das wäre kein Grund, Bruder Pfarrer," hielt diesem der oberste Hauptmann des Tauberhaufens, Hans Kolbenschlag, ein breit und fest auf sich ruhender Mann, entgegen. Denn wir haben just gehört, wie übel es auf dem Schloß ausschaut. Wir haben aber auch gehört, daß der Bischof Konrad mit dem Pfalzgrafen und im Norden der Henneberger mit dem Landgrafen von Hessen uns bedroht."
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,, Wir brauchen wohl alle eine kleine Stärkung. Ich bin allbereits hungerig als wie ein Wolf," ließ sich Jakob Köhl bernehmen. Aber mein Antrag?" fragte Florian Geyer mit ge runzelter Stirn.
,,, da ist halt feiner gegen," meinte der oberste Hauptmann, und von allen Seiten erscholl ein Nein.
Als Wendel Hipler die Kirche verließ, trat ihm aus der Menge, die das Gerücht von seiner Ankunft vor derselben versammelt hatte, die schwarze Hofmännin entgegen und erkundigte sich, ob er etwas vom Jäcklein Rohrbach wisse.
Ach, Ihr seid's, Hofmännin?" antwortete Hipler zögernd. Hm, der Rohrbach! Ja, von dem weiß ich Euch kaum gutes zu vermelden. Ihr wisset halt selbst, wie es im Krieg zu gehet."
" Todt," murmelte sie.
" Ich habe halt nur vernommen, daß er gefangen ist worden, bei Hohenasberg von dem Truchseß."
„ O, das ist schlimmer als todt," stöhnte sie. " Freilich; denn er befehligt das Strafgericht zu Weins berg ," gab Wendel Hipler mit einem mitleidigen Blicke zu. Sie fah ihn forschend an und fragte:" Was meinet Ihr?"
Und im Osten der Markgraf Kasimir," ergänzte Gregor ,, Nun, Hofmännin, Ihr möget's Euch selber ausdenken. von Burgbernheim , der Hauptmann der Markgräfischen. Es Auch der Melchior Nonnenmacher, der dem Grafen von Helfenwar ein noch nicht dreißigjähriger Mann, der höchst selten stein zum Gang in die Spieße aufspielte, wurde gefangen, schon einmal das Wort ergriff. Er hat sich an der Rothenburger etliche Tage vor ihm. Es ist eine große Schlacht bei BöbGrenze zusammengeballt und senget und brennt, noch freilich lingen gewesen und der Nonnenmacher hatte einen Unterin seinem eigenen Land." schlupf in Sindelfingen gefunden. Die Bürger lieferten ihn an den Truchseß aus. Als es Nacht wurde, ließ der Truchseß ihn auf dem Schlachtfeld mit einer Sette an einen Apfelbaum. binden, so daß er zwei Schritte um denselben laufen konnte,
„ Und überdem sind wir nit schlagfertig," nahm Hans Kolbenschlag von neuem das Wort. Wir haben viele und just die zuverlässigsten Leute, weil wir sicher sind, daß sie sich